Journal Samstag, 25. August 2018 – Family Raid
Sonntag, 26. August 2018Anlass des Besuchs bei der Familie in Ingolstadt war das neue Hallenbad. Seit seiner Eröffnung im April 2016 war geplant, dass ich es mal mit der vereinsschwimmenden Bruderfamilie ausprobieren würde. Es brauchte dann doch etwas länger, bis das tatsächlich passierte.
Der gestrige Samstag war regnerisch und kalt – wie praktisch, dass das neue Hallenbad auch während der Freibad-Saison geöffnet ist (im Gegensatz zu seinem inzwischen abgerissenen Vorgänger Hallenbad Mitte, in dem ich in Kindheit und Jugend am häufigsten schwamm).
Herr Kaltmamsell begleitete mich, mein Bruder holte mich mit den beiden Neffen am Hauptbahnhof ab.
Neues Hallenbad von außen. Hier stand zuvor das Eisstadion meiner Kindheit und Jugend. Rechts in dem Festungsbau waren die Umkleiden und der Kiosk gewesen; hier hatte ich Skiwasser kennengelernt.
Neues Hallenbad von innen. Es stellte sich als schönes und funktionales Sportbad heraus, mit Kinder-/Lernbecken in einer angrenzenden Extrahalle und Panoramafenstern auf einen Sportplatz und in den Park, der die Ingolstädter Altstadt umgibt. Es wurde allgemein geschwommen, der Hubboden war gesenkt und ermöglichte 50-Meter-Bahnen.
Der anschließende Programmpunkt: Die Pokémon-Arenen der Innenstadt zu dritt abklappern (die Neffen spielen nicht), Raids kämpfen, Arenen besetzen, schöne Geschenke einsammeln. Und das machten wir auch systematisch. Bei dieser Gelegenheit zeigte mir mein Bruder die jüngsten baulichen Veränderungen der Stadt. Was sich nicht verändert hatte: Die Ingolstädter Innenstadt ist ungenutzt und einsam, eingekauft wird in der Mall Westpark mit seinen unendlichen Parkplätzen und Kettengeschäft-Preisen. Selbst am früher (TM) umsatzstärksten Samstagmittag nach Schließung des Wochenmarkts auf dem Theaterplatz verloren sich nur ein paar Spaziergängerinnen und Spaziergänger in den Gassen, in der Fußgängerzone saßen zumindest ein paar Leute in Cafés. Die Gastronomie richtet sich zu einem großen Teil an den Büroangestellten im Viertel aus und öffnet nur wochentags tagsüber. Zumindest sah ich nicht mehr so viele mit Brettern vernagelte aufgegebene Geschäftsfronten wie noch vor ein paar Jahren.
Aber auch in Ingolstadt gibt es ambitionierte Spezialhändler: Der Besitzer dieses Legoladens (gegenüber Poppenbräu) hat die Alte Anatomie nachgebaut und ins Schaufenster gestellt.
In einer größeren Gruppe standen wir unterm Regenschirm beim früheren McDonalds (dieser damals sensationelle erste McDonalds der Stadt ist ebenfalls mittlerweile eingestellt – dafür hat im Gebäude des Schuh Reindl, wo ich die meisten meiner Kinderschuhe bekam, ein neumodischer Franchise-Burgerbrater aufgemacht): In einem Pokémon-Raid gab es ein legendäres Monster zu fangen. Ein paar Menschen waren bereits am selben Ort wie wir gestanden, sie kündigten eine weitere Gruppe an, die sich bald einfand. Den Raid gewann ich mit, damit auch viele Punkte, doch das Tier selbst ging mir durch die Lappen.
In freier Wildbahn: Pokémonfänger am Münzbergtor.
Über das prächtig erhaltene Scheinergymnasium gingen wir zurück zum Parkplatz (den heute niemand mehr “Alter Volkfestplatz” nennt, weil niemand mehr gewärtig hat, dass das Volksfest einst hier stattfand).
Bei Bruderfamilie daheim war der Grill bereits angefeuert. Es regnete zwar weiterhin, doch die liebe Schwägerin erklärte “Trotz-Grillen”. Meine Eltern waren ebenfalls dazugekommen, wir saßen drinnen, von draußen wurden gegrillte Paprika, Champignons, Auberginen, Zucchini angereicht, Ćevapčići (gefüllt und ungefüllt), Lammkotelett, Schweinebauch, Putenschnitzel, Hähnchenkeulen, Fladenbrot. Es war ein großes und sehr fröhliches Schlemmen, zum Nachtisch gab es Apfelstrudel und Eis.
Geplant war gewesen, dass ich anschließend bei meinen Eltern Zwetschgen ernten würde, doch mein guter Vater war dann doch selbst auf die Leiter gestiegen und hatten seiner Tochter einen Korb voll gebrockt. Ich ließ mich also mit Herrn Kaltmamsell gleich zum Nordbahnhof bringen, daheim in München nahm ich mir die Zwetschgen vor.
Sie werden wie meist zu Latwerge und Datschi, gestern entsteinte ich die ersten fünf Kilo (bei weitem nicht so wurmig wie angekündigt), um sie mit Gewürzen und Zuckern über Nacht safteln zu lassen.
Am Rechner noch ein nächtlicher Schreck: Ich hatte mir durch einen unvorsichtigen Klick (als Mac-Userin bin ich nicht so risikobewusst) die Schadsoftware Mac Mechanic eingefangen. Herr Kaltmamsell recherchierte schnell Hintergründe und Beseitigungsmethoden, bislang sieht es so aus, als sei ich das Zeug losgeworden.