Archiv für Mai 2016

Journal Sonntag, 29. Mai 2016 – Nachurlaubsräumen

Montag, 30. Mai 2016

Den Morgen mal wieder verbloggt, dazu viel Schwarztee (mehr Lust darauf als auf Kaffee, außerdem war keine Milch im Haus). Die erste von drei Maschinen Wäsche gewaschen.
Ausführlich mit Mutter telefoniert, leider war ihr Münchenurlaub ja eher verregnet. Herr Kaltmamsell war früh aufgestanden und musste arbeiten.

Auf zum Laufen an die Isar, mein Körper fühlte sich stark und erholt an. Doch schon nach 15 Minuten Lauf im Schatten geschützt vor der schwülen Sonne brachen meine Waden in Schmerzen aus. Es wurde eine für meine Verhältnisse kurze Runde.

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Man kann mich übrigens doch dazu bringen, schneller als mein Langsamste-Joggerin-an-der-Isar-Tempo zu laufen. Indem man minutenlang 1 Meter hinter mir her läuft und dabei telefoniert: “Oh, da ist der Käse so gut.” “Hihi.” “Und was macht Mama.” “Oh ja.” Das will ich genauso wenig wissen wie die Musik, die andere Joggerinnen gerade auf den Ohren haben.

Ich hätte Wasser mitnehmen sollen.

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Duschen und Körperpflege, Buchweizengrütze zum Frühstück. In den neuen Sandalen zum Bahnhof spaziert, Milch und Zitrone eingekauft.

Mich dann doch an den Bügelberg gemacht, meine Partymusik aus drei Jahrzehnten dazu gehört, das letzte Drittel des Bergs ungebügelt gelassen und lieber gelesen. Aus dem schwülen Sonnentag waren inzwischen Gewitter und Regen geworden, zum Glück zumindest in Münchens Mitte nicht das befürchtete Unwetter.

Meine Mutter hatte im Kühlschrank Spargel und Schweinekotelett hinterlassen, daraus bereitete Herr Kaltmamsell ein köstliches Abendessen samt Hollandaise.

Journal Samstag, 28. Mai 2016 – Brighton-München

Sonntag, 29. Mai 2016

Das waren unterm Strich dann doch anstrengende 13,5 Stunden von Tür zu Tür. Die erste unnötige Stunde geht ganz auf meine Kappe: Ich wollte vor Abreise einen Abschiedskaffee im Redroaster, und da der schon um sieben aufmacht, rollkofferten wir erst mal dort hin.

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Zeit ging aber auch für die zweieinhalb Stunden Busfahrt nach Heathrow drauf: London Gatwick (45 Minuten direkte Zugfahrt nach Brighton) wird von München aus inzwischen auch wieder angeflogen, doch für den Hinflug mit Weiterreise nach Gloucestershire war Heathrow praktischer gewesen.

Die nächste Verzögerung ist den überraschend hohen Flugpreisen zwischen London und München geschuldet (auch Lufthansa verlangt inzwischen für jedes aufgegebene Gepäckstück 20 Euro einfach, macht bei zwei Menschen 80 Euro): Der Rückflug über Frankfurt war für uns beide 60 Euro günstiger, das ist einmal wirklich gut essen gehen. Also verbrachten wir zwei Stunden auf dem Frankfurter Flughafen.

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Mit der vierten Verzögerung konnte niemand rechnen: Gewitter über Frankfurt hielten den Start auf. Irgendwann bekam das Flugzeug eine Startbahn zugewiesen, die nicht direkt ins Blitzen führte.

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In München warteten ein wunderbarer Sonnenuntergang und schwüle Wärme auf uns, das Thermometer der Apotheke am Eck zeigte nach 21 Uhr noch fast 25 Grad an.

Journal Freitag, 27. Mai 2016 – Brighton 6 – letzte Dinge

Samstag, 28. Mai 2016

Lunger- und Einkaufstag. Es war für den ganzen Tag Regen angekündigt gewesen, und tatsächlich hörte ich ihn beim Aufwachen prasseln. Ich ging also nicht Laufen, sondern duschte mich und zog mich an. Beim Teekochen schien bereits die Sonne, der Tag wurde dunstig schwülwarm. Ich wiederhole mich: Auf englisches Wetter ist kein Verlass.

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Vormittags Einkäufe, von Espressobohnen bei Redroaster (kurzer Schreck, weil es hieß, es gebe gerade keine – war aber nur ein Irrtum eines frisch angestellten) über Sandalen (die roten mittelmäßigen passten) bis schöne Glückwunschkarten in dieser einen Papeterie in North Laine.

