Archiv für Mai 2016

Journal Sonntag, 22. Mai 2016 – Bath-Brighton

Montag, 23. Mai 2016

Ich hatte auf den Vollmond zur Herstellung guten, tiefen Schlafs gehofft, aber auch in der Nacht auf gestern weckten mich die Hüft-Bein-Schmerzen immer wieder. Jajaja, ich gehe daheim zum Orthopäden. Der wieder feststellen wird, dass in der Hüfte nichts kaputt ist und mich zum MRT überweist. Wohin ich dieses Mal tatsächlich gehen werde (eine Überweisung vor zwei Jahren bei einem anderen Orthopäden hatte ich verfallen lassen), ohne Hoffnung, dass die Diagnose (sehr wahrscheinlich beengter Nerv in der LWS) zu einer Therapie führen wird. Ähnliches habe ich schließlich mit HWS-Nerv und Arm, da meinte der Neurochirurg schlussendlich auch nur, es sei noch nicht schlimm genug für einen operativen Eingriff.

Diese Seite des Alterns habe ich seit Jahren sehr wohl im Blick, seit ich begriff, was die Ärztinnen und Ärzte mit “degenerativ” in ihrer Diagnose meinten. Deshalb bin ich immer noch irritiert, wenn Klimakterium und Altern gleichgesetzt werden. Muss ich noch drüber nachdenken: Klar, Klimakterium ist Teil der Alterns, aber mein Altern besteht aus sehr, sehr viel mehr.

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Blick aus unserem Hotelfenster.

Morgens rollkofferten wir zum Bahnhof von Bath, holten unsere Tickets nach Brighton ab (weil die Tickets Kärtchen mit Magnetstreifen sind, die man für das Betreten und Verlassen der Bahnsteige braucht, gibt es keine Online-Tickets), frühstückten in einem benachbarten Café.

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In praktisch jedem Café, jedem Pub deutlich sichtbar angebracht: Zugangscode zum WLAN.

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Endlich mal als Frühstück bestellt: Porridge. Es war mit Milch gekocht und schmeckte gut, meines ist besser (ich röste die Flocken in Butter mit Gewürzen an und gieße Wasser auf). Dafür war deren Geschirr schöner.

Mit Umsteigen in Reading und Gatwick Airport kamen wir nach Brighton Bahnhof. Unter düsterem Himmel rollkofferten wir rüber nach Hove und bezogen unsere wunderschöne Airbnb-Wohnung.

Spätes Mittagessen: Dim Sum im China Garden, wo es auch um drei noch bummvoll war.

In der Wohnung Wäschewaschen, ums Eck für den Abend einkaufen. Ich hatte Lust auf eine riesige Schüssel Salat, fand dafür bei Taj sogar eine milde spanische Zwiebel. Wir richteten uns häuslich ein.

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“Redraw the Balance” – gibt es ähnliche Kampagnen in Deutschland? Mit so schönen Beispielen?

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https://youtu.be/qv8VZVP5csA

Journal Samstag, 21. Mai 2016 – Museen in Bath

Sonntag, 22. Mai 2016

Eigentlich war ja Rosentag: Doch da es schlicht zu unpraktisch gewesen wäre, einen Strauß riesiger Rosen am Sonntag mit dem Zug durch Südengland zu transportieren, verschob ich das Begängnis auf zurück in München. (Der Blumenhändler in der Thalkirchner Straße macht sich hoffentlich keine Sorgen, wenn ich dieses Jahr am 21. Mai nicht auftauche.)

Geplant war ein Museumstag, der bei durchgehend regnerischem Wetter genau das Richtige war.

Morgencappuccino traditioneller Art (kein Wandern -> kein B&B-Frühstück) im empfohlenen Jacobs Coffee House: Es sitzt sich sehr schön dort im 1. Stock mit Aussicht auf die Roman Baths, und der Kaffee schmeckt.

