Journal Montag, 16. Mai 2016 – Cotswolds Tag 2 (Middleyard bis Wotton-under-Edge)
Dienstag, 17. Mai 201630 Kilometer auf und ab, oft ausgesprochen steil, sind auch mit drei Pausen und in gut acht Stunden anstrengend. Jetzt wissen wir das also.
Das Wetter passte auch gestern bestens zum Wandern: Sonne mit ein paar Wolken, milde Temperaturen. Wieder bekamen wir optimal ausgeschilderte Wege, zu den gesichteten Vögeln (in der Aufzählung vom Vortag fehlten Eichelhäher, Schwalben und Mauersegler) kamen ein graues Eichhörnchen, viele Schafe, Ziegen, wieder Kühe in allen Schattierungen. Fledermäuse allerdings nicht: Unser Abstecher zu Woodchester Mansion, wo man angeblich fünf verschiedene Fledermausarten sehen kann, war zwar wanderisch schön, doch die Mansion ist montags geschlossen. Wir guckten also nur von außen.
In Dursley kehrten wir in einem Pub ein und ließen uns je ein Pint Ale schmecken. So hatte ich mir das vorgestellt.
Diesmal begegneten wir auch anderen Wanderern, koordinierten zum Beispiel drei Herren, die an verschiedenen Stellen des Wegs aufeinander warteten (hatten sich für ein Teilstück zu Alternativen getrennt) und uns Botschaften mitgaben für den nächsten, den wir treffen würden. Mountainbiker waren fast keine unterwegs.
Das B&B, in dem wir in Wotton-under-Edge eingebucht waren, stellte sich als Eigenheim ohne Kennzeichnung heraus, in dem uns ein Zimmer mit Bad zugewiesen wurde. Begrüßt wurden wir auch von zwei Hunden, die ich ausgiebig streicheln konnte. Beim Buchen der Reise war uns hier ein home cooked dinner angeboten worden; da andere Abendessensmöglichkeiten eine weitere Wanderung erfordert hätten und weil wir neugierig waren, nahmen wir an. Zusammen mit unseren Gastgebern aßen wir also in einem Esszimmer mit Blick übers Tal eine Fasanenkasserole (mein zweites Mal Fasan, auch das erste Mal war in England gewesen) mit Kartoffelstampf, Karotten und jungem Brokkoli, zum Nachtisch Apfel-Brombeer-Pie mit flüssiger Sahne.
Wotton-under-Edge ist ein sehr lebendiges Städtchen mit etwa 6500 Einwohnern in den Cotswolds (unsere Gastgeber erzählten uns, dass es sogar ein Kino gibt), hat aber nur ein Hotel und zwei B&Bs (das andere gehört einer Freundin unserer Gastgeberin). Die Cotswolds scheinen ohnehin nicht wirklich touristisch erschlossen – möglicherweise hatte ich bei meinen Erwartungen zu sehr das Allgäu oder das Chiemgau im Hinterkopf, wo jedes Kuhkaff Pensionen hat und die seit den 50ern “Fremdenzimmer” anbieten. Offensichtlich eine ganz andere Historie.
Sonnige Aussicht beim Aufstehen.
Full English Breakfast in Middleyard. An sich und in entsprechenden Cafés mag ich das ja, doch die fettarme, unknusprige Heimvariante ist dann doch nicht so das Meine.
Zu Beginn der Wanderung: wilde Tiere.
Schon gestern kamen wir an sowas vorbei, was unser Wanderführer als piggery eingezeichnet hatte. Da hier aber keine Schweine zu sehen sind, bin ich unschlüssig, was es sein soll.
Wie auch am Sonntag: Immer wieder blühender (und entsprechend riechender) Bärlauch, soweit das Auge reicht.
Woodchester Mansion, hübsch, aber zu.
Hat man hier gerne oben drauf: Topographen.
Zum Käsebrot hatte unsere B&B-Wirtin uns Capri Sonne ins Lunchpaket gepackt. Ich wurde schlagartig wieder elf. (Als ich meine Mutter vergeblich um so etwas anbettelte. Heute schmeckt es mir leider nicht mehr. Vielleicht kann es doch irgendwann zu spät für eine schöne Kindheit sein.)
Landeskunde: So sieht heutzutage die Karte für Pub Food aus.
Sehen Sie rechts ganz hinten den Turm auf dem Berg? Da waren wir auch.
Und das war der Turm, das Tyndale Monument, das vielleicht weltweit größte Denkmal für einen Übersetzer.
Auch ein Denkmal, bestehend aus eingemauerten Pinien und wechselnden Anlässen zugeeignet.