Journal Dienstag, 20. Dezember 2016 – Trotzdem Christkindlmarkt

Mittwoch, 21. Dezember 2016 um 6:54

Sehr früh aber munter aufgewacht. Die Munterkeit wechselte in Bestürzung, als ich die Zeitung reinholte: Ein riesiger Lastwagen war in einen Berliner Weihnachtmarkt gerast und hatte viele Menschen getötet.

Endlich mal wieder beim Langhanteltraining gewesen, dort viel Kraft gehabt. In der Umkleide mit Mitturnerin geplaudert, die Hanuka in Israel verbringen wird und davon schwärmte, wie eng der Familienzusammenhalt in dieser Gegend sei, komme, was wolle, Familie gehe dort halt über alles, ganz anders als enttäuschenderweise bei uns Egoisten hier in Mitteleuropa. Um im nächsten Atemzug zu erzählen, dass sie ja vor fünf Jahren völlig mit ihrer Familie gebrochen habe, von denen wolle sie nichts mehr wissen. Beruhigend, dass andere genauso inkonsequent fühlen wie ich.

Innere Wetterlage weiter verheerend, kurz vor jederzeitigem Tränenausbruch (inklusive Selbsthäme-Coach: “Ooooh, da tut sich aber jemand selbst leid! Krieg erst mal echte Probleme!”). Ablenkung und Aufmunterung konnte ich schon immer meisterlich, weiß aber, dass diese potenzielle Tränen in schwarzen, erstickenden Schlick verwandeln.

Nach langer, heftiger Arbeit heimspaziert zu meiner Verabredung mit Herrn Kaltmamsell: Wir hatten Abendessen auf dem Christkindlmarkt geplant, jetzt erst recht. Ich hatte eine Käsekrainer in der Semmel und Pommes mit Majo.

Vorsichtiges Weiterverfolgen der Nachrichten und der Kommentare zu den Nachrichten über den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Mittlerweile nimmt die Metaebene in meiner Nachrichtenwelt mindestens so viel Raum ein wie die eigentlichen Nachrichten. Ein ganz kleiner Teil in mir (der nostalgische, inkonsequente, krückstockfuchtelnde) sehnt sich nach der Prä-Privat-TV-Vergangenheit, in der breaking news mit stundenlanger, wenn nicht sogar tagelanger Verzögerung von den Sendeanstalten im Radio und aus der Tagesschau kamen.

§

Einleuchtender Artikel über das sich wandelnde Profil von sogenannten Frauenmagazinen:
“The true story of how Teen Vogue got mad, got woke, and began terrifying men like Donald Trump”.

via @tknuewer

Darin unter über den Anteil, den in USA feministische Blogs an dieser Entwicklung haben:

On the blogosphere, the traditional division of subjects under newspaper sections was collapsed. The only real criteria when it came to determining coverage was that the subject had to affect women—which, upon close examination, turned out to be true of literally everything.

Almost by accident, the feminist blog movement was training an army of female journalists and editors. Feministe’s Jill Filipovic now writes for outlets like Cosmopolitan and the New York Times; Ann Friedman, who once wrote for Feministing, is now a regular columnist at New York Magazine. The executive editor of Feministing, Samhita Mukhopadhyay, is now senior editorial director of culture and identities at Mic. Kate Harding blogged at Shakesville and founded her own blog, Shapely Prose, in 2007. All of these women made their names while covering beats they might have been barred from in more traditional newsrooms. They were also creating a substantial readership for politically engaged coverage done in a female voice.

die Kaltmamsell

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