Journal Sonntag, 22. Juli 2018 – Demo #ausgehetzt

Montag, 23. Juli 2018 um 6:34

Die CSU klärte in der Nacht auf Sonntag und am Sonntagvormittag, warum man wirklich, wirklich an der Demo #ausgehetzt teilnehmen sollte:

Welche Flachzange in der PR-Abteilung bloß darauf gekommen sein mag? Die CSU hätte durch Ignorieren kommunizieren können, dass die Demo sich nicht auf sie bezieht. Oder sich vor längerer Zeit schon mit der Sache gemein machen: “Genau! Böse, böse AfD!” Einer friedlichen und ordentlichen Demo Anstand abzusprechen und sie selbst als Hetzerei zu attackieren, stellt niemanden in gutes Licht.

Es regnete seit der Nacht wechselnd kräftig und gegen Mittag (Start der Demo war 13 Uhr am Goetheplatz) in den sprichwörtlichen Strömen. Herr Kaltmamsell und ich entschieden uns für die Ausstattung, die wir eigens für den Fall haben, dass bei solchem Wetter Drinbleiben keine Option ist: Wanderstiefel und superduperscheißteure Wanderjacken. Wenn Irland sie schon nicht auf die Probe stellte, dann sollte München das halt machen.

Auf dem Goetheplatz war die Lage für uns Demonstrantinnen und Demonstranten unübersichtlich. Von oben sah sie aber klasse aus.

Die nächste Stunde meinte der Regen alle fünf Minuten so: “Ihr dachtet, das war strömender Regen? DAS ist strömender Regen!” Eine Mitdemonstrantin vermutete Söders Hand am Regenregler. Aber Jacken und Schuhe hielten super, der Rest wurde halt nass – es war ja nicht kalt. Nach einer Stunde beruhigte sich das Wetter und warf nur noch hin und wieder mit ein paar Tropfen und Nieslern um sich.

Wir spazierten die Demostrecke entlang, ich sah sehr gemischte Bevölkerung um mich: Alte, Junge, Sonntagsstaat, zerlöcherte Kleidung um tätowierte Haut, Familien. Wie viele davon ähnlich wie ich sonst nicht auf Demonstrationen gehen, kann ich nicht beurteilen – weil ich ja zu wenige Vergleichsdemos kenne.

Die Polizei war ausgesprochen angenehm: Am Anfang dirigierte sie noch ein wenig, um die Menschen auf dem Goetheplatz außer Gefahr zu bringen, dann war sie immer mehr im Hintergrund, bei der Abschlusskundgebung auf dem Königsplatz so gut wie unsichtbar: Vielen Dank, super Job.

Auf der Kundgebung blieb ich nur, bis der Platz ordentlich voll war.

Dann ging ich heim und war sehr froh, meine nasse Jeans ausziehen zu können (die Jacke hatte super funktioniert).

Mehr Bilder hat die Süddeutsche Zeitung, auch eine Reportage.

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Um bei konstruktiver Kritik zu bleiben (so geht das übrigens): Dass gut integrierte Flüchtende abgeschoben werden, ist natürlich haarsträubend – doch es ist kein böser Wille der Behörden oder gar einzelner Politiker, sondern ein Fehler im System. Eva Horn erklärt:
“Warum wir ein Einwanderungsgesetz brauchen”.

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Um bei Behörden zu bleiben (“Die Übergänge sind immer das Schwerste.” Hüsch): Katrin Scheib erzählt
“Fliegen zwei Wellensittiche von Moskau nach München”.

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Der größte Lacher des Tages: Die Techniktagebuch-Redaktion hat die Mobilfunklöcher der Republik regionsspezifisch benamst.
“Seit dem 21.12.2017
Edgingen in Edgeland”.

Am meisten freute ich mich über “Edgingen (Sieg)”, weil ich den ja erst seit Samstag kapiere.

die Kaltmamsell

6 Kommentare zu „Journal Sonntag, 22. Juli 2018 – Demo #ausgehetzt“

  1. berit meint:

    Chapeau liebe Münchner, gut gemacht! Ich ziehe besonders meinen Hut vor den Veranstaltern der Organisation, die oftmals trotz Vollzeitjobs und den üblichen Mühen des Alltags noch solche tollen und wichtigen politischen Statements auf die Beine stellen. Vielen Dank für eure Leidenschaft!

  2. Micha meint:

    ******************KOMMENTAROMAT**********************

    Gerne gelesen

    *******************************************************

  3. Elisabeth meint:

    Soviele Teilnehmer würde ich mir auch bei Demonstrationen gegen tierquälerische Massentierhaltung, gegen barbarische Tiertransporte, gegen grausame Tierversuche, gegen die brutale Jagd, gegen die qualvolle Pelztierzucht und gegen das millionenfache Kükenschreddern wünschen, aber leider ist das nicht der Fall, da es ja hier „nur“ um fühlende Mitlebewesen geht, von deren Leid die meisten der Bevölkerung auch noch profitieren. Fängt hier nicht schon der Rassismus an, wenn als Entschuldigung gesagt wird: „Es sind ja nur Tiere“? Mehr Engagement gegen das millionenfache Tierelend wäre auch seitens der Journalisten angebracht, aber leider bestimmen die Quallobbyisten diverse Artikel zugunsten der Industrie und der Politik, die das Leid der Tiere nicht unterbindet, sondern sogar noch forciert (man denke u.a. nur an den Skandal um den Schweinemastbetrieb Schulze Föcking)

  4. die Kaltmamsell meint:

    Nein, Elisabeth, ich finde nicht, dass Untaten an Tieren auf derselben Stufe stehen wie die an Menschen.

  5. Elisabeth meint:

    Elisabeth meint zum Kommentar zu Kaltmamsell: Ihr Kommentar beweist, dass Sie leider eher zu den Nutznießern der Tierausbeutung gehören und den Menschen mit Ihrer anachronistischen Denkweise auf eine höhere Stufe stellen und damit sehr viel Tierelend provozieren.Im Übrigen: Die Untaten an Menschen werden von Menschen begangen und nicht von Tieren!!

  6. Tine Kiki meint:

    … wir sind kurz nach der Rede vom Oberbürgermeister gegangen und auf dem Weg zum Hauptbahnhof sahen wir, dass der Demozug immer noch durch die Straßen zog. Unglaublich, wieviele Menschen dabei waren … ich fands großartig!

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