Archiv für Mai 2018

Journal Mittwoch, 9. Mai 2018 – Das mit den Persönlichkeitstests und Telefonbad in der Osteria italiana

Donnerstag, 10. Mai 2018

Mir geht schon auch die Frage nach, die Frau Klugscheisser in den Kommentaren stellte: Worin besteht die Faszination mit diesen Persönlichkeitstest? Ich denke, dass kein Unterschied zwischen der Anziehungskraft eines Myers-Briggs-Fragebogens beim Teambuilding-Workshop und den Ankreuzelseiten der Brigitte “Finde heraus, was dich glücklich macht!” besteht. Dass hier sogar dieselben Mechanismen greifen wie bei der Faszination mit Astrologie und Tarotkarten. Basis ist der Wunsch, mehr über sich selbst herauszufinden, sich zu erkennen und zu verstehen. Denn wir Menschen sind komplex, inkonsistent und widersprüchlich, damit kann man schon mal hadern.

Umso nachvollziehbarer ist die Sehnsucht, sich in ein System zu bringen, das konsistent und vorhersehbar ist. Dazu können alle Muster dienen, zu denen man sich in Bezug setzen kann, mit denen man sich abgleichen kann – vermutlich selbst Figuren in Rollenspielen (gleicht mir der rechtschaffen gute Paladin, den ich verkörpere, oder ist er mein Gegenstück?).

Ist das nicht schlicht Selbstreflexion? Und die ist meiner Überzeugung nach in jedem Fall begrüßenswert. Ich kenne einige kluge und bodenständige Menschen, die sich intensiv mit Astrologie beschäftigt haben. Nie hatte ich den Eindruck, dass sie das mit religiöser Hingabe taten; sie nahmen dieses in sich schlüssige System als einen von vielen möglichen Pfaden zur Reflexion.

Einen negativen Einfluss befürchte ich erst, wenn Auswertungsergebnisse als abschließendes Urteil und Wahrheit angesehen werden, im blödesten Fall sogar als präskriptiver Maßstab für Entscheidungen: Ich bin doch Typ INFP/Sternzeichen Jungfrau/habe die Karte Narr gezogen, also sollte ich dieses und jenes tun.

Tatsächlich ist mir noch nie passiert, dass ein Testergebnis derart daneben lag wie das jüngste. Und selbst die Erkenntnis, dass ich so ganz bestimmt nicht bin, war eine Erkenntnis.

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Der erhoffte Regen blieb auch gestern aus. Zwar zog der Himmel am Nachmittag zu, aus einer dunklen Gewitterwolke regnete es – aber nur etwa zehn Minuten, das reichte gerade mal, dass der Hof des Bürogebäudes ganz nass wurde.

In der Arbeit traf ich gestern eine erleichternde Entscheidung; der Abgrund, den die Erleichterung tief war, bewies mir, dass es für mich einfach kein Zurück in frühere Tätigkeiten gibt. Die in der Personalentwicklung vielgesuchten “Potenziale” wurden bereits von anderen Arbeitgebern restlos ausgeschöpft, Pech gehabt.

Nach der Arbeit Spaziergang zur Fußpflege, dann nach Hause, um Herrn Kaltmamsell zu unserer Abendverabredung abzuholen: Nachtmahl in der legendären Osteria italiana in der Schellingstraße, laut eigenen Angaben das erste italienische Lokal in Deutschland.

Wir aßen sehr gute italienische Hausmannskost (zu sehr gehobenen Preisen).

Nudeln mit Artischocken und Minze für mich, gebackene Jakobsmuscheln für den Begleiter.

Als Hauptgang Ossobucco für den Herrn, Stubenküken mit Knoblauch und Rosmarin für mich – beides hervorragend.

Zum Nachtisch hatten wir die Zabaione für zwei erbeten – die zu unserer Überraschung am Tisch zubereitet wurde. Dafür musste einer der Kellner viele Minuten lang neben uns mit einem Kupfertopf über offener Flamme und mit dem Schneebesen schuften. Das nächste Mal vielleicht doch einfach ein Eiserl als Dessert. Geschmeckt hat sie aber schon, die Zabaione.

