Archiv für März 2018

Journal Samstag, 10. März 2018 – Raufende Mädchen

Sonntag, 11. März 2018

Gestern bekam ich zu meiner Sporteinheit ordentlich was geboten. Auf dem Plan hatte ich Aerobics und Gymnastik im Verein, davor ein wenig Crosstrainerstrampeln. Schon als ich um die Ecke zum Vereinsgebäude bog, sah ich viele Menschen hineingehen, vor allem kleine. Das Foyer war dann voll, vor allem mit Kindern, es gab einen Tisch mit Kuchen, Anmeldetheken. Erst als ich nach dem Umziehen auf der Galerie über der Turnhalle ankam, wurde der Anlass klar: Judoturnier für Mädchen. Die Halle war mit Matten ausgelegt, auf der einen Längsseite davon standen Stuhlreihen für Zuschauer, auf der gegenüber liegenden Tische für die Kampfrichterinnen und Kampfrichter. Während meiner ersten Runde auf dem Elipsentrainer sah ich zu, wie Kinder – in Judokleidung oder sonstigen Sportsachen – über die Matten tobten, Rad schlugen, Handstand machten, balgten.

Erst als ich nach meiner Turnstunde (nicht das programmgemäße Aerobics, sondern gleich Gymnastik, also blieb ich danach nicht zu einer zweiten Gymnastikstunde) zu mehr Bewegung nochmal auf den Crosstrainer über der Halle stieg, war das Turnier im Gang: Auf drei Flächen nebeneinander wurde gerauft – zumindest sah es für mich, die ich nicht die geringste Ahnung von Judo habe, so aus: Kleine, nicht ganz so kleine, und größere Mädchen in passenden Paaren verbeugten sich auf Anweisung eines Schiedsrichters oder einer Schiedrichterin voreinander und gingen einander dann zügig an den Kragen. Ziel schien zu sein, die Gegnerin auf den Boden zu werfen. Ich fand das ausgesprochen vergnüglich anzusehen. Interessant war vor allem den Ablauf der Kämpfe zwischen den größeren Mädchen (ca. 13 Jahre alt), die mehrere Runden hintereinander mit derselben Gegnerin auf der Matte standen: Das Hin und Her der Oberhand, die immer derangierteren Frisuren (fürs Richten der Kleidung gab es extra Anweisung vom Schiedsrichter), die immer leidenschaftlicheren und lauteren Trainer/Trainerinnen an der Seitenlinie.

Als ich nach einer abschließenden Rudereinheit mit meinem Training durch war, bebte die Halle vor Lärm von Anfeuerungsrufen des Publikums und gar Schlachtgesängen. So ein Turnier scheint eine fröhliche Sache zu sein. Sehr vielfältig waren die Beteiligten (ob aktiv oder begleitend) allerdings nicht, weder in Farbigkeit noch in Körperform.

Ich ging wieder ungeduscht durch den milden Tag heim, erledigte unterwegs noch Lebensmitteleinkäufe.

Nachmittags kam ein Fotograf zu uns nach Hause: Für eine Magazingeschichte übers Bloggen machte er Fotos von mir. Zu meiner Erleichterung musste ich mich dafür nicht verstellen, verkleiden oder verbiegen, die Tatsachen reichten ihm als Motive. Beim Plaudern erfuhr ich Interessantes über den Arbeitsalltag eines Magazinfotografen von den 90ern bis heute.

Abends klingelte mein Übernachtungsbesuch aus Berlin, brach aber bald wieder auf zu einer Verabredung. Herr Kaltmamsell servierte Bohneneintopf aus der Brühe, die er aus den Resten des jüngsten ganzen Jamóns gekocht hatte.

Atemwege sind tatsächlich ein wenig angegriffen, doch das äußerte sich lediglich in Heiserkeit und gelegentlichem Hustenreiz.

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Nochmal zum Schöffenamt, in den meisten Kommunen endet die Bewerbungsfrist am 23. März. Die Stadt Chemnitz hat ein Gespräch mit der Schöffin Karin Karing veröffentlicht, die viele interessante Alltagsdetails dieses Ehrenamt erzählt:
“Schöffenwahl 2018
Das richtige Recht finden”.

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Und nochmal zu zeitgemäßer Mobilität: Ein Interview mit Mobilitätsforscher Andreas Knie.
“‘Das Auto darf nicht mehr privilegiert werden'”.

