Journal Freitag/Samstag/Sonntag, 17./18./19. Juli 2015 – Hochsommer erschwommen und erlaufen

Montag, 20. Juli 2015 um 7:17

Am Freitag auf dem Heimweg beim Verdi keinen vertrauenserweckenden Fisch mehr bekommen (Ende Ramadan und Freitagabend – was hatte ich erwartet?), in der ebenfalls fast leergekauften Fleischtheke Merguez entdeckt. Von der Hitze erschöpft, bat ich Herrn Kaltmamsell um Zubereitung.

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Der Samstag startete bewölkt. Ich ging Schwimmen ins Schyrenbad, es lief wunderbar – Forelle Hilfsausdruck. Nach meinen 3.000 Metern war die Sonne herausgekommen, ich legte mich in diese.

Nachmittags bereitete ich Bagelteig (Übernachtgare im Kühlschrank), zudem aus Ernteanteil und Zugekauftem Caponata. Jetzt weiß ich also auch, wie frische Aubergine aussieht und duftet – möglicherweise hatte ich zum ersten Mal eine unterm Messer, die nur wenige Tage zuvor geernetet worden war: Aubergine ist ja eigentlich knackig und saftig!

Nicht gemacht am Samstag: An ihrem Tag der offenen Tür die Hauptfeuerwache besucht (Feuerwehr!), in Schönbrunn beim Kartoffelkombinat mitgegärtnert.

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Sonntag überraschend lang geschlafen, Morgenkaffee auf dem Balkon. Als ich mich zum Laufen fertigmachte, kam Herr Kaltmamsell gerade von seiner Runde Zombie Run zurück: “Ich lass dich da nicht ohne Wasser raus.” Also kramte ich den ausgeleierten Gummigürtel mit Trinkfläschchen heraus und füllte zwei davon.

Schon als ich mein Rad am Tierpark in Thalkirchen abstellte, war ich darüber froh – obwohl es gar nicht so heiß war. Unterwegs füllte ich die Fläschchen mehrfach nach (Klo im U-Bahnhof Thalkirchen, Brunnen am Schleusenwärterhäuserl Maria Einsiedel).

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Zum ersten Mal jemanden im Isarwerkkanal schwimmen sehen. Er zog an einer Schnur ein Päckchen hinter sich her, in dem ich Kleidung vermutete. Erinnerte mich umgehend an Torbergs Tante Jolesch, in der sich Dschingo Deutscher verteidigt: “Ich habe nicht gebadet – ich bin nach Hause geschwommen.”

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Als ich gerade gefrühstückt hatte, rief meine Mutter an: Mein Onkel aus Madrid sei samt Tante in München, wir träfen uns alle um drei am Marienplatz. Das war ausgesprochen ungünstig, da ich den Sonntagnachmittag für aufgeschobene Erledigungen brauchte. Ich jammerte, warum sie mir denn nicht ein wenig früher Bescheid gegeben habe und sagte ab. Wirklich blöd, denn das geplante Bügeln hätte ich durchaus verschieben können – ich habe wirklich genug Kleidung. Aber ich wollte unbedingt noch das Buch für die nächste Leserunde am Donnerstag lesen: Nabokovs Lolita. An dem einen freien Abend in den Tagen bis dorthin würde ich das unmöglich schaffen. Mit mehr Vorlauf hätte ich den Samstagnachmittag dafür genutzt. Und gerade bei diesem Buch hatte ich mich sehr auf das Wiederlesen gefreut; laut Notiz im Buch ist mein erstes Lesen 24 Jahre her.

Also las ich bis halb sieben, alle halbe Stunde nach einer neuen Sitzposition suchend, die die Hüftschmerzen vom Sport erträglich hielt – Ibu hatte ich ohnehin bald eingeworfen.

Zum Nachtmahl gab es die mittags gebackenen Bagel, Caponata und einen Salat, den Herr Kaltmamsell geschnippelt hatte: Stangensellerie aus Ernteanteil, Äpfel, Walnüsse, Zitronensaft und Olivenöl – köstlich.

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Ins Bett gegangen zu Sommerregen.

