Journal Freitag, 7. Oktober 2016 – Militärerinnerungen und Carbonaraunterricht

Samstag, 8. Oktober 2016 um 10:18

Zwei schöne Erlebnisse gab es an diesem kalten, grauen und regnerischen Tag:
Morgens stieß ich auf diese Geschichte von Maximilian Buddenbohm:
“Kleine Anmerkung zu Kleiderordnungen”.

Herr Buddenbohm erinnert sich an seine Militärdienstzeit, und da wir fast gleich alt sind, habe auch ich Erinnerungen daran – allerdings aus zweiter Hand, da ich als Frau keinen Wehrdienst oder Ersatzdienst leisten musste. Allein dass es mir notwendig erscheint, das zu klären, zeigt, wie vorbei diese Zeit ist. Für meine Generation gehörte der Wehrdienst zu den dominierenden Themen der Jahre ums Abitur: Jeder und jede war vertraut mit Modalitäten des Wehrdiensts und der Musterung, Möglichkeiten der Verweigerung, Militärstandorten im Umland, später mit den Details von Zivildiensteinsätzen (Altersheim, Behindertenstätten – dort vor allem legendär der Fahrdienst, Krankenhäuser, Kinder- und Jugendheime, Einzelbetreuung) und Waffengattungen. Zugfahrten am Sonntagnachmittag bis ‑abend waren immer begleitet von der einen oder anderen Handvoll Wehrdienstleistender in Uniform auf dem Weg zurück in die Kasernen.
Die einen männlichen Altergenossen veralkoholisierten und verblödeten sichtlich von Woche zu Woche beim Bund, die anderen entdeckten amerikanischen Swing der 40er und kamen mit Tommy Dorsey-Platten wieder, wieder andere erkannten eine Zukunftsperspektive in sozialen Berufen.
Und es war klar, dass die meisten Männer zwei Jahre später ihre weitere Ausbildung nach dem Abitur antreten würden als die Frauen.

Damals war ich ganz entschieden gegen Wehrdienst (und wenn schon, dann bitte für Männer und Frauen) und für eine Berufsarmee. Heute beobachte ich, wie viel größer die Distanz der Bürgerinnen und Bürger zur Bundeswehr durch die Abschaffung des Militärdiensts geworden ist – und so richtig identifiziert hatte sich (zumindest West-)Deutschland ja noch nie mit seinen Streitkräften.

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Das zweite schöne Erlebnis war der abendliche Unterricht im Carbonarakochen – die Vorführung galt allerdings Herrn Kaltmamsell und nicht mir, meiner Überzeugung nach reicht es schließlich aus, wenn eine Person im Haushalt Spaghetti Carbonara beherrscht. (Ja, ich weiß, dass ich mich damit in die verhängnisvoll typische weibliche Abhängigkeit einer klassischen Ehe begebe, die ich nach einer möglichen Trennung noch bitter bereuen werde.)

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(Nicht zur Szene gehört der Topf auf dem Herd links hinten: Da drin ist nur restliche Hühnerbrühe.)

Beigebracht wurde die Variante, in der ein Ei durch zwei Esslöffel Sahne ersetzt wird: Der Lehrer mildert damit nach eigenen Aussagen den Geschmack roher Eier, den er nicht so gern mag.

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Johannes Kretschmar aka Beetlebum fühlt sich ins Seelenleben der Rosetta-Technik ein:
“Mehr Kultur für Astro-Nerds”.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Freitag, 7. Oktober 2016 – Militärerinnerungen und Carbonaraunterricht“

  1. Maximilian Buddenbohm meint:

    Ich halte die komplette Abschaffung eines wie auch immer gearteten Staatsdienstes nach der Schule mittlerweile für einen Fehler, es hat aber ein paar Jahre gedauert, das so zu sehen.

  2. Marqueee meint:

    Was Herr Buddenbohm sagt. Wobei ich – ohne mich an konkrete Zahlen zu erinnern – positiv überrascht war, wie viele sich dann doch im Rahmen von FSJ, FÖJ und Bundesfreiwilligendienst engagieren.

  3. Crazycook meint:

    Carbonara mit Sahne!! Ein Ausrutscher des Herrn SD oder deutsch interpretierte italienische B….s? Der Italiener und Purist in mir ordnet das unter “wie man Carbonara ruiniert” ein.

  4. Hande meint:

    Ich finde Lehrer sollen Sachen lehren wo sie sich auskennen. Nicht nur, dass es kein Sahne ins carbonara gehört – die Begründung “rohe eier geschmack” zeigt, dass der Lehrer was grundsätzlich falsch macht.

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