Die Politik versucht immer noch, ein Ideal der Adenauer-Zeit zu erhalten: das Grundrecht jedes Bundesbürgers auf ein Häuschen im Grünen und ein Auto. Dafür wurde früher die Eigenheimzulage gezahlt, die Entfernungspauschale erfunden und der Diesel subventioniert.

Journal Freitag, 9. März 2018 – Atemwegsattacke

Samstag, 10. März 2018

Aufgewacht mit einem Verdacht, der sich im Lauf des Vormittags bestätigte: Da will sich ein Infekt über meine Atemwege her machen. Ich spürte meine Luftröhre, meine Nebenhöhlen signalisierten Schmerzbereitschaft.

Auf dem Weg in die Arbeit im Bavariapark wildes Vogeldurcheinandersingen, -zwitschern, -flöten.

Nach der Arbeit meine alten Stiefel von der Schusterin abgeholt, ein paar Lebensmitteleinkäufe. Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell auf meinen Wunsch etwas mit Garnelen: Ein Tomaten-Kokosmilch-Curry.

Wetter mild, ich brauchte auf dem Heimweg weder Mütze noch Handschuhe.

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Auf Twitter erzählt @Dawn_Serra:
“When a thin ally used their privilege to advocate for my comfort: a thread.”

Merken.

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Technik-Kuriosität, die im Techniktagebuch-Redaktionschat schon Anfang der Woche Thema war: Uhren, die am Stromnetz hängen (Backofen, Radiowecker), gehen nach, und zwar gleich einige Minuten. Grund ist politisches Gehackel zwischen Serbien und dem Kosovo, tagessschau.de erklärt:
“Europäisches Stromnetz
Wenn Uhren plötzlich anders ticken.”

Daraus habe ich gelernt:

Viele elektronische Uhren nutzen die Netzfrequenz für die Zeitmessung. Wenn es also Schwankungen im europäischen Stromnetz gibt, gehen die Uhren nicht mehr genau.

Das Techniktagebuch hat auch dazu eine Exklusivgeschichte, nämlich aus den zweiten Weltkrieg:
“Der Strom geht nach, die Uhren stimmen nicht mehr”.

Journal Mittwoch/Donnerstag, 7./8. März 2018 – Sportverschiebung

Freitag, 9. März 2018

Am Mittwoch trug ich meinen Sportrucksack spazieren: Kurz vor dem Aufbruch zum Langhanteltraining hatte ich ganz stark keine Lust darauf und ließ es bleiben. Mir macht Sport halt morgens so viel mehr Spaß. Statt dessen kaufte ich auf dem Heimweg im Süpermarket ein – und ergriff die Chance, jemandem einen Gefallen zu tun. Das war sehr schön.

Als Ersatzsport stand ich am gestrigen Donnerstag früher auf und machte eine halbe Stunde Fitnessblender-Hanteltraining, das mir gut tat.

Sonnenbeschienener Arbeitsweg. Auf dem Heimweg brauchte ich nicht mal mehr Handschuhe und genoss in tiefen Atemzügen die Luft.

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Der gestrige 8. März ist Welfrauentag. Hier sprechen Max-Planck-Wissenschaftlerinnen über ihre historischen Vorbilder: Frauen, die Außergewöhnliches für ihre Disziplin geleistet haben, allen Widerständen zum Trotz.
“Frauen in der Forschung”.

Die Interviews sind unter anderem deshalb interessant, weil die Forscherinnen Klartext über die heutigen Bedingungen für ihre Arbeit sprechen.

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In der NZZ ein Kommentar zu:
“Deutsche Abneigung gegen die Bundeswehr”.

In Deutschland ist die Abneigung gegen die Bundeswehr längst identitätsstiftend geworden und wird dementsprechend wenig hinterfragt. Es gibt kaum eine prominente Stimme, die für die Armee Partei ergreift. Wer trotzdem eine Verbindung zwischen militärischer Stärke, wirtschaftlicher Stabilität und globaler Sicherheit herstellt, macht sich verdächtig.

Ich hatte diesen Habitus auch mal, sehe ihn inzwischen aber als kindisch an: Die Bundesrepublik Deutschland hat sich 1950 demokratisch für bewaffnete Streitkräfte entschieden – dann müssen wir uns auch darum kümmern. Gerade und besonders im Bewusstsein des Unheils, das deutsche Soldaten in der Geschichte angerichtet haben. Zudem haben die vergangenen Jahrzehnte meiner Ansicht nach gezeigt (u.a. jugoslawischer Bürgerkrieg, Ruanda, Syrien), dass es Situationen gibt, in denen konsequente Gewaltlosigkeit den Bösen einen verheerenden Vorteil verschafft.

