Archiv für März 2017

Journal Mittwoch, 1. März 2017 – Gibt es korrekte und falsche Sprache?

Donnerstag, 2. März 2017

Ausgeschlafen, in Armen aufgewacht.

Vor meiner Frühstücksverabredung hatte ich noch Zeit für ein Stündchen Sport (Crosstrainer, Upper Body and Core Workout). Ich hatte fürs Treffen mit einer weltberühmten Foodbloggerin im Café Glockenspiel reserviert – zum Glück, ich hätte nicht so viele Leute erwartet.

Wir hatte ganz entzückende Profi-Bedienungen: Davon leite ich ja inzwischen anständige Bezahlung und arbeitnehmerfreundliche Arbeitsbedingungen ab, ich weiß, wie gesucht in München gutes Gastropersonal ist. Stundenlanges bereicherndes Gespräch, allerdings auch diesmal die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit nicht gelöst.

Da Herr Kaltmamsell verabredet war, holte ich spätnachmittags die Kiste mit Ernteanteil des Kartoffelkombinats.

Aus Kartoffeln der Vorwoche und Quark mit Schnittlauch dieser Woche wurde mein Abendbrot.

§

Ein kleines Juwel aus der Lexikografie, mal wieder bei Merriam Webster:
“How to Be a Reasonable Prescriptivist”.

Something that really burns my proverbial biscuits is the musty insistence that dictionaries are the guardians and gatekeepers of the language, and when we enter a word into the Most Sacred Tomes of Webster, we lend it legitimacy. We’re putting our Seal of Approval on its unchecked use, which will eventually kill English.

(…)

Most modern usage dictionaries will give you a little historical overview of a contested use, and then will offer advice on how (or whether) to use it. You will be surprised to discover that many thinking prescriptivists disagree in their advice, or pass judgment on uses that are so common, no one knows they are not supposed to be using that word that way (e.g., “above” as a noun, as in “all of the above”).

Das funktioniert fürs Deutsche nicht, weil es nicht das deutsche Wörterbuch gibt. Am ehesten Bibelcharakter wird noch dem Duden zugeschrieben (das Grimm’sche Wörterbuch kennen praktisch nur Fachleute, es ist keine allgemeine Referenz), der bis zur Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 maßgebend für die amtliche Rechtschreibung in Deutschland war. 2013 findet man die explizite Aussage einer Duden-Sprecherin, dass die Aufgabe des Dudens deskriptiv ist: “Wir machen die Sprache nicht, wir bilden sie objektiv ab.”

Weswegen man heutzutage auch den Apostroph-Genitiv darin findet (wirft sich schluchzend über ihre Tastatur). Und dann gibt es halt die launigen (und komplett unreflektiert präskriptiven) Dativ ist dem Genitiv sein Tod-Kolumnen. Doch Sprache
– lebt
– ist nicht logisch
– verändert sich kontinuierlich.
Selbstverständlich macht es dennoch (deswegen?) Spaß, sich über besseren vs. weniger guten Stil zu streiten. Was etwas anderes ist als Zank über korrekt vs. falsch.

Im Englischen bin ich Tochter des DCE, und in den jüngsten Ausgaben schätzte ich sehr die Statistiken zur Verbreitung bestimmter Wörter. Für mich als Nicht-Muttersprachlerin war es sehr nützlich nachlesen zu können, welche Bezeichnung für dieselbe Erscheinung üblicher war. So was wünsche ich mir schon sehr fürs Deutsche. (Und ich bin sicher, Deutschlernerinnen tun das auch.)

§

Hochspannender Hintergrundbericht im New Yorker von der Oscarverleihung, nämlich aus dem Presseraum:
“Scenes from the Oscar-night implosion”.

Beste Passage:

In the back corner was my favorite part of the press room: the librarians’ table, where the Academy librarians are on hand to answer questions. Under a sign that said “reference,” a librarian named Lucia Schultz had a thick binder of Oscar history and another of credits for the nominated films.

Es gibt sowas wie Academy librarians!

via @ankegroener

Journal Dienstag, 28. Februar 2017 – Brot und Siglo de oro

Mittwoch, 1. März 2017

Trotz des Konzertbesuchs am Vorabend und immer noch Schlafmangel gar nicht so lange geschlafen. Pläne für den Tag waren lediglich Brotbacken und ein Ausstellungsbesuch, das passte hervorragend zu dem greislichen Sauwetter, in dem sich Regen und Schneeregen abwechselten.