Erst durch die Bath-Tipps der Kollegin war mir klar geworden, dass Bath mittlerweile als Jane-Austen-Stadt gesehen wird. Ich hatte damit immer viel mehr Fanny Burney und ihre Romane verbunden: Zum einen decken ihr Leben und ihr Werk die wichtigste, goldene Zeit Baths ab, nämlich Georgian mit den riesigen Kleidern und der dicken Bleischminke, zum anderen befasste ich mich im Studium viel mit Burney und reise auf ihren Spuren zum ersten Mal vor 23 Jahren nach Bath. In Burneys Romanen finden sich viele der Details, von denen Mayor’s Guide Islay am Vortag gesprochen hatte: Die Einkäufe bei Stoffhändlern, milleners, haberdashers – und in welche finanziellen Schwierigkeiten das eine junge Frau bringen konnte.

Aber in den Jahren seither waren es die großen Verfilmungen von Jane-Austen-Romanen, die die öffentliche Wahrnehmung von Bath prägten. Und so besuchte ich das Jane-Austen-Center, ließ mir über Leben und Werk erzählen, besichtigte Exponate (Colin Firth als Darcy spielt im Merchandising die zentrale Rolle) – und nahm dann doch die Gelegenheit war, die für Fotos bereitgestellten Klamotten (über meinen) anzuziehen.

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Aufgenommen von Herrn Kaltmamsell.

Farmers Market war gestern auch in Bath. Wieder bedauerte ich, dass ich nicht für eine Küche einkaufen konnte. Käse aus Somerset nahm ich trotzdem mit.

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Zurück in die Georgianik, und zwar zu den Assembly Rooms. Den Ballsaal und den tea room durften wir nicht betreten, sie waren gerade an eine Hochzeitsgesellschaft vermietet.

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Netterweise standen die Türen offen.

In diesem Gebäude ist auch das Fashion Museum untergebracht. Mein Besuch dort vor 20 Jahren hatte mich sehr beeindruckt, ich hatte bei einer Führung einige grundlegende Dinge über das Bekleiden und Feine-Leute-Kleidung im 18. Jahrhundert gelernt. Heutzutage besteht das Museum aus “A History of Fashion in 100 Objects” mit Audio Guide und konzentriert sich mehr auf Details – auch diese sehr interessant. Wie in vielen Museen ist nur ein Bruchteil des Bestands ausgestellt, ein weiterer Besuch in drei Jahren ist sicher wieder spannend. Das einzige der derzeit gezeigten Kleider aus vier Jahrhunderten, das nicht zu einem sehr schlanken Frauenkörper gehörte, war übrigens eines von Queen Victoria.

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Spannend war auch das Eintreffen der Hochzeitsgäste, während ich abschließend im Museumsshop kruschte: spektakuläre Aufzüge der Damen.

Anschließend wollte ich einen Tisch fürs Abendessen reservieren, doch das Wunschlokal war schon ausgebucht. Wir gingen also erst mal auf das eine oder andere Pint in einen (empfohlenen) Pub und lasen gemütlich, dann erforschten wir englische Pizza (Pizzaexpress):

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War schon ok, die Bechamelsauce auf meiner irritierte nur wenig.
Auf dem Weg zurück ins Hotel holten wir uns Nachtisch bei Charlotte Brunswick Chocolates – die machen unter anderem interessante Sachen mit gerösteten Kokosflocken.

Journal Freitag, 20. Mai 2016 – Führung durch Bath

Samstag, 21. Mai 2016

Eine Arbeitskollegin, die vor Kurzem erst in Bath studiert hat, hatte mich mit einer Liste Tipps für die Stadt versorgt – so umfassend, dass ich keinen Anlass für ausgiebige weitere Recherchen sah. Wir brachten unser Gepäck vom B&B (eggs florentine zum Frühstück, mmhhh!) über den Avon zum Abbey Hotel, wo ich zwei weitere Übernachtungen in Bath gebucht hatte.

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Zu diesen Tipps der Kollegin gehörte auch eine Stadtführung durch die Mayor of Bath Honorary Guides: Volltreffer. Die große Gruppe am Treffpunkt wurde geviertelt, jeder Teil aus etwa 20 Bathbesucherinnen und -besuchern zog mit einem Guide los, in unserem Fall war das die reizende Islay (gesprochen “Ayla”). Über zwei Stunden zeigte sie uns Häuser, Plätze, Straßen, Höfe und Winkel, erzählte viel über die Geschichte Baths, vor allem im 18. und 19. Jahrhundert.

Anschließend schlängelten wir uns zu einer weiteren Kolleginnenempfehlung durch.

