Archiv für Juni 2018

1000 Fragen 1-20

Mittwoch, 13. Juni 2018

Aufgeschnappt bei Joël. Es waren aber erst die Fragen 121 bis 140, die mich kriegten, die ich beantworten wollte.

Ich fange trotzdem von vorne an und habe auf nächste Zeit StoffContent für langweilige Tage.

1. Wann hast du zuletzt etwas zum ersten Mal gemacht?
Genau genommen mache ich das täglich. Heute zum Beispiel habe ich zum ersten Mal Salatgurke zu kalten Pastaresten vom Vorabend gegessen. Schmeckte gut!

2. Mit wem verstehst du dich am besten?
Herrn Kaltmamsell.

3. Worauf verwendest du viel Zeit?
Arbeit durchhalten.

4. Über welche Witze kannst du richtig laut lachen?
Über die mit einer überraschenden und guten Pointe.

5. Macht es dir etwas aus, wenn du im Beisein von anderen weinen musst?
Ja.

6. Woraus besteht dein Frühstück?
Milchkaffee, Leitungswasser.

7. Wem hast du zuletzt einen Kuss gegeben?
Herrn Kaltmamsell.

8. In welchem Punkt gleichst du deiner Mutter?
Ich bin herrisch und impulsiv wie sie.

9. Was machst du morgens als Erstes?
Aufs Klo gehen.

10. Kannst du gut vorlesen?
Ja.

11. Bis zu welchem Alter hast du an den Weihnachtsmann geglaubt?
Nie. Aber an den Nikolaus sehr lange, durchaus auch noch in einem Alter, in dem ich längst wusste, dass es ihn nicht gibt: Katholizismus ist eine der besten Übungen in kognitiver Dissonanz.

12. Was möchtest du dir unbedingt irgendwann einmal kaufen?
Unbedingt gar nichts. Aber seit einiger Zeit plane ich, die Goldschmiedeleistung für ein Schmuckstück mit den Amethysten zu kaufen, die ich vor vielen Jahren bei ebay ersteigert habe.

13. Welche Charaktereigenschaft hättest du gerne?
Gelassenheit.

14. Was ist deine Lieblingssendung im Fernsehen?
Tagesschau.

15. Wann bist du zuletzt in einem Vergnügungspark gewesen?
(Oh je, wann war das im Madrider parque de atracciones mit Bruder, seiner damaligen Freundin und Herrn Kaltmamsell?)
August 1997.

16. Wie alt möchtest du gern werden?
45 hätten mir eigentlich gereicht. Eigentlich auch schon 40. Ach, 35 wäre auch recht gewesen. Oder schon…

17. An welchen Urlaub denkst du mit Wehmut zurück?
Wehmut ist praktisch mein Grundgefühl beim Erinnern (so nennt man doch diesen tiefen Schmerz, wegen dem man jede Erinnerung sofort wegschiebt?). Mit Sehnsucht erinnere ich mich jeweils an den jüngsten schönen Urlaub, derzeit also an den Irlandurlaub.

18. Wie fühlt sich Liebeskummer für dich an?
Wie ein böser Darminfekt gemischt mit einer Fetzenerkältung.

19. Hättest du lieber einen anderen Namen?
Mein bürgerlicher Name ist schon ok, auch wenn ich immer wieder die Betonung korrigieren muss.
Mittlerweile habe ich außerdem mit Kaltmamsell eine schöne Alternative etabliert.

20. Bei welcher Gelegenheit hast du an dir selbst gezweifelt?
HAHAHAHA – bei welcher nicht?
(Ich überlebe, indem ich das konsequent ignoriere.)

Quelle: Flow-Magazin.

Zu den Fragen 21-40.

Journal Dienstag, 12. Juni 2018 – Beifang aus dem Internetz

Mittwoch, 13. Juni 2018

Nachdem Herr Kaltmamsell von der Wettervorhersage berichtete, die für den Nachtmittag überzeugend Regen ankündigte, ließ ich das Schwimmzeug für nach frühem Feierabend doch zu Hause – gibt’s diese Woche halt keinen Ausdauersport. Und tatsächlich setzte am Nachmittag kräftiger Gewitterregen ein, der verschieden stark bis in die Nacht andauerte.

