Journal Donnerstag/Freitag, 17./18. März 2016 – Frühlingsurlaub im Broeding
Samstag, 19. März 2016 um 9:51Donnerstag wurde es endlich wärmer. Beim meinem morgendlichen Gang in die Arbeit (nach Crosstrainerstrampeln) war die Theresienwiese zwar noch gefroren, auf dem Heimweg hatte die Luft aber ins Milde umgeschlagen.
Morgens freute ich mich beim Ausmisten der Zeitung an einem Brutalkalauer in der Karstadt-Werbebroschüre (die Agenturleute highfiven wahrscheinlich bis heute stündlich, dass sie den Kunden dazu bekommen haben):
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Der Freitag begann sonnig, ich legte morgens nochmal eine Runde Bauch- und Rückentraining ein. Die Bavaria sah naturtrainiert wie immer aus.
Nachmittag vom Tod Guido Westerwelles erfahren; auch mir war er nach Jahren des Kopfschüttelns über seine Politik durch seine Krankheit menschlich nahe gekommen, unter anderem durch das Spiegel-Interview vergangenes Jahr.
Freude auf dem Heimweg: Die leicht gestiegenen Temperaturen hatten endlich die Veilchen hervorgelockt.
Abends lange befreutes Essen mit Herrn Kaltmamsell im Broeding. Die Süddeutsche hatte kürzlich über das Lokal geschrieben – zum Glück hatten wir schon vorher reserviert, denn erfahrungsgemäß ist nach einem Lob der Süddeutschen auf Monate kein Tisch mehr in einem Restaurant zu bekommen.
Als Aperitif ließen wir uns einen hefigen, trockenen Prosecco empfehlen, der auf der Maische vergoren wurde – war mir ein wenig zu apfelmostig.
Der Gruß aus der Küche war ein köstliches Scheibchen marinierte Lammoberschale auf Wirsing.
Diesen Knaller an Weißwein gab es zum Pflaumen-Karamell-Schwein mit Spitzkohl: einen ebenfalls maischevergorenen Heinrich Grauen Burgunder Freyheit. Für mich ein gelungenes Beispiel für low interference-Wein (wieder ein neuer Begriff, der als Bezeichnung für diese aktuelle Bewegung getestet wird): gleichzeitig fruchtig-pflaumig und rau. Meine Weinentdeckung des Abends.
Der Schweinebauch verstand sich prächtig mit dem Wein.
Eine wunderbar runde Selleriesuppe mit Shiitakepilzen und Topinamburchips, begleitet von einem trockenen Tokaji Kikelet Furmint (hier eine Geschichte über die Winzerin – Sommeliere Anna Flohr hatte uns von der Lage hinter deren Haus erzählt, auf der dieser Wein gewachsen war).
Zu diesem knusprigen und zarten Saibling auf Bärlauchsoße und mit Roten Beten und Mönchsbart gab es einen Riesling aus der Wachau von Martin Muthentaler – der pferdefurzigsteanimalischste Riesling, den ich je im Glas hatte. Passte mit seiner Säure und Frische wunderbar zu den mildesten Roten Beten.
Die Zweierlei vom Bauergockel waren ein Traum – vor allem das Ragout aus dunklem Hähnchenfleisch, das eine Zitrusnote hatte: Eine Nachfrage in der Küche ergab, dass die Schale von Salzorangen verwendet worden war. Auch das Kürbiscouscous und der Spinat schmeckten köstlich. Als Wein dazu gab es einen Wenzel Pinot Noir vom Neusiedlersee, und zwar den Kleinen Wald, Muschelkalk (Direktlink wegen Navigationsspielereien der Website nicht möglich).
Einen burgenländischen Kracher K gab’s zum Gorgonzola mit intensivem Rosmaringelee und Rucola auf Kümmelbrot – sehr interessant, eindeutigen Süßwein in der Nase zu haben, der im Mund dann aber kaum süß war.
Richtig süß wurde es im Glas zum Dessert (das Vordessert in Form eines Klops’ Mangoeis vergaß ich zu fotografieren, so spannend waren die Ausführungen von Andreas Röhrich zum Wein): eine Velich Seewinkel Beerenauslese 2010. Das Dessert war eine angenehm schwere Vanillemousse mit Portweinbirnen.
Zu einem Espresso konnte ich Herrn Kaltmamsell noch überreden (ihm fielen bereits die Augen zu, doch im Broeding ist auch der Espresso sehr gut – ein Detail, an dem ich schon viele sonst sehr gute Lokale versagen habe sehen), dann brachten wir einander heim.
die Kaltmamsell5 Kommentare zu „Journal Donnerstag/Freitag, 17./18. März 2016 – Frühlingsurlaub im Broeding“
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19. März 2016 um 14:12
Der Link zum Spiegelinterview funktioniert bei mir leider nicht.
19. März 2016 um 15:55
Lese hier immer sehr gerne!
Kann den Link auch nicht öffnen.
19. März 2016 um 16:56
ich auch nich
19. März 2016 um 17:40
Danke für den Hinweis, jetzt müsste der Link funktionieren.
19. März 2016 um 20:25
Danke für dieses berührende Interview.