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Jasmin befasst sich viel mit dem Sterben und fotografiert Sternenkinder. Diesmal hat sie sich aber nicht mit besonders jungen, sondern mit einem besonders alten Menschen unterhalten:
“Gerda stirbt.”
via @akkordeonistin

Ich fange an zu begreifen, dass Sterben so verschieden ist wie die Menschen. Dieses zum Beispiel enthielt viele lustige Komponenten.

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“Ross never loved Rachel: rewatching Friends”.
*clutching my pearls* (Aber sie hat natürlich recht.)

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Wie ich hungere nach DDR-Alltagsgeschichten, nach diesen vielen Kleinigkeiten, die ich beim Verständnis für Menschen brauche, die nicht wie ich im Westen groß geworden sind:
“Champions, gefallene
Wie wir untergingen, weil wir keine Helden ertrugen.”

via @hotelmama

Journal Dienstag, 6. März 2018 – Feierabendausflug nach Haidhausen

Mittwoch, 7. März 2018

Diesmal begriff ich gleich, was ich auf dem Asphalt der Theresienwiese sah: Fast sechs Wochen vor dem Theresienwiesenflohmarkt (dieses Jahr am 21. April) die ersten illegalen Reservierungen.

Dienstage sind in der Arbeit immer ziemlich crazy durch viele regelmäßige Termine. Ich kam dazwischen dennoch zu Erledigungen.

Nach Feierabend Verabredung mit Herrn Kaltmamsell in Haidhausen. Nach einem lustigen Termin gingen wir dort zum Abendessen ins Nana, das ohnehin auf unserer (von Herrn Kaltmamsell sorgfältig geführten) Lokalliste stand: Israelisches. Da es erst halb sieben war, machte ich mir um die fehlende Reservierung keine Sorgen – hoffentlich hatten die überhaupt schon auf. Es war dann: voll. In dem kleinen, sehr persönlichen Lokal ging es bereits fröhlich hoch her, doch man fand uns noch zwei Hocker an der Theke. Wir aßen Schnipselsalat, Baba Ganoush, Auberginen in Tomate, Labneh, Hummus mit allem und Pita, alles sehr schmackhaft. Dazu ein Glas Sauvignon Fumé aus der Pfalz (überraschend wenige Israelis auf der eklektischen Weinkarte). Ich freute mich über die familiäre Atmosphäre, in der Enge kam man schnell mit anderen in Blickkontakt, aus dem sich gestern einige kuschlige Austausche ergaben.

Journal Montag, 5. März 2018 – Arbeit nach Oscarnacht

Dienstag, 6. März 2018

Das mit dem Arbeiten nach der Oscarnacht lief gut: Ich fühlte mich nur ganz leicht benebelt – da war ich mit Migräne im Hirn schon deutlich verlangsamter. Vor allem aber freute ich mich über die Temperaturen knapp um Handschuhe auf meinem Arbeitsweg. Nach Haus konnte ich mich kaum satt schnaufen, weil es so deutlich nach Nicht-mehr-Winter roch (dazu gehört die Note Odel, der von den tauenden Feldern bis in die Stadt weht).

Abends gab es Reste der Füllung vom Steak&Kindney Pie mit Kartoffelpü. Sehr früh ins Bett.

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“A short history of Scotland’s largest telescope”.

An der Universität St. Andrews wird gestreikt. Der Leiter der Sternwarte nimmt das zum Anlass, über sein berühmtestes Werkzeug zu schreiben. Und über den Streik.

As I am writing this, members of the University and College Union, including myself, are on strike. We are protesting the slashing of pensions for lecturers, by a lot. The stakes are high. It is about pensions, yes, but it is also about so much else. For this sector and this country, the strike is unprecedented in scale, in energy, and in sacrifice. As of right now, I am the only university employee who can fully operate the telescope, and therefore, while we are striking, the telescope stands still. The new camera will not be installed. Students will not be trained. Tours will not be given. Stars will go unobserved.

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Es ist ein Privileg, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen: Das kann sich nur leisten, wer nicht davon betroffen ist. Andere können sich’s nicht aussuchen:
“Eine Anleitung gegen Ignoranz in Rassismusdebatten”.

