Journal Donnerstag/Freitag, 23./24. März 2017 – Lippenstift, Level 33 und Blade Runner
Samstag, 25. März 2017In der Nacht auf Donnerstag eine heftige Migräneattacke, die sich zum Glück mit Triptan schnell brechen ließ. Völlig benommen ging ich dennoch in die Arbeit, ein wichtiger Termin stand an. Auch den Vorsatz, dann halt mittags heim zu gehen, setzte ich nicht um: Mittags war ich nämlich wieder fit.
Nach Feierabend Ersatz für einen geschätzt 15 Jahre alten Lippenstift gesucht, der bereits klebrig war und komisch roch (pft, das Zeug hält nichts aus). Mit der Farbe des Lippenstifts als Suchkriterium war ich offensichtlich ein Exotin: “Sie sucht eine Farbe!” wurde ich im Drogeriemarkt zweimal an Kolleginnen weitergereicht. Auch mein Hinweis, ich stünde nur deshalb am Dior-Regal, weil es das erste beim Reinkommen war, erntete einen entgeisterten Blick. Nach welchen Kriterien bitteschön wählen denn Vielschminkekäuferinnen ihren Lippenstift aus? Glitzer oder nicht, Glanz oder nicht kann ich ja noch nachvollziehen – aber mit der Farbe fängt es doch eigentlich an? Mit Hilfe der Angestellten fand ich dann auch ungefähr die Farbe des verdorbenen Lippenstifts.
Sehr sehenswert auch bei diesem Drogerieeinkauf das elaborierte und vielschichtige Make-up der jungen Verkäuferinnen, mit dem sie sich offensichtlich auf einen Fernsehauftritt vorbereitet hatten.
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Der gestrige Freitag war ein Nebeltag, die angekündigte Sonne wollte am Nachmittag ums Verrecken nicht herauskommen.
Ich ging wieder sehr müde in die Arbeit: Nach einer kurzen Nacht wegen Ausgehens und einer Migränenacht hatte ich diesmal eine lange Schlafpause in den frühen Morgenstunden eingelegt. Die Aufmerksamkeit reichte aber dafür, dass ich auf dem Weg in die Arbeit bei PokémonGo uplevelte.
EINE MILLION EP FÜRS NÄCHSTE LEVEL?!
https://youtu.be/6T2b0mp2hco
Seit der ersten Ankündigung von Blade Runner 2049 wollte ich Blade Runner mal wieder sehen – den ich möglicherweise ohnehin erst zweimal gesehen hatte: die erste Kinoversion (wahrscheinlich erst Ende der 80er auf VHS) und den ersten Director’s Cut, als er 1992 rauskam. Ich unterscheide so fein, weil ich mit einem Bladerunneristen zusammenwohne, der auf meine Bitte: “Schaun wir mal wieder Blade Runner an?” fragte: “Welche Version?” Und eine DVD-Box mit fünf Fassungen zückte.1
Gestern Abend war ich endlich in der richtigen Stimmung dafür und hatte genug Aufmerksamkeit.
Hat sich sehr gut gehalten, der Film, ich konnte mich angenehmerweise an fast nichts erinnern.
– Dass ganz am Anfang mal kurz das Setting und die gesamte Vorgeschichte in zwei Abschnitten Text auf der Leinwand erklärt werden, könnte man heute sicher nicht mehr machen.
– Wie klein und kammerspielartig der Film ist. Heute kommt doch kein SciFi-Film mehr ohne regelmäßige Totalen futuristischer Skylines aus. Doch in Blade Runner erzeugen die Dunkelheit und jedes Fehlen von Weite Bedrückung (die völlig unpassende Schlussszene im Grünen ignorieren wir jetzt einfach mal).
– Wodurch klingt der Voice-over-Erzähler so anders als gewohnte Voice-overs?
– Meine Güte, ist Harrison Ford ein grottiger Schauspieler! Er hätte sich lieber auf gar keine Mimik verlegt, um vor allem gegen Rutger Hauer nicht so abzustinken.
– Sehr interessanter Einsatz der Musik (den Soundtrack gab es original wohl nie zu kaufen, nur nachträgliche Einspielungen), die in erste Linie Klangteppiche legt und die Wirkung der Handlung nicht beeinflusst.
– Unangenehm stieß mir auf, dass wir in der Liebesszene mal wieder das Narrativ haben, Männer würden für Frauen attraktiv, wenn sie sich über ihre Wünsche hinweg setzen.
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Ein herzerfrischendes Filmchen – mit dem die französische Supermarktkette Intermarché für sich wirbt. Mögen wir überlegen, ob die Geschichte auch in Deutschland überzeugen könnte?
- Was wiederholt Anlass zu Diskussionen über die Frage war, woraus dieses Filmkunstwerk nun besteht: Aus einer der Fassungen des Regisseurs? Aus der offiziellen ersten Kinofassung? Aus allen Fassungen zusammen, die sich in Aussage, Informationsvermittlung und Ende fundamental unterscheiden? [↩]