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Kaffee im Colonna & Small’s – ein zeitgenössischer Kaffeeladen mit allen möglichen Zubereitungsarten ausgewählter Kaffeesorten, die vor allem durch “Fruchtigkeit” glänzen und zu denen Zucker nicht mal angeboten wird. War ok, aber ich habe noch weit hin, bis ich nicht mehr meinen Cappuccino aus schwarz gerösteten Espressobohnen bevorzuge.

Ein Tipp von Katha auf Instagram führte uns zur Bäckerei Bertinet.

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Vergeblich aber suchten wir nach einer Quelle für Cotswold Gin, den wir in Painswick bekommen hatten. Man schickte uns von einer Spirituosenhandlung zur nächsten, wir hätten sogar Bath Gin bekommen, nicht aber Cotswold Gin.

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Sehr beeindruckt aber war ich von der Auslage eines örtlichen Metzgers – wie schade, dass wir keine Küche für die Zubereitung hatten. Wir spazierten weiter durch Bath.

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Als Abendessen gab es einen Berg gebratenes Rindfleisch sowie Dessert in The Herd.

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Nachtrag zu den Kniekissen: Zum einen fand ich in Bath Markets dieses.

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Genau damit werden die Kissen bestickt. Und “Tapisserie” hatte ich immer für die englische Übersetzung von Gobelin gehalten – was nicht ganz stimmt. Kommentatorin saumselig erläuterte das ein wenig: Kein Gobelin.
Zum anderen weist Kommentatorin Frau Schmitt auf diese Information über die für Kirchenkissen übliche Stickerei hin.

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Auch sonst hatte ich genug Zeit, um im großen, schönen Hotelzimmer nichts zu tun. Also Internet zu lesen und anzuschauen.

Mit Bezahlbloggen habe ich mich nie sehr beschäftigt, weil es für mich aktiv nicht in Frage kommt und weil ich es zu langweilig zu lesen finde. (Menschen sind verschieden: Für andere mag es eine großartige Sache zu machen oder zu lesen sein – wunderbar, nur zu!)

Der Vortrag von Heather Armstrong dazu aber bereitete mir wirklich Gänsehaut: Worauf man sich beim Bezahlbloggen einlässt – und warum sie vergangenes Jahr damit aufhörte.

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https://youtu.be/fe-7kHmArAs

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Spät abends kam eine Doku über Queen im Fernsehen (über die Band, nicht über Ihre Majestät): “From Rags to Rhapsody”. Sehr spannend, unter anderem, weil 40 Jahre Interviewmaterial mit den Bandmitgliedern verarbeitet wurden.

Journal Donnerstag, 19. Mai 2016 – Cotwolds Tag 5 (Cold Ashton bis Bath)

Freitag, 20. Mai 2016

Der letzte Tag unseres Cotswold Ways. Einerseits war ich traurig, dass es schon vorbei ist mit Wandern durch paradiesische Landschaft. Andererseits fand mein Körper, besonders die rechte Hüfte mit dran hängendem Bein, dass jetzt aber auch mal gut war mit Laufen.

Es war eine kurze Endstrecke (gemessene 19 Kilometer mit zwei ausführlichen Pausen in gut sechs Stunden), wir trödelten sie mit viel Rumgucken ab.

Erst mal frühstückten wir aber in unserer kleinen Küche in der pitoresken Hill Farm hinter Cold Ashton. Unsere Gastgeberin hatte am Vorabend nach unseren Wünschen gefragt und Sausages, Ham, Mushrooms, Tomatoes, Toast und Eggs von benachbarten Hühnern bereitgestellt. Ich machte mir mit vorrätigen Haferflocken Porridge und kochte mir zwei Eier weich, die ich mit Toast aß. Herr Kaltmamsell briet sich ein ganzes English breakfast.

Nach herzlichem Abschied von unserer Gastgeberin (Hill Farm kann ich wirklich empfehlen) wanderten wir zum letzten Mal los – diesmal ohne uns wie an den vorhergehenden Tagen erst mal zu verlaufen. Schnell sahen wir auch, warum wir seit unserer Ankunft durchgehend Krähenlärm gehört hatten: In einer riesigen Pappel waren mindestens fünf Nester.

