Journal Sonntag, 31. Januar 2016 – The Danish Girl und Zweinutzungsgockel
Montag, 1. Februar 2016 um 7:16Das Wetter machte auf richtig greislich: Schneeregen, Regen. Ich blieb zum Sport daheim: Eine Runde Bauchgymnastik bei Fitnessblender, ein Stündchen Crosstrainer.
Vormittagsvorstellung The Danish Girl im Citykino (ich kann mich kaum mehr erinnern, wann ich zuletzt in einer Abendvorstellung war). Das ist eines der drei Münchner Kinos mit handgemalten Plakaten. Draußen freute ich mich vor auf Hail, Caesar!:
Die Wände des City 2 waren mit besonders schönen Plakaten vergangener Filme geschmückt.
The Danish Girl gefiel mir sehr gut. Ich fand ihn eindringlich gemacht, gleichzeitig war ich von seiner Schönheit, seiner visuellen Opulenz fasziniert (Gretas Kleider ab Paris will ich ALLE) – die sich möglicherweise ein wenig zu sehr in den Vordergrund schob. Schon bei den ersten Bildern und den ersten Takten Musik war ich überzeugt, dass der Filmscore dafür nur von Alexandre Desplat stammen konnte: Volltreffer.
Alicia Vikander spielt umwerfend: Dieser zarte Mädchentyp ist völlig überzeugend eine souveräne, autarke und feministische Frau. Eddie Redmayne war schon eher nach Typ gecastet, machte seine Sache hervorragend. Zu meckern habe ich höchstens am Drehbuch, das vielleicht ein bisschen zu viel wollte.
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Gefrühstückt, Granola gemacht, Internet gelesen, gebügelt, Hähnchen zubereitet.
Der junge Metzger beim Herrmannsfdorfer am Viktualienmarkt hatte mich eindringlich darauf hingewiesen, dass das nicht das übliche Hähnchen sei, dass es bis zu vier Stunden fürs Garen brauchen könne. Aber das Fleisch sei unglaublich geschmacksintensiv. Ich möge es auch besser in einem Topf schmoren statt im Ofen zu braten, sonst könnte es trocken werden. Alles klar, sagte ich: Kann ich, mach ich.
Er erzählte dann, wie sie diese Rasse in Glonn mit viel Versuch und Irrtum gezüchtet hatten. Dass die italienische Einkreuzung gar nicht funktioniert habe, weil die Rasse so aggressiv gewesen sei. Mit der französischen Rasse seien sie dann zum Ziel gelangt.
Also zerteilte ich das Tier und briet es mit ein paar kleinen Zwiebeln (Ernteanteil) und Knoblauch in Olivenöl an, löschte mit Weißwein ab, gab ein wenig Rosmarin und ein wenig kochendes Wasser dazu. Dann Deckel drauf und bei 160 Grad in den Ofen. Nach anderthalb Stunden gab ich Kartoffeln (Ernteanteil) dazu, garte weitere anderthalb Stunden.
Schmeckte wirklich sehr gut, aber eine Stunde weniger hätt’s auch getan.
Das eigentliche Problem: Der Preis. 38 Euro für einen 2-Kilo-Gockel werde ich so schnell nicht mehr zahlen. Zwar weiß ich, dass anständige Viehwirtschaft einen hohen Kilopreis nach sich zieht und bin bereit, 16 Euro (Stand des Konradhofs auf dem Klenzemarkt) bis 24 Euro (gewohnter Herrmannsdorferpreis) für einen großen Bratgockel zu zahlen. Aber das Zweinutzungskonzept kann mit dieser Preisstruktur nicht funktionieren.
Bis Mitternacht wach geblieben, um Eintrittkarten als Geburtstagsgeschenk zu reservieren.
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Arthurs Tochter macht sich Gedanken über das Verschieben von Freude:
“Für gut…
…FÜR NICHTS”
Selbst habe ich das als junge Erwachsene gelernt: Dass Dinge (vor allem Nahrungsmittel), die ich “für besondere Gelegenheiten” aufhob, am End’ verdarben und weggeworfen wurden. Seither ist die besondere Gelegenheit die, zu der ich wirklich Lust darauf habe. Fertig.
