Journal Freitag, 10. Juni 2016 – nachgeholter 23. Rosentag
Samstag, 11. Juni 2016 um 10:03Am Rosentag, dem 21. Mai, waren Herr Kaltmamsell und ich ja dieses Jahr auf Reisen. Ich nahm mir die Freiheit, ihn am erstmöglichen gemütlichen Freitagabend nachzuholen.
Auf dem Heimweg radelte ich durch milde Sonne zum Blumenladen am Stephansplatz, in dem ich den alljährlichen Rosenstrauß seit vielen Jahren kaufe. Ich sorgte mich ein wenig, wie alt und gebrechlich der Blumenhändler scheinbar plötzlich aussah – selbstverständlich ging ich immer davon aus, dass ich auch noch die 50 Rosen im Jahr 2043 bei ihm kaufen würde.
Das Festessen gab es daheim, Herr Kaltmamsell hatte sich Selbstkochen statt Restaurantbesuch gewünscht. Und weil wir Lust auf Käsefondue hatten, zudem als Erwachsene keine Rücksicht auf Jahreszeiten nehmen müssen, gab es Käsefondue.
Während der gemeinsamen Vorbereitung (ich bastelte zudem einen Salat zum Mitbringen auf ein samstägliches Sommerfest) verdichtete sich der Plan, den 25. Rosentag in zwei Jahren richtig groß und mit vielen Gästen zu feiern. Wir hatten ja kein Hochzeitsfest, weil wir unseren heimlichen Gang zum Standesamt als rein bürokratischen und eher unpersönlichen Akt gesehen hatten. Der 25. Rosentag aber wäre ein sehr persönlicher Anlass, der für uns viel mit Liebe, Romantik, Schicksal und Lebensweg zu hat – also ein idealer Anlass für ein großes Fest.
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Eine Frau wird von zwei Männern sexuell missbraucht, das Ganze ist als Video veröffentlicht. Dass sie wegen der Anzeige dieses Verbrechens nun selbst wegen Falschverdächtigung vor Gericht steht (Chronik der Abläufe bei stern.de), enthüllt mehr über die Bigotterie unserer Gesellschaft beim Thema Frauen und sexuelle Gewalt, als ich es eigentlich wissen wollte.
Anne Wizorek kommt zu demselben Schluss:
“Der Umgang mit dem Fall Gina Lisa ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft”.
Eine betrunkene Frau gibt mit ein paar Wodka Redbull aber nicht automatisch ihr Recht ab, über ihren eigenen Körper bestimmen zu dürfen.
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Gina-Lisa Lohfink ist kein „perfektes Opfer”—weil es eben keine „perfekten Opfer” gibt. Die Realität sexualisierter Gewalt sieht anders aus, aber weder unsere Gesetze dazu, noch unser Justizsystem bilden diese Wirklichkeit ab. Gina-Lisa Lohfink bringt es selbst auf den Punkt wenn sie sagt: „Tattoos, Brüste, Nägel, Haare—ich bin doch ‘n Mensch.” Genau das.
stern.de-Chefredakteur Philipp Jessen findet es in seinem Kommentar “#TeamGinaLisa” erwähnenswert, dass sich junge Feministinnen für die Menschenrechte einer Frau einsetzen, “die sich mithilfe plastischer Chirurgen zu einem sogenannten Männertraum umformatieren ließ” und “ziemlich genau das Gegenteil dessen sein dürfte, wofür sie selbst einstehen”. Das ist einerseits traurig, weil diese feministische Unterstützung sich eigentlich von selbst verstehen sollte. Andererseits hat Jessen möglicherweise damit formuliert, wofür die Richtung Feminismus steht, mit der ich mich identifiziere: für Selbstbestimmung.
Gegenbeispiele: Feministinnen, die Frauen zum Beispiel das Recht absprechen, selbstbestimmt Hijab zu tragen. Oder die die Hatz gegen Monica Lewinsky mitgetrieben haben.
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Erst jetzt habe ich mitbekommen, dass Lieblingsaltphilologin Mary Beard den Premio Princesa de Asturias bekommt: Wie schön!
I hate with a vengeance the kind of popularising history (or popularising anything) that assumes that the wider public can be fobbed off with some over-simplified, dumbed-down version of what academics really talk about. It has always seemed to me that you can remove some of the jargon, talk clearly and capture precisely the issues that are those under debate. So I was particularly pleased when I saw these words of the jury, referring to my ‘talent for making specialized knowledge both accessible and relevant to the general public’. That’s exactly what I have wanted to do.
(Korrektur der Tippfehler von mir)
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Freitag, 10. Juni 2016 – nachgeholter 23. Rosentag“
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11. Juni 2016 um 11:19
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Gerne gelesen
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11. Juni 2016 um 19:25
Das Fest klingt nach einer Super-Idee!
Und ja, bei dem Gina-Lisa-Thema tun sich Abgründe auf…
11. Juni 2016 um 21:08
Ich finde Ihre Idee, Ihren 25. Rosentag groß zu feiern, ganz großartig! Ich werde in gut einer Woche nach fast 18 Jahren Gemeinsamkeit heiraten, denke aber, dass unser bisheriger Jahrestag mir immer mehr bedeuten wird als das Datum unserer Hochzeit, das wir ja willkürlich festlegen konnten, während das eigentliche Wunder ja ist, jemandem zu begegnen, mit dem man lieber zusammen ist als alleine. Alles Liebe für Sie!