Morgens war es auch gestern zu kühl für Balkonkaffee, doch über den Tag kam die Hochsommerhitze zurück.
Ich spazierte für eine Schwimmrunde zum Schyrenbad.
Aufrichtvorrichtung.
Das Wasser im Becken war herrlich kalt, die Schwimmbahn sehr wenig besucht, es wurde ein großartiger Schwumm. Ich verkniff mir dennoch ein deutliches Überziehen meiner üblichen drei Kilometer, weil sich in den vergangenen Tagen der eingeklemmte Nackennerv gemeldet hatte: Noch verhindert er lediglich problemfreies Kopfdrehen, ich will es aber auf keinen Fall wieder zu taubem, schmerzenden Arm kommen lassen, das brauchte die letzten Male immer Monate, bis es wieder weg war.
Ein Stündchen legte ich mich noch in die Sonne mit Musik in den Ohren, nach Mittag wurde es heiß.
Auf dem Heimweg Semmeln geholt. Beim Bäcker Wimmer war vor mir ein Kind dran, mittleres Grundschulalter, ungerührt – in der einen Hand ein selbst gemachtes Steckerleis, in der anderen eine Stofftasche-, das vier Brezen bestellte, abgezähltes Geld hinlegte. Der Verkäufer musste sich mit der Tüte weit über die Theke beugen, damit das Kind sie zu fassen bekam. Als es die Bäckerei verließ, sahen der Verkäufer und ich uns lächelnd an, er sagte: “Süß.” Vor allem aber: Es gibt noch Kinder, die man allein Einkaufen schickt! Hurra!
Am Nachmittag war ich zum Eisessen verabredet. Dazu wollte ich in ein klassisches Eiscafé gehen mit Amarenabecher und Bananensplit – und musste lange nachdenken, wo es sowas in München noch gibt. Die Entwicklung geht ja hin zum Kreativeis, und diese Hagebutte-Arabica-Kreationen gibt es nicht in Eiscafés, sondern in hole-in-the-wall-Eisdielen. Mir fiel nur das legendäre Sarcletti in Neuhausen ein, der Verabredung aber das für ein beide fußläufiges Lokal zwischen Reichenbach- und Gärtnerplatz.
Zu meiner Begeisterung gab es dort sogar eine eigene Spaghettieiskarte, ich orderte ein schwarzes Spaghettieis mit vielen Nüssen (und leider nicht so gutem Schokoladeneis), die Verabredung einen Amarenabecher. Die Mahlzeit hatte aber doch etwas sehr Altmodisches. Ich dachte an meine polnische Oma, die mich als Kind in Ingolstadt nach Friedhofsbesuchen (NordfriedhofSüdfriedhof) in ein Eiscafé in der Münchner Straße (längst ein Jalousiengeschäft) mitnahm und dort immer ein “gemischtes Eis mit Sahne” bestellte – für sie der Gipfel des Feine-Damen-tums. Der Metallbecher und das ovale Metalltablettchen, auf dem serviert wurde, der vorne abgeflachte Eislöffel hatten schon was Ikonisches.
Zum Abendessen gab es den am Vortag bereiteten Kartoffelsalat und Fleischpflanzerl, danach sah auch ich endlich die in meinem Internet hoch und runter gerühmte Doku Kulenkampffs Schuhe.
Hans Joachim Kulenkampff und Peter Alexander waren die großen Fernsehhelden der Familie von Regisseurin Regina Schilling. Und natürlich, etwas später, Hans Rosenthal mit “Dalli Dalli”. Die Quizshows verhießen leichte Unterhaltung, Entspannung, heile Welt.
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Die Showmaster gehörten wie Regina Schillings Vater einer sehr besonderen Generation an: erst missbraucht vom Nationalsozialismus, dann eingespannt in das Hamsterrad der Nachkriegszeit, die von Traumatisierungen nichts wusste oder nichts wissen wollte.
Sehr erhellend und berührend, gerade durch seine methodische Kargheit.
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“Maria Konnikova Shows Her Cards”.
via @mspro
Dr. Konnikova is an experimental psychologist trained at Columbia University. But her latest experiment is on herself. For a book she’s researching on luck and decision-making, Dr. Konnikova began studying poker.
Auf dieses Buch bin ich schon sehr gespannt.
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“Als Linkssein noch leicht war”.
In Bayern rühmte ich mich als Hippie und Revoluzzerin, in Jena bin ich die Quoten-Konservative. Mit meinem Pseudorebellentum kann ich hier niemanden beeindrucken.
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Hier kann es vorkommen, dass einem fremde Leute spontan beim Umzug helfen, und wenn man sich bedankt, klopfen sie einem auf die Schulter und sagen: “Solidarität ist eine Waffe!”