Nach Feierabend nahm ich eine U-Bahn in die Innenstadt, um Geburtstagsgeschenke zu besorgen, auf den Wegen dazwischen wurde ich trotz Schirm ziemlich nass. Das Wasser stand auf den Straßen, da die Gullis mit den Regenmengen überfordert waren.

Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Pasta mit Salsicce, zum Nachtisch den letzten cherry pie mit Häagen Dazs Salted Caramel, das mich positiv überraschte.

§

Frau Nessy hat eine Dating-Plattform gründlich ausprobiert und berichtet Haarsträubendes aus der Menschenwelt:
“Alle 262.000 Minuten verliebt sich kein Single über Parship”.

Ich wünschte, diese Geschichten über Partnersuche in nicht mehr jugendlichem Alter glichen sich nicht im Kern so sehr: So scheint das da draußen wirklich zuzugehen. Erhellenderweise liefern zahlreiche Kommentatore unter dem Post den direkten Beweis.

§

Carla del Ponte war Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs in den Fällen Ruanda und Ex-Jugoslawien. Von 2011 bis 2017 war sie Mitglied der UN-Untersuchungskommission für Syrien. Über die Verbrechen in dem Kriegsland hat sie nun ein Buch geschrieben – und Edition F hat sie dazu interviewt.

“Carla del Ponte: ‘Millionen von Opfern leiden im Syrien-Krieg, und die internationale Gemeinschaft toleriert das'”.

In Syrien herrscht seit acht Jahren Krieg. Alle Parteien, die an diesem Krieg beteiligt sind, begehen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es gibt keinen politischen Willen zum Frieden, und auch nicht zu internationaler Gerechtigkeit für die Opfer. Der Sicherheitsrat kann keine Resolution verabschieden, denn Russland übt sein Vetorecht aus und der Krieg geht weiter. Jemand muss von diesem Krieg profitieren: die Staaten, die Waffen liefern, Präsident Assad, der gerade wieder das ganze Land erobert, Russland. Es gibt also keinen politischen Willen zum Frieden und das ist wirklich eine Tragödie, für die Opfer, aber, ich finde, es ist auch eine Tragödie für die Verteidigung der Menschenrechte. Das Ausmaß der Verletzungen der Menschenrechte in Syrien ist unglaublich.

§

Das mit dem Plastiksparen. Vergessen wir bitte mal kurz die Videos und Fotos von endlosen Plastikmüllseen im Meer und an Land, schauen wir in Richtung lebensmittelhygienischer Hintergründe von Plastikverpackung:
“Keine Wochenendszusammenfassung stattdessen Plastik.”

Keine Binse:

die Sicherheit der Lebensmittel hat in der EU und Deutschland einen sehr hohen Stellenwert und wer ein Lebensmittel in den Verkehr bringt, dass die Gesundheit gefährdet, begeht eine Straftat.

Hier die Ergänzung eines weiteren Chemikers:

§

Katrin Scheib und die elf Polizisten. Ein komplett wahnsinnige Geschichte aus Moskau, nachdem Katrins Besuch in der Metro seinen Pass verlor.
“Elf Polizisten müsst ihr sein”.1

„Gucken Sie nicht so genau hin, das Gebäude ist schon alt, von 1935“, sagt der Zivilmann, als wir an der Wache angekommen sind. Was wir betreten, fühlt sich an wie die sowjetische Interpretation eines Gebäudes aus einem Harry-Potter-Band: Die Wache ist rund, man läuft in der Kurve den Gang entlang, hier mal eine Gittertür, rissige Farbe an den Wänden.

(Es gibt Fotos!)

§

Nachdem erst kürzlich ein Lehrerblogger seine persönliche Peacock Revolution bebildert hat, freute ich mich über die Guardian-Geschichte
“Straight eye for the queer guy – Owen Jones gets a (much-needed) makeover”.

Unfortunately, when I came out at the age of 20 (…), I was not magically endowed with a set of gay skills such as “being spontaneously sassy” or “having a great wardrobe”.

(…)

I guess my perspective on clothes has always been: this is really superficial; why should anyone care; when I go on TV I’m just trying to get my opinion across, how I look is irrelevant. But this is a bit naive. Perhaps it shouldn’t matter, but it does. Leftwingers are at an automatic disadvantage because they are arguing for a radical departure from the current order; therefore, how they present themselves matters. Demanding a crackdown on tax avoidance while wearing a Che Guevara T-shirt will probably attract raised eyebrows more than anything else. It’s OK to look smart and rail against injustice.