Als Wein hatte ich uns aus der umfangreichen Karte einen Vermentino di Sardegna Villa Solais ausgesucht (leicht rauchige Note, besonders gut zu meinem Hähnchen). Beim ersten Fotografierversuch entglitt mir mein Telefon und plumpste ins Eiswasser des Kühlkübels. Ich holte es in Sekundenschnelle heraus, fürchte aber doch Eindringen von Wasser. Nun: Sollte es tatsächlich Schaden genommen haben, ist ein Weinkübel immer noch die elegantere Geschichte als der angebliche Ertrinkensort Nr. 1 für Telefone – die Kloschüssel (weil aus der hinteren Hosentasche gefallen).

U-Bahnfahrt nach Hause (die gewohnte Tram 27 fährt derzeit nicht bis zum Sendlinger Tor).

Journal Dienstag, 8. Mai 2018 – Mauersegler und Beifang aus dem Internet

Mittwoch, 9. Mai 2018

Nochmal ein Sommertag, ich genieße das Wetter weiterhin mit gemischten Gefühlen.

Auf dem Heimweg Obst- und Gemüseeinkäufe beim Verdi, Geplauder mit der Dame vor mir in der Kassenschlange und der alten Bekannten an der Kasse.

Ein Versuch, die gleichzeitig blühenden Fliederbäume (links vorne), Robinien (links hinten) und Kastanien (rechts) festzuhalten, hier über der Theresienwiese.

Daheim erster Pimm’s der Saison, Herr Kaltmamsell hatte Gurke, Minze, Erdbeeren besorgt, ich Apfel und Zitrone. Dazu eine Runde Pokémon-Entwickeln (diese monothematischen Aktionen wie zur Zeit finde ich ja eher langweilig, ich treffe lieber viele verschiedene Pokémon an).

Zum Abendessen hatte Herr Kaltmamsell aus mehligen Ernteanteil-Kartoffeln Kopytka gemacht und servierte sie in Kartoffelkombinat-Tomatensugo.

Immer wieder sah ich aus dem Fenster und beobachtete weit oben am Himmel Mauersegler, die ich Sonntag zum ersten Mal in der Saison gesehen hatte.

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Über dieses großartige Web-Angebot zur Förderung der Internet-Paranoia prustete ich morgens mal wirklich Tee von innen in die Nase.

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Auch wenn ich selbst nicht an der re:publica teilgenommen habe, bekam ich über Twitter, Blogs und den Techniktagebuch-Redaktionschat angenehm viel davon mit. Nicht so angenehm war das Mitverfolgen der Bundeswehraktion, die das ohnehin heftig beschäftige Orga-Team der re:publica belegte. Nachdem sehr viele schiefe Darstellungen der Ereignisse immer noch Schaden anrichten, stellten Andreas Gebhard, Johnny Haeusler, Markus Beckedahl, Tanja Haeusler im Namen der re:publica und der republica GmbH gestern klar:
“Die Bundeswehr bei der rp18 – eine Chronologie. Und ein paar Fragen.”

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Gestern quietschte mein inneres @Astro_Alex-Fangirl mal wieder besonders laut.

Den Hintergrund lieferte eine SZ-Reportage:
“Alexander Gersts Fahrschule zum Himmel”.

HACH!

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Weiter im Fangirltum: Das mit Abstand beste Interview mit Kathrin Passig bisher.
“Kathrinterview”.

Sind Möbel Zeitverschwendung?

Auf den ersten Blick ja, vor allem Küchen-, Bad- und Wohnzimmermöbel. Aber wenn man genauer hinschaut, sind Möbel eine der wenigen Möglichkeiten, Zeit haltbar zu machen: Beim Zusammenschrauben eines IKEA-Möbelstücks bindet man Zeit, so wie Bäume oder Hochmoore CO2 speichern. Wenn die Zeit dann einmal knapp ist, zum Beispiel kurz vor einem Abgabetermin, kann man sie durch den umgekehrten Vorgang wieder freisetzen.

