Journal Montag, 15. Februar 2016 – Meyer Lemons inkognito

Dienstag, 16. Februar 2016 um 6:33

Auf dem Heimweg von Arbeit bog ich bei Vollcorner im Westend ein, ich wollte noch ein wenig Obst kaufen. Und stoppte abrupt vor einem Korb mit Früchten, die eindeutig Meyer Lemons waren – die ersten, die ich je in einem Münchner Verkauf sah. Sofort griff ich mir zwei und hielt sie mir unter die Nase: Himmlisch, wie hatten die es nur hierher geschafft? Wahrscheinlich war es sogar ein Versehen, denn der Laden selbst hatten sie es nicht erkannt.

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Jetzt habe ich zwei Meyer Zitronen daheim und weiß gar nicht, wo ich auf Katharina Seisers Rezeptliste beginnen soll.

Aus dem Ernteanteil von letzter Woche waren noch Chicoree und Kartoffeln da – das rief geradezu nach dem Klassiker aus meiner Studentinnenzeit: Annes Chicoreekartoffeln. Diesmal notierte ich das schlichte Rezept, das eigentlich kein Rezept ist.

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Der Guardian widmet sich ausführlich der Frage
“‘Big books by blokes about battles’: Why is history still written mainly by men?”,
indem er zahlreiche preisgekrönte Autorinnen und Autoren historischer Werke um eine Antwort bittet.

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Zeitgeschichtlich festzuhalten ist dieses Bild aus dem gestrigen Streiflicht der Süddeutschen Zeitung:

Die Ruhr-Nachrichten hatten der eleganten Wienerin seinerzeit unterstellt, diese unterhalte ihr Publikum weniger “mittels ihrer Stimme als mittels ihrer attraktiven Beine”. Für eine derartige kulturjournalistische Einordnung würde einem heute völlig zu Recht ein dickes Bündel Hashtags um die Ohren fliegen.

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Kate Bowler ist mit Mitte 30 sehr schwer an Krebs erkrankt. Die Autorin hat sich zehn Jahre mit der Erscheinung des American prosperity gospel beschäftigt:

Put simply, the prosperity gospel is the belief that God grants health and wealth to those with the right kind of faith.

Vor dem Hintergrund ihrer Erkrankung sieht sie sich einzelne Aspekte nochmal an:
“Death, the Prosperity Gospel and Me”.

I learned that the prosperity gospel sprang, in part, from the American metaphysical tradition of New Thought, a late-19th-century ripening of ideas about the power of the mind: Positive thoughts yielded positive circumstances, and negative thoughts negative circumstances.

(…)

It says: “I totally get it. I am down-to-earth enough to know that this is crazy.” But it also says: “God gave this to me. [Adorable shrug.] Don’t blame me, I’m blessed.”

(…)

Blessed is a loaded term because it blurs the distinction between two very different categories: gift and reward. It can be a term of pure gratitude. “Thank you, God. I could not have secured this for myself.” But it can also imply that it was deserved. “Thank you, me. For being the kind of person who gets it right.” It is a perfect word for an American society that says it believes the American dream is based on hard work, not luck.

(…)

The prosperity gospel holds to this illusion of control until the very end. If a believer gets sick and dies, shame compounds the grief. Those who are loved and lost are just that — those who have lost the test of faith. In my work, I have heard countless stories of refusing to acknowledge that the end had finally come. An emaciated man was pushed about a megachurch in a wheelchair as churchgoers declared that he was already healed. A woman danced around her sister’s deathbed shouting to horrified family members that the body can yet live. There is no graceful death, no ars moriendi, in the prosperity gospel. There are only jarring disappointments after fevered attempts to deny its inevitability.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Montag, 15. Februar 2016 – Meyer Lemons inkognito“

  1. lihabiboun meint:

    Meyer lemons wurden auch schon auf dem Viktualienmarkt gesichtet, hab letztes Jahr Marmelade aus Meyer und Amalfi gemacht, sehr spritzig.

  2. Marthe meint:

    Es sind leider tatsächlich Bergamotte… Die haben auch großartiges Aroma, aber sind eben keine Meyer. Dieser Bergamottetypische Hubbel und die Jahreszeit verrät sie.

    Aber auch aus Bergamotten kann man köstliches zubereiten, viel Freude dabei!

    Marthe

  3. die Kaltmamsell meint:

    Die Schale ist glatt und weich, Marthe, hat keine Hubbel, sondern ist weicher, oranger und feiner als Zitronen. Der Duft der Früchte ist nicht Earl Grey, sondern die typische Mischung aus Mandarine und Zitrone. Vielleicht waren es tatsächlich Bergamotte, als Sie in dem Laden waren: gestern Abend auf jeden Fall nicht.

  4. Marthe meint:

    Stutzig macht mich tatsächlich sowohl die Optik, wobei das auf Bildern eher schwer zu beurteilen ist, als auch die Jahreszeit. Die Meyersaison ist eigentlich vorbei. Die Frühsorten werden bis in den November geerntet und sind wegen der dünnen Schalen maximal bis Dezember lagerbar. Mein Vorrat ist leider schon verbraucht. Umso mehr wünsche ich ihnen echte Meyer ergattert zu haben. Und wenn, dann sollten die beiden in Frau Seisers wunderbare Tarte verwandelt werden. Das lohnt sich sehr!

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