Stylistin Jess Cartner-Morley:

I suspect fashion may never be a passion of Owen’s, but the reality of life in the public eye is that clothes are noticed, and judged, whether you like it or not. So it makes sense to try to control, or at least be aware of, the messages you are giving out.

via @niggi

Ich weiß nicht, unter welchem Stein ich gelebt habe, aber Schwulsein zog bei mir nie die Assoziation Stilsicherheit nach sich. Bei Nachdenken fallen mir zwar schon gut gekleidete Schwule ein, aber nicht nur auch schreiend schlecht gekleidete, sondern auch sehr stilsichere Heten.

§

Die jährliche Erinnerung: Der schnellste Weg zur Bikinifigur. (Dieses Jahr hält mal eine andere zur Illustration her.)

  1. Dass es auch ausgerechnet elf waren. Man weiß gar nicht mehr wohin mit all den Kalauerüberschriften, die sich daraus ergeben. []

Journal Montag, 11. Juni 2018 – Weitergekirscht

Dienstag, 12. Juni 2018

Früh aufgestanden, um Zeit für eine Runde Rundum-Krafttraining vor der Arbeit zu haben – diese Woche schaut’s schlecht mit Sportmöglichkeiten aus.

Der Weg in die Arbeit sonnig und schon so warm, dass ich durchgeschwitzt im Büro ankam (nicht nur wegen der Wärme, sondern schon auch vom Sport nachschwitzend).

Nach der Arbeit Pfandflaschen weggebracht und ein wenig eingekauft. Daheim empfing mich Herr Kaltmamsell mit einer Suppe aus den Ernteanteilen Mairübchen, Kohlrabi und Knoblauchlauch mit Ziegenfrischkäse – sehr gut.

Aus den Resten der drei Sorten Familienkirschen aus Ingolstadt hatte er köstlichen cherry pie gebacken.

§

Thema Männer, die in Deutschland Frauen umbringen.

Die taz:
“Der Einzelfall Ali B.”

Der Mord an Susanna F. wird instrumentalisiert, um geflüchtete Menschen pauschal zu verurteilen. Sollte es nicht eher um Femizide gehen?

(…)

Hier geht es nicht darum, den Fall kleinzureden. Es ist nur auffällig, dass Femizide und Vergewaltigung in der deutschen Öffentlichkeit kaum thematisiert werden, wenn der Täter weiß ist. Und Femizide werden in diesem Land leider sehr häufig verübt – nicht nur in Freiburg, Kandel und Wiesbaden. Durch den Fokus auf Einzelfälle, in denen die Täter Zuwanderer sind, entsteht in der öffentlichen Wahrnehmung ein gefährliches Muster, das nicht nur rassistisch ist, sondern auch zutiefst sexistisch – weil es die Dimension von Frauenmorden in Deutschland verharmlost.

149 Frauen sind laut der Kriminalstatistik des BKA 2016 allein von ihrem männlichen Partner umgebracht worden, 208 haben überlebt. Jeden Tag hat also ein Mann versucht, seine Partnerin zu töten, eine überwältigende Mehrheit von ihnen hat einen deutschen Pass und ist weiß.

Die Frankfurter Rundschau interviewt Silvia Zenzen vom Bundesverband Frauen gegen Gewalt:
“Mordfall Susanna ‘Bei deutschen Tätern ist das Interesse geringer'”.

(…) was blinde Flecken angeht: Was viele nicht beachten ist, dass, wenn der Gewalttäter nicht deutscher Herkunft ist, die Anzeigebereitschaft der Opfer steigt.

Vor allem: Eine Konzentration auf Zuwanderer (und hier natürlich wieder nur auf bestimmte, denn über den koraeanischen oder weißen finnischen Gewalttäter würde kaum diskutiert) unter den Gewalttätigen gegen Frauen löst das eigentliche Problem nicht, nämlich männliche Gewalt gegen Frauen.

Journal Sonntag, 10. Juni 2018 – Elterngrillen und Kirschenschlacht

Montag, 11. Juni 2018

Wecker um sieben, weil ich vor der Fahrt zur elterlichen Grilleinladung noch Laufen gehen wollte.

