Journal Samstag, 12. Dezember 2015 – #12von12
Sonntag, 13. Dezember 2015 um 8:47Um sieben aufgewacht, Milchkaffee gemacht.
Die neuen Laufschuhe für den gestrigen Blogpost fotografiert und gepostet (wird’s hier gerade rekursiv?).
Schon Donnerstagabend hatte ich mit Herrn Kaltmamsell besprochen, was wir am Wochenende kochen würden: Am Samstag mit dem Chinakohl aus Ernteanteil Chinakohl-Lachsnudeln, am Sonntag mit dem Sauerkraut aus Ernteanteil Szegediner Gulasch. Dafür schrieb ich eine Einkaufsliste, mit der Herr Kaltmamsell Einkaufen ging.
Morgensport I (Shred) vorm Fernseher.
Weil Zeit war: Morgensport II auf dem Crosstrainer.
Amerikanischen Apfelkuchen zubereitet, aus Lippertshofener Äpfeln (von Elternfreunden) und mit Haselnüssen aus Elterns Garten. Hier kurz vor Ofen.
Aus einem grauen Morgen war ein sonniger Tag geworden. Auf die kleine Einkaufsrunde (Brotzeit für die nächste Woche) begab ich mich mit viel weihnachtlichem Glitzer.
Der Winterabendhimmel biederte sich wieder mit Prachtfarben an. Aber halt schon wieder vor halb fünf.
Der Bügelberg wollte und wollte einfach nicht von selbst verschwinden. Ich half seufzend nach. Musikbegleitung: Soundtrack der BBC-Serie Sherlock, Season 3. (Der von Season 2 gefällt mir deutlich besser, den kaufte ich dann gestern.)
Zusammen mit Herrn Kaltmamsell kochte ich die Chinakohl-Lachs-Nudeln fürs Abendessen (ist in diesem Haushalt mittlerweile ein Standardgericht, hier habe ich das Rezept notiert). Zur Kochbegleitung gab’s Singapore Sling.
Zum Abendbrot dann gab’s einen Wieninger Gemischten Satz (passte hervorragend) und das Literarische Quartett vom Vorabend. Ich musste so viel in den Fernseher schimpfen (vor allem auf Max Biller – den kannte ich zuvor nur schriftlich), dass Herr Kaltmamsell ganz verschreckt war. Aber 1. dürfen Fußballfans auch in den Fernseher schimpfen, und 2. wenn die nicht mal die Handlung der Bücher korrekt wiedergeben! Genau dieses unpräzise Geschwurbel verursacht den schlechten Ruf des Feuilletons. Sehr freute mich all das Lob für Bov Bjergs (der ja dann doch nicht wirklich so heißt, puh) Auerhaus. Dass Daniel Cohn Bendit darin eine unbändige Lebensfreude sah, hat allerdings sehr wahrscheinlich mehr mit ihm als mit dem Roman zu tun.
(Kann es sein, dass Herr Biller sehr stolz darauf ist, eine richtig unangenehme Person zu sein?)
Vor dem Schlafen noch auf instagram geguckt, was die anderen so #12von12en.
§
Warum die natural wine-Bewegung wirklich revolutionär ist:
“Reiner Wein? Was drin ist und nicht draufsteht: Zusatzstoffe und co.”.
Per Katalog kann man Hefen bestellen, die das Aromaprofil des avisierten Wunschweins bereits im Gepäck haben. Will ich Pfirsich im Riesling haben? Kein Problem. Mehr grüne Paprika und Stachelbeere im Sauvignon? Für jede Rebsorte ist eine passende Aroma-Hefe vorrätig. Viele bringen noch weitere Features mit: Suche ich eine Hefe, die die Polyphenole stabilisiert, oder lieber eine Säure erhaltende Hefe, die den biologischen Säureabbau hemmt? Möchte ich lieber ein terroirgeprägtes Geruchsprofil mit einer cremigen Textur und einem persistenten Mundgefühl? Oenoferm wild & pure macht es möglich. Im Labor werden Hefen konzipiert, die Terroir in der Nase und Textur am Gaumen vorgaukeln.
(…)
Eines der am meisten diskutierten Themen in Sachen Wein ist derzeit Schwefel. Und das dürfte so sein, weil der Schwefel der einzige Zusatz ist, der auf dem Etikett steht. Was nicht draufsteht, muss nicht diskutiert werden.
(…)
Das will doch kein Mensch saufen, mag man meinen, doch dem ist leider nicht so. Die Verbraucher wünschen gleichbleibende Geschmacksbilder, Jahrgangsschwankungen sind unerwünscht, Weine werden zu Marken ausgebaut, Geschmacksbilder infantilisiert und die Weine müssen immer jünger auf den Markt, das Ganze auch noch zum günstigsten Preis.
(…)
Die Unterscheidung böse Industrie und guter Biowinzer funktioniert hierbei auch nicht so einfach, denn der Biowinzer kann ebenso auf technische Hilfsmittel zurückgreifen wie alle anderen, sie müssen nur zertifiziert sein.