Man verreist ja bekanntlich, um das Daheim anschließend zu schätzen. Zum Beispiel um zu bemerken, dass die Deutsche Post keineswegs die schlechteste aller möglichen ist. Unter den Karten war nämlich eine, die mich an jemanden Lieben denken ließ. Ich beschlossen, sie ihr gleich zu schreiben und zu schicken, die Postadresse hatte ich in meinem Handy. Brauchte ich nur noch eine passende Briefmarke.

Am Postamt an North Laine, genauer im “Customer Service Center” der Royal Mail, war die Schlage am einzigen Schalter überschaubar, ich stellte mich an. Doch als ich dran war, stand der Schalterherr wortlos auf und verschwand durch eine hintere Tür. Ich hatte ohnehin Zweifel bekommen, ob an diesem Schalter auch Briefmarken verkauft würden, vor mir hatten alle Päckchen und Pakete abgeholt. Na ja, fragen konnte ich ja. Bloß dass der Schalterherr nicht mehr zurück kam. Nach zehn Minuten Warten, die Schlange hinter mir war inzwischen beachtlich, suchte ich in meinem Handy nach dem nächstgelegenen Postschalter und ging.

Dieser Postschalter war in einem WH Smiths verzeichnet. Nach zehn Minuten zu Fuß stellte ich mich dort an der Kasse an, hinter der groß das “Post Office”-Logo prangte. Als ich drankam, beschied mir die Kassiererin, dass der Postschalter nicht hier, sondern im Keller sei. Dort traf ich auf eine 15-köpfige Schlange vor einem einzigen Schalter. Und damit war mein ursprünglicher Impuls erloschen. Tut mir leid, lieber Mensch, es gibt keine lustige Glückwunschkarte aus Brighton, die liegt zerrissen in einem Mülleimer vor dem WH Smiths.

Mittagessen waren Fish&Chips auf dem Palace Pier. Dort spazierten wir ein wenig herum, setzten uns auf Strandstühle, guckten und lasen.

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Nachmittags noch ein Spaziergang ans andere Ende der Seafront, nach Hove Lagoon.

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Abendessen chinesisch, bei Good friends in Preston Street.

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Wir aßen wie immer das Set Menu mit Crispy Duck. Am Anfang unserer Ausflüge nach Brighton, als wir vor fast 20 Jahren beide Berufsanfänger mit wenig Geld waren, leisteten wir uns einmal im Urlaub einen Abend in einem richtigen Restaurant, und zwar in diesem mit der Crispy Duck. Inzwischen weiß ich, dass das Lokal vor allem für authentische chinesische Gerichte bekannt ist, von frittierter Qualle über Entenzungen bis Crispy Seaweed – vielleicht schaffen wir das beim nächsten Mal.

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Rezensionen der Ausstellung Strange and Familiar recherchiert. Besonders interessant fand ich die im Guardian.

We have expectations of the past that photography rarely lets down – our expectations having been put there in the first place by other photographs taken by photographers who mainly obeyed conventions about what could or should be depicted within the limits set by their technique, their equipment and the prevailing morality.

(…)

Then again, revealing the interestingness of the ordinary or overlooked is an ambition of photographers whether at home or abroad.

Der Artikel verlinkt aus Gründen den Glasgow-Fotoessay von Raymond Depardon (1980) – sehenswert.

In Creative Review.

In Wallpaper.

Journal Donnerstag, 26. Mai 2016 – Brighton 5 – Ausflug nach London

Freitag, 27. Mai 2016

Gestern war Londontag. Ich konnte mich nicht aufraffen, High Tea oder ein interessantes Abendessen zu reservieren, auf dem Plan standen nur Einkauf in Neal’s Yard Dairy und die beiden Ausstellungen, die mir Kevin Meredith, lomokev, empfohlen hatte. Aber erst mal Frühstückskaffee im Redroaster; Herr Kaltmamsell probierte Turmeric (= Kurkuma) Latte, was wohl gerade der heiße Scheiß ist (sein Urteil: zu ingwerig).

Von Brighton gibt es Direktzüge nach London Bridge, dem Bahnhof direkt bei Borough Market – sehr praktisch. Dort sahen wir uns erst mal um.

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“Free from” ist auch im Supermarkt inzwischen eine eigene Abteilung – die Briten schaffen es, selbst dem Ernährungsreligionsirrsinn hintergründigen Humor abzugewinnen.