Journal Montag, 7. Mai 2018 – Sportrettung

Dienstag, 8. Mai 2018

Beschissene Nacht mit Unruhe und Schmerzen, Aufwachen zu früh (halb sechs) war dann auch schon egal.

Erst mal Ibu gegen Kopfweh, die Wohnung putzbar geräumt.

Durch die Morgensonne spazierte ich in die Arbeit, wo es mir natürlich auch nicht besser ging.
Ich erholte mich sehr langsam, gegen drei spürte ich dann endlich den Kick: Es geht mir endlich nicht mehr Scheiße!

Ich hatte Sportsachen dabei, um nach der Arbeit die Bewegung vom Sonntag nachzuholen. Das stellte sich als sehr gute Idee heraus: 45 Minuten Kraftgymnastik gefolgt von 45 Minuten Stepaerobics im Turnverein taten mir gut – auch wenn ich mich in der Stepstunde erst mal an Zeiten mit Fußwechsel per Tap zurückgewöhnen musste. (In der Umkleide erzählten drei alte Damen einander ihre Ausflugspläne der nächsten Tage – mir wurde ganz schwindlig von ihrer Energie.) Auf dem Heimweg strahlten und dufteten mich zahlreiche Robinien an: Heuer blühen Flieder, Kastanien und Robinien gleichzeitig, verrückt.

Zuhause empfingen mich ebenfalls intensive Düfte: Der Putzmann hatte im Bad einen Parfumflakon zerbrochen. Doch dieses MCM Obelisk hatte ich eh fast ausschließlich aus nostalgischen Gründen rumstehen, es war 1987-1990 mein Standardduft gewesen. Zudem: Wenn ich diejenige wäre, die einmal wöchentlich die Wohnung durchputzt, wäre schon deutlich mehr kaputt gegangen.

Herr Kaltmamsell servierte chinesisches scharfes Hackfleisch mit Seidentofu, ausgesprochen wohlschmeckend. Daanach gab’s noch Eis (Ben & Jerry’s S’wich up – ok, ein bisschen zu krümlig) und Schokolade.

Journal Sonntag, 6. Mai 2018 – Kein Freibadstart

Montag, 7. Mai 2018

Noch vor sieben ausgeschlafen aufgewacht. Die pünktlich durchgelaufene Ladung Wäsche aufgehängt (Weißes/Helles).

Gebloggt – dauerte wohl ein bisschen länger als sonst, irgendwann stand Herr Kaltmamsell neben mir: “Was is jetz?!” Internet gelesen. Mein Plan war eigentlich gewesen, vormittags im Schyrenbad die Draußenschwimm-Saison zu beginnen, doch meine Lust darauf schwand minütlich, zumal der Himmel eher grau war. Dann ließ ich das halt und brach statt dessen in Häuslichkeiten aus:
– Duschen etc.
– Frühstückliches Mittagessen zubereitet: Spargelcremesuppe aus Sud vom Vorabend, Pancakes (ich hatte Herrn Kaltmamsell, als er vom Zombierennen heimkam, die Alternativen Scones und Pancakes angeboten)
– Bügeln
– 20 Nägel von Nagellack befreit, Maniküre (seufz)
– Schuhe geputzt
– Wanderschuhe gereinigt und gefettet, das muss bis nach dem Wanderurlaub reichen.

Mittlerweile war es herrlich sonnig geworden, ich setzte mich zum Lesen auf den Balkon. Nachmittags aß ich Bananen mit Joghurt und Honig, machte ein Stündchen Siesta.

Raus wollte ich aber auch (allein schon wegen der Pokémon), Spaziergang durch die Innenstadt (Marienplatz, Tal, Lehel, über Glockenbachviertel zurück).

Die Robinien blühen, eine duftete mich auch an.
Doch auf dem Spaziergang wurde mir immer trüber, die Schmerzen im Bein halfen nicht. Abends zurück daheim also Gin Tonics. Herr Kaltmamsell servierte ein besonders köstliches Curry, im Fernseher ließen wir Kingsmen laufen.

