Journal Mittwoch, 18. April 2018 – Erster Besuch im Schnitzelgarten

Donnerstag, 19. April 2018 um 4:56

Frühsommer. Ich genoss auf meinen Wegen Sonne und Wärme, war erstmals dieses Jahr strumpflos im Rock unterwegs – aber es ist halt doch erst April und das bereitet mir Unbehagen.

Die Linden um die Theresienwiese in Neongrün.

Mein Sportzeug hatte ich für alle Fälle mit in die Arbeit genommen, doch ich freute mich den ganzen Tag auf Feierabend im Schnitzelgarten mit Herrn Kaltmamsell. Also trug ich das Sportzeug nach einem erschöpfenden Arbeitstag ungenutzt nach Hause.

Der Schnitzelgarten war rege besucht, aber nicht überfüllt, ich bekam ein sehr befriedigendes Abendessen.

Im letzten Abendlicht wieder aus dem Wohnzimmerfenster Fledermäuse gesehen.

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Aus aktuellem Anlass erklärt Robin Droemer nochmal:
“So fühlen sich Schwarze Deutsche, wenn der MDR über das N-Wort diskutieren will”.

Doch erst vor Kurzem musste ich überrascht feststellen, dass selbst sonst kluge Menschen glauben, es sei ein schlagendes Gegenargument, wenn sie einen schwarzen Deutschen anführen können, dem das Thema egal ist. (Zur Sicherheit: Nein ist es nicht, wenn man so viele Menschen einer ohnehin belasteten Bevölkerungsgruppe beleidigt.)

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Margarete Stokowski erläutert, warum es keine gute Idee ist, Kleiderverbote für Mädchen einzuführen:
“Unter jedem Tuch steckt ein eigener Kopf”.

Natürlich brauchen Mädchen unter 14 Jahre Unterstützung, damit sie stark und selbstbestimmt werden, egal welcher Religion sie oder ihre Eltern angehören. Sie brauchen das Wissen, dass sie keine Schlampen sind, wenn sie vorehelichen Sex haben, dass sie sich schminken oder nicht schminken dürfen, dass sie allein darüber bestimmen können, wer sie anfasst und wie und wann, dass sie eine Beziehung anfangen können, wenn sie wollen, und auch beenden, wenn sie wollen. Sie brauchen angemessene Aufklärung in körperlichen und sexuellen Fragen, sie brauchen Wissen über Menstruation, Jungfräulichkeit, Verhütung und Schwangerschaften, sie brauchen politische Bildung und Aufklärung über ihre eigenen Rechte sowie die Fähigkeit, sich selbst zu verteidigen, Grenzen zu ziehen und Pläne zu machen. Dafür brauchen sie Vorstellungen von unterschiedlichen Lebensentwürfen und Respekt vor den Entwürfen anderer. Jungs brauchen: exakt dasselbe.

Was sie nicht brauchen, sind staatliche Regulierungen, die ihnen das Gefühl geben, dass die Religion ihrer Familie stärker reguliert wird als die von anderen. Der Islam ist nicht die einzige Religion, die manchmal zu einem eigenartigen Umgang mit Körpern und Sex führt. Auch nicht die einzige, deren Vertreter im Verdacht stehen, Kinder zu Sexobjekten zu machen. Und Religion ist wiederum nicht die einzige ideologisch verdächtigte Triebfeder in Menschen. Trachten mit unterschiedlichen Bommeln und Schleifen für Singles und verheiratete Frauen sind ähnlich suspekt. Und wer Kopftücher für Mädchen unter 14 verbietet, weil sie die Mädchen “sexualisieren”, der müsste für dieselbe Zielgruppe String-Tangas und Push-up-BHs verbieten, und womöglich auch die ausgefeilte Kulturtechnik des Socken-in-den-BH-Stopfens.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 18. April 2018 – Erster Besuch im Schnitzelgarten“

  1. Trulla meint:

    Ich ahnte, dass Sie Stokowski zitieren würden. Und obwohl ich deren Ansichten mitunter teile – diesmal nicht. Auf das Tragen von Push ups, String Tangas usw. wird man nicht von klein auf dressiert. Das dürfte eher auf Konto Freiwilligkeit gehen – und über Geschmack würde ich nicht streiten wollen. Entscheidend in dieser Debatte ist das damit verbundene Erziehungsziel und das sehe ich in der Manifestation des Patriarchats.
    Bei der Erziehung von Mädchen haben wir doch in den vergangenen Jahrzehnten besonders viel Wert darauf gelegt, den eigenen Willen zu stärken. Sich in der gemischten Gesellschaft zu behaupten, nicht unterbuttern zu lassen.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Das sehe ich anders, Trulla: Mit Baby-Stilettos, Kleinmädchen-Bikinis und Schminkkoffer für Kleinkinder werden Mädchen in unserer Gesellschaft sehr wohl von klein auf dressiert. Mit Religionsunterricht ab Kindergarten zudem indoktriniert.

  3. Defne meint:

    Da ist mir der Artikel aus der Zeit “Schützt diese Kinder vor diesem Tuch” doch viel lieber.

  4. Trulla meint:

    Als Indoktrination würde ich die geschilderten Beispiele auch bezeichnen, Frau Kaltmamsell! Das sehe ich auch als Problem. Umso stärker mein Wunsch, dagegen zu halten, auf allen Ebenen. Gegen Beschneidung, gegen Kruzifixe, Trennung von Staat und Kirche! Der teilweise Menschen verachtende Wahnsinn religiöser Vorschriften (da kommt kaum eine Religion gut weg) findet mit der Teilmündigkeit ab 14 früh genug statt. Natürlich ist das niemals im Sinn fundamentalistischer Ansprüche. Schließlich gilt: Je eher desto wirkungsvoller.

  5. Christian meint:

    Hi, als Nicht-Botanikerin würde es mich interessieren, was genau passiert, wenn eine Kastanienblüte birst. Birgt dieser Vorgang ein Sicherheitsrisiko für die unbedarfte Passantin. Zwei Wochen später blüht die Kastanie. Was passiert beim Bersten?

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