Journal Sonntag, 18. Dezember 2016 – Adventspaziergang 2016

Montag, 19. Dezember 2016 um 7:08

In diesem langen Advent 2016 hatte die Familie den traditionellen Adventspaziergang auf den 4. Adventsonntag gelegt. Nach einer Zugfahrt durchs Trübe trafen Herr Kaltmamsell und ich uns bei meinen Eltern in Ingolstadt (wegen der großen Geschenkpackerl hatte mein Vater uns vom Bahnhof abgeholt). Wohin der Spaziergang führen würde und wo wir folglich mittagessen würden, hielten meine Eltern wie immer geheim.

Diesmal fuhren wir nirgendwohin mit dem Auto, sondern spazierten gleich los: Über den Nordbahnhof und ein Stück Parkgürtel (Schauplatz manches Sonntagspaziergangs meiner Kindheit) in die Ingolstädter Innenstadt. Meine Mutter schlug Haken, um uns möglichst lange im Unklaren über das Ziel zu lassen, letztendlich standen wir vorm Gasthaus Daniel – dem ältesten Wirtshaus der Stadt. Auf den erwähnten Sonntagsspaziergängen wurde beim Vorbeigehen jedesmal darauf hingewiesen, dass Fabian und Christa, Freunde meiner Eltern, 1965 (?) im Obergeschoß ihre Hochzeit gefeiert hatten.

Bei meinem letzten Besuch dort vor fünf Jahren war mir noch eine etwa 30-seitige Speisenkarte vorgelegt worden, deren unüberschaubares Angebot verriet, dass hier nicht selbst gekocht wurde. Das hat sich ganz offensichtlich geändert: Auf zwei Seiten wurden klassische Wirtshausgerichte angeboten, von Schweinsbraten über Schäuferl (gehört eigentlich ins Fränkische) bis Kässpatzen, ganz ausdrücklich fehlten als Beilage Pommes (satt dessen Bratkartoffeln).

Schon der kl. gem. Salat war überdurchschnittlich schmackhaft (im Glas vor mir Herrnbräu-Dunkles vom Fass).

Ich hatte Böfflamott bestellt – hatte ich nie auf einer Wirtshauskarte gesehen. Es schmeckte ganz ausgezeichnet, inklusive dem Semmelknödel.

Auf einem anderen Weg spazierten wir zurück zu meinen Eltern, mein Bruder und Neffe 1 zeigten mir die lokalen Pokéstops (sowie die jüngsten Veränderungen im Stadtbild), gemeinsam fingen wir Pokémon.

Im elterlichen Wohnzimmer gab es Riesling-Glühwein, Plätzchen und Stollen, zudem hatte meine Mutter – ganz neue Sitten – zwei Kuchen gebacken. Umfassende Völlerei. Und wenn man eine so durchwegs musikalische Bruderfamilie hat, sitzt man halt unvermittelt in einem perfekt fünfstimmigen “Last Christmas”. (Ich war schwer beeindruckt und habe mitgeschnitten, möchte aber nicht durch eine Veröffentlichung die Gema auf den Plan rufen.)

Spät fuhren wir zurück nach München, wo uns sanfte, nasse Schneeflocken empfingen. Den Rest des Abends waren wir mit Verdauung beschäftigt.

§

Fällt Ihnen noch was ein?

die Kaltmamsell

9 Kommentare zu „Journal Sonntag, 18. Dezember 2016 – Adventspaziergang 2016“

  1. joriste meint:

    Schäufele gibts auch im Badischen. Aber ich will die alljährliche Diskussion nicht unnötig anheizen. (Ist mir halt noch eingefallen.)
    Liest sich gut und ich hoffe, Sie hatten ein wirklich schönes Wochenende. Jetzt ist es nicht mehr lang bis zur Arbeitspause. Das schaffen wir auch noch. Gute Wünsche dazu!

  2. Nina meint:

    Danke mal wieder für ein Jahr, in dem ich Sie als stille Leserin begleiten durfte. Das tue ich nun mittlerweile seit etwa sechs (?) Jahren, ohne mich kaum jemals zu Wort zu melden. Trotzdem freue ich mich jeden Morgen darauf, bei Ihnen vorbeizuschauen und freue mich, ärgere mich und staune mit Ihnen über Ihren Alltag und besondere Erlebnisse.

    Danke für Ihren Mut, Dinge mit uns zu teilen, die Ihnen vielleicht trivial scheinen und Sie vielleicht in gewissem Sinne angreifbar machen. Mir macht das Lesen in Ihrem Blog einfach Spaß und ich werde es nicht müde (…und ich habe lange überlegt, ob “es” jetzt hier ein grammatikalisch korrekter Genitiv ist?!)

  3. fxf meint:

    Nachdem Mittelfranken bis zur Gebietsreform 1972 bis knapp vor Ingolstadt reichte (der ganze alte Landkreis Eichstätt), hat sich das Schäufele gar nicht mal so weit verlaufen.

  4. Regina meint:

    Ich kann mich Nina nur anschließen, nur lese ich schon viel länger mit…..

    Grüße aus Fürth/Mittelfranken (Schäuferlestadt) ;-)

    Regina

  5. die Kaltmamsell meint:

    Schön, dass Sie sich melden, Nina und Regina! Danke für die Lesetreue.

    Umso energischer, fxf, grenzen die Ingolstädter sich deshalb sonst von Franken ab.

  6. padrone meint:

    Liebe Inés,

    zum Daniel, zum Schäufele, zu Franken und überhaupt – siehe hier:
    http://www.extraprimagood.de/2013/06/04/alteste-gaststatte-der-stadt-seit-1471/ und dort:
    http://www.extraprimagood.de/2013/06/16/hinter-den-kulissen-oder-making-of-a-schaufele/

    Lieben Gruß!

  7. Mil meint:

    Oh, und das Boeuf a la mode ist das richtige Stück Contre-Filet mit dem Streifen Gelee in der Mitte. Wie lecker! Ich beneide Sie um diese Tradition des Adventsspazierganges.
    danke. Ein gute Zeit für Sie beide.
    Milla

  8. antje meint:

    @joriste

    Allerdings ist das badische was ganz anderes als das fränkische Schäufele. Ich erinnere noch den entsetzten Aufschrei meiner Mutter: aber das ist doch KEIN Schäufele!

  9. Vinni meint:

    Dann möchte ich die Gelegenheit auch nutzen, mich für das tägliche Schreiben, den Mut und die Offenheit zu bedanken. Ich lese auch schon länger mit, melde mich selten, bin aber oft zum Nachdenken angeregt oder inspiriert oder mit neuem Wissen und Gedankenanstößen versehen durch Ihre Worte. Vielen Dank dafür! Möge der dunkle Dezember vorüberziehen und das neue Jahr ein gutes werden!

    Vinni

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.