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Kürzlich verlinkte ich Junot Díaz’ Essay über seine Vergewaltigung als Kind und die Folgen. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass die angedeuteten schlimmen Dinge, die er als eine Konsequenz anderen angetan hat, weit reichen.
“Junot Díaz Responds to Allegations of Sexual Misconduct and Verbal Abuse”.
Lassen Sie sich von der Überschrift nicht in die Irre führen, tatsächlich sind hier konkrete Vorwürfe zitiert.

Journal Samstag, 5. Mai 2018 – WMDEDGT und Persönlichkeitstests

Sonntag, 6. Mai 2018

Am 5. jeden Monats fragt Frau Brüllen: “Was machst du eigentlich den ganzen Tag?”
Das darf ich vom gestrigen 5. mal wieder erzählen.1

Beim ersten Aufwachen bekam ich mit, wie Herr Kaltmamsell mein Bett verließ, Weckercheck: 5:15 Uhr. Selbst schlief ich zum Glück bis dreiviertel sieben weiter. Tat sehr gut.

Kaffeekochen, Bloggen. Im Maschinenraum bastelt das Blogheinzelmännchen seit vielen Tagen an der Umsetzung der unseligen neuen EU-Datenschutzverordnung in allen von ihm betreuten Blogs. An manchen Stellen gibt’s Schluckauf, so konnte man gestern wohl nicht kommentieren. Bitte entschuldigen Sie, das sollte jetzt behoben sein.

Anders als angekündigt, war das Wetter trübe. Ich bereitete mich dennoch auf einen Isarlauf vor (Katzenwäsche, leichte Laufkleidung) und ging über den Alten Südfriedhof zum Westermühlbach, wo ich loslief. Die Wege waren erschreckend trocken, es hat hier seit Wochen nicht mehr richtig geregnet.

Herr Spitzweg (Nachkriegs-Grabstein, das Original ist verschwunden) hat’s gerade sehr bunt.

Am Jugendzentrum KUBU gibt’s jetzt Jugendbänke: Hier haben sich die Leute ja eh immer auf die Rückenlehnen gesetzt.

Das Laufen ging gut, ich bin stolz, dass ich dennoch nicht die Maximalrunde lief: Diese Woche könnte das mit dem Sport sonst zu viel werden.

Kurz vor daheim bog ich noch in einen Bäcker Zöttel und kaufte Semmeln.

Nach der Dusche ersetzte ich den Britta-Wasserfilter und freute mich über die erste Tasse Darjeeling mit jetzt wieder so entkalktem Wasser wie möglich.

Nach dem Frühstück (Tomatenkringel mit Frischkäse, ein großer Apfel, eine große Orange) machte ich mich auf eine Einkaufsrunde. In der Lebensmittelabteilung des Kaufhofs am Marienplatz (alles für den abendlichen Spargel mit Kräuterkartoffeln, dazu Gemüse fürs Sonntagessen) begrüßte mich Herr Kassierer wieder so herzlich, als kennte er mich – ich kaufe da nur alle paar Monate ein, er muss mich verwechseln -, wir plauderten ein wenig, er verabschiedete mich mit Handschlag. Beim dm in der Hofstatt besorgte ich noch Waschmittel und Taschentücher.

Mittlerweile war es warm geworden, zu Hause setzte ich mich auf den Balkon: Ich verbrachte den Nachmittag mit der Lektüre des SZ-Magazins vom Vortag und der Wochenenend-Süddeutschen, dazwischen guckte ich viel in Bäume und zum Himmel, ließ mich vom Revierchef-Amslerich ansingen.

Dem SZ-Magazin fehlte der Untertitel “Ein Männerheft”: Es war praktisch frauenfrei, mal wieder. Es gibt Wichtigeres im Feminismus? Ja. Aber stellen Sie sich bitte mal eine Ausgabe des SZ-Magazins vor, in dem von “Sagen Sie jetzt nichts” über Zitatgeber in Artikeln und Interviews (das Gespräch zwischen Andreas Altmann und Oskar Roehler dampfte geradezu vor Testosteron) bis zum Rezept der Woche und Besinnungsartikeln nur Frauen vorkommen, mit Ausnahme von zwei Herren in einer Bildergeschichte. Geben Sie zu: Sie würden davon ausgehen, dass es sich um eine Sonderausgabe Frauen handelt.

