Journal Freitag, 20. Juni 2018 – Inspiration aus Kolleginnengespräch

Samstag, 21. Juli 2018 um 6:03

Deutlich vor Wecker aufgewacht, mehr Zeit für Trödeln.

Zu Mittag die ersten Tomaten aus eigenem Anbau, dazu Gurken und Manouri – köstlich.
Der Arbeitstag endete sehr anders als geplant. Eine Folge: Ich kam auf einer Art Heimweg hier vorbei.

Freude beim Passieren der Baustelle hinterm Rathaus: Ich hörte Spatzentschilpen, die dortige einzige Population in der Münchner Innenstadt hält durch.

Zum Nachtmahl gab es Nizzanersalat, die meisten Bestandteile aus unserem Kartoffelkombinat.

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Aus gegebenem Anlass: Ich träume von einer Neuauflage der Fernsehserie Upstairs, downstairs (deutsch: Das Haus am Eaton Place) – aber mit Hintergrundpersonal eines Bürogebäudes: Wareneingang, Reinigung, Facility Management, Casino, Cafeteria, Empfang. IT? Doch, auch IT – denn dann haben wir die Möglichkeit für einen Konflikt zwischen der Abteilungsleitung IT und der Abteilungsleitung “der ganze Rest”, der aus historischen Gründen zusammenfgefasst ist. Diese beiden sind dann auch Ansprechpartner für Zebigboss und den sonstigen Adel des Gebäudes. Außerdem brauchen wir die IT-ler für die Szenen, in denen sie unterm Schreibtisch irgendwas schrauben, während Anzug- und Kostüm-Tragende Unternehmenskritisches besprechen.

Wir bekämen Familiengeschichten aus aller Welt, alltäglichen Rassismus, gute Zeiten, schlechte Zeiten. Star wäre die superfähige Barista in der Cafeteria (eine Mischung aus Guinan und Mary Poppins), die alle kennt, der alle vertrauen, die aber keinerlei Karriere-Ambitionen hat, weil sie zu böse aus ihrer Managerinnen-Position in Zagreb gemobbt wurde. Sie dirigiert in Wirklichkeit aus dem Hintergrund alles, sorgt aber dafür, dass sich Gruppenleiterinnen und Abteilungsleiter weiterhin für die Chefs halten. Ihr Sorgenkind ist der Sohn einer entfernten Tante, den sie in der Firma untergebracht hat.

Wir hätten die tattrige Wareneingangs-Mitarbeiterin, die ständig etwas verschusselt (sie weiß nicht, dass das, was alle für Alter halten, Symptome einer Multiplen Sklerose sind), die aber alle decken. Die vietnamesische Putzfrau, bei der alle wissen, wann im Jahr die Todestagsfeier ihres Vaters ist, und dann immer besonders fürsorglich zu ihr sind. Das faule Stück, das eine Ausbildung zum Elektriker macht und die Ausbilderinnen und Ausbilder in den Wahnsinn treibt.

Zum Erzschurken machen wir die ostdeutsche Referentin von Zebigboss, die nach der Wiedervereinigung ihren Namen so geändert hat, dass die Adelsherkunft zumindest für Eingeweihte wieder erkennbar ist. Hat eine verheimlichte Stasi- und Treuhand-Vergangenheit im Nacken, die zur gegenseitigen Abhängigkeit mit dem Büroleiter von Unterzebigbossin mit Securitate-Vergangenheit führt: Die beiden kennen jeweils das Geheimnis der anderen.

Und wenn dann die Zombie-Attacke kommt, verschanzen sich alle in der Kantinenküche: Es stellt sich heraus, dass die Hälfte der Truppe dort seit Jahren genau für diesen Fall trainiert und dafür gesorgt hat, dass die Küchenausstattung und alle Werkzeuge ideal zur Zombieabwehr sind. In zweiter Reihe kämpfen die durch das Spiel Zombies Run geschulten Büromenschen.
Na gut, anderer Film.

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“Adrian Cronauer, ‘Good Morning, Vietnam’ D.J., Dies at 79”.

via @Cynx

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Mein rosenduftendes und friedliches Internet ist ja voller Spinner. Ganz besondere derzeit auf Twitter zu finden unter #KunstGeschichteAlsBrotbelag.

(Übrigens: Danke auch – wusste ich eh schon, dass ich gestalterisch eine komplette Niete bin, reiben mir das Leute das mit mal eben gestalteten BROTZEITBROTEN unter die Nase.)

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Lebensziele: Mir von Kate Winslett Pfeifen auf Fingern beibringen lassen.

die Kaltmamsell

11 Kommentare zu „Journal Freitag, 20. Juni 2018 – Inspiration aus Kolleginnengespräch“

  1. Stephan meint:

    Arbeits-Upstairs/Downstairs gab es schon: Büro, Büro. Spielte allerdings in Zeiten, als die IT noch keine Rolle spielte und, wenn sie eine gespielt hätte, EDV geheißen hätte. Schreibmaschinen, -zimmer und -wunder (gleich in Folge 1: Iris Berben) waren ungleich wichtiger.

    Aus gegebenem Anlass … war übrigens eine Catchphrase von Büro, Büro.

  2. Frau Miest meint:

    Ich bin alt genug, die original Eaton Place (ja, damals auf deutsch) geliebt zu haben und finde ihre Ideen für die Neuauflage alle wunderbar. Und Sie kennen Boston Legal, ja?

  3. Corsa meint:

    Made my day! Sehr schöne Drehbuchidee.

  4. Elfe meint:

    Die Serie würde ich auf jeden Fall schauen! Wann pitcht denn das Autorinnen-Team?

  5. Christine meint:

    Das Problem bei dem Drehbuch ist, dass es zu nah an der Realität ist. Ich konnte schon “Stromberg” nicht ertragen, weil ich genau das ja jeden Tag im Büro erlebe. Auch “Familie Heinz Becker” ist in wirklich keine Satire, sondern nur eine Sozialstudie: So sind die alle im Saarland. Da hab ich lange genug gewohnt, dass ich das nicht auch noch im TV/Strem zu gucken brauche.

    Als Frau von der IT krabbele ich für meine 90 Kollegen übrigens gerne unter den Tischen lang. Auch im Etuikleid. Und ich schleppe Monitore auch auf Pumps durch die Gegend.

  6. Buchfink meint:

    Warum starten Sie nicht eine neue Karriere als Drehbuchschreiberin?

  7. die Kaltmamsell meint:

    Großartig, Christine! Ich hatte mal eine ITlerin unterm Schreibtisch, die nicht nur ein original 50er-Kostüm trug, sondern auch passende Brille und Handtasche. Ich strahlte sie die ganze Zeit wie eine Idiotin an.

  8. allegra meint:

    Diese Serie würde ich auf alle Fälle schauen.

  9. mathematikos meint:

    irgendwie witziges blog.
    les ich gern, weiß aber gar nicht so recht, warum ;-)
    habs auch auf meinen blog verlinkt.
    servus
    werner aus der hochsteirermark

  10. mathematikos meint:

    “……. Ich kam auf einer Art Heimweg hier vorbei.”
    eine art heimweg.
    das muß einem erst mal einfallen;-)

  11. InaPö meint:

    … und dann bei Rothko denken: „okay, da wär ja doch was gegangen!“
    I feel you!

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