An einem Aussichtspunkt über Bath machten wir zur Halbzeit Pause, nochmal auf ein Pint in einem Pub in Weston kurz vor Bath (wo wir uns mit dem uralten Pub-Hund anfreundeten). In der letzten Stunde bis zu unserer Unterkunft regnete es überraschend noch mal oder wie Herr Kaltmamsell es formulierte: “English weather is making a point.” Bis wir hinter Bath Abbey angekommen waren und auf den Bänken davor endlich unser Lunchpaket aßen, hatte es aber schon aufgehört.

Die letzte Unterkunft war ein klassisches B&B über den Avon rüber mit einigen Zimmern. Abends folgte ich einer Empfehlung einer Kollegin, die kürzlich in Bath studiert hat: Wir gingen ins The Salamander auf heimische Ales und Ciders, aßen je einen Pie dazu. Von Bath hatte ich gelesen, dass es derzeit als food capital Englands gehandelt werde. Das kann ich natürlich nicht beurteilen, doch als ich die zweite Runde Bier holte, bekam ich mit, wie ein Gast den Barman um Bierberatung bat: Er hätte gerne ein “lagerlike” Ale. Schlechte Idee, der Herr fing sich einen Vortrag über die Unmöglichkeit solch eines Wunschs und über Bier im Allgemeinen ein.

Über eben diesem zweiten Pint seufzte ich und gestand, dass ich müde war und überhaupt keine Lust auf einen weiteren durchgebloggten Abend hatte. Woraufhin der Herr an meiner Seite, der sonst alles daran setzt, mir das Leben so leicht und schön wie möglich zu machen, meinte: Das gehe ja wohl gar nicht, woher solle er denn dann bitte morgen früh einen Blogpost zum Lesen über den Tag samt Bildern bekommen. Fast hätte er mir meinen Cider weggenommen, damit ich nicht noch müder wurde. Nun dann.

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Hill Farm ist das Gebäude ganz hinten.

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Blick rüber nach Bristol (viele Flugzeuge im Landeanflug über unseren Köpfen).

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Erster Blick auf Bath.

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Zum Wanderabschied eine Runde Regen.

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Langsam wurde es städtischer.

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Abendessen.

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Nieseldämmriger Heimweg über den Avon.

Journal Mittwoch, 18. Mai 2016 – Cotwolds Tag 4 (Old Sodbury bis Cold Ashton)

Donnerstag, 19. Mai 2016

Hier könnte eine Geschichte stehen von Wandern im strömenden Regen, von Bibbern vor Kälte und von Wanderstiefeln, aus denen man das Wasser gießen konnte – schließlich war ordentlich Regen angekündigt. Doch das englische Wetter ist unstet, man kann sich auf nichts verlassen, nicht mal auf angekündigten Regen. Zwar war es gestern wolkig und eher kühl, doch tatsächlich angeregnet wurden wir nur dreimal, und das eher kurz. Wir sahen sogar ein paar Mal Sonne. Zudem wieder Fasane, Feldlerchen, Distelfinken, Möwen (konstante Begleiter am Himmel) – und ein hochherrschaftliches House. Da die eigentliche Wanderstrecke übersichtlich kurz war, nahmen wir nämlich auf dem Weg Dyrham Park mit, ein Anwesen in der Hand des National Trust, dessen Äußeres für den Dreh von Remains of the Day verwendet wurde. Mit diesem Umweg und einer langen Pause waren wir für gemessene 23 Kilometer etwa sechseinhalb Stunden unterwegs.

Nur von Ferne erahnen konnten wir Dodington Park, das mittlerweile dem Staubsauger-Dyson gehört. Unser Hotelgastgeber hatte uns erzählt, dass Dyson zwar die öffentlichen Wege durch sein Grundstück weiterhin nutzen lässt1, zum Haus hin allerdings sichtschützende Bäume habe pflanzen lassen. Das ist aus Sicht des Besitzers völlig verständlich, ruiniert allerdings die sensationelle historisch unbegrenzte Lage der Häuser in weitläufiger Parklandschaft.

Eingekehrt sind wir gestern nur auf eine Tasse Tee in den schönen tea room von Dyrham Park. Vorher hatten wir mit Blick auf das Haus auf einem Baumstamm sitzend Brotzeit gemacht und das Lunchpaket unseres Gastgebers verzehrt.