Obst und Gemüse wird auf Borough Market noch weniger angeboten als früher, dafür gibt es mehr Lebensmittel aus britischer Produktion, ob Käse, Wurst oder Brot – und das Brot sieht jetzt endlich wirklich professionell aus, noch vergangenes Jahr erinnerten mich vor allem einige angebotene Roggensauerteigbrote an meine eigenen Anfangsversuche. Dazu kommen fast ebenso viele Stände mit Kuchen/Keksen und Snacks, die inzwischen ja Street Food heißen. Ich frühstückte eine Semmel mit langsam gegartem Louisiana Beef und Meerrettich.

Bei Neal’s Yard Dairy ließ ich mir einige Käse empfehlen: Die Verkäuferin brachte mich von meinen ursprünglichen Wünschen ab (z.B. zwei möglichst verschiedene Caerphillys) und lenkte mich zu den Sorten, die im Moment besonders gut seien; stimmt, Käse hat ja auch seine Jahreszeiten je nach Futterlage der Tiere und Reifephase.

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In der London Guildhall stellt Martin Parr gerade das Ergebnis seiner Zeit als offizieller Fotograf der City of London aus. Nicht zu verwechseln mit Gesamtlondon: Während der eben gewählte Menschenrechtsanwalt Khan erst der dritte Gesamtlondoner Bürgermeister überhaupt ist, hat die City of London bereits seit 800 Jahren einen, dazu eine komplexe, verwirrende und haarsträubende Regierungsstruktur samt Ritualen. Und diese drei Eigenschaften passen zu Martin Parr als Chronist wie Arsch auf Eimer.

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Die Ausstellung heißt “Unseen City” und ich habe den starken Verdacht, dass Martin Parr sammelt, wer alles genau diese Ansicht des Eingangs im Internet postet – ich sah allein schon zwei weitere, die sie fotografierten, und es war sehr wenig los.

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Die Fotos sind ganz großartig. Bemerkenswert fand ich, dass die Exponate in Form von Papierabzügen mit Magneten an die Wand getackert waren. Joan Collins kommt auch drin vor – wohnt die in der City? Auffallenderweise war sie auch auf der Buckingham Palace Garden Party. (JAHAHA, ICH KANN AUCH TRIVIA!)

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In einem Gebäude der Guildhall fanden anscheinend gerade graduation-Feiern statt. Wir blieben noch eine Weile draußen im Hof stehen und guckten Graduierte samt festlicher Familien (klar erfüllte ich gerne Bitten, Fotos mit deren Handys zu machen!).

In der nächsten Fotoausstellung durften man sehr nicht fotografieren: Die Barbican Art Gallery zeigte “Strange and Familiar: Britain as Revealed by International Photographers“. Diese Ausstellung hat Martin Parr kuratiert; der Blick von 23 nicht-britischen Fotografinnen und Fotografinnen auf Großbritannien, von Henri Cartier-Bresson und Tina Barney bis Shinro Ohtake. Kevin Meredith war an der Presseeröffnung dort und durfte fotografieren.

Mir gefiel die Auswahl sehr gut. Am meisten blieben mir die Aufnahmen von Sergio Larrain im Gedächtnis, hier sein Portfolio bei Magnum (einige der ausgestellten London-Bilder sind auch darunter).

Was ich noch mitnahm: Ich sollte vielleicht nicht alle meine Fotos nachträglich geraderücken, sondern ein Bild auch mal schief lassen.

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Den Rückweg traten wir von London Brackfriars aus an, die Aussicht oben hat man am Bahnsteig 1. Und gerieten in britische Bahnunbillen: Während die Hinfahrt eine Stunde gedauert hatte, brauchten wir im Gezuckel der Rückfahrt inklusive halbstündigem Stopp auf freier Strecke (technische Probleme des Zugs davor) mehr als zwei Stunden. Davon die ersten 30 Minuten bis East Croyden im Stehen – ich weiß die Bodensitzplätze der deutschen Züge hiermit noch mehr zu schätzen, die Thameslink-Züge sind enger bemessen.

Journal Mittwoch, 25. Mai 2016 – Brighton 4, Wanderung um Glynde

Donnerstag, 26. Mai 2016

Bloß dass wir fünf Tage durch die Cotswolds gewandert sind, heißt ja nicht, dass wir nicht ein wenig durch die South Downs wandern können.