Schön fand ich Florian Zinneckers Abschiedstext über München:
“Die Traumstadt”.

In der SZ-Wochenendausgabe besonders lesenswert: Der Artikel über den beliebten Internet-Apokalyptiker Manfred Spitzer:
“Über einen, der aus Ängsten Geld macht”.

Abendessen machte ausnahmsweise ich, vorher für den hart arbeitenden Herrn Kaltmamsell und die Köchin Gin Tonic: Spargel schälen, Kartoffeln aufsetzen, Kräuter (Schnittlauch, Petersilie, Dill) und Zwiebel hacken, Kartoffeln abgießen und warm stellen, Spargel ins kochende Wasser, Zwiebeln in viel Butter anbraten, Kräuter und Kartoffeln damit vermengen, Spargel auf Teller, alles servieren.

Schmeckte sehr gut, allerdings passte der spanische Viura, den ich als Wein dazu ausgesucht hatte, gar nicht.

Abendunterhaltung war erst ein sehr interessantes Youtube-Essay über “Mel Brooks, The Producers and the Ethics of Satire about N@zis”, dann entdeckte ich, dass ZDFneo Flashdance zeigte. Ich habe den Film sehr wahrscheinlich nur einmal gesehen, nämlich 1983 im Kino, doch er legte den Grundstock für meine Aerobics-Affinität und meine Schwäche für Frauen mit schwerem Gerät. (An sowas wie Handlung erinnerte ich mich überhaupt nicht.) Leider hielt ich ihn wegen Müdigkeit nicht ganz durch.

Im Bett noch einige Seiten Cider House Rules in der mit verschiedenen Farben annotierten Ausgabe, die ich für meine Magisterarbeit mehrfach durchgearbeitet hatte. Licht aus gegen 23 Uhr (das ist für mich sehr spät).

§

Weil es in den vergangenen Tagen durch die von mir gelesenen Blogs geisterte, klickte auch ich mich durch den Fragebogen “16 Personalities”.

Take our Personality Test and get a ‘freakishly accurate’ description of who you are and why you do things the way you do.

via Anke Gröner

Beim Ausfüllen war mir sehr klar, wie anders ich diesen Fragebogen vor zehn Jahren angeklickt hätte. Allerdings erinnere ich mich noch gut an den ersten solchen Test zu genau diesem Persönlichkeitsstruktursystem, den ich vor 18 Jahren für meinen damaligen Arbeitgeber ausfüllte. Ich wurde unter anderem gefragt:
Sind Sie gerne mal in Gesellschaft von Menschen? – Meine Antwort: Ja.
Brauchen Sie oft Zeit allein? – Ja.
In der Auswertung stand dann: Sie genießen es durchaus, manchmal unter Menschen zu sein, sind aber gerne auch allein.
NO SHIT SHERLOCK!
Seither nehme ich solche Tests so ernst wie die Psycho-Fragebögen in Frauenzeitschriften.

Das gestrige Ergebnis meiner Klickerei: Ich bin
“Defender Personality (ISFJ, -A/-T)”

The Defender personality type is quite unique, as many of their qualities defy the definition of their individual traits.

Wenn ich die Introduction dieses Typus’ zusammenfassen darf: You don’t make any sense. At all.

Aber dann wurde es so richtig lustig: Die Symbolfigur für diesen Typus ist im Test eine Krankenschwester.2 Das reichte mir eigentlich für die Vermutung, dass das Ergebnis komplett an meiner Persönlichkeit vorbei schießt, denn: Um Himmels Willen! Eine berufliche Tätigkeit, die per Definition aus Umgang mit immer neuen Menschen besteht, ist mein ganz persönlicher Albtraum.

Von da an ging’s bergab. Aus den Ausführungen könnte ich mir die wenigen Stellen picken, die ich noch irgendwie als passend für mich empfinde, aber diese Technik macht mehr Spaß beim Horoskop der Gala.

