Journal Samstag, 24. Dezember 2016 – Heilig Abend bei Eltern

Sonntag, 25. Dezember 2016 um 14:58

Meine Eltern hatten zu Heilig Abend bei ihnen eingeladen, Herr Kaltmamsell und ich hatten gerne angenommen.

Morgens buk ich Schwäbisches Kartoffelbrot; während seiner letzten Phase im Ofen stieg ich für eine gute Stunde auf den Crosstrainer (zwei Eichhörnchen beobachtet).

Wetter mild und ein wenig windig – das verbinde ich inzwischen mit dem 24. Dezember als typisch. Mit einem letzten, sperrigen Geschenk machten wir uns auf den Weg. Mein Vater holte uns vom Bahnhof ab und fuhr uns zu meinem Bruder, wo wir eben dieses Geschenk abgaben. UND gleich mal Christbaum lobten. Von diesem Allgäuer (?) Brauch hatte ich meinem Bruder erzählt, als ich ihn vor 13 Jahren kennenlernte; mittlerweile höre ich aus anderen Gegenden davon, und auch mein Bruder hat ihn mittlerweile im Oberbayerischen übernommen. In seinem Haus gab es sogar zwei Christbäume zu loben.

Dafür gab’s an Willi (ausgesprochen köstlich).

Fürs Loben des elterlichen Christbaums hingegen gab es spanischen süßen Anis. (Ein neues technisches Detail habe ich im Techniktagebuch beschrieben.)

Auch dieses Jahr zwang ich meine Eltern zu den Ritualen, die sie mir in meiner Kindheit nahegebracht hatten – selbst wenn sie für sie nicht mehr wichtig sind. Zum Beispiel der Spaziergang an Heilig Nachmittag aka Christkind suchen: Da es nach Regen aussah, hätten meine Eltern den eher ausgelassen, aber wo kämen wir denn da hin? Es regnete dann tatsächlich, sogar immer stärker. Aber da es nicht kalt war, fand ich das nicht so schlimm. Christkind suchen!

So sah es dann zur Bescherung aus. Das Festessen war Fondue, möglicherweise mochte ich am meisten die Brokkoliröschen frittiert – so viel Oberfläche kann deutlich mehr Fett aufnehmen als jedes Stück Fleisch.

Dazu gab es weitere mir unbekannte Geschichten aus der Kindheit meiner Eltern. Ich hörte zum ersten Mal, dass mein Vater während der Sommermonate auf dem Land bei der Familie auch Schafe hüten musste – weil der Schäfer für die Ernte gebraucht wurde. Und dass er natürlich ohne Hund oder Ausbildung dafür keine Chance hatte und verzweifelte. Ich hörte auch zum ersten Mal von der ganz frühen Erinnerung meiner Mutter, wie sie als Drei- oder Vierjährige von ihrem Gitterbettchen aus den Christbaum zu Fall brachte, weil sie an einem Bonbon gezogen hatte, mit dem er dekoriert war; sie erinnerte sich noch genau, wie sie die ganze Nacht von den Fichtennadeln gepiekst wurde, die bei der Aktion in ihr Bettchen gerieselt waren.

Zum Nachtisch gab’s Rotweincreme (traditionell von Dr. Oetker) und spanische Weihnachtssüßigkeiten (turrón, mazapán), die ich im spanischen Großmarkt besorgt hatte.

die Kaltmamsell

4 Kommentare zu „Journal Samstag, 24. Dezember 2016 – Heilig Abend bei Eltern“

  1. Sebastian meint:

    Hier erzählen Schwaben aus dem Augsburger Raum, dass Chritsbaumloben inzwischen nicht nur unter Bekanbten gepflegt wird, sondern dass man einfach irgendwo klingelt, lobt und säuft. Halloween on Spirit?

  2. die Kaltmamsell meint:

    Wow, Sebastian – that escalated quickly.

  3. Isa meint:

    Ich weiß, dass im Hunsrück, wo mein Mann herstammt, ebenfalls das Christbaum loben praktiziert wird. In den Dörfern ist das wohl eine abendfüllende Veranstaltung.

  4. FH meint:

    http://www.brauchwiki.de/Christbaumloben

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