Journal Freitag, 12. Juni 2015 – #12von12 und #distractinglysexy
Samstag, 13. Juni 2015 um 9:16Auch gestern wurde ich erst in der Arbeit daran erinnert, dass wieder #12von12 war. Mein Plan war gewesen, heute eine Reihe Rosenfotos zu zeigen (ist heuer ein besonders gutes Rosenjahr? noch nie sind mir auf meinen Wegen so prächtige Rosen aufgefallen), also hatte ich zumindest nach meinem Crosstrainerstrampeln auf dem Weg in die Arbeit bereits Fotos gemacht.
Eigentlich streikt ja die Post. Deshalb war ich überrascht, als es morgens an der Firmentür klingelte und ich eine Lieferung Büromaterial erhielt, das ich erst am vorherigen Nachmittag bestellt hatte.
Eine Kollegin meldete sich über Skype aus dem Home Office wegen eines Computerproblems. Ich konnte ihr nicht nur helfen, sondern schickte ihr auch den Link zu DEM Tipp schlechthin für alle Computerprobleme.
Ein sommerlicher Tag, der Biergarten vor dem Fenster war ausgelastet.
Mittags Zeitung gelesen, Brotzeit waren Reste der vorabendlichen Mahlzeit.
Ereignisloser Arbeitstag. Betrachtung der Heerscharen von Symbolen an meinem Bildschirmrand – ich nehme keines davon wahr.
Feierahmd!
Erst diese Woche fiel mir auf meinem Heimweg ein Haus an der Theresienwiese auf, Höhe St. Paul, von dem ein Einhorn herabblickt. Gestern hielt ich es fest.
Die Linden sind gerade in voller Blüte und duften – betörend Hilfsausdruck.
Einen so schönen und auch noch freitäglichen Sommerabend wollte ich draußen verbringen. Nachdem ich mir bei jedem Vorbeiradeln denke, “Warum gehen wir eigentlich nicht mal hierhin?”, spazierte ich mit Herrn Kaltmamsell zum Biergarten des Paulaner Bräuhauses. Wir hatten Mühe einen Platz zu finden, denn ein Drittel des Biergartens war von einer Firmenteambuildingveranstaltung okkupiert, in internationaler Zusammensetzung. Über unserem Abendbrot erklärte ich Herrn Kaltmamsell (dem als Lehrer solche Dinge völlig fremd sind), was er da sah: Businessmenschen in Freizeitkleidung, in diesem Fall inklusive Partnern/Partnerinnen, spielen in Gruppen Spiele gegeneinander, das ganze in einer Umgebung mit heftiger und deutlich lokaler Kultur (die heimischen Gastgeber trugen auch brav Lederhosen und Karohemd), man trinkt Alkohol und vergnügt sich energisch auf eine Art und Weise, die einem in privatem Umfeld sehr wahrscheinlich nie in den Sinn käme – das ist ja das Bereichernde daran.
Unangenehmerweise nahmen die teambuildenden Herrschaften die Veranstaltung sehr ernst: Sie jubelten und feuerten in einer Lautstärke an, dass mir nicht nur mehrfach vor Schreck fast die Gabel aus der Hand fiel, sondern auch Konversation unmöglich wurde. Obwohl ich mir eigentlich den ganzen Abend im Biergarten vorgestellt hatte, brachen wir deshalb so bald wie möglich auf. Hinter uns riefen erste nicht teambuildende Biergartengäste: “Shut! Up!”
Heim wollte ich aber auf keinen Fall, also spazierten wir ins Auroom. Diese ernsthafte Cocktailbar war dann auch genau das Gegenteil eines lärmenden Biergartens und herrlich entspannend. Ich bat um den furztrockenen Schokoladencocktail, der mich hier vor Jahren begeistert hatte (Dry Chocolate Martini, wie sich herausstellte), Herr Kaltmamsell orderte einen Auroom Old Fashioned, der mit einer Glas füllenden Eiskugel serviert wurde. Beides ganz ausgezeichnet.
Danach hatten wir Lust auf mehr. Ich fragte den Barkeeper Alexander, ob es denn sehr albern sei, beim Cocktailbestellen von einem bestimmten Glas auszugehen: Ein bauchiger Tumbler im beleuchteten Regal hatte es mir angetan. Der Herr ging darauf ein, erklärte mir aber, das sei eigentlich ein Wasserglas, abgesehen davon werde darin guter Rum pur serviert. Darauf hatte ich aber gerade keine Lust. Er bot mir einen ähnlichen Tumbler an, in dem klassischerweise Sours serviert würden. Nachdem er ein paar Vorlieben abgefragt hatte (gerne sauer und frisch, Rum ist ok), bekam ich einen Five Island Sour (wenn ich das richtig verstanden habe).
Herrn Kaltmamsell gelüstete es nach sowas wie Brandy Alexander. Daraus wurde der süße Cocktail Rumkugel mit Rummen, Macadamia, Schokolade, Karamell.
§
Außerdem möchte ich unbedingt ein paar von den Wissenschaftlerinnen festhalten, die sich auf Twitter über den Nobelpreisträger Tim Hunt lustig machten:
Tim Hunt, an English biochemist who admitted that he has a reputation for being a “chauvinist”, said to the World Conference of Science Journalists in Seoul, South Korea: “Let me tell you about my trouble with girls … three things happen when they are in the lab … You fall in love with them, they fall in love with you and when you criticise them, they cry.”