Mache ich’s doch umgekehrt: Ich zitiere die Passagen aus dem Profil, die mich am meisten zum Lachen brachten – sehr wahrscheinlich amüsieren sie Sie als Leserinnen und Leser meines Blogs ebenfalls.

Die Zusammenfassung meines Charakters wäre demnach:

dedication and humbleness

Zentrum meines Lebens:

the joy they experience in using those connections to maintain a supportive, happy family

Kaltmamsell in der Arbeit:

they refuse to make their thoughts known, or to take any duly earned credit for their contributions

Romantic relationships:

– Defenders’ shyness and sensitivity shield what are, beneath the surface, incredibly strong feelings.
– the more pervasive issue in Defenders’ relationships is that it can be too easy for their altruism and kindness to be taken advantage of
– Defenders’ true passions lie in taking care of their families, from playing with their children to the mundane needs of the household, efforts Defenders are only too happy to contribute

Elternschaft:

Many people with this personality type feel like parenting is the task they were born for

Berufswege:

– Altruistic and well-rounded, no other personality type is so well-suited to be of service of others.
– Defenders struggle is in generating new ideas and in grasping abstract concepts

Im Gegensatz dazu die Wirklichkeit:
Ich kann Vieles ausgesprochen Markt- und Gesellschafts-kompatibel, also für ziemliches Geld verkaufbar, und war darauf geeicht, Aufgaben nur auf “Kann ich das?” abzuklopfen, worauf die Antwort sehr oft “Ja, kann ich” war. Daraus folgerte ich, dass ich die Aufgabe eben übernehme. Innere Widerstände unterdrückte ich so routiniert mit “Stell dich nicht so an!”, dass ich sie gar nicht mehr wahrnahm. Bis ich irgendwann vor gar nicht allzu langer Zeit auf die Idee kam, die Frage könnte auch sein: “Will ich das?” Bis dahin hatte ich aber auf der Basis von Begeisterungsfähigkeit, Naivität und Pflichtbewusstsein schon viel zu oft Aufgaben übernommen, die ich zwar gut bis sehr gut konnte, aber eigentlich nicht wollte. Das Ergebnis (meine Affekte neigen zu Schwarz/Weiß, Null/Eins – halt zum Digitalen): Komplettblockade.

Heute stehe ich vor dem Scherbenhaufen, dass ich praktisch keine der beruflichen Aufgaben, mit denen ich Geld verdienen kann, auch will (Management, Führung, Konzeption, Projektleitung). Und umgekehrt nichts, was ich gerne mache, dem Markt unterwerfen möchte. So habe ich mir einen Gelderwerb gesucht, der mich möglichst wenig belastet und mein eigentliches Leben finanziert. Diese Arbeitshaltung hätte ich als 25-Jährige entsetzlich gefunden, es ist aber alles halb so schlimm: Die 15 Jahre bis Rente bringe ich schon noch rum.

Nachtrag: Auf Twitter ergänzte @FrauZeitlos diese Entlarvung des Myers-Briggs-Tests:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/_NQqSnkI32A

  1. Sie wissen ja: Da ich beim MI5 angestellt bin, geht das an Arbeitstagen nicht. Oder ich müsste Sie alle nach der Lektüre des Posts blitzdingsen. []
  2. Nein, auch wenn Sie wie ich “defender” sofort mit “against the dark arts!” ergänzt haben, hat das nichts mit Hogwarts zu tun []

Journal Donnerstag/Freitag, 3./4. Mai 2018 – Blöde Träume

Samstag, 5. Mai 2018

Donnerstag komplett ereignislos, zum Abendessen eine riesige Schüssel Salat aus Ernteanteil. Wetter eher trüb, aber nicht richtig kalt.

Auf dem Heimweg einen Vorgarten voller Maiglöckchen entdeckt.