Nach ausführlichem Bloggen und Teetrinken (wenn ich doppelt so viel von den Twinings English Breakfast nehmen, schmeckt er deutlich besser) schlüpften wir in unsere Wanderklamotten (endlich wieder anständige und saubequeme Schuhe! eigentlich trüge ich meine Wanderstiefel am liebsten immer), ich strich uns ein paar Butterbrote für die Fahrt, dann nahmen wir einen Zug nach Glynde. Die Halbtageswanderung von dort hatten wir vor ein paar Jahren schon mal gemacht; ich wollte gerne wissen, wie sie ohne Regen aussehen würde.

Wieder kreuzten wir einen Golfplatz. So wenig mir Kühe und Schafe auf Weiden ausmachen – vor Golfgeschoßen fürchte ich mich dann doch. Ich nahm meine Jacke ab, um mit meinem krachrosa Shirt möglichst gut sichtbar zu sein, ich grüßte laut jeder Golfgruppe, die wir passierten, schaute mich ständig um.

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Im Brennnesselwald.

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Eine Bodenfarbe, die wir in den Cotswolds nicht hatten: Kreide. (In diesem Foto ist ein kleines Kaninchen versteckt. Mitte. Schatten.)

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Blick auf Lewes.

Fürs Abendessen hatten wir einen Tisch in einem Lokal reserviert, das uns beim Vorbeispazieren aufgefallen war: rootcandi. Mir gefiel das Konzept, für ein Menü die Geschmäcker einer kulinarischen Region zusammenzustellen. Dass das Ganze vegan ist, schien mir eher nebensächlich – so soll es sein. Wir entschieden uns für das asiatische Set.

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– Steamed carrot buns: filled with spicy barbecue carrot paste, served with carrot hoisin sauce. (Teig sehr gut, Füllung ein bisschen fad.)
– Sushi: quinoa with courgette, bamboo shoots, avocado; sticky rice, avocado, carrot and butternut squash. Served with a tamari and wasabi dipping pot. (Quinoa statt dem gewohnten angesäuerten Reis – ok, aber keine Sushi.)
– Gyoza: filled with quinoa, tofu, peanuts, and spring onion. Served with a Vietnamese dipping sauce. (Sehr gut, herzhafter Bratgeschmack.)
– Crispy tofu: marinated in a sweet Japanese sauce, with a broccoli and sesame stir fry. (Sehr schöner Gesamtgeschmack, als ich dorthin kam, leider schon kalt und nicht mehr kusprig.)
– Bok choy: served with Chinese mustard and pickled ginger. (Mein Favorit: Pak choy und eingelegter Ingwer passen bestens, die Mischung Meerrettich-scharf und Chilli-scharf fand ich genial.)
– Pancake rolls: marinated soya in rice wine vinegar, tamarin, ginger, garlic, chilli and coriander. Roasted and served with cucumber, spring onion, plum sauce and pancakes to wrap. (Ganz wunderbar, frisch und bratig zugleich.)

Die Servierform auf der Etagere war charmant, doch das gleichzeitige Servieren von sechs Gerichten hatte zwangsläufig zur Folge, dass die meisten kalt und etwas abgestanden schmeckten, bis sie dran waren – selbst wo ich die kalten Sushi für den Schluss aufhob. Die Servierform der kleinen Teller bei Market zwei Abende davor stellte sicher, dass sie immer frisch gegessen wurden.

Dazu trank ich einen Wodka-Cocktail “Coriander and Ginger Lemonade” – frischer Koriander ist eine hervorragende Idee in einem Cocktail.

Nachtisch gab’s auch: Birne Helene für mich, Hirse-Crème brûlée mit Rhabarber (blärch) für den Herrn.

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Journal Dienstag, 24. Mai 2016 – Brighton 3, Wanderung nach Rottingdean

Mittwoch, 25. Mai 2016

Den Morgen mit Bloggen und Teetrinken verbracht. Der Tee zum B&B-Frühstück in Wotton-under-Edge ist hatte mir so gut geschmeckt, daran kamen die nachfolgenden Teebeutel einfach nicht ran. Es war loser, feinstkrümliger Tee gewesen (wir bekamen ein kleines Sieb zum Einschenken dazugestellt), sehr wahrscheinlich English breakfast. Aber welcher? Ich hatte am Montag Twinings English breakfast gekauft, der schmeckt aber auch nicht viel besser als Teebeutel. Sollte ich mal Ostfriesentee probieren? Ich möchte einen kräftigen, herzhaften Schwarztee, den ich auf englische Art mit Milch und mit viel Zucker trinken kann.

