Journal Mittwoch, 8. Juni 2016 – Hüftschmerzrecherchen
Donnerstag, 9. Juni 2016Morgens ging ich mein Problem Hüftschmerzen an. Möglicherweise total unkonventionell und altmodisch wandte ich mich an jemanden, der mindestens zwölf Jahre studiert und gelernt hat, bis er sich “Facharzt für Orthopädie” nennen durfte.
Jetzt habe ich eine nigelnagelneue Röntgenaufnahme meines schiefen Beckens samt krummer LWS, mein Kinderarzt selig wurde ein weiteres Mal gerügt, weil er mich als Baby nicht in eine Spreizhose gesteckt hat, und als Nächstes schauen wir per MRT nach den Wirbeln, Bandscheiben und Nerven.
Auch eine Verächterin der evidenz-basierten Medizin hätte beruhigt sein können, das Menü der Praxis bedient praktisch alle Glaubensrichtungen, ohne die ein Orthopäde heutzutage vermutlich nicht mehr Miete und Gehälter zahlen kann.
(UND er freute sich, dass ich seine Anspielung auf die Borg sofort richtig einordnete.)
Beim Radeln von Schwabing in die Arbeit ins Westend regnete es mich bereits an, der Tag blieb düster, kühl und regnerisch – das war es erst mal mit dem Münchner Sommer.
Abends bereitete ich neben viel Salat aus Ernteanteil das Saubohnengericht von Claudio zu: sehr gut! Wenn meine Fave frischer gewesen wären (es handelte sich um Reste vom Wochenende), hätte man sie auch mehr geschmeckt.
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Wortschnittchen fragte mit Blick auf diese Liste auf Twitter:
“Überhaupt: wie wollt Ihr euch kleiden/die Haare tragen, wenn Ihr so richtig alte Krüstchen seid?”
(Bitte auch die Antworten lesen.)
Realistich gesehen wird das allerdings keine Entscheidung sein, sondern lediglich ein Moment im persönlichen Stylingkontinuum.
Meine Vision von einer 80-jährigen Kaltmamsell ist heutzutage:
Ich werde richtig, richtig alt aussehen. Strahlend alt.
Mal sehen, ob ich dann noch genug Schabernack im Leib habe, mir zum Beispiel die weißen Haare lang wachsen zu lassen – für einen Schaukelstuhloma-Dutt.
Vielleicht ist mir mit 80 aber Styling völlig wumpe, weil ich meine ästhetische Energie und allen Schalk lieber in meine dritte unveröffentlichenbare Abhandlung über die Torheit von Unternehmensstrukturen stecke.
Es gibt einige weibliche Filmstars, bei denen ich sehr bedauere, dass ich sie wegen plastischer Chirurgie nie in alt sehen werde. Auch sie sollen natürlich so aussehen dürften however the fuck they like, was in ihrer Branche meist bedeutet anything but old. Meine enttäuschte Neugier ist ganz egoistisch. Zum Beispiel bin ich sicher, dass Julie Andrews alt ganz wunderbar aussehen würde. Wir werden es nie herausfinden.
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Ein Interview mit Jan Philipp Reemtsma über die Ergebnisse seiner Jahrzehnte Gewaltforschung:
“‘Ich bin sehr für Rache, sie darf nur nicht sein.
Jan Philipp Reemtsma, Sozialforscher und Entführungsopfer, hat ein Lebensthema: Gewalt. Wie kann man erklären, dass Menschen verletzen, foltern, töten?”
Mich wundert nur, warum der Begriff Aggression nie auftaucht. Die umfasst doch erheblich mehr als “Rachegefühle”. Und bei mir kenne ich sie als stärksten Impuls für Gewalt.
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Ein weiteres Interview, wenn auch ein Jahr alt:
“Christopher Walken on Lion Taming, ‘SNL’ and Why ‘Peter Pan Live!’ Scared Him”.
Der Herr kommt ganz entzückend freundlich und bescheiden rüber – a real mensch.
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https://youtu.be/FTcQdiNlGG8