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In der Nacht auf Freitag schlecht geschlafen (Schmerzen), auch noch belastet von einem wüsten Traum, dessen Gefühl mir den ganzen Tag nachging: Ich hatte mal wieder jemanden umgebracht (ich kannte sie nicht, war ein Unfall, tat mir leid), die Leiche zur Beseitigung zerstückelt und eingepackt, ich musste sie im Zug transportieren – was ausgesprochen umständlich und anstrengend war, denn ich musste mehrfach umsteigen und die Züge waren ziemlich voll. Ich bat durchaus um Hilfe, erklärte auch immer dazu, dass so eine Leiche halt leider auch in Stücken schwer und sperrig ist, und mir wurde bereitwillig geholfen, aber das Ganze war unglaublich stressig.1

Ich wachte zerschlagen und zu früh auf – dann nutzte ich die Zeit vor der Arbeit halt noch für eine Runde Krafttrainig vor dem Fernseher.

Den ganzen Tag über war meine Stimmung zwischen gereizt und dunkelgrau – gestern hätte ich mir echt nicht begegnen wollen. Oh… nur dass ich ja selbst keine Wahl hatte.

Das Wetter war wieder sonnig/wolkig und warm geworden, nach Hause schlenderte ich, Abstecher zum Edeka für Obst und Süßigkeiten.

Zum Nachtmahl gab’s Entrecôte aus dem Ofen mit Spinat, davor einen Brandy Alexander (Wunsch des Herrn Kaltmamsell; weil ich diesen Cocktail immer ein wenig langweilig finde, hatte ich ihn mit einem Schuss Orangenlikör aufgepeppt – gute Idee), dazu ein Gläschen Rotwein. Nachtisch erste heimische Erdbeeren, die ziemlich gut waren.

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In Wien wurde bereits draußen angeschwommen – nicht nur von Menschen.

  1. Das eine, das ich aus meiner letzten Analyserunde gelernt habe: Erkenntnisgewinn bringt nicht, solche Träume nach Symbolen abzuklopfen, gar noch einem vorgegebenen Schema folgend, sondern den Assoziationen der Träumerin nachzugehen. In meinem Fall: Die Last des Lebenmüssens. []

Journal Mittwoch, 2. Mai 2018 – Stadtradeln in Blütendüften

Donnerstag, 3. Mai 2018

Die Müdigkeit holte mich wie so oft erst am späten Vormittag ein: Ich war Dienstagnacht lange nicht eingeschlafen, weil die verrutschte Bandscheibe mal wieder auf den Nerv gedrückt hatte, der heftige Hüft- und Beimschmerzen auslöst.

Vor der Arbeit radelte ich zur Packstation (deren begrenzte Öffnungszeiten übrigens weder auf der Benachrichtigungskarte noch im Web mitgeteilt werden), um endlich an mein Päckchen kommen.

Nach der Arbeit hatte ich einen Termin beim Friseur, den ich nach ein paar halbherzigen Abwandlungen wieder um einen Hollywood-Haarschnitt bat. Angeregte Gespräche über Gott (genauer: Flying Spaghetti Monster) und die Welt (vor allem unter soziologischen Gesichtspunkten), während mir mehrere Deka Haar an Länge und Fülle weggeschnitten wurden.

Anschließend musste ich in Neuhausen noch etwas besorgen. Ich genoss das Radfahren in mittelmilden Blütendüften sehr – einen Moment lang glaubte ich, bereits Linden zu riechen, aber das war wohl falscher Alarm.

Herr Kaltmamsell bekochte mich wieder zum Abendbrot. Ich hatte mir etwas mit Garnelen gewünscht, er servierte Tom Kha-Suppe damit (Tom Kha Crab?). Zum Nachtisch packten wir ein Mitbringsel meiner Eltern aus Toledo aus.

Spanisches Marzipan, das im Gegensatz zum hiesigen gebacken wird, und das sensationell schmeckte – obrador de… ist wohl das spanische Pendant zum zeitgenössischen deutschen …manufaktur. (Die Firma ist nicht nur in diesem Punkt auf Zack sehe ich gerade: Hat sich rechtzeitig die Domain mazapan.com gesichert. Bitte beachten Sie die sehr spanische Typografie.)