Das Wetter war wieder wunderschön, wir spazierten am Strand entlang zu Redroasters. Während Herr Kaltmamsell den Cappuccino holte, machte ein Mann im Café mit einer Profikamera Fotos. Ich erkannte ihn sofort: lomokev. Und sprach ihn spontan an (natürlich plump mit: “Aren’t you lomokev?”), brabbelte an ihn hin, dass ich ihm auf instagram folge und wie sehr ich ihm für seine Fotos aus Brighton danke. Er reagierte sehr freundlich und sortierte erst mal mein Gebrabbel. Als er erfuhr, dass ich einen Tag in London plane, empfahl er mir zwei Martin-Parr-Ausstellungen, die er auch in seinem Blog besprochen hatte. Wunderbarer Tipp, ich hatte noch nicht entschieden, welches Museum oder welche Ausstellung ich ansehen würde.

Im Sonnenschein wanderte ich mir Herrn Kaltmamsell den Undercliff Walk nach Rottingdean. Bei dieser Gelegenheit besah ich die neuen Wohnblöcke in Brighton Marina: Ja, sie stehen an der Mole mehr oder weniger im Meer.

In Rottingdean setzten wir uns in Kipling Gardens ans Croquet Green; zum ersten Mal sahen wir es auch bespielt. Mittagessen im White Horse Inn, dann nahmen wir den Bus zurück nach Brighton. Dort klapperte ich auf der Suche nach roten Sandalen ein halbes Dutzend Schuhläden ab, mit mittlerem Erfolg (ein akzeptables Modell gesehen, aber noch nicht anprobiert).

Einkaufen fürs Abendbrot in Waitrose: Markknochen zum Braten und Auslöffeln, also längs halbierte Rinderknochen. Wir hatten am Montag entdeckt, dass es die hier im Supermarkt gibt. Mein Lieblingsmetzger Herrmannsdorfer musste mich ja enttäuschen, als ich um aufgesägte Rinderknochen bat: Der Knochen passe nicht hochkant in die Säge.
Ich bin mit Knochenmark als Delikatesse aufgewachsen: Bei uns in der Familie bekamen die Kleinsten das Mark der Lammkoteletts angereicht, und jeder kratzte das Mark aus seinen Rinderbeinscheiben. Bei uns wurde ohnehin begeistert Knochen abgenagt: Gab es Brathähnchen, galten die Schenkel als die begehrtesten Teile, der Knochen der Schweinshaxe war dem Familienoberhaupt vorbehalten.

Dazu hatte ich im möglicherweise ältesten Ökoladen Brightons, Infinity Foods, ein Weizensauerteigbrot gekauft (Roggensauerteig gab es da auch, aber in Kastenform und mit ganz viel “without”, da war ich dann doch misstrauisch). Es schmeckte erstklassig. Auch der Nachtisch Erdbeeren mit Sahne.

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Wohnen auf dem Meer.

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Aussicht und Blume in Kipling Gardens.

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Bei 220 Grad für 20 Minuten in den Backofen.

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Gutes Brot können sie inzwischen auch in England.

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Das Einzige, was ich nach dieser Fettbombe vermisste: Schnaps.

Journal Montag, 23. Mai 2016 – Brighton 2, Laufen und Essen

Dienstag, 24. Mai 2016

Ausgeschlafen bis nach sieben. Beim Aufziehen der Vorhänge stellte sich heraus: Wolkenloser Himmel, die Morgensonne schien direkt ins Schlafzimmer und dort aufs Bett.

Eine Tasse Tee getrunken, den Nachtschweiß abgewaschen, ab zum Laufen ans Meer – darauf hatte ich mich wieder seit Monaten gefreut. Wie erwartet machte mein Körper bei der sportlichen Betätigung selbst keine Mucken.

Auf dem Weg beobachtete ich den Fortschritt von i360, sah außerdem schon von Ferne, dass sie auf die Marina drei Wohnblocks gebaut haben. Etwa ins Meer? Die genaue Lage werde ich bei einem Spaziergang herausfinden müssen, gestern bog ich weg in den Undercliff Walk.

Bunte Distelfinken gesehen, Stare, Möwen, viele Blumen.

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Weil das “No cycling” gestern auf Instagram und Twitter für ein wenig Unmut sorgte: Es gibt einen eigenen Fahrradweg, auf dem ich beim Fotografieren stand.

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Rechts hinten die neuen Wohnblöcke – die gemäß meinem Ortsgefühl hinterm Sporthafen im Meer stehen müssten.

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Wie immer ein Highlight des Laufs am Undercliff Walk: Dass es fast am Ende ein Klo gibt.