Dazu radelte ich zur Wittelsbacherbrücke und lief los. Schon vor neun war es ziemlich warm, das Laufen strengte mich an. Doch ich sah viele Küken: Schwanen-, Enten-, Graugans-.

Bahnfahrt nach Ingolstadt. Vor dem Fenster Hochsommer, nur an den grünen statt reifen Getreidefelder sah ich, dass erst Juni war.

In Ingolstadt auf dem Weg zum Elternhaus eine Entdeckung:

Fledermauskästen!

Im elterlichen Garten mit fast kompletter Bruderfamilie lustiges Grillen. Es gab bergeweise: Garnelen, Schweinebauch, Schweinefilet, Bratwurst, Lammkoteletts, Auberginen, Tomaten, Hühnerflügel – und wunderbares Familiengetümmel. Sobremesa: Espresso und Zitronencreme.

Brüderchen hatte bereits Kirschen aus seinem Garten für uns gepflückt, meine Eltern luden mich ein, direkt von den beiden Kirschbäumen in ihrer Reihenhaussiedlung zu ernten (der Architekt hatte beim Bau vor 35 Jahren Obstbäume auf die Gemeinschaftsflächen gepflanzt, eine Art Almende). Und so holte ich die große Leiter, stieg hinauf und brockte an einem Baum helle Kirschen, am anderen schwarze – beide Sorten perfekt reif. Ich freute mich sehr, denn ich liebe Kirschen, doch es fühlt sich für mich immer noch komisch an, Kirschen zu kaufen: Kirschen kannte ich als Kind praktisch nur direkt im Baum gegessen, danach von Menschen mit Kirschbaumbesitz zugeliefert. Diesmal stieg ich mit vollen Eimern, verschwitzt und vielen Kirschbaumbröseln in den Haaren und im Ausschnitt wieder von der Leiter.

Auf dem Heimweg: Ein Neuwagen im Regionalzug, der noch so richtig nach Spritzguss und Polsterkleber roch. Mit futuristischer Beleuchtung.

Zum Abendbrot gab’s Kirschen. Und obwohl meine Mutter mir schon als Kind erklärt hat, woher dieser Mythos kommt, denke ich beim Wassertrinken dazu immer an das Spiel Kirschenessen – und fürchte mich ein wenig (bei uns endete das Spiel mit “gestorben”).

Journal Samstag, 9. Juni 2018 – Gemischter Sommersamstag ohne Sport

Sonntag, 10. Juni 2018

Und allso geschah es: Der am Freitagabend noch so schön entspannende Alkohol schlug zurück. Zwar nicht mit den Extremen der Migränehölle, aber mit migränoidem Kopfweh. Ich wollte nicht zum zweiten Mal in einer Woche den Triptan-Hammer ziehen und versuchte es mit Ibu, langem Schlafen, Streichen der geplanten Schwimmrunde.

Kartoffelsalat fürs Abendessen gemacht – die letzten genossenschaftlichen Lagerkartoffeln von gemischten Sorten ergaben einen lustigen Salat, in dem die eine Sorte zerfiel, die andere noch in sehr bissfesten Stücken mitspielte.

Einkaufsrunde mit Herrn Kaltmamsell in kräftiger Sonne. Auch wir versuchen immer konsequenter Plastik zu vermeiden, z.B. wird die jetzige die letzte Flasche Duschgel sein, danach steigen wir auf die gute alte Seife um – von der ich beim Händewaschen noch nie abgewichen bin. Beim Überlegen haben wir auch festgestellt, dass die plastikärmsten Pralinen die handgemachten, offen verkauften sind. Tja, da mussten wir dann also durch.

Die Klangsteine in der Gasse neben dem jüdischen Gemeindezentrum klingen wieder!

Daheim mittägliches Frühstück mit Laugenzöpferl, Brotzeitspeck vom Hermannsdorfer (dicke Empfehlung, es gab ihn eine Zeit lang nicht und er wurde sehr vermisst), Erdbeeren und Banane.

Nochmal eine Einkaufsrunde, dann bügeln. Ich ließ mir in einer Folge Wrint von Frau Diener erzählen, wie es in Myanmar war.