Gleichzeitig kenne ich noch Familien (ich komme aus einer Gegend und einer Gesellschaftsschicht, in der der Wunsch nach selbst gebautem Eigenheim zur Grundausstattung gehörte), die im Keller ihres selbst gebauten Eigenheims wohnten, der mit Gebrauchsmöbeln und einer voll funktionsfähigen Küche ausgestattet war. In der eigentlichen Wohnung mit edler Küche hatten die fabrikneuen Möbel im Wohnzimmer Plastiküberzüge, die nur für hohe Gäste abgenommen wurden. Normale Gäste, also zum Beispiel Freunde, die zum Kartenspielen vorbei kamen, saßen gemütlich mit im Keller. Nun bin ich wirklich die allerletzte, die Ahnung vom Lebenschöpfen hat (Sie erinnern sich: Ich würde lieber nicht) – aber diese Art von Stellvertreterleben finde ich schon sehr gruslig.
Bei mir bleiben nach Ableben wahrscheinlich immer noch zu viele Bücher (ich möchte mich schon jetzt bei den Menschen entschuldigen, die das ausmisten und wegwerfen müssen), aber ganz sicher nichts, das auf besondere Gelegenheiten wartet.
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Mary Beard (schon wieder, ich weiß) wünscht sich ein Revival des Kommentars “Ich stimme nicht zu” – und zwar statt “Sie wissen nicht, wovon Sie sprechen” oder “Ich bin enttäuscht von Ihnen” (im deutschen Kommentar-Bingo würde ich ergänzen “Sie sollten sich schämen”). Denn “ich stimme nicht zu”, “ich bin anderer Meinung” oder “das sehe ich anders” ist eigentlich gemeint und wäre die konstruktive Einleitung des Gegenarguments. Aber dazu müssten die Diskussionsteilnehmer den Reflex bekämpfen, die Person statt das Argument anzugreifen.
“How to say ‘I disagree’ in the 21st century”.
I’d like to observe just one thing. That it is possible to disagree over all kinds of things (tactics, short term aims etc) without being enemies. That’s life.
die Kaltmamsell
10 Kommentare zu „Journal Sonntag, 31. Januar 2016 – The Danish Girl und Zweinutzungsgockel“
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1. Februar 2016 um 8:06
Guten Morgen!
Da wollte ich hier nur schnell etwas zum Huhn schreiben und sehe die feine Verlinkung, dankeschön! :)
Seit vielen Jahren kaufe ich rheinhessische Mistkratzer aus Freilandhaltung, die vom vielen Herumflitzen fest und muskulös sind und meistens um die 2,4 KG auf die Waage bringen. Je nach Erzeuger kosten die Hähne zwischen € 10,00 und 12,95/kg.
Ich hatte schon Gäste – Unwissende ;) – die vorsichtig die Festigkeit des Fleisches bemängelten – sie waren nur die schwabbeligen, wassergekühlten Qualkreaturen gewöhnt und wussten nicht, dass gutes Hühnerfleisch fest ist. Zart ist es ja trotzdem.
Aber € 38,00 für um die 2 kg ist natürlich ambitioniert und selbst mir, die in Bezug auf gute Lebensmittel ziemlich schmerzfrei ist, auf Dauer zuviel. Wie Du schreibst, so kann es auf Dauer nicht funktionieren. Die Frage ist, inwieweit sich der Preis “normalisieren” könnte, wenn die Stückzahlen steigen. Ich glaube, bis um die € 15,00/kg wären ein durchaus durchsetzbarer Preis, gerade im Münchener Speckgürtel, oder?
1. Februar 2016 um 8:28
Ha, die Kleider in “Danish Girl” will aber auch ich alle. Ich fragte mich nach dem Kino direkt, warum es eigentlich keine textilen “Film-Kollektionen” gibt … Einen guten Tag, Petra
1. Februar 2016 um 8:34
Malt das Sendlinger Tor-Kino seine Plakate nicht mehr selbst (bzw. lässt malen)? Ich habe mich morgens aus der U-Bahn kommend immer über neue Plakate gefreut, die hinter Biergartenschirmen und – mehr oder weniger, je nach Jahreszeit – Laub der Kastanie (?) auftauchten… Danke für den Filmtipp. Der Film läuft auch in Wiesbaden in einem bezaubernden alten Programmkino mit richtiger Bar, hübsch-altmodischer Einrichtung aus den frühen 50ern und bequemen Sesseln: Caligari.