Das Brot wurde ein 7-Pfünder, der wie immer problemlos gelang. Leider ist es mittlerweile so, dass mir kein Roggenbrot aus Bäckereien so gut schmeckt wie das selbst gebackene – vielleicht aber habe ich lediglich eine sehr spezielle Vorliebe entwickelt.

Den Tag über kämpfte ich mit dem Chlorschnupfen, der seit dem Vortag sogar schlimmer geworden war. Vielleicht sollte ich zum Schwimmen doch mal wieder meine Nasenklammer rauskramen.

Ausstellungsbesuch: Ich sah mir mit Herrn Kaltmamsell in der Hypo Kunsthalle “Spaniens Goldene Zeit” an, die Ausstellung zum Siglo de Oro. Ich wusste, dass ich viele der Bilder kennen würde, sei es aus dem Prado oder der Alten Pinakothek, doch zum einen mag ich die spanischem Maler dieser Zeit ganz besonders, zum anderen war nachmittags eine Führung der VHS angekündigt. Erklärungen und Ausstellung gefielen mir gut (auch wenn ich oft lange um ein Gemälde pendeln musste, bis ich eine Perspektive ohne blendende Reflexion der Beleuchtung fand).

Verwundert war ich, wie wenig Raum die Literatur des Siglo de oro einnahm: Cervantes kam in den Erklärungen zwar vor, doch zum Beispiel die Blüte des spanischen Dramas durch Lope de Vega wurde mit keinem Wort erwähnt. (Erwähnen hätte die Ausstellung auf ihrer Website auch können, dass sie gestern schon um 17 Uhr schloss statt der offiziellen “täglich bis 20 Uhr”, so konnte ich mich nach der Führung nicht weiter umsehen.)

Auf dem Hin- und Rückweg in Kälte und Regen entdeckte ich zu meiner Überraschung, dass auf dem Marienplatz und in der Kaufinger Straße reges Faschingstreiben herrschte. Es freut mich ja schon, dass diese atavistischen Bräuche weiterleben.

Abends gab es Pralinen von der Schokoladengalerie zum Nachtisch (in der Oscarnacht war uns beide nicht danach gewesen). Ich hatte dort ja fast schon Pipi-Langstumpf-mäßig geordert: “Von allen zwei, außer von den vier da hinten.” (Ganz authentisch wäre es gewesen, wenn ich noch mehr gekauft hätte und an Passanten verteilt. Und mit einem Goldstück gezahlt.) Geistesgegenwärtig hatte ich die Auslage samt Beschilderung gründlich fotografiert, um die Pralinen später zuordnen zu können – davon profitierte ich gestern Abend.

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Ich mag ja abseitige Sportlichkeitsgeschichten. Hier eine über das Training, das die 83-jährige US Supreme Court-Richterin Ruth Bader Ginsburg fit hält. (Sowas finde ich deutlich spannender und motivierender fürs eigene Training als Übungen, die eine schöne Hollywood-Schauspielerin absolviert.)
“I Did Ruth Bader Ginsburg’s Workout. It Nearly Broke Me.”

Der Autor lässt sich von Ginsburgs Trainer Johnson durch das Workout leiten, das die Richterin zweimal die Woche macht – auch das Filmchen ist sehenswert.

Word of Johnson’s prowess spread in Washington’s legal circles, and in 1999, after she recovered from colon cancer, Ginsburg began working with him at the urging of her late husband, Marty.

(…)

When Johnson informed Ginsburg he would be leading me through her workout, she told him, “I hope he makes it through.”

(…)

I was able to match Ginsburg’s pushups feat with only a little grunting, though Ginsburg never grunts, as Johnson felt compelled to tell me at one point.

(…)

After catching my breath, I asked Johnson whether he recommended that older people do a workout like the one we just went through or do Trump’s self-professed regimen: playing golf and giving stemwinder campaign speeches. “Do something. If you’re not doing anything then I advise you do something,” Johnson advised diplomatically. “It doesn’t matter what you do. You find out what is your niche and do something. Your body is made to move.”

Ich würde ja auch hier beim Seitstütz kneifen: Dabei schmerzen meine LWS und meine Schultern auf eine ungesunde Weise, ich weiche immer auf die harmlosere Version aus, die auf angewinkelten Knien aufstützt (und lege eine 2-Kilo-Hantel auf die Hüfte).

Richterin Ginsburg sollte definitiv ein Fitnessvideo veröffentlichen.

via @fxneumann

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Ich vermisse Jon Stewart!

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https://youtu.be/cmdFne7LnuA

via @Sandra Wiegard