Journal Mittwoch/Donnerstag, 3./4. Juni 2015 – Sommerstart
Freitag, 5. Juni 2015 um 6:41Am Mittwoch ein ziemlich spätes erstes Mal der Saison: Frühstückskaffee auf dem Balkon.
In der Arbeit nochmal daran erinnert worden, warum ich da unbedingt weg wollte. (U.a. Auftraggeber, die erst nach Erteilung von Auftrag nachdenken, was sie wollen.)
Feierlicher Abend mit riesigem Porterhouse Steak von Rind aus Hermannsdorf (dazu großartiges Karottengrünpesto, von Herrn Kaltmamsell hergestellt) und spanischem Lieblingsrotwein.
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Fronleichnam begann ich wieder mit Kaffee auf dem Balkon. Die Amseln, die wir regelmäßig mit Rosinen füttern, störten sich kaum an meiner Anwesenheit. Zwei Eichhörnchen beim Spielen beobachtet, mich an einem jungen Kleiber gefreut, der ungewöhnlich wenig schreckhaft ist (sonst fliegen Kleiber bei jeder Bewegung auf dem Balkon fort), aber das Fressen am Meisenknödel noch nicht kann: Er muss sich mit den herabgefallenen Bröseln begnügen.
Dann: Eröffnung der Freibadsaison (eine Woche zuvor hatten wir noch geheizt, verrückt). Am und im Schyrenbad ging es zu wie an einem Feiertag in den Ferien, dennoch konnte ich ganz gut Bahnen schwimmen. Nach fast zwei Monaten Pause hätte ich mich durchaus mit weniger als 3.000 Metern begnügt, doch es lief wunderbar.
Als ich nach der Schwimmrunde zu meinem Handtuch zurück kam, machte sich gerade auf einem ausgebreiteten Liegeplatz nebenan eine Krähe über eine Bäckertüte her. Ich verscheuchte sie und wies eine Handtuchnachbarin lachend darauf hin. Die meinte lediglich lapidar, sie habe schon öfter beobachtet, wie Krähen Brotzeit klauten. Und tatsächlich kam die Krähe zurück und zupfte weiter an der Papiertüte. Bevor ich sie vertreiben konnte, hatte sie schon eine Vollkornsemmel im Schnabel und flog davon. Sie (oder eine andere Krähe) kam ein paar Minuten später zurück und näherte sich wieder dem einsamen Liegeplatz mit zerrissener Bäckertüte. Diesmal blieb ich aber daneben stehen, bis die Krähe sich trollte.
Ich legte mich mit diesem Ausblick auf meine Decke.
Wenn Bügeln meine Gelegenheit ist, Podcasts zu hören, höre ich im Freibad am ausgiebigsten Musik. Über den Winter hat sich Herr Kaltmamsell die Mühe gemacht, die zahlreichen Mischkassetten zu digitalisieren (sowie zu identifizieren und beschriften!), die mir in den 80ern und 90ern Freunde und Freundinnen aufgenommen haben, manche auch ich selbst; das geht von damals aktueller Popmusik über Themenkassetten mit Blödsinn (teilweise eigens eingesprochen) und Filmmusik bis zu Demos von Lokalbands und Konzertmitschnitten des eigenen Chors. Diese 370 Stücke begann ich in Zufallsauswahl zu hören und war praktisch durchgehend am Schmunzeln.
Zweimal wurden im Freibad Eltern kleiner Kinder ausgerufen (einmal 2, einmal 4 Jahre alt), die elternlos im Plantschbecken gefunden worden waren – sind Freibäder der Autobahnrastplatz fürs Kinderaussetzen?
Daheim Arbeitsvertragsformulare ausgefüllt, Unterlagen zusammengesucht, offene Fragen notiert.
Zum Nachtmahl echtes Sommeressen: Wassermelone mit Feta und Minze – sehr 2012, ich weiß.
Dazu den letzten Film der Cornetto-Trilogie: The World’s End. Gefiel mir sehr gut (vor allem möchte ich bitte noch viel mehr Nick Frost sehen), aber mein Liebling bleibt Hot Fuzz.
https://youtu.be/n__1Y-N5tQk
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Sarah Miller ist ausgesprochen sauer über eine weitere Geschichte, die beweisen soll, dass Weinexperten nur Blödsinn daherreden. Ihre Tirade ist unter anderem lesenswert, weil sie viele Aspekte der aktuellen Fachdiskussion über Weine und Weinanbau anspricht. Und weil sie viele Standardargumente gegen die Möglichkeit einer schieren Existenz von Weinkennerschaft auseinander nimmt.
“Cheap wine sucks: A manifesto”.
People from a 2008 study of people who don’t know anything about wine, and now also this small part of the staff of Vox, like cheaper wine. That’s fine. Cheaper wine is generally sweeter and people in general, especially Americans, like sweet things. In particular, that $8 Santa Rita Cabernet is from a huge producer, and those huge producers notoriously deploy additives—things like oak chips and weird grapey flavors—so their wines are universally appealing. Imagine a study where you asked 19 people to try Honey Nut Cheerios alongside some more expensive and less adulterated cereal, except the Honey Nut Cheerios were liquid and red and after two bowls of them you wanted a cigarette, and afterwards most of the people in the study were like “Honey Nut Cheerios rule.”
(…)
There’s no separating the anti-intellectualism about wine knowledge from other kinds of anti-intellectualism.
via @ankegroener
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Mittwoch/Donnerstag, 3./4. Juni 2015 – Sommerstart“
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5. Juni 2015 um 8:55
Ich ärgere mich, wenn neben den Papierkörben der öffentlichen Verkehrsbetrieben MCDoof Becher und Schachteln liegen über die Idioten, die zu blöd sind diese ordentlich wegzuwerfen. Doch während ich letztens auf den Bus wartete, konnte ich ein Krähe beobachten, die hartnäckig mit Ihrem Schnabel zuerst die braune Tüte mehrfach anhob und schüttelte. Dabei plumpste wieder der Getränkebecher auf den Boden, da die Tüte sehr weit oben lag. Danach schaffte sie noch die Box raus zu schütteln. Und als damit die Tüte leicht genug war und auch schon ordentlich aufgerissen, konnte sie in die ganze Tüte rausfliegen, auf den Boden plumpsen lassen um dann die Pommes, die noch drin waren, zu verspeisen. Sehr beeindruckend.
5. Juni 2015 um 9:25
Man hat ja inzwischen herausgefunden, dass Krähen kognitive Fähigkeiten haben (z. B. Lösen abstrakter Aufgaben), die man lange Zeit nur Menschen und Affen zusprach (ein wissenschaftliches Experiment mit Spielkarten ging vor ein paar Monaten durch die Presse, wenn ich mich recht erinnere). Sie nutzen und biegen sich z. B. auch verfügbare “Werkzeuge” zurecht, um an Futter zu kommen. Ganz erstaunliche Tiere!
6. Juni 2015 um 17:22
Warum soll etwas, das 2012 hervorragend geschmeckt hat, dies drei Jahre später nicht mehr tun? Danke für die Erinnerung an diesen wirklich erfrischenden Sommersalat…