Journal Dienstag, 17. Mai 2016 – Cotswolds Tag 3 (Wotton-under-Edge bis Old Sodbury)
Mittwoch, 18. Mai 2016 um 8:56Es war der Tag der Fasane: Nachdem unsere Gastgeberin uns am Vorabend Fasan serviert hatte, prognostizierte sie, dass wir in den nächsten Tagen auch lebendige würden sehen können – und all so geschah es. Vielleicht hat sie ja den Cotswold-Way-Verein angerufen und welche bestellt, wir sahen sieben Stück entlang unserem gestrigen Weg.
Morgens war ich erstaunt, dass wir beide immer noch keinen Muskelkater hatten – am Vortag waren einige wirklich anstrengende Passagen dabei gewesen, vor allem beim steil bergab Gehen hatte meine Oberschenkel ordentlich gebrannt.
Nach dem Frühstück sahen wir uns erst mal in Wotton-under-Edge um (überraschenderweise “Wuttn” ausgesprochen): Eine lebendige zentrale Einkaufsstraße mit kleinen Läden von Bäckerei und Metzger über Cafés bis Friseur und Musikinstrumente. In der Kirche St. Mary verbrachten wir einige Zeit: Ich war vor allem fasziniert von den handbestickten Kniekissen (Gobelin?), die an jedem Platz hingen.
Hinter Wotton-under-Edge gingen wir einen Bach entlang und passierten eine große Gruppe Kinder in Gummistiefeln (Schulklasse?), die von drei Frauen angeleitet verschiedene Untersuchungen am Bach anstellten. Herr Kaltmamsell erspähte auf einem Klemmbrett die Überschrift “River Study”, sah nach einem sehr spannenden Projekt aus.
Einige Zeit später kamen wir an einer Gruppe Menschen vorbei, die gerade eine der dry stone walls zwischen Weg und Feld reparierte. Wir grüßten und bekamen ein Magazin in die Hand gedrückt: den Cotswold Lion. Ein jovialer alter Herr erklärte dazu, dass sie eine Freiwilligengruppe vom Cotswold Conservation-Verein seien, die sich darum kümmern, dass Mauern repariert werden, Hinweisschilder erneuert, Wege passierbar gehalten. Wir scherzten ein wenig hin und her, ich dankte ihm sehr herzlich für sein Engagement, das mir diesen Urlaub so angenehm macht.
Regen bekamen wir auch ab: Schon mittags verdüsterte sich der Himmel immer mehr, bald mussten wir uns gegen ein paar Regentropfen schützen. Auch deshalb beschlossen wir, unser Lunchpaket für den Abend aufzuheben und statt dessen in einem Pub Pause zu machen und zu Mittag zu essen: Im nahe gelegenen Hawkesbury Upton war auch eines empfohlen, das sich als perfekt herausstellte.
Danach kamen wir nochmal in einen heftigeren Schauer, doch auch der ging bald vorbei. Kleine Übung für den Mittwoch, da soll es durchregnen. Von den letzten beiden Stunden der Wanderung habe ich keine eigenen Fotos, weil meinem Smartphone der Strom ausging (und auch die Powerbank leer war, die mich in den Tagen davor gerettet hatte). Deshalb musste ich die Länge der gestrigen Strecke schätzen: In den acht Stunden mit einer guten Stunde Mittagspause haben wir vermutlich 26 Kilometer zurückgelegt.
Unsere Unterkunft in Old Sodbury ist ein kleines Hotel in einem alten Gebäude an der Schnellstraße, möglicherweise waren wir die einzigen Gäste. Geräumiges Zimmer, geräumiges Bad mit Wanne. Wieder war für mich ein Vollbad genau das Richtige. Zum Abendbrot holten wir unsere Käsebrote und den fruit cake heraus, den uns die Zimmerwirtin in Wotton eingepackt hatte – wunderbar. Dazu guckte Herr Kaltmamsell Fernsehen, ich bloggte.
Die Einkaufsstraße von Wotton-under-Edge.
Der Lardy Cake in der Auslage der Bäckerei erinnerte mich an das Rezept dafür, das ich noch ungetestet daheim habe.
Die Kirche St. Mary in Wotton-under-Edge von außen.
Und von innen. Es folgen ausgewählte Gobelinkissen, manche deutlich kirchlich:
Manche sind so irgendwie dazwischen:
Bei anderen ist der kirchliche Bezug sehr erklärungsbedürftig:
Aber für Knie sind sicher alle bequem.
Schüler beim Flussforschen.
Eine kissing gate – von denen es gestern definitiv zu wenige gab.
Das ist ja wohl mal EIN HOHLWEG! Herr Kaltmamsell begann von Tolkiens Konzept guter und böser Wälder zu erzählen.
Einer der sieben Fasane, denen wir gestern begegneten, fotografiert von Herrn Kaltmamsell mit mächtigem Teleobjektiv.
Ich fand ein Bündel wunderhübscher Federn und schmückte meinen Hut damit. Auf Twitter erfuhr ich, dass das sehr wahrscheinlich Fasanenfedern sind. Überraschung.
Regen. Und ein weiteres absurdes monument auf einem Hügel, dieses für einen General Sumerset.
Pub food! Ich hatte als kleines Tagesgericht einen faggot mit gravy, Erbsen und Pommes, Herr Kaltmamsell Cottage Pie mit ähnlichem drumrum. Wir sind auf dem Foto beide bei unserem zweiten Getränk: Ich hatte nach einem Pint Ale (Dursley Donkey) lieber mal eine Cola (Urlaubsgetränk), Herr Kaltmamsell wagte sich nach einem Pint Cider an eines mit Ale – nachdem ich ihm versprochen hatte, dass er die nächsten Stunden betrunken würde hinter mir her stapfen können.