Diesmal war unsere Unterkunft eine ehemalige Farm, die sehr geschmackvoll und modern zu einem B&B umgebaut war. Unsere Gastgeberin begrüßte uns herzlich und mit ausführlichen Informationen, das vorbereitete Abendessen machten wir uns in einer kleinen Gästeküche warm: Unsere Gastgeberin hatte uns liebevoll Salat (mit frischen Basilikumblättern und gerösteten Pinienkernen) und Dressing vorbereitet, außerdem örtliches Bier “Cotswold Way” sowie Fish Pie und zum Nachtisch Sticky Toffee Pudding.

Abend über Bloggen und Livegucken der dritten Folge von Mary Beard’s Ultimate Rome auf BBC 2.

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Bei Regen starteten wir vom Old Sodbury House Hotel.

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In Old Sodbury gibt es sogar noch ein altes Telefonhäuschen – von außen heruntergekommen, von innen sauber und voll funktionstüchtig.

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Einem bestimmten Grad Idyll kann auch Regen nichts anhaben.

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Er macht das Idyll allerdings recht matschig. Meine Wanderstiefel waren bald doppelt so schwer wie beim Anziehen.

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Der öffentlich passierbare Teil von Dodington Park.

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Der erste von vielen Fasanen, die wir gestern sahen – diesen so nah, dass ich ihn sogar mit meinem Smartphone erwischte.

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In Tormarton guckten wir in die örtliche Kirche St. Mary Magdalene. Dort entdeckten wir, dass mit dreckigen Wanderschuhen gerechnet wurde.

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Und was kirchliche Dienstleistungen kosten, wenn es keine Kirchensteuer gibt. Taufen sind in einer missionierenden Religion natürlich kostenlos.

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Ein kleiner palate cleanser nach all dem Idyll: Die Cotswolds haben auch Hochspannungsleitungen, Windkraft und Autobahn.

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Dyrham Park konnten wir nur von außen besichtigen: Das Gebäude wird restauriert, nicht immer kann man ins Innere.

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Zeit für eine Pause.

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Ich trinke hier gerade so gerne Tee (im tea room von Dyrham Park mit Milch zum Selbstzapfen), dass ich meinen gewohnten Milchkaffee gar nicht vermisse.

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Typisch public footpath.

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Cold Ashton

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Die offene Tür führt in unser Zimmer des B&B.

  1. Es ist auch ziemlich schwierig, das zu verbieten, wie Konstantin auf London Leben schön erklärt. Und so stiefelten wir auch gestern einmal so richtig quer durch jemandes Garten, mitten durch Felder, quer über Kuh- und Schafweiden waren wir immer wieder unterwegs. []

Journal Dienstag, 17. Mai 2016 – Cotswolds Tag 3 (Wotton-under-Edge bis Old Sodbury)

Mittwoch, 18. Mai 2016

Es war der Tag der Fasane: Nachdem unsere Gastgeberin uns am Vorabend Fasan serviert hatte, prognostizierte sie, dass wir in den nächsten Tagen auch lebendige würden sehen können – und all so geschah es. Vielleicht hat sie ja den Cotswold-Way-Verein angerufen und welche bestellt, wir sahen sieben Stück entlang unserem gestrigen Weg.

Morgens war ich erstaunt, dass wir beide immer noch keinen Muskelkater hatten – am Vortag waren einige wirklich anstrengende Passagen dabei gewesen, vor allem beim steil bergab Gehen hatte meine Oberschenkel ordentlich gebrannt.

Nach dem Frühstück sahen wir uns erst mal in Wotton-under-Edge um (überraschenderweise “Wuttn” ausgesprochen): Eine lebendige zentrale Einkaufsstraße mit kleinen Läden von Bäckerei und Metzger über Cafés bis Friseur und Musikinstrumente. In der Kirche St. Mary verbrachten wir einige Zeit: Ich war vor allem fasziniert von den handbestickten Kniekissen (Gobelin?), die an jedem Platz hingen.

Hinter Wotton-under-Edge gingen wir einen Bach entlang und passierten eine große Gruppe Kinder in Gummistiefeln (Schulklasse?), die von drei Frauen angeleitet verschiedene Untersuchungen am Bach anstellten. Herr Kaltmamsell erspähte auf einem Klemmbrett die Überschrift “River Study”, sah nach einem sehr spannenden Projekt aus.