Auf dem Rückweg besorgte ich Zeitungen für Herrn Kaltmamsell, die er las, während ich duschte und bloggte.

Zusammen gingen wir am Strand entlang zu Redroasters auf den Cappuccino, der mir auf der Welt am besten schmeckt.

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Der i360-Turm ist fast fertig (Eröffnung im Sommer). Unter den Infos auf den Bauzäunen fand ich besonders interessant, dass die Finanzierung des Projekts transparent gemacht wird:

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Mit großem Hunger gingen wir auf ein frühes Mittagessen zu Food for friends, wo auch in diesem Jahr jeder einzelne Gegenstand schön und jedes Gericht köstlich ist.

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Für mich gab’s eine Burrata mit Pesto sowie Tomaten und Melone; gegenüber war die Vorspeise Tempeh-Satespieße mit einem Chilli-Mango-Bohnensprossen-Kräutersalat.

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Dann hatte ich einen Salat mit frischen Feigen und geräuchertem Ricotta, Herr Kaltmamsell “Open ravioli of roasted butternut squash, beetroot, walnuts and wilted spinach with a white wine and Brighton blue cheese sauce”.

Einkaufsbummel: Langweilige Dinge wie Ibuprofen (hier ohne Rezept und billig zu haben) und Feinkniestrümpfe (die von Marks&Spencer sind haltbar und kosten wenig), dann ausführliches Schlendern durch die Regale bei Waitrose. Vor der Fleischtheke dort (wir sahen bereits, was wir uns am nächsten Abend zubereiten würden) erreichte mich eine SMS der wohnungshütenden Mutter: Aus heiterem Himmel war der Austausch des Wasserzählers angekündigt worden, ich musste sie ein wenig über Küchenbefindlichkeiten unterrichten.

Als Abartigkeit der Saison kauften wir zwei Einzelportionen Erdnussdrink und bereiteten ihn in unserer Airbnb-Wohnung zu. Ja, wie heiße, verdünnte Erdnussbutter.

Apropos Wohnung: Das ist hier tatsächlich eine von der Anbieterin selbst bewohnte Wohnung, die sie an Urlauber abgibt – das hatte ich bei Airbnb zuvor nur einmal, sonst waren es immer Ferienwohnungen. Sie hat einen Teil ihres Kleiderschranks und der Schlafzimmerkommode für uns freigeräumt, viele Details der Wohnung erzählen von ihr, die Küche ist voll ausgestattet. UND – es gibt Bügelbrett und Bügeleisen. Beides nutzte ich gestern Nachmittag; ich hatte nur für eine Woche Kleidung dabei, die ich am Sonntag für die zweite Woche gewaschen hatte.

Für den Abend hatten wir einen Tisch im ehemaligen Graze reserviert. Kommentatorin Thea hatte mich rechtzeitig darauf hingewiesen, dass es das Restaurant nicht mehr gibt, so konnte ich über die Lokalberichterstattung herausfinden, dass die Inhaber am selben Ort ein neues Restaurant aufgemacht hatten: Market.

Das neue Konzept basiert auf kleinen Tellern, die auf der Karte nach Gemüse, Fisch, Fleisch, Käse sortiert sind und von denen vier pro Gast als Mahlzeit empfohlen werden. Wir aßen grünen Spargel mit einem scharfen Paprikamus, gegrillte Artischocke mit Za’atar (ausgezeichnete Idee!), Brokkolischößlinge mit Grünkohlchips und Tahini, Scons mit Mais und geräuchertem Kartoffelpüree, Miesmuscheln in einer Weißwein-Kapern-Chorizo-Soße, Jakobsmuscheln mit Wildschweinschinkenchips, Schweinebacke mit Blaukraut und Selleriepüree, Rippchen mit bunten Paprika. Alles schmeckte ganz wunderbar, es ist halt derselbe Koch wie vorher im Graze.
Nachtisch schafften wir auch noch:

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Sticky Toffee Pudding mit Muscovado-Eis, hinten Cheesecake mit Popcorn.

Die Weinkarte ist klein, aber offensichtlich sorgfältig ausgesucht. Am gespannentesten war ich auf den rumänischen Pinot Noir, also bestellte ich ihn:

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Auch der schmeckte mir sehr gut. Abraten kann ich nur vom Espresso zum Abschluss: Der war grässlich sauer-wässrig.

Schon auf den 50 Metern zu unserer Wohnung stellte ich fest, dass ich ausgesprochen überfressen war. Aber das war es wert!