Journal Samstag, 30. Januar 2016 – Draußen an der Isar

Sonntag, 31. Januar 2016 um 8:25

Endlich mal wieder ein Lauf an der Isar, die Schmerzen in meinen Beinen und Hüften hatten mich die vergangenen Wochen davon abgehalten. Und dann war auch noch das Wetter schön!

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Am gegenüber liegenden Isarufer sehen Sie links die Bebauung des ehemaligen Rodenstock-Geländes.

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Auch auf der Isar wurde Sport getrieben.

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Für meine Einkaufsrunde trug ich zum ersten Mal meine neuen goldenen Schnürschuhe. In dem Moment, indem ich sie bestellte, war mir klar geworden, dass das der Beginn eines neuen Lebensabschnitts war: Goldene Schnürschuhe werden ja fast unausweichlich gefolgt von Leopardenmusterblusen. Und sehr künstlich gefärbten Haaren, wahlweise in frechem Dunkelrot oder selbst gesträhntem Blond. Dazu ein klebriger, pinker Lippenstift. Aber da mir die Schuhe wirklich gut gefallen, wird sich der Rest wohl nicht umgehen lassen. Den pfiffigen Kurzhaarschnitt habe ich ja schon.

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Einkauf im knallvollen Eataly: Drei der cuatro quesoni für die abendliche Pizza, ein wenig Babyspinat, aber das Fleisch gefiel mir nicht genug, und die Artischocken sahen mir nicht frisch genug aus.

Ich ging zum Herrmannsdorfer für Fleisch, die Bratgockel fielen mir ins Auge. Als ich einen erbat, wurde ich gefragt, ob ich einen Herrmannsdorfer bevorzuge oder den eines Lieferanten. Ich fragte nach dem Unterschied und erfuhr, dass das Herrmannsdorfer Exemplar ein Zweinutzungshuhn ist. Das Projekt kenne ich ja, also entschied ich mich sofort für dieses, um nicht nur die Eier aus Zweinutzungszucht probiert zu haben (gibt es im Biosupermarkt), sondern auch das Fleisch. Ich bekam ausführlich von der Zucht erzählt und wurde in die Zubereitung eingewiesen – Details dazu morgen, wenn das Viech gegart und gegessen ist.

Weitere Einkäufe im Alnatura (Milchprodukte, Brot, Zitronen) und im Drogeriemarkt (Taschentücher, Kloreiniger, Strumpfhose).

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Den Pizzateig zum Abendbrot machte ich wieder nach dem Rezept des Klassikers Die echte italienische Küche, drauf kamen große Mengen Käse (Fontina, Mozzarella, Gorgonzola, Parmesan) auf ein bisschen Tomatensoße (mit Wasser verdünntes Tomatenmark).

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Zu zweit aßen wird anderthalb davon.

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Zu Antisemitismus könnte man leider täglich etwas verlinken. Es muss schon viel passieren, dass mein Hirn bei der Lektüre “Ach du Scheiße” formuliert. Wie es mir gestern ging, als ich las:
“Eine Verschwörungstheorie namens ‘Pinkwashing'”.

Auf einer großen Konferenz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Queeren in den USA werden jüdische Aktivisten aus Israel und Amerika mit Gewalt am Reden gehindert. Das Verdikt ihnen gegenüber lautet: Kollaboration mit einem »Apartheidstaat«, Rassismus, Kolonialismus – und »Pinkwashing«. Zu den Hintergründen eines absurden Theaters.

Der »Pinkwashing«-Vorwurf gehört zum Absurdesten, was der antiisraelische Aktivismus zu bieten hat, zumal mit ihm ein verschwörungstheoretischer Mechanismus bedient wird, der für den Antisemitismus charakteristisch ist: Gleich, was der jüdische Staat tut, es wird immer nur als Beleg für seine Schlechtigkeit gesehen. Räumt er Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Queeren nicht genügen Rechte ein, wird er der Homophobie geziehen. Gewährt er ihnen Rechte, dann tut er es lediglich, um die Muslime respektive die Palästinenser zu diskriminieren und sich selbst in ein besseres Licht zu rücken.

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Altphilologie-Professorin Mary Beard verlinkt in passendem Zusammenhang einen Aufsatz, den sie 2012 für The New York Review of Books geschrieben hat:
“Do the Classics Have a Future?”

Eine ausgezeichnete Bestandsaufnahme, die heute sicher genauso gilt. Nicht nur untersucht sie die Beweggründe für die Untergangsbeschwörungen zu Latein und Griechisch. Sie nimmt sich auch die üblichen Argumente für die Erhaltungswürdigkeit vor:

Latin certainly teaches you about language and how language works, and the fact that it is “dead” can be quite liberating: I’m forever grateful that you don’t have to learn how to ask for a pizza in it, or the directions to the cathedral. But honestly, if you want to learn French, you’d frankly be better off doing that, not starting with some other language first. There is really only one good reason for learning Latin, and that is that you want to read what is written in it.

Einer der Schlüsse, zu denen sie kommt: Nein, es muss nicht jeder Griechisch und Latein können – aber es sollten genug Leute übrig sein, die es können und die man fragen kann.

die Kaltmamsell

8 Kommentare zu „Journal Samstag, 30. Januar 2016 – Draußen an der Isar“

  1. Ulla meint:

    Apropo Hermannsdörfer, ich kaufe dort auch gerne. Was aber die Tage durch die Presse ging hat mich doch etwas erschrocken gemacht (Mutterschweinhaltung).
    Alle Medien haben sich natürlich darauf gestüzt und auch Fakten vermischt.
    Wem soll man nun wieder glauben?