Unter dem Hashtag #distractinglysexy illustrierten sie die Gültigkeit seines Vorwurfs. Hier einige Beispiele. (Nebeneffekt: Haufenweise Fotos von weiblichen Rollenvorbildern in Forschung und Wissenschaft!)
die Kaltmamsell15 Kommentare zu „Journal Freitag, 12. Juni 2015 – #12von12 und #distractinglysexy“
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13. Juni 2015 um 11:08
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Made my day
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13. Juni 2015 um 11:17
HaHa.. und YES! made my day und so gern gelesen! Weitere Kommentierung unterlasse ich besser, meine bessere Hälfte ergeht sich sonst wieder in nervtötenden wiederholten Sentenzen zu Genderwahnsinn und wie doch die (armen) Männer die eigentlich diskriminierten seien (sic). Aber sonst ist er schon mein Bester.
LG
ma-san
13. Juni 2015 um 11:50
Wie immer gerne gelesen. Und kennen Sie den?http://standardissuemagazine.com/in-the-news/tim-hunt-science-cun/
13. Juni 2015 um 12:39
all diese großartigen bilder sollten wir kleinen mädchen zeigen, damit sie sehen, was für großartige berufe auf sie warten – beyond topmodel, charity-lady oder soap-star!!
13. Juni 2015 um 12:58
Ach, ach, dürfen denn “nur” die Naturwissenschaftlerinnen Wissenschaftlerinnen und Rollenvorbilder für kleine Mädchen und sexy sein? Das ist zum Weinen!
13. Juni 2015 um 13:27
Sagt wer, Rebecca?
13. Juni 2015 um 15:49
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Made my day
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13. Juni 2015 um 18:32
Rebecca, jetzt müssen Sie aber auch ein Bild aus IHREM Büro tweeten :D
Herrliche Bildersammlung!
13. Juni 2015 um 18:38
Verehrte Kaltmamsell,
Sie nicht! Und auch nicht die Wissenschaftlerinnen bei Twitter!
Ich hole, wenn Sie erlauben, etwas weiter aus:
1. “sexy”
Mir war beim Lachen über die Aktion und die paradoxen Bilder und Texte stets gegenwärtig, dass ein Kommentar wie der von Tim Hunt in jedem Hochschul-Umfeld fallen könnte – strukturell stehen wir alle vor den gleichen Problemen und unter den gleichen gläsernen Decken. Und nicht überall können die Damen ihre Reize zum Schutz der Herren unter Schutzanzügen verstecken. Die Formulierung ist bewusst provokant.
2. “Wissenschaft = Naturwissenschaft”
Der Kommentar über meinem hat, nolens volens, bei mir eine empfindliche Stelle getroffen: In meinem Berufsumfeld (südwestdeutsches Gymnasium) wird den Kindern (allen) schon sehr früh und mit den (gerne und oft und unkritisch genutzten) Mitteln der benachbarten chemischen Industrie suggeriert, dass Wissenschaft Naturwissenschaft sei. Bei mir verfestigt sich der Eindruck, dass eine Propagandamaschine sondergleichen angelaufen ist. Weder verfügen “die” Geisteswissenschaften über die Mittel der (chemischen) Industrie, noch sind geisteswissenschaftliche Methoden und Inhalte Kindern so leicht und so bunt zu vermitteln wie naturwissenschaftliche Inhalte (deren Berechtigung und Komplexität ich nicht in Abrede stellen möchte!). Das ist in Zeiten des Gottes “Anwendbarkeit” sehr fatal – und der Kampf um die besten Abiturienten kein Kampf auf Augenhöhe.
3. “Rollenvorbilder für kleine Mädchen”
Dazu kommt die gezielte Förderung der Mädchen in den Naturwissenschaften – hier werden alle Mädchen über einen Kamm geschert, die Frage, ob konkret Mädchen Förderung benötigen, wird nie gestellt, und es wird auch nicht gefragt, ob man durch solche Fördermaßnahmen den Mädchen nicht einen Förderbedarf einredet. Außerdem sind mir, nebenbei bemerkt, keine Vorstöße bekannt, alle Jungen im geisteswissenschaftlichen Bereich zu fördern – vielleicht, weil es ebensowenig nötig ist, wie die Mädchen in den Naturwissenschaften zu fördern?
Herzlich,
Rebecca
13. Juni 2015 um 18:50
@Berit …mit oder ohne Brüste/Schutzanzug? :-)
14. Juni 2015 um 9:59
Vielen Dank für die Erklärung, Rebecca: Ich verstehe und stimme Ihnen zu. Wo man übrigens sehr gut sehen kann, wohin ein Schulsystem führt, dass sich rein an Anwendbarkeit und Monetarisierug orientiert, ist Israel. Lila weiß als Ausbilderin von Kunstlehrern dort von jungen Erwachsenen zu berichten, die noch keine Stunde Kunstunterricht in ihrem Leben hatten – sehr traurig.
15. Juni 2015 um 8:43
@rebecca: wenn ich hier täglich in der fußgängerzone all die kleinen mädchen sehe, die im feenkostüm und mit kinderschminke (!) und nagellack rumhopse, wünsche ich mir tatsächlich auch andere rollenvorbilder. was nicht heißt, dass kleine mädchen nicht auch zirkusclown, kindergärtnerin, ballettänzerin oder fischverkäuferin werden sollen. mich käst nur das “ich will wie kim kardeshian werden” ziemlich an. und, ja, als literaturwissenschaftlerin stimme ich ihnen zu, dass wissenschaft nicht ausschließlich naturwissenschaft sein muss. es wird zeit für sexy-bilder von lesenden frauen (und männern!).
15. Juni 2015 um 10:08
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Made my day
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17. Juni 2015 um 13:27
made my day.
2. Januar 2016 um 23:16
#distractinglysexy made my evening! [Das hatte ich gar nicht mitbekommen… danke!]