1. Februar 2016 um 9:12
Wenn man ihn drei Stunden schmort, wird auch der sportliche Freilandgockel superzart, Arthurs Tochter – eigentlich schon verkocht. Und das wollen wir ja nicht. Bis 15 Euro das Kilo könnte gehen.
Soweit ich weiß beeinflussen Filme die Kollektionen durchaus, Preißndirndl: Out of Africa sahe man mindestens zwei Jahre der Mode an, auch die jüngste Great Gatsby-Verfilmung hatte Folgen. Und Moulin Rouge.
Genau, Julia: Die anderen beiden Münchner Kinos mit gemalten Plakaten sind das am Sendlinger Tor und das am Goetheplatz.
2. Februar 2016 um 8:52
Ja, das habe ich mit Erstaunen in Nordhessen wahrgenommen, als die etwas weiter weg wohnenden Nachbarn eine supertolle neue Küche einbauen ließen und die Frau des Hauses anfing, im Keller zu kochen. Auf dem alten Herd, mit den alten Küchenmöbeln. Damit die neue Küche geschont würde… Bis dahin kannte ich nur das Konzept der Waschküche, in der das zerlegte Schwein in die Gläser kam und die Ernte, weil das für eine Küche schon ein bisschen sehr viel war.
2. Februar 2016 um 8:56
Ich verkneife mir solche Kommentare in letzter Zeit oft, wenn ich entweder anderer Meinung bin oder meine Meinung noch gar nicht recht gebildet habe. Dann frage ich nicht einmal mehr nach.
Einerseits bin ich damit schon gestrandet, habe also überhaupt keine Antwort erhalten, wogegen ein Dutzend anderer Kommentare zum gleichen Artikel beantwortet wurde. Andererseits wurde ich auch schon mißverstanden, und auf meine Nachfrage hin dann ignoriert. Oder ich möchte, gerade bei solch tagebuchartigen Einträgen mit mehreren Themen, nicht das Reizthema aufgreifen, weil das quasi umgekehrte Rosinenpickerei wäre.
Zuletzt sehe ich noch den Aufwand, solche Kommentare zu beantworten. Dazu muß ich zumindest eine Weile nachdenken, Zeit investieren, meine Meinung zur Disposition stellen. Ich weiß nicht, ob ich mir die Mühe bei einer Menge an “fremden” Kommentatoren machen würde. Bei “bekannten” mache ich sie mir, bin mir aber bewußt, daß man das nicht beliebig ausweiten kann. Soviel Zeit hat ja keiner.
Vielleicht sollte man mehr diskutieren, wie Sie das zitieren. Es wäre sicher würdiger.
2. Februar 2016 um 15:58
Lieber Texas-Jim, wozu hat man dann einen Blog mit freigeschalteten Kommentaren, wenn man eigentlich nur schreiben, aber nicht interagieren will?
2. Februar 2016 um 16:49
Ich habe keine Ahnung, was die jeweiligen Autoren bewegt.
Ich kann mir nur vorstellen, daß es überaus mühselig ist, eine größere Zahl von Kommentaren zu beantworten. Und kritische Kommentare zu beantworten ist sicher noch mühseliger.
2. Februar 2016 um 21:29
Darf ich hier einen Kommentar schreiben zu einem Beitrag von vor ein paar Tagen, den ich jetzt auf die Schnelle nicht finde? Liebe Frau Kaltmamsell, Sie wissen wie man Verwandtschaftsbande enger knüpft! Nicht nur das gleiche Rezept für englischen Teekuchen, sondern auch goldende Turnschuhe, können helfen Nähe zu erzeugen ;-)) (One of my favourite pairs are battered but once-gorgeous gold trainers. M.B.) Über diese Entdeckung schnurre ich voller Entzücken. LG FrauK
2. Februar 2016 um 21:33
Leider habe ich vergessen das Zitat von M.B. mit Anführungszeichen zu kennzeichen – Entschuldigung