Journal Sonntag, 20. Mai 2018 – Wicklow Way 1: Dublin – Enniskerry
Montag, 21. Mai 2018 um 9:11Gleich am Morgen hatte ich den Salat – und ich war durchaus gewarnt worden: Der freundliche Hotelgast in der Lobby, der wahrscheinlich nach unserem Woher und Wohin fragte, sprach eine Sprache, die ich nicht verstand – irisches Englisch. Herr Kaltmamsell verstand ihn offensichtlich besser: Als ich hilfesuchend in seine Richtung sah, antwortete er dem Herrn und machte Konversation.
In unserer Partnerschaft ist ja klar aufgeteilt: Ich beschütze ihn vor großen Tieren (Schafe, Kühe, Hunde, Panther), er mich vor kleinen (Weberknechte, Stechmücken, Blutegel). Die Verwantwortung für Menschen war nie klar zugeteilt, aber es bin eher ich, die das Socializing übernimmt. Außer eben ich verstehe nichts.
Nach einer guten Nacht waren wir beide recht früh aufgewacht, ich hatte reichlich Zeit zu bloggen, bis wir packten und frühstückten (Full Irish für ihn, Rührei mit Speck, Apfel und Scone für mich). Der Himmel war bedeckt, die Wettervorhersage kündigte Regenschauer an. Nun: Ich bin darauf eingestellt, dass es nahezu durchregnen wird; alles Schönere nehme ich als Geschenk.
Ein Kleinbus brachte uns zum Start unserer Wanderung: Marlay Park. Wir hatten uns dafür entschieden, die Wanderung von Norden nach Süden zu machen: Damit würden wir die anstrengenderen Streckenabschnitte am Anfang und damit bald hinter uns haben. Und auch dieses Mal wandern wir in der Memmem-Version, nämlich mit Gepäcktransport (so großartig!).
Leider regnete es am Anfang der Strecke am heftigsten: Das brachte uns um den Blick über Dublin, der uns nach dem ersten langen Anstieg angekündigt worden war. Später tröpfelte es nur hin und wieder stärker, die neuen Wanderjacken mit gut umschließender und beschirmter Kapuze bewährten sich gleich mal.
Nach etwas mehr als der Hälfte der Strecke, bei Glencullen, wies uns die Streckenbeschreibung auf den “famous Johnny Fox’s Pub” hin, den man durch einen 15-minütigen Abstecher erreichen könne. Noch nehmen wir alles an Seitenattraktionen mit, also gingen wir dort hin. Der Pub stellte sich als eine wirkliche Attraktion heraus, über und über mit Urigkeiten und Schildern mit lustigen Sprüchen geschmückt und vollgestellt, frequentiert von locals. Uns gruselte ein kleines Bisschen, aber wir bekamen ausgesprochen wohlschmeckendes Bier: ein Stout und ein Pale Ale der Hausmarke, das eine rauchig-malzig, das andere kräuterig-blumig.
Tierwelt: Wir sahen viele Schafe verschiedener Rassen, auch ein paar Kühe, Schwalben und Mauersegler, Krähen und Dohlen, Spatzen, Feldlerchen, Stare, Amseln, Distelfinken, leider keine der angekündigten red grouse, aber einmal glaubte ich einen Fasan zu hören. Wir sahen auch einige Hunde an Wanderern, keiner davon angeleint, obwohl direkt neben weidenden Schafen mit Lämmern (und Schildern, die das Anleinen von Hunden vorschrieben).
Menschenwelt: Wir begegneten einigen Wanderern in die Gegenrichtung, einzeln sowie in kleinen wie größeren Gruppen; in unserer Richtung überholten wir lediglich eine Gruppe. Auf den Straßen zahlreiche Rennradler, auch der Ire führt am Sonntag gerne buntes Radlplastik aus.
Unangenehm war mir die letzte Wanderstunde: Vom Ende unseres Wegabschnitts mussten wir noch fünf Kilometer zu unserer Unterkunft gehen. Wir hätten uns auch mit einem Taxi abholen lassen können, doch das schien mir unnötig (wir machten schließlich zum Gehen Urlaub). War ein Fehler, denn diese fünf Kilometer führten eine stark befahrene Landstraße entlang, oft auf beiden Seiten von Mauern und Hecken begrenzt, also ohne Ausweichmöglichkeit.
Das waren dann gut 27 Kilometer in gut sieben Stunden mit einer langen und einer kurzen Pause.
Die Unterkunft war diesmal ein sehr karges Zimmer in einem Country House (also über einem Pub), ohne Tisch, Sessel, Wassergläser, WLAN, Teekessel, Föhn. Dafür sah ich aus dem Fenster Kommiongesellschaften und weiß jetzt, dass es die Brautkleider im Stil explodierter Sahnebaiser auch für Kinder gibt, nämlich für irische Kommionskinder.
Das Abendessen im gut besuchten Pub des Country Houses war gut: gebratener Wicklow Brie als Vorspeise, Short Ribs für mich, Fish&Chips (die auf der Speisekarte einen fancy Namen hatten) für den Herrn.
Sehr müde und erschöpft früh zu Bett.
Dem Zeichen rechts folgen wir die nächsten Tage.
Die verregnete Aussicht auf Dublin. Aber: Überall Stechginster (gorse) mit seinem sensationellen Gelb und Duft.
Klar: Andere Länder, andere Schilder. Aber bitte WER wird hier WOVOR gewarnt?
(Mit Laptop auf den Knien gebloggt, über Handy-Hotspot ins Internet geladen.)
die Kaltmamsell7 Kommentare zu „Journal Sonntag, 20. Mai 2018 – Wicklow Way 1: Dublin – Enniskerry“
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21. Mai 2018 um 9:18
Es ist eine wahre Freude, Sie über den Blog zu begleiten. Alte Reminiszenzen kommen wieder.
21. Mai 2018 um 9:21
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21. Mai 2018 um 9:28
Verfolge begeistert ihre Wanderabenteuer, da gerne selber unterwegs. Die steinigen Wege sehen aber gefährlich für die Sehnen der Fußgelenke aus ;-).
21. Mai 2018 um 10:25
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21. Mai 2018 um 10:48
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21. Mai 2018 um 11:23
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22. Mai 2018 um 20:19
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