Einige Zeit später kamen wir an einer Gruppe Menschen vorbei, die gerade eine der dry stone walls zwischen Weg und Feld reparierte. Wir grüßten und bekamen ein Magazin in die Hand gedrückt: den Cotswold Lion. Ein jovialer alter Herr erklärte dazu, dass sie eine Freiwilligengruppe vom Cotswold Conservation-Verein seien, die sich darum kümmern, dass Mauern repariert werden, Hinweisschilder erneuert, Wege passierbar gehalten. Wir scherzten ein wenig hin und her, ich dankte ihm sehr herzlich für sein Engagement, das mir diesen Urlaub so angenehm macht.

Regen bekamen wir auch ab: Schon mittags verdüsterte sich der Himmel immer mehr, bald mussten wir uns gegen ein paar Regentropfen schützen. Auch deshalb beschlossen wir, unser Lunchpaket für den Abend aufzuheben und statt dessen in einem Pub Pause zu machen und zu Mittag zu essen: Im nahe gelegenen Hawkesbury Upton war auch eines empfohlen, das sich als perfekt herausstellte.

Danach kamen wir nochmal in einen heftigeren Schauer, doch auch der ging bald vorbei. Kleine Übung für den Mittwoch, da soll es durchregnen. Von den letzten beiden Stunden der Wanderung habe ich keine eigenen Fotos, weil meinem Smartphone der Strom ausging (und auch die Powerbank leer war, die mich in den Tagen davor gerettet hatte). Deshalb musste ich die Länge der gestrigen Strecke schätzen: In den acht Stunden mit einer guten Stunde Mittagspause haben wir vermutlich 26 Kilometer zurückgelegt.

Unsere Unterkunft in Old Sodbury ist ein kleines Hotel in einem alten Gebäude an der Schnellstraße, möglicherweise waren wir die einzigen Gäste. Geräumiges Zimmer, geräumiges Bad mit Wanne. Wieder war für mich ein Vollbad genau das Richtige. Zum Abendbrot holten wir unsere Käsebrote und den fruit cake heraus, den uns die Zimmerwirtin in Wotton eingepackt hatte – wunderbar. Dazu guckte Herr Kaltmamsell Fernsehen, ich bloggte.

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Die Einkaufsstraße von Wotton-under-Edge.

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Der Lardy Cake in der Auslage der Bäckerei erinnerte mich an das Rezept dafür, das ich noch ungetestet daheim habe.

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Die Kirche St. Mary in Wotton-under-Edge von außen.

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Und von innen. Es folgen ausgewählte Gobelinkissen, manche deutlich kirchlich:

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Manche sind so irgendwie dazwischen:

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Bei anderen ist der kirchliche Bezug sehr erklärungsbedürftig:

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Aber für Knie sind sicher alle bequem.

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Schüler beim Flussforschen.

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Eine kissing gate – von denen es gestern definitiv zu wenige gab.

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Das ist ja wohl mal EIN HOHLWEG! Herr Kaltmamsell begann von Tolkiens Konzept guter und böser Wälder zu erzählen.

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Einer der sieben Fasane, denen wir gestern begegneten, fotografiert von Herrn Kaltmamsell mit mächtigem Teleobjektiv.

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Ich fand ein Bündel wunderhübscher Federn und schmückte meinen Hut damit. Auf Twitter erfuhr ich, dass das sehr wahrscheinlich Fasanenfedern sind. Überraschung.

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Regen. Und ein weiteres absurdes monument auf einem Hügel, dieses für einen General Sumerset.

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Pub food! Ich hatte als kleines Tagesgericht einen faggot mit gravy, Erbsen und Pommes, Herr Kaltmamsell Cottage Pie mit ähnlichem drumrum. Wir sind auf dem Foto beide bei unserem zweiten Getränk: Ich hatte nach einem Pint Ale (Dursley Donkey) lieber mal eine Cola (Urlaubsgetränk), Herr Kaltmamsell wagte sich nach einem Pint Cider an eines mit Ale – nachdem ich ihm versprochen hatte, dass er die nächsten Stunden betrunken würde hinter mir her stapfen können.

