Journal Sonntag, 26. März 2017 – Kränkliche Muße

Montag, 27. März 2017 um 6:01

Nachts war ich von Halsschmerzen aufgewacht und brauchte mehr Medizin dagegen. Das kenne ich ja gar nicht: Eine Rachenmandel, die nicht nur beim Schlucken schmerzt, sondern einfach so tobt.

Also erklärte ich mich für krank und verbot mir Sport, auch wenn ich mich außer den brutalen Halsschmerzen nicht krank fühlte. Umso egaler war mir die Zeitumstellung – aber würde ich zu einer Meinung gezwungen, verwiese ich darauf, dass ich die längere Feierabendhelligkeit sehr genieße (Balkon! Biergarten!). Beim Umstellen der Ofenuhr in der Küche musste ich gar nicht mehr in die Gebrauchsanweisung gucken.

Ab 10 Uhr hörte ich Radio: Bei Johnny Häusler und Spreeblick waren Sarah Kuttner und Stefan Niggemeier zu Gast, die einen neuen Podcast “Das kleine Fernsehballett” machen.

Stefan Niggemeier kenne ich durch sein Blog ungefähr so lange wie das Internet, deshalb war ich verwundert, als Sarah Kuttner sein öffentliches Image mit “strenger, ernster Medienjournalist” beschrieb – wir sprechen hier schließlich vom Erfinder des “Flausch am Sonntag”. Sarah Kuttner kannte ich nur vom Namen – theoretisch bin ich zwar die erste Generation Kabelfernseherin (in Ingolstadt als Pilotregion ab 1984), kenne MTV, seit ich 16 bin, Viva seit Gründung, und bei Altersgenossinnen lief der Fernseher wie davor das Radio. Nur dass ich nicht fernsehe, weil ich ohne Fernseher 1986 von daheim auszog und erst 1997 wieder einen ins Haus bekam – in dieser Zeit hatte ich diese Kulturtechnik verlernt. (Die ich durch die strenge Fernsehrationierung meiner Kindheit und Jugend eh nie richtig lernte.) Zu schätzen lernte ich Sarah Kuttner auf Twitter. Der Podcast ist leider nichts für mich, weil ich ja keine der besprochenen TV-Serien kenne. (Und weil ich mich immer wieder frage, woher die Leute die Zeit zum Fernsehen nehmen, weiß ich, dass ich offensichtlich völlig andere Prioritäten habe.)

Zum Radiohören verlegte ich das Bügeln auf vormittags und ließ mich von Niggis mitgebrachter Musik zum Quietschen bringen. Allerdings wunderte ich mich, weil ich ihn für 10 Jahre jünger als mich hielt: Wieso kennt der “Es war einmal der Mensch”? Das ist so alt, damals habe ich noch gefernseht. (Stellte sich heraus, dass er bloß zwei Jahre jünger ist.) War eine sehr nette Sendung.

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Kleiner Spaziergang in wundervoller Sonne – warm war’s aber nicht.

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Nachmittags Zeitung ausgelesen, dann Erebos von Ursula Poznanski. Die Grundidee und -struktur des Romans gefielen mir sehr gut, ansonsten ist er schlicht gemacht, wenn auch ohne größere Klischee-Unfälle.

Abends sah ich mir auf 3sat “Wie angelt man sich einen Millionär” an, den ich tatsächlich noch nie ganz gesehen hatte. Hinreißende Dialoge, wunderschöne Kleider, drei Frauen wirklich im Mittelpunkt: Davon die verehrte Lauren Bacall völlig fehlbesetzt – sie wirkt wie jemand auf der Suche nach einem CEO-Job, nicht nach einem Ehemann. Marilyn Monroe konnte zwar nie für fünf Pfennig schauspielern, doch war sie eine wundervolle Komödiantin. Und Betty Grable (für die Rolle vielleicht das eine oder andere Jahrzehnt zu alt) lieben wir ja seit “Let’s Knock Knees”.

die Kaltmamsell

1 Kommentar zu „Journal Sonntag, 26. März 2017 – Kränkliche Muße“

  1. Polly Oliver meint:

    Ich mochte Sarah Kuttners Sendung “Kutter plus zwei” sehr sehr gerne. In der saß sie mit zwei Gästen am Küchentisch und hat sich mit denen bei Getränken und Essen über alles mögliche unterhalten.
    Die Auswahl der Gäste war immer interessant und ihre Fragen auch. Das lief auf ZDF neo glaube ich und ist auch noch in der Mediathek zu finden. Wenn Sie ihre Art mögen, könnte das auch was zum nebenher hören für Sie sein. Da die da nur rumsitzen muss man nicht unbedingt hingucken ;)

    Liebe Grüße

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