Journal Montag, 1. Mai 2017 – Frühlingsende, Urlaubspläne
Dienstag, 2. Mai 2017Ich war sehr froh, dass ich mich am 1. Mai dieses Jahr nicht re:publica-bedingt in Berlin aufhielt. Dort waren ja keine Planung und kein Durchkommen möglich. So sehr ich das Berliner Nicht-Geschniegelte als Pendant zur Münchner Supersauberkeit mag: Gestern war ich an der Isar entspannter.
Den Morgen verbrachte ich mit Brotbacken, und zwar bereitete ich dieses Roggenmischbrot zu. Wie bei anderen Kommentatorinnen und Kommentatoren ergaben 520 ml Wasser bei mir die Konsistenz von Spätzleteig. Ich tat das streng Verbotene und kippte 100 Gramm Roggen- und 100 Gramm Weizenmehl nach; jetzt passte die Konsistenz. Beim nächsten Versuch lasse ich die angegebene Mehlmenge, reduziere aber das Wasser auf 350 ml.
Schmeckte sehr gut, vor allem mochte ich die ordentlich saure Note (ich weiß, das gilt eigentlich als Fehler, aber ich arbeitete seit Jahren darauf hin).
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Ab zum Isarlauf – im letzten Moment entschied ich mich trotz Sonne für lange Ärmel: Gute Idee, es war kühl.
Und am Ende meiner Runde hatten die Wolken den Himmel bereits wieder verdunkelt,
Neuerliches Staunen darüber, wie verschieden Menschen sind. So gibt es welche, die sich offenriechlich vor einem Frühlingsspaziergang in eine dichte Wolke Parfüm sprühen; ich halte sie für komplett nasenblind, sie verstehen wahrscheinlich nicht, was daran verbesserbar sein könnte.
Als mich auf einem Waldweg zwei kleinere Kinder auf Fahrrädern überholten, freute ich mich kurz: Auch heute gab es also noch Kinder, die sich unbegleitet im Draußen herumtrieben. Wenige Minuten später erkannte ich meinen Irrtum: 20 Meter dahinter trabte der Papa in Joggingkleidung.
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Nachmittags setzte ausdauernder Regen ein, um drei musste ich bereits Licht zum Lesen einschalten. Das war’s schon wieder mit Frühling.
Twitterlieblinge zusammengestellt kuratiert.
Endlich den vor Monaten geplanten Sommerurlaub gebucht: Wandern in Galicien, im nördlichsten Nordspanien, ein Stück Küste entlang. Auch diesmal die Memmenversion mit Gepäcktransport. Nachdem wir vergangenes Jahr in England so schönes Wetter hatten, müsste es der kosmischen Gerechtigkeit halber diesmal durchregnen.
Oh, ich freue mich schon auf den Atlantikduft! In Galicien (meine angeheiratete Tante Rosi kommt von dort) war ich zuletzt mit knapp 15. Ich erinnere mich an die weißen Tonschalen, in denen der Weißwein serviert wurde, an Pulpo a la gallega, an Kopfsprünge von Felsen in den Atlantik, der dort nur bei Flut tief genug dafür war. (Und an den Blödmann, der hoffentlich nicht wusste, dass ich Spanisch verstand, und mich seinem Kumpel gegenüber als “buen jamonada” bezeichnete.) (Und an Familienspannungen, gut verdrängt.)
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Kai Biermanns Kommentar bei Zeit online stellt die richtigen Fragen:
“Antreten zum Integrieren!”
In der Bild am Sonntag schreibt der Bundesinnenminister einen Beitrag mit zehn Thesen “über eine Leitkultur für Deutschland”. Warum tut er das? Will er den vielen Neuangekommenen helfen, Deutschland zu verstehen? Will er ihnen zeigen, dass sie hier willkommen sind, dass sie sich und ihre kulturellen Erfahrungen hier einbringen können? Will er ihnen Mut machen, dass sie sich hier ein Leben aufbauen können? Schrieb er den Text vielleicht, weil er darüber diskutieren möchte, welche Werte anderer Kulturen auch Deutschland und den Deutschen gut zu Gesicht stehen würden? Will er debattieren, was die deutsche Kultur überhaupt ausmacht?
Nein, das will er nicht.