Deshalb richte ich mich mit diesem Text an weiße Menschen, die die Welt nicht mehr zu verstehen scheinen, wenn PoC wütend über Rassismus sind – sei es in Kinderbüchern, in Talkshows oder eben in der Werbung.

(…)

Wenn man Rassismus (…) nicht erkennt, ist man also nicht besser als die anderen, sondern ignoranter.

Oscarnacht 2018

Montag, 5. März 2018

Ich habe vom Jahr zuvor übernommen als Selbsterinnerung: Die eigentliche Show beginnt um 5.30 pm PST, das ist 2.30 Uhr Münchner Zeit, Wecker also auf 2 Uhr.

Und das muss ich anscheinend gleich mal korrigieren: Als ich um 2:12 Uhr den Fernseher anschalte, ist Jimmy Kimmel bereits mitten in seiner Eingangsrede. Es ging diesmal schon früher los.

Also: Roten Teppich verpasst, Eröffnungsrede verpasst. Eigentlich hatte ich mit der Bemerkung starten wollen, dass ich dieses Jahr so schlecht vorbereitet bin, dass ich fast gar nicht geguckt hätte – was gleich mal dadurch bewiesen wird, dass ich nicht mal die neue Startzeit mitbekommen hatte.

Viola Davis präsentiert Best Supporting Actor – in einer, ich hatte nicht gedacht, dass ich das je über sie schreiben würde, unvorteilhaften Frisur: Sam Rockwell in dem einen nominierten Film, den ich gesehen habe. Rockwell dankt der Academy (“I never thought that I would ever say that.”), den anderen Nominierten, dann den Kolleginnnen und Kollegen von Three Billboards.

Jetzt aber endlich und eher verwirrt: Guten Morgen! Während der ersten Werbepause nachgeschaut: Tatsächlich, dieses Jahr Start 5.00 PST. Erinnerung für 2019: CHECK STARTZEIT!

Gal Gadot und Armie Hammer kommen auf die Bühne für den Make-up-Oscar: Darkest Hour. Den werde ich auch nicht nachholen – Biopics sind’s einfach nicht für mich. Drei Herrschaften auf der Bühne, danken vor allem Gary Oldman, der unter deren Werk verschwand.

Die greise Eva Marie Saint (die sichtbar alt werden durfte – aber ich musste ihren Namen googlen) präsentiert Costume Design: Phantom Thread bekommt seinen ersten.

Kimmel führt über zu Best Documentary Feature, Laura Dern und Greta Gerwig kommen Hand in Hand auf die Bühne, Laura mit dicker Brille! Icarus gewinnt, ein Film über Doping im Radsport in Russland. Die vier Herren auf der Bühne sprechen sehr bewegt.

Das Bühnenbild ist dieses Jahr überwältigend, stellt sehr klassische Diamenten-Überkrustung dar. Auf diese Bühne kommt Taraji P. Henson für die Vorstellung des ersten nominierten Song – an dieser Stelle erwähne ich Jahr für Jahr meine Verwunderung über das Überdauern dieser lange schon irrelevanten Kategorie.

Zur Roter-Teppich-Phase hatte ich eigentlich diesen Knaller-Gag vorbereitet:

Ich bin heute auch in Glitzer. Von Tchibo.

Ein Zusammenschnitt von 90 Jahren Hollywood mit Dank an die Kinobesucher fürs Zuschauen.

Sound Editing and Mixing gibt’s von Eva Gonzales und einem Herrn, dessen Namen ich leider nicht kenne. Hier taucht Blade Runner auf! Der Oscar Sound Editing aber geht an Dunkirk (auch einer, den ich nicht zu sehen brauche, Krieg und Gemetzel habe ich genug in Echt auf dem Fernsehschirm). Zwei ältere Herren auf der Bühne, eher abgeklärt.
Auch der Preis für Sound Mixing (wieder ist Blade Runner nominiert) geht an Dunkirk.

Was ich bislang den Abendkleidern auf der Bühne entnehme: Die Zeit der durchsichtigen Roben scheint rum, EIN GLÜCK!

Lupita Nyong’o und Kumail Nanjiani als Presenter machen erst mal Namens- und Einwandererwitze. Auch Lupita trägt – zu einem Oscarstatuenkleid – eine mords Brille. Production Design (nochmal Blade Runnder nominiert) geht an The Shape of Water – den will ich noch sehen.