Abends gab es zum Kartoffelsalat Fleischpflanzerl und zum Nachtisch Pralinen.

§

Heribert Prantl konstatiert:
“Europa macht für Flüchtlinge dicht”.

Die Zeit des Flüchtlingsschutzes in Europa geht zu Ende. Siebzig Jahre nach Beginn der Arbeiten am Grundgesetz, 69 Jahre nach der Verkündung des Asylgrundrechts und 67 Jahre nach Verabschiedung der Genfer Flüchtlingskonvention ist das Bewusstsein für den Wert von Asyl und Flüchtlingsschutz verschwunden. Es ist vom Gewicht der Zahlen und der Angst vor den populistischen Extremisten erdrückt worden. Es gibt keine Regierung in Europa mehr, die das Asylrecht offensiv verteidigt. Die Flüchtlinge werden nur noch numerisch registriert; ihre Geschichte, ihr Schicksal interessiert immer weniger.

Und das, wo ich auch nur von einem deutschen Bürger, einer deutschen Bürgerin lesen muss, die durch die bisherige Aufnahme von Flüchtlingen schlechter gestellt ist. Die Rechte mag in der politischen Landschaft noch eine Minderheit sein: Die gesellschaftlichen Themen und die Politik bestimmt sie schon lange.

Statt daran zu arbeiten, wie Aufnahmeverfahren und Integration verbessert werden können, statt aus den Fehlern der vergangenen Jahre für die langfristige Zukunft zu lernen, geht die Energie jetzt in Maßnahmen zum Fernhalten von Menschen in Not – einer Not, zu der auch deutsche Politik und deutsches Wohlstandsstreben massiv beigetragen haben. Prantl nennt das “Zurückweisungspolitik”. Während das Sterben im Mittelmeer weitergeht.

§

Vor Kurzem las ich einen Artikel über das zeitgenössische Phänomen, dass die meisten Menschen Berühmtheiten erst genauer kennenlernen, wenn sie gestorben sind: Weil ihre Fans auf allen Kanälen Erinnerungen an diese Berühmtheiten posten.

Das geht mir durchaus auch so. Zum Beispiel mit Anthony Bourdain.
Aus erster Hand kannte ich bis zu seinem Tod nur Texte von ihm. Was er fürs Fernsehen gemacht hat, wusste ich so ungefähr, hatte es aber nie gesehen. Ein wenig davon hole ich jetzt nach.

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https://youtu.be/cX_kbIVxl_o

Journal Freitag, 8. Juni 2018 – Ende einer durchschleppten Arbeitswoche

Samstag, 9. Juni 2018

Völlig erschlagen zu früh aufgewacht.
Wenn ein Freitag mit dem Gefühl “shoot me” schon anfängt… Es hielt sich durch einige Unbillen in der Arbeit, Dissoziation funktionierte nicht immer.

Aus einem bedeckten Morgen wurde wieder ein Sonnentag, doch beim pünktlichen Feierabend zogen nochmal Gewitterwolken auf. Diesmal hinterließen sie zumindest auf meinem Weg zu Einkäufen am Hauptbahnhof nur ein paar sehr dicke Tropfen.

Den Freitagabend begann ich mit Herrn Kaltmamsell und Erdbeer-Margaritas aus herrlichen superreifen Erdbeeren heimischer Sorte (bildete ich mir ein, aus der eher geringen Größe und der Unterschiedlichkeit der Erdbeeren abzulesen).

Vorspeise: Artischocken mit Koblauch-Joghurt-Majo von mir.
Hauptspeise: ein hervorragendes Stück Rinderhüftsteak, gebraten von Herrn Kaltmamsell
Nachspeise: Erdbeeren mit Sahne von mir

Dazu spanischer Sauvignon Blanc, gestern war mir egal, dass ich sehr wahrscheinlich später für den Alkohol würde zahlen müssen.

§

Von Anthony Bourdain habe auch ich gelernt, sein Buch Kitchen Confidential ließ mich ganz anders über Abläufe in Restaurants denken – auch wenn sicher Manches nicht auf deutsche Lokale übertragbar war. Jetzt ist er tot. Der Nachruf im New Yorker:
“Anthony Bourdain and the Power of Telling the Truth”.

