Journal Samstag, 25. Februar 2017 – Manchester by the Sea
Sonntag, 26. Februar 2017 um 8:16Ein sonniger, kalter Tag. Ich war mit Kopfweh aufgewacht und sah meine Laufpläne bereits durchkreuzt, doch über den Vormittag ging es mir besser. Ich spazierte in Laufkleidung an die Isar, um dort zu entscheiden, ob ich lieber weiter spazierte oder doch losjoggte.
Am Westermühlbach sah ich endlich reichlich Winterlinge, jetzt glaube ich, dass Frühling werden könnte.
Meine Taktik funktionierte: An der Wittelbacherbrücke fühlte ich mich fit genug für einen Dauerlauf.
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Nachmittags in die Museumslichtspiele geradelt, um Manchester by the Sea zu sehen, eine weitere Oscar-Nominierung. Wieder ein anstrengender Film, doch einer, der klein, harmlos und leise daher kommt, sich ganz auf der Hintergrundebene entfaltet. Und dort sind entsetzliche Erlebnisse und große Schmerzen. Mir gefiel der Realismus der Charakterzeichnungen und des zwischenmenschlichen Umgangs. Es geht um normale Leute, im Mittelpunkt der völlig gebrochene Lee. Und die sprechen halt nicht über ihre inneren Vorgänge und ihr Gefühle, auch wenn sie einander zugewandt sind, einander sehen. Als sein Bruder stirbt, soll Lee die Vormundschaft seines 16-jährigen Neffen übernehmen. In unmarkierten, daher oft angenehm verwirrenden Rückblenden wird erzählt, warum Lee aus dem Ostküstenort Manchester by the Sea fortgezogen ist, warum das Testament seines Bruders ihn überfordert. Und Casey Affleck spielt ihn ohne Schauspiel, mit nahezu unbewegtem Gesicht.
Auch den 16-jährige Patrick erkannte ich (ideal besetzt mit Lucas Hedges), der eben nicht niedlich ist, sondern zwischen kindlicher Egozentrik und Autarkiebestreben schwankt. Mich rührte, wie Lee einerseits hilflos ist im Umgang mit diesem Verhalten, dem Neffen aber dennoch beharrlich und ungelenk voll Liebe beisteht – ich fühlte mich an meinen Vater erinnert.
Und das Filmende liefert weder Erlösung noch menschlichen Wandel. Sondern halt das Finden einer Lösung, mit der sich irgendwie leben lässt.
(Matthew Broderick taucht auch kurz auf – creepy Spießertypen scheinen ihm Spaß zu machen.)
Die Rezension von Tobias Kniebe in der SZ gefällt mir sehr gut:
“In eine Seele schauen, in der nichts mehr ist”.
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Schmunzeln am Sonntagmorgen:
“10+ Animals That Look Like They’re About To Drop The Hottest Albums Of The Year”.
via Felix M
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