(…)
Über neunzig Prozent der zugelassenen Hilfsmittel sind eigentlich überflüssig und dienen nur dazu, zu reparieren, was durch Unachtsamkeit, Nachlässigkeit oder durch einen schwierigen Jahrgang in die Hose gegangen ist. Dabei braucht guter Wein eigentlich nichts außer Trauben, Temperatur und Zeit.
via @vinoroma
Als ich vergangenes Jahr bei vinoroma natural wine / orange wine verkosten durfte, teilte die gastgebende Sommelière erst mal eine Liste mit allen Zusätzen aus, die bei Bio(!)weinen erlaubt sind. Es waren eine DinA4-Seite voll. Die nicht mehr ganz neue Gegenbewegung versucht, davon weg zu kommen. Doch wie im Artikel ja betont, braucht es dafür hohe Winzerkunst und Sorgfalt (unter anderem peinliche Sauberkeit). Die kosten Zeit und Geld, außerdem ist das Meiden von Hilfsmitteln mit wirtschaftlichen Risiko verbunden. Wird sicher nie eine Massenbewegung, ist meiner Überzeugung nach aber unbedingt fördernswert.
die Kaltmamsell13 Kommentare zu „Journal Samstag, 12. Dezember 2015 – #12von12“
Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.
13. Dezember 2015 um 10:13
Und schon ist die Gegenbewegung zur herrschenden Mode die neue Mode geworden:
RAW – die nächste Sau durchs Weindorf :-)
(Ein anderer “natürlicher” Wein wäre übrigens Glühwein.)
13. Dezember 2015 um 12:16
” Das literarische Quartett” ist für mich Schmierentheater. Die Ekelrolle ist nach MRR jetzt mit Maxim Biller würdig besetzt, einem begnadeten Selbstdarsteller. Sonst wäre es ja wohl viel zu langweilig.
13. Dezember 2015 um 14:24
Was für einen ausgefüllten Tag sie hatten. Die Strümpfe sind toll.
13. Dezember 2015 um 14:53
Ich kann gut verstehen, wenn konventionelle Weintrinker mit dem Geschmack extremer natural wines Schwierigkeiten haben, SvenM – sie schmecken sehr anders. Wir waren uns bei der Verkostung vor einem Jahr einig, dass unser bisheriges System der Einordnung von Weingeschmack nicht mehr funktionierte. Sie deshalb pauschal mit “Bah, humbug” abzutun, wirft allerdings ein schlechtes Licht auf den Abtuer.
13. Dezember 2015 um 18:51
Halb fünf Sonnenuntergang wäre ja noch Gold, hier verschwindet sie pünktlich um vier. Aber wenigstens ist das schon der Tiefpunkt, bald geht es wieder aufwärts. Für mich die eigentliche Bedeutung von Weihnachten.
13. Dezember 2015 um 19:12
Ich liebe die Strümpfe! Weißt Du noch den Hersteller?
13. Dezember 2015 um 19:17
Leider nicht, Caro – habe ich letztes Jahr aus einer Grabbelkiste gerettet, war ein mir unbekannter Hersteller.
13. Dezember 2015 um 19:28
Ein beinah exzentrisches Outfit. Sehr sympathisch!
13. Dezember 2015 um 23:29
Schade! So wunderschön! Vor allem in der rasanten Schuh-Kombination!
14. Dezember 2015 um 10:58
Wer Wein ohne irgendwelche Zusatzstoffe trinken will kann das ganz einfach haben, nämlich indem er / sie sich koscheren Wein besorgt.
14. Dezember 2015 um 12:55
Wer ist für Reparaturen im Haus Kaltmamsell zuständig? Aufgepasst: Steckdose neben dem Herd ist lose!
15. Dezember 2015 um 7:44
Noga, das ist ein irrglaube den ich oft begegne. Kosher wein erlaubt die zusatz von hefen, sulfite und filtrationsagenten so lange sie kosher sind – alles nicht benutzt im sogenannten naturwein. Ausserdem sind viele kosherweine pasteurisiert, was bei naturwein auch nicht erlaubt ist.
15. Dezember 2015 um 11:17
Habe mal eine Fortbildung für Chemielehrer über Wein besucht, in einem Weinland nicht so erstaunlich. Ein Lebensmittelchemiker stellte uns Stunde um Stunde Fehlgärungen vor, an denen wir schnüffeln durften. Nein, getrunken hat das keiner, wegen igitt und so.
Und dann erzählte er, was er dann reinschmeisst, wenn mal wieder ein verzweifelter Winzer anrief und um Hilfe bat, weil ein Fass oder der ganze Keller in die falsche Richtung abdriftete.
Damals hat der Wein für mich komplett seine Unschuld verloren.
Ach, die Strümpfe sind der Hammer. Die Schuhe auch.