Samma: Den Bärlauch machen die doch da zur Deko hin.
die Kaltmamsell18 Kommentare zu „Journal Dienstag, 17. Mai 2016 – Cotswolds Tag 3 (Wotton-under-Edge bis Old Sodbury)“
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18. Mai 2016 um 9:12
wie idyllisch!
18. Mai 2016 um 9:15
Herrliche Wanderimpressionen und tolle Fotos. Vielen Dank dafür! Das macht gerade großes Englandweh und Sehnsucht nach Pub-Food und Cider :)
18. Mai 2016 um 9:16
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18. Mai 2016 um 9:18
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18. Mai 2016 um 10:32
Vielen Dank für die Fotos von den Kissen, die sind wirklich großartig . Allerdings sind es keine Gobelins. Der Begriff wird im allgemeinen Sprachgebrauch zwar für alles mögliche verwendet,aber ein Gobelin ist eine in der Manufaktur in der Ruhe des Gobelins hergestellte Tapisserie. Alle Tapisserien werden in einer speziellen Technik gewebt, wofür mitunter auch der irreführende Begriff Gobelintechnik verwendet wird – um die Verwirrung zu steigern.
Dann gibt es natürlich noch den Gobelinstich, bei dem es sich um einen halben Kreuzstich handelt. Ausgeführt mit Wollgarn sollen diese Stickereien die gewebten Tapisserien imitieren, was sich mitunter in der Auswahl der Vorlagen zeigt.
Bei den allerliebsten Kniekissen handelt es sich – soweit ich das erkennen kann – um Stickereien im Kreuzstich, vermutlich auf Stramin. Tolles Design, sehr gute Ausführung , aber definitiv kein Gobelin.
18. Mai 2016 um 11:10
das fußballkissen!!!
18. Mai 2016 um 11:11
Ich würde ja behaupten, die Kirchenkissen sind so gehäkelt und nicht bestickt, aber das mag täuschen. Sieht jedenfalls nach einem tollen Urlaub aus, weiterhin viel Spaß.
18. Mai 2016 um 14:19
hach, herrlich, das alles!
Ich habe solche (gestickten) Kissen auch schon häufiger in englischen Kirchen gesehen und bewundert und mich u.a. gefragt, ob jede_r einen speziellen Platz hat?
Danke für Ihre wunderbaren Berichte! Viel Freude, Appetit, Sonne und Erholung weiterhin für Sie beide.
18. Mai 2016 um 14:32
Der Bärlauch!!! Ihre England-Urlaubs-Berichte liebe ich ja ohnehin. Ich hätte jetzt SO GERNE Pub-Food!
18. Mai 2016 um 14:52
Der Bärlauch-Wald! Da seid ihr doch vermutlich durchgehüpft wie rehenhafte Elfentrolle – der Inspiration wegen…
18. Mai 2016 um 15:05
Es sieht aus, als ob Sie in der Filmkulisse von Inspektor Barnaby rumspazieren.
Die Kissen sind allerliebst, vor allem die nicht klerikalen Ausgaben.
18. Mai 2016 um 21:09
Was für eine schöne Wanderreise – auch für uns Leser und Leserinnen. Die Cotswolds kommen ja häufiger in Romaen vor und auch eine meiner Englischlehrerinnen schwärmte uns 1989 davon vor, darum freue ich mich, die Cotswolds auf diese Weise auch ein bisschen zu sehen zu bekommen. Dankeschön.
18. Mai 2016 um 22:13
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18. Mai 2016 um 23:22
Wunderschöne Bilder! Wunderbarer Text. Wir haben übrigens Fasane in unserem Garten, der zur Natur offen ist. Jeden Sommer zählen wir bis zu 50 Fasanenbabies, die hier herumstolzieren. Ich weiss nicht, ob ich je Fasan essen könnte … :)
19. Mai 2016 um 0:57
Wunderschön. Sèhr auenlandige Landschaft. Und diese Namen! In meiner Vorstellung höre ich Evelyn Hammans Stimme.
20. Mai 2016 um 19:52
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20. Mai 2016 um 21:38
Diese Kissen sind grandios! Eine kurze Recherche ergab, dass sie church kneelers oder hassock genannt werden und man alle Zutaten im Internet bestellen kann. Das könnte auch die einheitliche Farbpalette erklären. Auf der Versandseite werden auch Untergrund-Stoffe und Bestick-Techniken genannt. Laut http://stitchingbyacornishseashore.blogspot.de/2016/03/musings-from-english-church.html kam die Technik aus Berlin, ist das nicht faszinierend? Viele Gemeinden berichten auf ihren Webseiten über langwierige Projekte in denen neue kneelers hergestellt wurden. Zu gern würde ich die Geschichten zu den weltlichen Motiven hören. Danke für die Bilder, Sie haben mir eine wunderbare neue Handarbeits-Welt gezeigt!
22. Mai 2016 um 17:57
Frau Kaltmamsell, ich muss Ihnen meinen ehrlichen Dank aussprechen. Seit einem ersten Wanderurlaub in den schottischen Highlands vor vier Jahren (vier Jahre!) wächst in mir der Wunsch nach Wiederholung.
Sie machen mir SO eine Lust auf Großbritannien! Mit Kleinkind ist ein solcher Wanderurlaub zwar utopisch, ich habe aber schon meine Recherche zu Fahrradreisen durch GB begonnen…
Also, bitte mehr davon! Ich hänge an Ihren Lippen!