Journal Samstag, 24. März 2018 – Wochenendsport im Wohnzimmer
Sonntag, 25. März 2018Sonne! Wie angekündigt bekamen wir einen strahlend sonnigen Frühlingstag, an dem allerdings ein empfindlich kalter Wind pfiff.
Zum Ausleben meines Bewegungsdrangs räumte ich das Wohnzimmer frei. Eigentlich hatte ich vorgehabt, wieder beim MTV zu turnen, doch die Aussicht auf ähnlich langweiliges Angebot wie die vergangenen beiden Wochen hielten mich ab. Und da war mir eine Übungsrunde auf Fitnessblender eingefallen: “1000 Calorie Workout Video – At Home HIIT Cardio, Strength, and Abs Workout to Burn 1000 Calories”.
Eingemerkt hatte ich diese Programm schon vor zwei Jahren; mich reizten weniger die behaupteten 1000 Kalorien Verbrauch (ich glaube ja nicht an Kalorien), sondern die 90 Minuten Rundumtraining.
Die Aufwärmphase verlängerte ich: Mein persönlicher Puls möchte über längere Zeit und langsam hochgeschraubt werden, sonst protestiert mein System mit rotem Kopf und Schwindel. Zudem machte ich längere Pausen (die Fitnessblender-Programme sind immer recht zackig und im Grunde Nettozeit an Übungen, immer wieder wird darauf hingewiesen, dass man jederzeit mit der Pausentaste unterbrechen darf): Trinken, Wäsche aus der Waschmaschine holen, mehr Wasser. So kam ich auf über 100 Minuten Sport. Der HIIT-Teil war angenehm anstrengend, beim Krafttraining musste ich allerdings zweimal aussetzen, weil mir vom schnellen Wechsel zwischen Bewegung in Bodenlage und aufrechter Haltung innerhalb einer Übung schlecht wurde.
Jetzt bin ich sehr gespannt, ob die Prognose des Vorturnerpaares Daniel und Kelli stimmt, dass ich am Folgetag unter einem Ganzkörpermuskelkater leiden werde.
Nachdenken über meine Geburtsstadt (caveat: Ich habe ein unerklärlicherweise aber extrem emotional gestörtes Verhältnis zu Ingolstadt und bin deshalb die denkbar am wenigsten glaubwürdige Quelle für Beurteilungen aller Art.): Ihr Zentrum ist vielleicht das perfekte Beispiel für das Gegenteil von Gentrifizierung. Wo mal Handwerk, Metzgereien, kleine Läden und Gastronomie waren, sind jetzt Versicherungsbüros, Immobilienmakler, im besten Fall noch Arztpraxen. Ich weiß verlässlich, dass in der Innenstadt Menschen wohnen, doch das ist eine Parallelgesellschaft. “Angesagte Wohngegenden” bestehen aus Einfamilienhäusern mit Dreifachgaragen. (Mag nicht der entflohene Ingolstädter Roman Deininger von der SZ, der zum Bundesliga-Aufstieg der örtlichen Männerfußballmannschaft diesen hinreißend treffenden Artikel über seine Geburtsstadt geschrieben hatte (€), diesen Aspekt mal aufarbeiten? Nebenbei: Kennen Sie diesen Artikel von Deininger vom letzten Jahr über jetzt Ministerpräsident Söder?)
Kleine Einkaufsrunde auf dem Klenzemarkt, dann den Raumduft “Rührkuchen” erzeugt.
Treffen mit Freundin in Café auf einen Aperó, gemischte Nachrichten aus der akademischen Welt. (Was ganz anderes: Mag mir jemand diesen Teppich schenken? Respektive aus USA mitbringen?)
Zum Abendessen fand Herr Kaltmamsell heraus, wie Suppe aus lila Karotten aussieht.
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Die Medien sind voll von Warnungen und Analysen zu Facebook, weil eine eingebundene App von Cambridge Analytica die Daten einer Umfrage auf Facebook und Profildaten von Nutzern und deren Kontakten für gezielte politische Werbung genutzt hatte. Dieser konkrete Datenmissbrauch will mich nicht so recht erschüttern – vielleicht weil ich immer schon wusste, dass meine bei Facebook hinterlegten Daten und Verbindungen praktisch öffentlich sind. Und dass Facebook alle meine Bewegungen im Web trackt, solange ich nicht ausgeloggt bin (wer loggt sich bitte nach jedem Facebook-Besuch aus?). Das finde ich durchaus nicht gut, aber anderes beunruhigt mich viel mehr.
Nämlich zum Beispiel, dass die Bayerische Staatsregierung die Befugnisse der Polizei massiv ausweiten will. Sie führt mal kurz die Kategorie “drohende Gefahr” ein und setzt in diesen Fällen unter anderem Bürgerrechte wie Post- und Telekommunikationsgeheimnis außer Kraft.
Marie Bröckling dazu auf netzpolitik.org:
“Ab Sommer in Bayern: Das härteste Polizeigesetz seit 1945”.
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Noch lebt Katrin Scheib in Russland und berichtet (ihre fünf Jahre dort neigen sich dem Ende zu). Zum Beispiel:
“Wie ich einmal Gesangsunterricht auf Russisch nahm”.