Journal Mitwoch, 23. Mai 2018 – Wicklow Way 4: Glendalough/Laragh
Donnerstag, 24. Mai 2018 um 9:06Ein weiterer Sonnentag, das irische Wetter ist einfach unberechenbar.
Am Vorabend hatte ich nochmal die Wicklowy Way-Reise von Frau Mutti nachgelesen (hier ging’s bei ihr los), die mich überhaupt auf die Idee gebracht hatte. Auch sie hatte in Glendalough einen Ruhetag eingelegt (bei ihr war es das Knie, das sie zu kindlichem Treppensteigen zwang), doch es war die Rede von einer möglichen Wanderung um die Seen.
Tatsächlich hatte mir der halbe Tag Ausruhen genügt, so machte ich aus dem gestrigen dann doch einen Wandertag, fit und nahezu schmerzfrei.
In unserem B&B hatten wir schon am Vorabend angeben müssen, was wir wann frühstücken wollten. Ich hatte erstmals das Full Irish gewählt (white und black pudding hatten auf dem Teller des Herrn Kaltmamsell immer attraktiv ausgesehen). Es schmeckte dann auch sehr gut. Wie schon in der vorherigen Unterkunft servierte die Zimmerwirtin dazu selbst gebackenes Irish Bread. Die beiden Brote glichen einander so sehr, dass sie womöglich nach demselben Rezept gebacken waren: Krümlig, salzlos, mit ein paar Körnern drin, aus der Kastenform. Beim ersten hatte ich noch gedacht, vielleicht sollte man die Bäckerin auf einen Brotbackkurs schicken, doch it’s not a bug, it’s a feature: Irish soda bread wird mit Backpulver (“soda”!) gemacht und kann deshalb kein Glutengitter entwickeln, das es elastisch machen würde.
Die erste Tageshälfte beschäftigten wir uns mit der örtlichen Kultur. Weil wir eh daran vorbei kamen, sahen wir uns die Pfarreikirche St. Kevin an. Interessante (und ein wenig seltsame) Besinnungskunst in der Grünanlage um diese neoromanische Kirche aus dem 19. Jahrhundert, auf dem Friedhof waren manche zeitgenössische Grabsteine mit gigantischen Rosenkränzen umschlungen, die mich sehr an die Wurstketten in Schützenvereinen erinnerten.
Kulturelles Highlight am Ort ist aber die Glendalough Monastic City. Die Bedeutung dieser Klosterreste aus dem 10. Jahrhundert lässt sich schon mal daran ablesen, dass Visitor Center und Parkplatz etwa sechsmal so viel Fläche einnehmen wie das alte Klostergelände, das man besichtigen kann. Zum Glück fanden wir Platz zwischen den Besuchergruppen, denn die Kirche mit gemauertem Dach, der Glockenturm und die Ruine der Kathedrale sind durchaus eine Besichtigung wert. Zudem ist das Ganze superidyllisch gelegen.
Wir waren in Wanderausrüstung losgezogen (unser B&B lag gut 2 Kilometer von der Monastic City entfernt), weil ich gerne noch auf einen Berg gehen wollte, um runterzuschaun. Also gingen wir auf den Camaderry, obwohl Herr Kaltmamsell ungern steigt (während ich ungern schwer trage). Wir sahen Raben in der Luft, die sehr lustige Geräusche krähten, und Rehe auf dem Boden.
Den guten Kilometer zum Südost-Gipfel ging ich alleine, während der Herr sitzen blieb. Dort erlebte ich zum ersten Mal nasse Abschnitte: richtige Pfützen und harmlos aussehendes Gras, das sich beim Betreten als Sumpf entpuppte. Am Gipfel begegneten mir drei Wandergäste aus unserem B&B, die von der Gegenseite auf den Berg aufgestiegen waren. Und die zu meiner Verblüffung den Abstieg im Laufschritt zurücklegten.
Die kleine Wanderung (gut 11 Kilometer und nicht mal dreieinhalb Stunden) in der Sonne, mit Wind und wundervollen Ausblicken gefiel mir sehr gut. Einkehrschwung in die Bar des Glendalough Hotel mit einem Bier.
Kurz vor unserer Unterkunft machten wir nochmal einen Abstecher Richtung Pfarrirche (eine Pokémon-Arena, ahem), in der Grünanlage davor verwickelte uns ein einheimischer Herr in ein langes und durchaus anregendes Gespräch.
Abendessen im 2 Kilometer entfernten Glendalough Hotel: Irish Stew für ihn, für mich Canelloni mit Spinat (und kleinem Beilagensalat – ich bin gefährlich untersalatiert). Nach Hause spaziert in goldener Abendsonne.
Start in den Wandertag.
Glendalough Monastic City.
Die Gräber reichen bis in die 1970er.
Der Fluss Glendasan.
Komm’Se rauf…
Könn’Se runterschaun.
Das letzte Stück auf den Camaderry ging ich allein – war dann doch ein bisschen weiter, als es aussah (eine Stunde hoch und runter).
§
Modeste bespricht ein Buch über Philosophie Anfang des 20. Jahrhunderts ein wenig anders:
“Die Zauberer, der F. und ich”.
3 Kommentare zu „Journal Mitwoch, 23. Mai 2018 – Wicklow Way 4: Glendalough/Laragh“
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24. Mai 2018 um 16:00
Sieht traumhaft aus! Vielen Dank für’s virtuelle Mitnehmen und weiterhin gutes Wandern!
24. Mai 2018 um 21:07
Besten Dank für die schönen Irland-Updates.
Auf den Bildern fallen mir immer die Meindl mit dem gelben Streifen des Herrn Kaltmamsell auf. Von denen hat es bei uns im Haushalt auch 2 Paar, gelb für den Herrn, rot für mich.
Tolle Sohle (hält auf jedem Untergrund), tolle Passform, bequem …. und ich bekomme trotzdem fast jedes Jahr einmal eine Blase damit. Aktuell auch.
Ich hoffe bei Ihnen benehmen sich die Stiefel besser!
24. Mai 2018 um 22:17
Ich kann nicht klagen, hatte noch nie auch nur eine Blase darin in den letzten dreieinhalb Jahren. Manchmal denke ich mir, eine Kategorie kleiner hätte es auch getan, aber um die feste Sohle bin ich schon auch sehr froh.