Eungenio Derbez (woher muss ich den kennen?) stellt den nächsten Song vor aus dem Film Soundtrack. Oh süß, der Sänger kann nicht singen, Tontreffquote bei ca. 60 Prozent, und zu denen wackelt er sich mit Gewalt hin. Ah, wird von einem Profi abgelöst, der besser zu der music made for elevators passt. Uiuiui, ist das ein Mistsong.

Rita Moreno sieht großartig aus! Sie präsentiert Best Foreign Language Film: A Fantastic Woman aus Chile. Diesmal eine ganze Truppe auf der Bühne.

Mahershala Ali (HACHZ) überreicht Best Supporting Actress: Allison Janney – alles was ich aus Tonya gesehen habe, macht diesen Oscar sehr verdient. “I did it all by myself” scherzt sie. Erst mal den Nominierten danken, dann dem Autor.

In der Werbepause zum dritten Mal ein Spot für den Mitsing-/Mitklatsch-Soundtrack von Greatest Showman. Ah, darauf war der ausgerichtet, jetzt verstehe ich die Kombination.

Marc Hamill (“I’m only here to pick up the check under the Jedi pension plan.”), Kelly Marie Tran und der kleine Roboter aus Star Wars präsentieren Best Animated Short: Dear Basketball. In der Dankesrede das erste bisschen Italienisch!
Best Animated Feature Film: Coco, keine Überraschung hier. Die Gewinnerin dankt “my wife” – ein erstes Mal? Es wird auch “the people of Mexico” gedankt, Appell für “representation matters”.

Daniela Vega kommt auf die Bühne für den nächsten nominierten Song aus Call me by your name. Während dem (schnarch) ich den Trailer des Films gucke: Ja, interessant.

Frischen Tee eingeschenkt – zack, Namen der beiden Presenter verpasst. Achievement Visual Effects, vierte Nominierung Blade Runner. Und diesmal kriegt er ihn! Dankesrede ist ein Maschinengewehrfeuer von Namen, der vierte Herr sagt auf Deutsch: “Danke schön.”

Matthew McConaughey als Presenter, ich fürchte mich sofort vor Peinlichkeien. Doch er stellt nur geradeaus Film Editing vor, noch ein Oscar für Dunkirk. Sympathisch atemlose Dankesrede.

Kimmel dankt uns Moviegoers. Auf der Leinwand sieht man Publikum in einem Kino gegenüber, wo eine Sneak läuft: Kimmel sammelt einige Filmleute aus seinem Publikum um rüberzugehen und den Filmbesuchern persönlich zu danken.
Gal Gadot kommt als erste rein, es ist viel Kreischens – Kimmel merkt an, dass es sehr nach Marihuana riecht. Das Innere der Oscarverleihung wird auf die Leinwand übertragen, die Academy ruft “Thank you!”, die Stars verteilen Snacks. Kimme pickt sich einen Herrn heraus, der die nächsten Presenter ankündigt: Tiffany Haddish und… Mist, dabei kenne ich die doch! Maya Rudolph, puh. Documentary Short geht an: Heaven Is a Traffic Jam on the 405.
Life Action Short: The Silent Child. Dankesrede auch gebärdet!

4:17 Uhr, draußen singt die erste Amsel.

David Chappelle präsentiert noch einen Song, whatever. Sprechgesang, ebenfalls mit Gebärdenübersetzung – halt nein, das war nur Rappergefuchtel.

Salma Hayek kenne ich, die anderen beiden Presenterinnen sind mir durchgerutscht; alle drei betonen, dass Hollywood Diversity zeigen kann. Es folgt ein Zusammenschnitt von trail blazers dieser Vielfalt im Film.

Chadwick Boseman und Margot Robbie als nächstes auf der Bühne: Best Adapted Screenplay. Call me by your name bekommt den Oscar, James Ivory ohne Kostüme! Oh, der alte Herr kommt am Stock auf die Bühne, hält sich am Mikrofon fest. Sehr rührend.

Nicole Kidman präsentiert Original Screenplay, sehr starke Nominierungen: Get Out bekommt ihn.

Hmpf, Werbepause hat zu spät zurückgeschaltet, ein Veteran präsentiert bereits, kündigt Zusammenschnitt von Militärfilmen an. Abgeschlossen mit Dank an die Streitkräfte. Weird.

Sandra Bullock auf die Bühne! In einem schrecklichen Kleid. Sie lässt das Licht dimmen – angeblich, um jünger zu wirken, doch sie vergibt ja auch den Oscar für Cinematography (zum ersten Mal ist eine Frau nominiert). Blade Runner!

