Journal Mittwoch, 25. Juli 2018 – Biergartenabend mit Bürotratsch

Donnerstag, 26. Juli 2018 um 5:17

Strahlender Hochsommermorgen.

Über den Tag türmten sich immer wieder Cumuluswolken vor die Sonne. Nachmittags auf dem Bürotelefon ein Anruf aus ferner Vergangenheit: Jemand aus meiner Uni-Zeit vor 20 Jahren hatte mich beim Arbeitgeber entdeckt und rief von ihrem Arbeitgeber aus an. Ich brauchte ein paar Sekunden für die Zuordnung; mal sehen, ob der Kontaktwunsch der Anruferin hält, wenn sich herausstellt, dass ich kein Networking-Material bin.

Ich machte pünktlich Feierabend, weil ich mit Herrn Kaltmamsell im Biergarten Bavariapark verabredet war.

Kann es sein, dass eine Schriftart “Biergarten” gibt? Wir tranken Radler, aßen Obatzten, Breze und Spareribs (die leider unter mehreren Zentimetern scharfer, fetter Soße nicht zu schmecken waren), tauschten Tageserlebnisse aus. Am Nebentisch lauthalser Bürotratsch aus der Staatskanzlei – mag ja sein, dass die Stimmung dort “unterirdisch” ist, das sollte nicht in der Öffentlichkeit grundlegende Diskretion verhindern. Kurz wunderte ich mich, dass sich die Kollegen und Kolleginnen von dort (“Und? Wie ist es mit der neuen Ministerin?”) nach der Arbeit ausgerechnet im recht weit entfernten Bavariapark treffen, doch dann fielen mir die U-Bahn-Linien U4 und U5 ein, die die Herrschaften ja in 10 Minuten dorthin bringen.

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Dieser Artikel wird seit seiner Erscheinung in meinem Internet herumgereicht, immer mit Empfehlung. Jetzt weiß ich auch, warum.
Es hilft bei jedem Thema, Expertinnen und Experten zuzuhören. Deshalb hier auch von mir die Empfehlung:
Die Migrationsforscherin Naika Foroutan analysiert die jüngsten gesellschaftlichen Entwicklungen und ordnet sie ein – mit dem Appell:
“‘Es ist unser Land, verteidigen wir es gemeinsam'”.

Europa rutscht gerade in eine Richtung, die keinen progressiven „sinnstiftenden Endpunkt“ mehr ansteuert wie Habermas mal den Treiber für gesellschaftliche Entwicklungen genannt hat: also den Blick auf gesellschaftliche Errungenschaften, die Sinn erzeugen und als Treiber der Entwicklung Gesellschaften nach vorne bringen.

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Als der Abbau dieser Grundwerte in Ungarn passierte, dachte man noch, das sei ein ungarisches Phänomen, weil es dort kein ’68 gab. Die PiS-Regierung in Polen haben wir irgendwie hingenommen, die Slowakei war zu klein, um Besorgnis zu erregen. Jetzt wird Italien, eines der Gründerländer der EU, rechts dominiert, es werden Roma gezählt und Flüchtlinge als Invasoren entmenschlicht, die man im Mittelmeer sterben lassen sollte; in Wien hat die FPÖ Schlüsselministerien wie das Innenressort inne und fantasiert von Judenregistrierungen. Die strategische Entmoralisierung der Gesellschaften durch die rechten Extremen – ich nenne sie bewusst nicht rechte Konservative – gelingt, und zwischen Berlin, Wien, Rom ist wieder die Rede von einer „Achse“.

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Eine weitere interessante Perspektive von der deutsch-türkischen Bloggerin Tuba Sarica – leider nur gegen Geld online zu lesen:
“Deutschtürken: ‘Die Kritik an Özil ist berechtigt'”.

In der gedruckten SZ hatte das Interview eine andere, aussagekräftigere Überschrift:

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Ich habe es noch nicht fertiggebracht, Nanette anzusehen – ich weiß nicht, ob ich es verkrafte. (Wenn ich daran denke, wie lange ich brauchte, bis ich über Tig Notaros Show hinweg war…)

Zum Einstieg erst mal was Leichtes von Hannah Gadsby?

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https://youtu.be/m4j4RwzE6j4
die Kaltmamsell

2 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 25. Juli 2018 – Biergartenabend mit Bürotratsch“

  1. Antje Säuberlich meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,

    Vielen vielen Dank für das Weiterreichen des Links zum Artikel von Frau Foroutan!

    Morgendliche Grüße
    Antje Säuberlich

  2. PaulineM meint:

    Auch ich danke für den Hinweis auf den hervorragenden Artikel von Frau Foroutan.

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