Nicht gemacht am Sonntag: Tanzen auf dem Kocherlball.

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“28 Things Every Book Lover Wants Their Partner To Know”.

Es erleichtert die Sache, wenn zwei book lovers zusammenkommen.

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Freitag/Samstag/Sonntag, 17./18./19. Juli 2015 – Hochsommer erschwommen und erlaufen“

  1. Jule meint:

    “Forelle Hilfsausdruck” klingt, als würden Sie neben Nabokov auch noch Wolf Haas lesen.

  2. Trolleira meint:

    Jetzt hatte ich mich schon so auf einen Bericht vom Kocherlball gefreut… :-(

  3. Petra_s meint:

    Ich bin hin – und hergerissen. Muss den Kopfschütteln und gleichzeitig Bewunderung zeigen.
    Mit dieser Begründung hätte ich so einem Verwandschaftstreffen nie fernbleiben können! Da wäre meine Mutter aber sowas von beleidigt gewesen. Und die Tante auch.
    Böse Zunge, die allerdings selbst davon profitieren, sagen dazu “Du springst immer wenn einer pfeift”.
    Und tatsächlich reut es mich auch schon mal. Aber man kann so schwer aus seiner Erziehungshaut.

  4. Sabine meint:

    Ich weiß jetzt nicht wie nah, sympathisch oder auch wichtig Ihnen Onkel und Tante aus Madrid sind, aber für manche Spontanerlebnisse sollte man kein Pflichtbewusstsein vorziehen…gerade bei älteren Verwandten.

  5. Rubyeva meint:

    Ich freue mich über die Anmerkungen “Nicht gemacht”. Wie oft setzt man sich selbst unter Druck, alles Mitzuerleben, Mitzumachen. Ja, man/frau gibt dabei auch die Chance auf schöne Erlebnisse auf, aber das Sich-Zeit-Lassen für den Alltag ist ungemein bereichernd.

  6. Cohen66 meint:

    >>rief meine Mutter an: Mein Onkel aus Madrid sei samt Tante in München, wir träfen uns alle um drei am Marienplatz. <<

    Sie haben allen Ernstes wegen Bügelwäsche abgesagt, das nenne ich mal Chuzpe, eine andere Bezeichnung will mir nicht einfallen. Aber ich dachte mir schon, das Sie mit Ihrem neuen Arbeitgeber wieder in diese Richtung verfallen würden. Habe ich zuletzt gelesen.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Sie sind süß, Cohen66. Und jetzt lesen Sie oben nochmal nach, warum ich abgesagt habe.
    Aber nein – Sie wollen mich ja missverstehen.

  8. Neeva meint:

    Merguez? In München? Wo ist dieser Supermarkt?

  9. antje meint:

    da scheint es der erste Wickelfisch (http://www.tiloahmels.ch/wickelfisch.php)
    in die Isar geschafft zu haben.

    Hier sind sie mittlerweile fast überall ausverkauft – kein Wunder bei der Masse der dies-sommrigen Rheinschwimmer.
    lG aus Basel
    Antje – gerade dem Rhein entstiegen

  10. Julia meint:

    Etwas weiter Rheinabwärts, so bei Rheinkilometer 498 (als Wiesbadenerin verbietet sich der Hinweis auf “Höhe Mainz”), war ich neulich auch planschen. Mehr ist an dieser Stelle nicht mehr möglich, da der Strom ordentlich Schmackes hat und die Rheinschiffe ihr Übriges dazu beitragen, dass das Schwimmen lebensgefährlich wird. Aber in einer kleinen Bucht kann man zumindest etwas untertauchen. Herrlich!

    Ich war am Kocherlball-Wochenende in München und konnte mich nur wundern, dass heuer 12.000 Münchner vor Ort waren. In meinen Anfangstagen in München war das noch ein Geheimtipp, zu dem an die Tradition der Bediensteten erinnert wurde, die nur früh morgens zum Tanz gehen konnten (so wurde mir das damals erklärt). Jetzt ist es ein weiterer Karnevalsevent im Countdown zur Wiesn. Ja, mei…

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