Journal Freitag, 6. Januar 2017 – Kl. Kälte und Kochen mit Herz
Samstag, 7. Januar 2017 um 8:48Feiertag!
Eigentlich hätte ich große Lust auf Laufen gehabt, zumal die Sonne schien, doch die angekündigte Kälte war tatsächlich gekommen: Minus zehn Grad. Und aus Erfahrung weiß ich, dass deutliche Minusgrade beim Laufen sehr unangenehme Dinge mit meiner Lunge tun.
Also statt dessen Schwimmen in Olympiabad, mit langsamem Rausradeln, um nicht zu sehr aus der Puste zu kommen. Und, wie es sich herausstellte, um keine Fußgänger umzufahren, die ortsunkundig nicht wussten, dass sich unter der Schneedecke, auf der sie gerade spazierten, ein Radweg befand.
Winterradeln: Dicker Pulli, Schneeschuhe, Wintermantel, dicke Mütze, dicker Schal, Warnweste (auch als Windbraker), Skihandschuhe.
(Sommerradeln: Straßenschuhe. Vielleicht Jacke.)
Das Schwimmbecken war überraschend leer; am Feiertag nach Jahreswechsel hatte ich reichlich Vorsatzsportelnde erwartet. Nun bin ich gespannt, wie lange diesmal der Chlorschnupfen anhält; der vom Montag war mit gut anderthalb Tagen ein Rekord.
Nach dem Frühstück zur späten Mittagszeit ging ich sogar nochmal raus, zum Spazierengehen, Sonne Gucken, Pokémon Jagen und Schritte Einlaufen für das blöde Xiaomi Mi, das Schwimmen nicht als Bewegung erkennt. Trotz der knackigen Kälte waren viele Leute unterwegs, darunter wieder viele mit Schlitten.
Das Abendessen bereitete ausnahmsweise ich zu: Zitronen-Rahm-Herz aus der Jahrezeiten-Kochschule Winter von Richard Rauch und Katharina Seiser. Das hatte ich schon länger geplant, und dann verbloggte die Autorin das Rezept auch noch.
Auch die Rezepte für die eingeforderte Rinderbrühe und für die Semmelnknödel entnahm ich dem Kochbuch (mache ich beides sonst immer aus der Lameng, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, etwas zuzulernen) und hielt mich streng an Rezept – obwohl mich bei den Knödeln die fehlenden Semmelbrösel wunderten. Prompt zerfielen sie beim Kochen (aus missglückten Experimenten lernt man bekanntlich am meisten: keine Semmelnknödel ohne Semmelbrösel).
Auch sonst ist das Rezept nicht perfekt:
800 Gramm sind nie und nimmer 1 Rinderherz, sondern ein halbes. Die Rüben- und Zwiebelmenge ist mit Gramm präzisiert, “1/4 Sellerieknolle” aber nicht – Sellerieknollen können sehr unterschiedlich groß sein. “Bund” als Mengenangabe für Kräuter lässt mich immer seufzen: Je nach Jahreszeit und Quelle können die sich um 100 Prozent unterscheiden.
Geschmeckt hat das Zitronen-Rahm-Herz ganz hervorragend (auch die Knödel mit ihren in viel Butter gebratenen Zwiebeln).
Das nächste Mal koche ich das Herz aber wahrscheinlich nicht in eigens gefertigter Rinderbrühe: Zum einen habe ich sonst statt für einen für drei Tage gekocht (eigentliches Gericht, Suppenfleisch, Suppe), zum anderen wird durchs Kochen des Herzens aus Wasser eh eine Brühe, die ich während des Auskühlens des Fleisches auf die 600 ml für die Sauce konzentrieren kann.
Dazu ein minimalinvasiv ausgebauter Riesling, den mir Vinoroma als Beweis für Interessantes von der Mosel geschickt hatte:Vade Retro Melsheimer.
Zum einen passte er ganz hervorragend zur Zitronenschale und zum schwarzen Pfeffer. Zum anderen entwickelte er sich schon in der ersten Stunde so interessant, dass wir ein Drittel für den nächsten Tag aufhoben – offen. Mal sehen, was der in 24 Stunden so macht.
§
Ich freue mich sehr, dass auch die verehrte Evelyn Roll so richtig sauer werden kann:
“Bezahlung von Frauen in den Medien
Auf den billigen Plätzen wird es unruhig”.
10 Kommentare zu „Journal Freitag, 6. Januar 2017 – Kl. Kälte und Kochen mit Herz“
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7. Januar 2017 um 10:32
Semmelbrösel als Zutat für Semmelknödel? Werden die Brösel mit im “Teig” verarbeitet , oder nur beim Knödel drehen verwendet?
7. Januar 2017 um 10:56
Im Teig, Crazycook: Sie gehen im Flüssigkeitsanteil auf und halten alles zusammen.
7. Januar 2017 um 11:06
Liebe Frau Kaltmamsell,
ich behaupte mal, das beste Semmelknödekrezept der Welt zu haben ; ) und da ist von Bröseln keine Spur. Es stammt aus dem großen TEUBNER “Deutsche Küche” und ich habe es vor Jahren mal verbloggt. Das Buch habe ich grad nicht dabei, daher kopiere ich Dir den Text aus meinem Blog hier rein, dann kannst Du die Rezepturen vergleichen – ich habe das Buch “Jahreszeitenküche” nämlich nicht.