  2. die Kaltmamsell meint:

    Ja, Ulla, ich habe in der Süddeutschen über die Vorwürfe an Herrmannsdorfer gelesen.
    In diesem Artikel wird unter anderem aufgeführt, dass die bemängelte Praxis längst abgeschafft wurde, dass ihr Schaden für die Schweine umstritten ist, dass Bilder anderer Betriebe als die in Glonn ausgegeben wurden.
    Ich bin weiterhin von der Redlichkeit des Unternehmens überzeugt: Man kann ja einfach hinfahren und nachsehen. Und dass auch Nutztiere bei Erkrankung echte Medizin bekommen, halte ich für ethisch geboten.

  3. Polly Oliver meint:

    Ich habe mir jetzt den Artikel der Süddeutschen dazu angeschaut und muss sagen, zumindest das Bild dazu hat mich nicht wirklich geschockt. Eine Sau, ja im Kastenstand, anscheinend in der Geburt, dazu ein Eimer, wo wohl die Nachgeburten gesammelt werden und hey kein Spaltenboden und sogar Stroh! Natürlich gibt es Alternativen zum Kastenstand, aber dafür mussten die baulichen Voraussetzungen stimmen, da diese Buchten dann wesentlich größer sein müssen. Wenn man also einen bestehenden Stall umbauen möchte, geht das nicht mal eben so, zumal die Ferkelproduktion einem bestimmten Rhythmus unterliegt, der zum zeitlichen Ablauf in der Mast passt.
    Was mir persönlich bei Bio immer sehr sauer aufstößt, ist übrigens ein bestimmter Artikel der Durchführungsverordnung (EG) Nr. 889/2008 der EU-Ökoverordung (findet man auf der Seite des BMEL). Hier steht in Abschnitt 4 Artikel 24: “(2) Phytotherapeutische und homöopathische Präparate, Spurenelemente und die Erzeugnisse gemäß Anhang V Abschnitt 1 sowie Anhang VI Abschnitt 3 sind gegenüber chemischsynthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika bevorzugt zu verwenden, sofern ihre therapeutische Wirkung bei der betreffenden Tierart und der zu behandelnden Krankheit gewährleistet ist” und dann noch: “(4) Erhält ein Tier oder eine Tiergruppe innerhalb von zwölf Monaten mehr als drei Mal oder – falls der produktive Lebenszyklus des Tieres oder der Gruppe weniger als ein Jahr beträgt − mehr als ein Mal eine tierärztliche Behandlung mit chemisch-synthetischen allopathischen Tierarzneimitteln oder Antibiotika, wobei Impfungen, Parasitenbehandlungen und obligatorische Tilgungsmaßnahmen ausgenommen sind, so dürfen die betreffenden Tiere und die von ihnen stammenden Erzeugnisse nicht als ökologische/biologische Erzeugnisse verkauft werden, und diese Tiere unterliegen den Umstellungsfristen gemäß Artikel 38 Absatz 1” Dass homöopathische Mittel vorzuziehen sind gefällt mir ehrlich gesagt nicht wirklich und das zweite Zitat ist für Mastschweine vielleicht nicht so sehr relevant, für Milchkühe aber schon.

  4. die.sandra meint:

    Interessante Info von Polly Oliver in den Kommentaren zu Homöopathika. Mir ist Bio- Fleisch ganz ehrlich zu teuer. Ich kaufe mein Fleisch/ meine Wurst aber auch nicht im Discounter, sondern beim Metzger meines Vertrauens- wenn die Bio- Tiere Homöopathika kriegen, anstelle schulmedizinisch behandelt zu werden, ist das wohl auch eine sinnvolle Entscheidung. Homöopathie ist meiner Ansicht nach Placebo, daher sehe ich es so.
    Das mit den Muttertieren kam neulich auch im ZDF bei planet e: http://www.zdf.de/planet-e/schweinehaltung-auf-konventionellen-betrieben-und-biohoefen-41758662.html Da wurde erklärt, dass man die Muttertiere deshalb in diesen Stand stellt, damit sie die Ferkel nicht erdrücken beim Hinlegen. Das passiert wohl in der konventionellen Haltung deshalb seltener, als im Biobereich. Ich finde die Vorstellung, dass die kleinen hilflosen Ferkelchen von der fetten Sau zermatscht werden, nicht mehr oder weniger schlimm, als den Anblick der Sau, welche sich zeitweise nicht umdrehen kann.

  5. arboretum meint:

    Man kann ja einfach hinfahren und nachsehen.

    Darf man denn dort überhaupt in den Schweinestall? Ich kam mal im Winter in den Genuss einer Führung auf einem Bioland-Betrieb hier in der Nähe. Der Leiter bat um Verständnis, dass wir nicht in die Schweineställe gehen könnten, dort dürfe nicht jeder hinein, damit sich die Tiere nicht irgendwelche Krankheiten einfangen.

  6. Sammelmappe meint:

    Goldene Schuhe: ich bin sehr beeindruckt.

  7. die Kaltmamsell meint:

    Ich gebe zu, arboretum: Ich weiß nicht, wie das im Winter ist. Im Sommer waren die Ställe offen, die meisten Schweine trieben sich im eingezäunten Außenbereich davor herum. Hier habe ich über den Besuch gebloggt.

  8. Ulla meint:

    Hier hinter meinem Namen der link zu meinem Film, anläßlich eines Besuches in Glonn beim Hermannsdörfer.

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