Ausgeschlafen (bis halb! acht!), Latwerge in den Ofen geschoben, gemütlich gebloggt und Kaffee getrunken.
Den Ofen in Betrieb wollte ich nicht ganz allein lassen, deshalb ließ ich erst Herrn Kaltmamsell seine Lauf- und Pokémonrunde abschließen, bis ich nach sechswöchiger Pause zu einem Isarlauf aufbrach.
Draußen war es bei einigen Wolken zapfig kalt. Also nahm ich nicht das Rad (beim Laufen wird mir schnell warm, selbst gestern bei 13 Grad reichten kurze Ärmel, doch damit hätte ich auf dem Fahrrad ordentlich gefroren – wenn ich einen Pulli angezogen hätte: Wohin damit beim Laufen, doch wohl nicht um den Bauch gebunden? Mein Leben ist kompliziert!), sondern fuhr mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Dafür bezahlte ich teuer: Ich hatte vergessen, dass am Wochenende und vor allem in den Ferien Renovierungs- und Umbauarbeiten vorangetrieben werden. So stand ich am U-Bahnsteig, von dem aber nur alle 10-15 Minuten eine Pendelbahn zum Goetheplatz oder Odeonsplatz fuhr. Ich hätte ja auf Fußweg zum Odeonsplatz umgeplant – doch ich hatte doch schon abgestempelt. Vom Tivoli zurück eine andere Baustelle: Bis Mariannenplatz keine Tram, sondern Bus, dessen Haltestelle ich erst mal suchen musste. Auf die Anschlusstram hätte ich fast zehn Minuten warten müssen; da ich verschwitzt bereits zu frösteln begann, ging ich zum Warmhalten zwei Haltestellen zu Fuß.
Der Lauf war schön und leicht, ich sah Schwalben (hurra!), aber auch die ersten Herbstzeitlosen.
Daheim setzte ich noch ungeduscht Hefeteig für Zwetschgendatschi an (mit der seit einem Monat abgelaufenen Frischhefe aus dem Kühlschrank, die völlig ok aussah und roch und die den Teig problemlose antrieb), füllte Latwerge in frisch steriliserte Gläser.
Nach dem Duschen entsteinte ich die restlichen Zwetschgen (in dieser Portion waren deutlich mehr wurmige als am Vorabend), rollte den Datschiteig auf einem Blech aus und belegte ihn, schob ihn in den Ofen. Es war jetzt kurz nach drei und eh schon sehr spät für Frühstück, doch ich wollte mir möglichst viel Kapazität für den Datschi aufheben, also aß ich nur einen Becher Hüttenkäse.
Um beim Datschiessen wirklich frei zu haben, bügelte ich vorher den Dreiwochenberg Wäsche weg (die dunkle Seite des Sommers). So wurde es fünf, bis ich zu meinem Datschi kam.
Jetzt hatte ich frei, las noch restliche Wochenendzeitung und in Gaimans American Gods.
Abends mal wieder einen Tatort laufen lassen: Die Albernheit der Weimar-Fälle liegt mir deutlich mehr als die aus Münster, Drehbuch und Dialoge um Nora Tschirner und Christian Ulmen unterhielten mich sehr gut. Lieblingsszene: Der klugscheißerische Lessing (Ulmen) klugscheißt, der Täter müsse ein Mann gewesen sein, denn eine Frau habe niemals die Leiche rauf zur Gefrieranlage schleppen können, “Das schaff ja nicht mal ich”. Schnitt. Während im Vordergrund eine Hauptfigur herumräumt, sieht man, wie ganz hinten Kommissarin Dorn (Tschirner) ihren Kollegen auf dem Rücken zur Gefrieranlage schleppt.
Eher blöd: Am Samstag hatte ich mir irgendwas im linken Schulterblatt verzogen und konnte mich schlecht drehen, dazu kam gestern das Kreuz – ich bewegte mich wie eine 95-Jährige. Am wenigsten Beschwerden habe ich weiterhin beim Sport selbst. Dazu heftige Menstruationsschmerzen (hallo Menopause! ich wär’ so weit!)
§
Beim Bügeln hörte ich eine Folge von Holger Kleins Bayern-Podcast, und zwar sein Gespräch mit Tanzmeisterin Katharina Mayer. Die Frau drischt ihn mit ihrem Enthusiasmus geradezu nieder, erzählt aber viel Interessantes zu bayerischer Volksmusik (das Wichtigste am Tanz) und zu bayerischem Volkstanz (der sich natürlich immer weiter entwickelt), auch Hintergründe für das Wiedererwachen des Volkstanzes in München.
Ich habe Katharina Mayer mehrfach als Tanzmeisterin beim Volkstanz im Erkerzimmer des Hofbräuhauses und beim Kocherlball erlebt (wie ich jetzt weiß, auch ihren ersten Einsatz, als der ehrwürdige und inzwischen verstorbene Willi Poneder noch Tanzmeister war) und freute mich, sie ein wenig kennenzulernen. Auch von ihr übrigens der Hinweis, dass bayerische Tracht traditionell etwas sehr Individuelles ist (die Frauen am Dorf haben sich ein Nicht-Arbeitsgewand für Feste halt aus dem genäht, was da war, und wenn’s der günstig ergatterte Blümchen-Vorhangstoff war) und die uniforme Kleidung der Trachtenvereine ein Kunstkonstrukt.
Fester Vorsatz, mal wieder auf einen Volkstanz zu gehen.
§
Die Nachrufe der New York Times sind legendär – die Auswahl der Nachberufenen allerdings sehr von ihrer Zeit geprägt. Wer kein weißer Mann gewesen war, wurde fast nie eines Nachrufs auf den Seiten der New York Times für würdig befunden. Das Blatt macht sich jetzt daran, die Lücken nach und nach zu füllen.
“Overlooked”.
Obituary writing is more about life than death: the last word, a testament to a human contribution.
Yet who gets remembered — and how — inherently involves judgment. To look back at the obituary archives can, therefore, be a stark lesson in how society valued various achievements and achievers.
Since 1851, The New York Times has published thousands of obituaries: of heads of state, opera singers, the inventor of Stove Top stuffing and the namer of the Slinky. The vast majority chronicled the lives of men, mostly white ones.
Charlotte Brontë wrote “Jane Eyre”; Emily Warren Roebling oversaw construction of the Brooklyn Bridge when her husband fell ill; Madhubala transfixed Bollywood; Ida B. Wells campaigned against lynching. Yet all of their deaths went unremarked in our pages, until now.