12 Brötchen vom Vortag in feine Scheiben schneiden. Ich mache das immer mit der Maschine.
Mit ca. 350 ml warmer Milch übergießen.
Schalotten fein würfeln und in Butter glasig angehen lassen. Frische, gehackte Petersilie dazugeben
Zu den Brötchen geben. Je nach Größe 4 – 6 Eier dazu
alles zu einer geschmeidigen Masser verrühren. Kräftig abschmecken mit Salz, Pfeffer und Muskat. 20 Minuten quellen und ruhen lassen.
Wasser in einem ausreichend großen Topf zum Kochen bringen. Knödel in das gesalzene Wasser geben, nochmal kurz aufkochen lassen und dann am Siedepunkt ca. 30 Minuten ziehen lassen.
Probeknödel kochen! Noch besser: Knödel im Dampfgarer zubereiten, 35 Minuten bei 100 C°.
7. Januar 2017 um 11:10
Wir machen die Semmelknödel nie mit Semmelbrösel – und sie gelingen perfekt!
Unser Rezept stammt aus dem Klassiker “Dr. Oetkers Schulkochbuch”. Und obwohl mein Mann sich sonst weigert, sich von anderen vorschreiben zu lassen, wie er kocht, bei dem Rezept hält er sich akribisch an die Vorgaben ;-)
Ich wünsche ein schönes Wochenende in meiner alten Heimat!
Claudia
7. Januar 2017 um 12:26
also semmelknödel mache ich immer daumen mal pi, ohne brösel, rolle sie durch ein wenig mehl und lasse sie vor dem kochen noch ein wenig über ihre zukunft nachdenken: zerfallen auch nicht.
die differierenden mengenangaben beim rinderherz können daher rühren, dass rinder erstens verschieden grosse herzen haben, und dann kommt es auch darauf an, wie alt das tier war. ich verkoch nur jungrind (~ 10 monate), da kommt das, wenn man die gefässe grosszügig wegschneidet und das herz ordentlich putzt dann mit 800 gramm gerade so hin, und die pelzigen mitbewohner freut der “abfall” sehr. ich mach das herz im prinzip wie beschrieben, aber ohne extra rindsuppe, ich koch einfach zuerst die dreifache menge kleingeschnittenes suppengrün in reichlich wasser, und putze in der zwischenzeit das herz. das gekochte suppengrün kann man dann herausfangen und nach belieben weiterverwenden, einen teil der brühe ebenfalls.
7. Januar 2017 um 12:40
Ich mache Semmelknödel auch ohne Brösel. Viel lieber jedoch mache ich Serviettenknödel – die sind schnell gemacht, man kann schöne Scheiberln runter schneiden und die “fransen” im Wasser nicht so aus.
;-)
Liebe Grüsse nach Bayern!
Fräulein Schnürschuh
7. Januar 2017 um 16:01
Arthurs Tochters Eigenlob stimme ich uneingeschränkt zu. Bitte nachmachen und entzückt sein von der Fluffigkeit.
Und ja, Angaben wie 1/2 Sellerieknolle oder gar Bund lassen mich seit vielen Jahren verzweifeln. Z.B. entspricht ein Bund Petersilie bei unserem Türken einem Brautstrauß, im Bioladen bin ich schon früh über 5-6 Stängel.
Warum sind genaue Angaben nicht möglich?
Alles Gute für 2017.
7. Januar 2017 um 17:52
Den Teubner habe ich sogar hier stehen, Arthurs Tochter, doch seit das erste Rezept, das ich daraus kochte, eine Menge Blödsinn enthielt, sammelt er nur Staub im Regal (will das Trumm jemand geschenkt?).
Wenn ich also mal wieder für eine Legion koche (12 SEMMELN!), probiere ich Ihr Rezept gerne aus, vielen Dank! Muss halt ohne Schneidemaschine und Dampfgarer in einer ganz normalen Küche funktionieren.
Vielen Dank für Ihre Tipps! Bislang konnte ich Semmelknödel ja auch problemlos, gestern sind sie mir zum ersten Mal beim Kochen zerfallen.
7. Januar 2017 um 22:10
Wir alle sollten dem ZDF-Intendanten mal schreiben, dass wir als Frauen fortan auch weniger Rundfunkbeitrag zahlen wollen, da das ZDF seinen Redakteurinnen ja auch weniger zahlt als den männlichen Kollegen.
9. Januar 2017 um 12:18
Hallo Frau Kaltmamsell,
danke für den Link zur Süddeutschen, das ist leider bisher an mir vorbeigegangen. Was mich allerdings etwas sprachlos werden lässt ist dieser Absatz im Artikel: “Der Richter, der laut Berliner Zeitung in der ersten Verhandlung noch damit argumentierte, dass Frauen ja schließlich schwanger werden können und Männer vielleicht einfach besser verhandeln, rief die daraufhin ihren Unmut bekundenden “Damen auf den billigen Plätzen” zur Ordnung […]”
Frauen können schwanger werden, welch tolles Argument. Ind Frau Meier scheint ja auch kein Ja-sagendes Mäuschen zu sein, sonst hätte sie wohl kaum versucht, die Sache zunächst auf anderem Wege zu klären.
Da werde ich wohl noch den Rest des Tages nicht aufhören können mit dem Kopf zu schütteln.