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Samma: Den Bärlauch machen die doch da zur Deko hin.

Mehr Menopausengedanken

Mittwoch, 18. Mai 2016

Die bisherige Diskussion ums Klimakterium (vielen Dank an alle, die ihre Erlebnisse, Gefühle und Gedanken dazu teilen) hat mir viele neue Aspekte eröffnet. Besonders viel Denkfutter hat mir der Text von Kitty Koma gegeben: “Rites de Passages.”

Zum Beispiel wäre ich nie auf die Idee gekommen, dass ich die Menstruation je würde vermissen können. Fast jeder meiner Zyklen bringt fünf bis zehn Tage brutale Brustschmerzen, seit ich Mitte 20 bin, kommen ein paar Stunden Gebärmutterkrämpfe zu Beginn der Blutung dazu – die mich nicht völlig schachmatt setzen, aber unangenehm genug sind. Zudem hatte ich schon immer sehr starke Blutungen bis zu 1 XXL-Tampon pro 30 Minuten. (Gibt es eine offizielle Einheit für die Stärke von Menstruationsblutung? Ein Pendant zur Richterskala? Das reine Messen der Flüssigkeitsmenge ist ja eher unpraktikabel.) Das macht zum Beispiel an zwei Tagen im Monat Schwimmen indiskutabel, Tampon hin oder her. Mir fällt kein Detail daran ein, das ich mag und das ich vermissen könnte (ein englischer Euphemismus ist bezeichnenderweise the curse). Wie eine mal so passend twitterte: Könnte man nicht einfach jeden Monat eine Postkarte geschickt bekommen mit der Nachricht “Glückwunsch! Sie sind nicht schwanger”?

Da ich nie schwanger werden wollte, hadere ich vielleicht besonders damit. Es mag ja maßgeblich zum Siegeszug der menschlichen Spezies beigetragen haben, dass wir ganzjährig fruchtbar sind – die Nebenwirkung sind für Frauen ohne Kinderwunsch allerdings ein ganz schön hoher Preis. Dass man ohne Menstruation an Weiblichkeitsgefühl einbüßen könnte, darauf mussten mich erst Ihre Kommentare bringen. Denn auch wenn es mir schwer fiele, die Kriterien zu nennen, an denen ich meine Weiblichkeit festmache: Menstruation zähle ich sicher nicht dazu.

Herr Kaltmamsell, der sich beim Wandern meine Gedanken zum Thema anhört, merkte an, dass “den Männern” die Menopause der Frauen egal sei. Doch erstens glaube ich nicht, dass ein Mann für “die Männer” sprechen kann (ebenso wenig wie eine Frau für “die Frauen”), zweitens mag das so vielleicht sein – doch dann ist es nicht unbedingt gut so: Männer sollten sich zumindest so weit Gedanken dazu machen, wie es ein wichtiger Faktor für eine großen Teil der Gesellschaft verdient. (Zudem habe ich in Ihren Beiträgen da draußen auch die Erfahrung gelesen, für “die Männer” gehörten Frauen durch die Menopause zum ignorierbaren Alteisen.)

Nebenbei ist mir auch klar geworden, dass ich gerade das Gesellschaftsverändernde des Mitmachwebs erlebe: Gedanken und Gefühle, mit denen Menschen sich allein, wenn nicht sogar abartig fühlten, weil sie vielleicht der Norm widersprachen, erweisen sich durchs öffentliche Aufschreiben als verbreitet – wenn auch weiterhin nicht die Norm.
Zum Beispiel gab es sicher schon immer Mütter, die mit ihrer Mutterschaft haderten, vielleicht sogar feststellen mussten, dass sie ihre Kinder nicht besonders mochten. Jede einzelne fühlte sich wie ein Monster, ein Irrtum der Natur. Doch weil Social Media diese Stimmen und Gefühle sichtbar machten, merkten sie, dass das nicht so war. Ein Buch wie Regretting Motherhood ist durch Social Media möglich geworden: Die Beiträge dort bewiesen, dass das ein Thema ist. (Und dass es sehr wahrscheinlich einen Markt für Bücher dazu gibt.)

Ebenso ist es mit Vielem anderen, ich hoffe auch mit dem Klimakterium.