Und hier Bourdains erster Artikel im New Yorker 1999, mit dem er vom Koch zum Autor wurde:
“Don’t Eat Before Reading This”.
Sehr interessant, wie schlecht dieser Text gealtert ist – allein schon der Abschnitt über Vegetarier.

Journal Donnerstag, 7. Juni 2018 – Eingesperrt von Sturzregen

Freitag, 8. Juni 2018

Es waren falsche Meisenknödel gekauft worden, die nackten ohne Netz, die für Halterungen gedacht sind. Das entdeckte ich, als ich morgens einen neuen Meisenknödel ans Balkoneck hängen wollte (es ist wieder die Zeit des Jungmeisenfiepens). Große Aufregung, die Balkonvögel (Kohl- und Blaumeisen, Buchfinken, Amseln, Rotkehlchen, Kleiber, Buntspecht, Tauben) mussten sich erst mal mit Resten Streufutter begnügen.

Im Sonnenmorgen in die Arbeit, auf der Theresienwiese Duft von frisch beregneter Kamille und Lindenblüten. Über dem Westend Mauserseglerschrillen.

Ein weiterer heftiger Arbeitstag, der nur nicht länger wurde, weil ich vor einer Abendverabredung noch einkaufen wollte. Auf dem Weg zum Laden wurde der Himmel schwarz, Donner grollte. Doch erst als ich im Drogeriemarkt zwischen Glasreiniger und Parkettpflege stand, ging draußen ein Wolkenbruch nieder – Glück gehabt.

Dieser Wolkenbruch hielt mich allerdings erst mal im Drogeriemarkt fest: Nach 15 Minuten war seine Heftigkeit zumindest so weit abgeklungen, dass ich unterm Schirm nach Hause eilen konnte, im Slalom um knöcheltiefe Pfützen und große abgebrochene Äste.

Zuhause Abendessen: Salat aus frisch geholtem Ernteanteil, ein halbes Glas Kichererbsen eingestreut.

Als ich zu meiner Verabredung nach Sendling radelte, hatte der Regen fast aufgehört, ich rollte über eine dampfig-nasse Theresienwiese durch herrliche Luft.

§

Das Feuilleton der Süddeutschen machte gestern mit einem großen Artikel zu gendergerechter Sprache auf, linguistisch fundiert (und online kostenlos lesbar!):
“Tief in der Sprache lebt die alte Geschlechterordnung fort”.

Unter anderem befasst sich der Aufsatz mit dem bis heute auch in akademischen Kreisen angeführten Argument, das grammatikalische habe mit dem biologischen Geschlecht nichts zu tun. Denn man kann seit vielen Jahren nachweisen: Doch, hat es.

Dass etwas mit der “Genus ist nicht Sexus”-These nicht stimmen kann, sieht man schon daran, dass das Genus in bestimmten Fällen das einzige Mittel ist, das natürliche Geschlecht zu bezeichnen. Substantivierte Adjektive werden allein durch das Genus auf Männer oder Frauen bezogen: die Kranke gegenüber der Kranke. Viel wichtiger ist aber, dass in der Linguistik längst der Nachweis erbracht wurde, dass das Genus direkte Auswirkungen auf die Vorstellung von Sexus hat, und zwar konkret auf die Wahrnehmung. Grundlegend dafür ist die Erkenntnis, dass Personenbezeichnungen wie Terrorist, Spion, Physiker, Lehrer, Erzieher, Florist oder Kosmetiker ein sogenanntes soziales Geschlecht aufweisen, das unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Es leitet sich aus dem realen Geschlechteranteil ab und aus Stereotypen, die man der jeweiligen Personengruppe zuschreibt. Bei diesen Beispielen nimmt der männliche Anteil vom Terroristen bis zum Kosmetiker in diesem Sinne beispielsweise ab.

Der Artikel schildert auch, wie man das herausgefunden hat.
Zitatgeeignetste catch phrase:

Das generische Maskulinum macht Frauen besser unsichtbar als jede Burka

§

Meisterstücke: Wie man ein Erlebnis mit verpassten Flügen und erweiterten Reisenunbillen beschreibt, ohne zu tiradieren.
“3. Juni 2018
Schlechte Flughafentechnik verzögert meine Rückkehr ins eigene Bett”.

Man (ich) möchte ihr den Bachmannpreis gleich nochmal geben.