Journal Montag, 11. Dezember 2017 – Wieder keine Carbonara
Dienstag, 12. Dezember 2017 um 6:16Morgens war es stellenweise sauglatt von festgetretenem Schnee, der glasig geschmolzen war: Den Bavariapark passierte ich in Millimeter-kurzen Trippelschritten.
Der Arbeitstag wurde schon wieder ungeplant lang, vor der Abendverabredung mit Herrn Kaltmamsell kam ich gerade mal dazu, auf dem Heimweg Obst zu kaufen und zu Hause kurz den Mantel abzulegen. Wir trafen uns im Ca’d’oro am Bahnhof, weil dort Spaghetti Carbonara nur als Zweier-Portion auf der Karte stehen – was uns zur Annahme verleitete, dass das echte Carbonara sein könnte.
Erst mal brauchte ich zum Runterkommen einen Negroni (der sehr gut war).
Doch die Carbonara war definitiv nicht nur mit Ei gemacht, Herr Kaltmamsell kann sie besser.
Wir wurde satt und spazierten müde heim.
Zu Hause entwickelte ich mal wieder Pokémon und schaffte endlich den Aufstieg zu Level 37. In dem Tempo kann ich noch Jahre spielen (derzeit gibt es mal wieder eine völlig neue Generation an Viechern, juhu!).
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Vice stellt
“10 Fragen an eine Influencerin, die du dich niemals trauen würdest zu stellen”.
Absolut großartig in seiner rohen Unkommentiertheit lässt Anastasia Rastorguev die Internet-Workerin Xenia van der Woodsen ihr Leben als scripted reality erzählen: Die Truman Show – nur dass Truman eingeweiht ist und mitmacht.
Normalerweise macht mein Freund die Fotos und er weiß ganz genau, wie ich alles haben möchte. Er achtet vor allem auf das Licht, wie die Haare sitzen, ob die Pose natürlich ausschaut.
(…)
Meine Ansprüche an ein gutes Foto sind inzwischen so hoch, dass ich nicht mehr “einfach so” ein Foto mache, sondern viel Mühe und Überlegung reinstecken muss. Ich versuche, mit meinen Bildern immer ein Gefühl zu vermitteln – zum Beispiel Freiheit, Lebensfreude, Aufregung –, das in ein Bild einzufangen, ist nicht so einfach, wie man es sich vorstellt.
Lesen Sie unbedingt das ganze Interview und lernen Sie anhand der Beispielfotos, was “natürlich” bedeutet.
via @franziskript ihr seim Newsletter
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Im Kontrast dazu eine Geschichte aus einem Blog des Typs “Everybody has a voice”. Liisa erzählt von jemandem, die ganz weit weg vom Verkaufsalltag einer Influencerin ist.
“Eine unscheinbare Gabe. Kein Nachruf, sondern ein Nachwinken.”
13 Kommentare zu „Journal Montag, 11. Dezember 2017 – Wieder keine Carbonara“
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12. Dezember 2017 um 7:47
Gegensätzlicher als das so unreflektiert um sich selbst kreisend wirkende Kunstwesen Xenia und das Stückchen Sonne aus einem anderen Leben bei Liisa kann wenig sein.
Danke für diese kräftige Gegenüberstellung. Erdet immens!
12. Dezember 2017 um 8:32
Die Bedeutung, die Xenia sich offenbar nicht nur selbst zuspricht, die ist mir schon sehr fremd. Ich würde lieber Bahnhofsklos putzen als mich selbst derartig öffentlich als Werbefläche zu inszenieren, aber – Menschen sind halt verschieden.
12. Dezember 2017 um 8:50
Xenia hat Relevanz. Sieht man doch. Vice Interview, oft kommentiert und geteilt. Ich bin immer noch der Meinung, dass Ignorieren in einer Mediengesellschaft die bessere Wahl ist, Missbilligung auszudrücken.
12. Dezember 2017 um 11:39
Ich denke ja eher, dass Xenia Präsenz hat, nicht Relevanz. Ich missbillige sie nicht. Ich wundere mich nur über die Auswüchse der sozialen Medien, die neue Öffentlichkeit des Privatlebens und dessen Kommerzialisierung/Verflachung.
12. Dezember 2017 um 13:03
Madame Graphisme, das haben Sie sehr schön gesagt :)
12. Dezember 2017 um 14:21
*sagt ein herzliches Dankeschön!*
12. Dezember 2017 um 15:00
@ Mme Graphisme: Völlig richtig. Ich stehe völlig fassungslos vor solchen Phänomenen. Bin wohl einfach zu alt.
12. Dezember 2017 um 17:29
Mindestlohn? Paketdienstausfahrer? Putzleute usw. usf?
Und diese Person verdient Geld mit absolut Überflüssigem.
12. Dezember 2017 um 18:39
Das viel interessantere Thema: Man könnte bei der Carbonara ja vorher nachfragen, ob diese mit Sahne gemacht wird, könnte man nicht ?
12. Dezember 2017 um 20:57
Danke für die Verlinkung der “Winke-Oma”, sehr berührend. Made my day.
13. Dezember 2017 um 14:44
Die Kunst ist es, an das Geld anderer Leute zu kommen. Und Xenia beherrscht diese, das bewundere ich. Nun, es ist trotzdem nicht meine Welt. Ich würde sie nur gerne fragen, wie ihr Leben in zehn Jahren aussehen soll. Vielleicht hat sie dann doch eine Ausbildung beendet oder influect andere Influencer, falls die Zeit nicht all das weggespült hat.
22. Dezember 2017 um 21:21
Ich empfehle das “due passi” nahe der Böhmler-Passage. Dort gibt es “vera carbonara” (neben der Sahne-Variante). Sehr zu empfehlen, der kleine ehemalige Milchladen! Hat aber wohl nur bis 17 Uhr geöffnet, ich bin sehr oft mittags dort.
Dank des Blogs hier bin ich seit knapp 1,5 Jahren beim Kartoffelkombinat dabei, großartig!
23. Dezember 2017 um 14:01
Danke für den Tipp, Juli, Mitgenossin!