Geht doch, das mit dem neuen Datum.
Nachts hatte es noch geregnet, das nahm vermutlich den ganzen Böllerrauch mit; der Tag begann bewölkt, wurde aber sonnig.
Den vielen Wünschen und Bildern auf instagram und Twitter entnahm ich, dass Silvester in unserem Kulturkreis dann doch das wichtigste Fest im Jahr ist.
Da ich nachts ausgesprochen unangenehme Kopfschmerzen bekommen hatte, die sich morgens mit Aspirin lediglich dämpfen ließen, knickte ich meinen Plan vom Schwimmen (die Bewegung am Sonntag hatte so viel Vergnügen bereitet, dass ich bereits Luft-Sportarenen gebaut hatte). Statt dessen Bloggen, Lieblingstweets schnippseln, Duschen fürs Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Nach Langem konnte ich die Übertragung mal wieder live und in voller Länge sehen, dachte dabei viel an meine polnische Großmutter selig, bei der ich das Konzert die ersten Male gesehen hatte.
Ich und später auch mein Bruder verbrachten Silvester als Kinder einige Male bei dieser Oma, weil meine Eltern ausgingen oder selbst eine Silvesterparty gaben. Um Mitternacht zündete sie ein paar Böller (keineswegs für uns, das tat sie ganz für sich) und wir tranken ein Schlückchen Erdbeersekt (damals gingen Kinder davon wohl nicht kaputt).
Am Neujahrstag dann: Meine kleine, runde Oma in Kittelschürze (“Kittlschirze”) und mit Haarklammern in der grauen Blumenkohlfrisur, wie sie beim Zubereiten des Mittagessens immer wieder im Türrahmen zwischen Küche und Wohnzimmer stand, leicht daneben mitsummte und mit sich selbst Walzer tanzte, aber nur Wiegeschritt, keine Drehung, und dabei mit einer mädchenhaft unbeholfenen Fröhlichkeit wippte, die ich erst an den Tanten in Arsenic and old lace wiedersah. Über die Dirigenten hatte sie entschiedene Meinungen: “De mog i net” oder “De g’follte mir”. Besonders gern sah sie die Einlagen des Balletts.
Andere haben ganz andere Kindheitserinnerungen an diese Konzerte.
Gestern statt Frühstück gleich Mittagessen aus Resten, danach wollte ich dringend raus in die Sonne. Ich dachte sogar daran, Erdnüsse für die Eichhörnchen in die Manteltasche zu stecken.
Das Draußen war deutlich kühler als am Silvestertag. Auf dem Südfriedhof sah ich einige Eichhörnchen, konnte aber keines bis zu meiner Hand mit der Erdnuss locken – eines überlegte lange und hoppelte bis auf einen halben Meter heran, um dann doch abzudrehen und lieber im Moos zu graben. Über den Südfriedhof ging ich an die Isar, dort Menschengewusel.
An der Wittelsbacherbrücke war der Müll der Silvesternacht bereits zusammengeräumt und wartete auf den Abtransport.
Zum Nachtmahl machte uns Herr Kaltmamsell Dampfnudeln, wie er sie von daheim kennt und schätzt: Mit Kruste. (Meine gehen ja so.)
Vorläufiges Ende der Weihnachtsferien vor aber nur zwei Tagen Arbeit, ich beschloss den Tag mit Vorbereitungen.