Zendaya präsentiert den letzten Song: aus Greatest Showman, in dem sie ja mitgespielt hat. Auch diese Dame singt etwas daneben, vielleicht gibt’s ein technisches Problem? Sie scheinen die Originalbesetzung aus dem Film auf der Bühne zu haben, ich erkenne Gesichter wieder – das ist nett. Das Publikum steht auf für die Aussage des Songs “This is me”.

Ah, endlich sehen wir das Orchester! Es sitzt diesmal unter der Bühne. Kimmel hat sich umgezogen! Jetzt in weißem DJ. Christopher Walken! Er präsentiert (mit Hosenbund altherrenmäßig bis zur Brust hochgezogen) Best Original Score: Alexandre Desplat bekommt seinen zweiten Oscar! Er ist ein ganz großer, das freut mich. Und Shape of Water ist gerade noch interessanter geworden. Französischen Akzent haben wir jetzt auch auf der Bühne.

Emily Blunt in eigenartigem Tüll verleiht des Oscar für besten Song, er geht an Coco. In der Dankesrede wird darauf hingewiesen, dass in dieser Kategorie sogar Gender Equality bestanden hat.

Jennifer Garner in schönem Blau kündigt die Verstorbenen an, Eddie Vedder singt. Da hatte ich schon wieder eine Menge vergessen.

Emma Stone in Hose! Oscar für Directing: “These four men and Greta Gerwick created…” Shape of Water und damit Guillermo del Toro, sehr emotionale Rede.

Jane Fonda und Hellen Mirren – WUNDERSCHÖN! Aber ich hätte Jane Fonda gerne auch als alte Frau gesehen, ob sie wohl ihrem Vater (der alt aussehen durfte) ähneln würde. Actor in a leading role geht an Gary Oldman. Hm, er ist ein großartiger Schauspieler, aber für diese Rolle? War wohl am dransten. Und er darf anscheinend so lange reden, wie er will. (Haben sie die Show eine halbe Stunde länger gemacht und deshalb früher angefangen?)

Jodie Foster und Jennifer Lawrence – sie scherzen erst mal über Meryl Streep (Foster geht auf Krücken – und ich hatte vergessen, wie winzig sie ist). Actress in a leading role: Frances McDormand holt ihren zweiten! Sehr verdient, aber die anderen waren sensationelle Konkurrenz. Sie dankt und bitte alle nominierten Frauen des Abends aufzustehen: Aufforderung an die Filmbranche, diese Frauen in den nächsten Tagen anzusprechen für künftige Filme.

Warren Beatty und Faye Dunaway bekommen eine weitere Chance nach dem Durcheinander letztes Jahr: Sie präsentieren besten Film. The Shape of Water! Das überrascht mich dann doch, ein solch schräger Film. Aber ich freue mich!
Guilleromo del Toro dankt seinen Vorläufern und fordert alle auf, die vom Filmemachen träumen, Filme zu machen.

Jetzt Kaffeemachen, der eigentliche Montag beginnt. Ich gucke später nochmal über die Vertipper und Fehler.

Nachtrag: Ich nehme meine Zweifel am Oscar für Gary Oldman als Churchill hiermit offiziell zurück.

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https://youtu.be/eg0O8CVGySo

via @buschheuer

Journal Sonntag, 4. März 2018 – Sonntägliche Häuslichkeit

Sonntag, 4. März 2018

Ausgeschlafen bis fast sieben, aufgewacht zu einem sonnigen, milden Tag – wir haben die bittere Kälte ausgestanden.

Frühstücksverabredung mit einer Freundin aus dem Internet, wir bekamen einen Tisch im Café Glockenspiel. Schöne Gespräche, ich lernte eine Menge – unter anderem über die Anforderungen an eine perfekte Wanderjacke für Irland.

Eine Runde gebügelt.
Marokkanischen Karottensalat gemacht, der basiert nämlich auf gegarten Karotten – wo ich doch seit einiger Zeit keine rohen Karotten mehr vertrage und replizierbar mit bösen Bauchschmerzen darauf reagiere.

Ich war müde, wollte aber keine Siesta machen, um abends nicht zu wach zu sein – für ein paar Stunden Schlaf vor der Oscarverleihung. Wochenend-SZ gelesen.

Zum Nachtmahl machte uns Herr Kaltmamsell Steak&Kidney Pie.