Journal Donnerstag, 5. Mai 2016 – WMDEDGT in Berlin
Freitag, 6. Mai 2016(Was die Abkürzung im Titel bedeutet.)
Aufs Ausschlafen gefreut, aber schon vor sechs aufgewacht. Um halb sieben gab ich die Hoffnung auf, wieder einschlafen zu können.
Ich bin ja immer noch in Berlin zu Gast, also ist selbst der Start in den Tag ein anderer als daheim. Nämlich trank ich erst mal einen halben Liter Wasser, dann ging ich ins Bad zur Morgentoilette: Zähne bürsteln und seideln, Duschen mit Haarewaschen (braucht’s bei der derzeitigen Länge nur jeden zweiten Tag, wenn ich keinen Sport treibe, weil sich die Haare beim Schlafen kaum verlegen), eincremen, Haare föhnen, Augen schminken. Ich zog mich an, setzte Espresso auf, traute mich, den vollelektrifizierten Nespresso-MilchschäumerundHeizer der Gastgeberin auszuprobieren: Macht sehr, sehr viel Schaum, bis die Milch auch heiß ist.
Mit Milchkaffee und einem weiteren Glas Wasser setzte ich mich an mein Laptop, winselte Herrn Kaltmamsell per E-Mail mit einem kleinen Heimwehanfall an, bloggte gründlich, sah mir Meggie Smith bei Graham Norton an.
https://youtu.be/gHxO_IA3t3w?t=18m53s
Gegen zehn Uhr tauchte meine Gastgeberin auf. Da mir sehr kalt war (ich saß im Mantel und mit zwei Paar Socken am Schreibtisch – ich werde doch nicht krank werden?), draußen aber die Sonne schien, verabschiedete ich mich bald zu einem Spaziergang in den Park. Ich marschierte zum Treptower Park, holte mir dort an der S-Bahn eine Käsesemmel und ein Streuselteil, setzte mich damit zum Frühstück in die Sonne am Sowjetischen Ehrenmal.
Als Niederlassung zum Lesen wollte ich lieber in den Halbschatten. Ich fand eine perfekte Bank mit Rückenlehne am Karpfenteich – Bänke stehen in diesem Park erstaunlich wenige, man sitzt eher auf Beton oder auf Wiese.
Ein paar Stunden las ich zu Discostampfbeschallung von irgendwo im Park Granta 135, hätte das auch gerne noch weiter getan, doch dann setzte sich eine alte Dame zu mir, die sich unterhalten wollte. Davor hatten sich hin und wieder schon auch Menschen auf die Bank gesetzt, doch mich angemessen ignoriert. Diese Dame ließ nicht locker, immer wieder neue Fragen zu stellen, auch wenn ich mit Finger auf der Lesestelle aufblickte und nach freundlicher, knapper Antwort weiterlas. Da ich nicht unfreundlich werden wollte, mich diese konkrete Dame aber nicht genug für eine Unterhaltung interessierte (ich hatte gerade eine besonders reizvolle Geschichte angefangen), packte ich mein Zeug und brach auf (“Ich wollte Sie jetzt aber nicht hier vertreiben!”).
Das Wetter war weiterhin sensationell, die Sonne beschien die um die Wette blühenden Bäume, gleichzeitig ging ein angenehmer Wind. Ich meanderte mit weiten Umwegen zu meiner Unterkunft.
Die Stunden bis zur Abendverabredung verbrachte ich mit Internetlesen und -gucken, unter anderem holte ich den viel empfohlenen und wirklich empfehlenswerten re:publica-Vortrag von Kübra Gümüşay nach, “Organisierte Liebe”.
https://youtu.be/BNLhT5hZaV8
Zum Nachtmahl war ich im May am Ufer verabredet. Ich hatte einen höchst anregenden Abend mit herzlichem Service, wunderbarem Essen (Maischolle!) und köstlichen Getränken (der Galgantlikör und der Hollunderlikör der Preußischen Spirituosenmanufaktur kommen sowas von auf meine Wunschliste!).
Dummerweise stellte sich auf dem Heimweg heraus, dass das, was ich am frühen Abend für Brummschädel durch zu viel Sonne gehalten hatte, dann doch eine Migräne im Anflug gewesen war. Die sich jetzt mit Kraft auf mich stürzte. Mit einer Dosis Triptan in die Nase ging ich schnell ins Bett und wartete darauf, dass das Medikament endlich wirken möge.