Journal Freitag, 28. September 2018 – Westerwaldsteig 1: Anreise nach Herborn
Samstag, 29. September 2018 um 8:31Früh aufgestanden, um mich von Herrn Kaltmamsell verabschieden zu können. Gemütlich gebloggt, Kaffee getrunken, fertig gepackt.
Beim Spaziergang zum Bahnhof in warmer Sonne stellte sich der neue Koffer als sensationell leichtgängig heraus. Unterwegs Frühstück und Brotzeit für die Reise besorgt.
Auf der Fahrt musste ich zweimal Umsteigen, in Nürnberg und Frankfurt, lief alles glatt (“… werden alle planmäßigen Anschlüsse erreicht” gehört zu den schönsten Aussagen der deutschen Sprache). Verspätung gab es erst mit dem abschließenden Regionalzug, der an jedem Ort unterwegs hielt, manchmal auch anscheindend ohne Ort weit und breit, lediglich an einem blauen Schild mit einem Wort, das eventuell ein Ortsname war. Diese Verspätung (ca. 10 Minuten bei meinem Ausstieg in Herborn) wurde nicht mal durchgesagt – ich nehme an, die Passagiere kennen das und haben nach dem Aussteigen auch keine Termine.
Ich rollkofferte unter grauem Himmel mit Regendrohung zu meiner Unterkunft, einem gesichtslosen Neubau, der allerdings auch Festräume vermietet. Freundlicher Empfang, kurzes Räumen, ich zog los zu einer Besichtigung. Es war zapfig kalt, ich beschleunigte meinen Schritt.
Herborn also:1 Wirklich niedlich und sehr lebendig mit seinen Fachwerkhäusern und Märkten, einen Fluss (Dill) haben sie auch. Aber auch übersichtlich: Man muss für einen knapp einstündigen Spaziergang schon die eine oder andere Gasse und Straße doppelt gehen. Es waren viele Menschen unterwegs, gesellig und gut gekleidet, das mag aber am gestrigen Markt gelegen haben, der gegen 18 Uhr erst abgebaut wurde. Und der an einem Stand auch eine riesige, weiße zahme Gans umfasste, die Passanten freundlich anquakte.
Schloss. Enthält ein theologisches Seminar.
Ja, so klingt der Dialekt dort, den ich ja von meinem besten Studienfreund kenne: Englisches R.
Zum Abendessen folgte ich einer Empfehlung der Hotelangestellten (die natürlich zuerst auf die beiden Gaststätten des Restaurants hingewiesen hatte) und kehrte bei einem kleinen Italiener ein, der auf einer Tafel Tagesgerichte anbot. Ich aß den Teller mit gebratenem Seeteufel, Spaghetti, Salat (also die umgekehrte Reihenfolge des italienischen Menüs) und war zufrieden.
Zurück im Hotelzimmer Internet gelesen, Tagesschau geguckt, der Empfehlung von Croco folgend in der arte-Mediathek die Doku Vererbte Narben.
§
Feministinnen im Osten und im Westen scheinen sich immer noch nicht angenähert zu haben. Auch hier ist in der hektischen Wiedervereinigung einiges schief gegangen. Simone Schmollack schreibt für die Zeit:
“Sind Ostfrauen emanzipierter?”
- In meinem Alter ist die erste Assoziation immer noch das schreckliche Tanklasterunglück von 1987 – vielleicht weil ich damals in einer Zeitungsredaktion arbeitete. [↩]
7 Kommentare zu „Journal Freitag, 28. September 2018 – Westerwaldsteig 1: Anreise nach Herborn“
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29. September 2018 um 8:38
Ich wünsche Ihnen einen schönen Urlaub
29. September 2018 um 11:43
Oh, ich lese ja täglich bei Ihnen, aber besonders freue ich mich (für Sie, und dann eben für mich – ganz uneigennützig…), wenn Sie wieder Urlaub haben und dann darüber berichten! Viel Spass!
PS: Haben Sie mit Einheimischen gesprochen und können diese (https://m.youtube.com/watch?v=CpsfB9B7yzg#) Eigenheit bestätigen?
29. September 2018 um 11:54
Hübsch da :).
Das Unglück ist hier immer noch präsent. Und führt zum Bau von geschotterten Ausweichspuren für Lastwagen neben allen Steilstrecken.
Hoffe sehr, dass Dir der Westerwald nicht durch den traurigen Film verleitet wurde.
29. September 2018 um 13:53
Oh, es geht los, ich freue mich! Und heute ist das Wetter (zumindest an meinem Ende des Westerwalds) auch extrem wander-ermutigend.
30. September 2018 um 8:10
Danke für den Film über die vererbte Narben.
Ich kannte das Phänomen ja schon durch das Buch von Matthias Lohre – Das Erbe des Kriegsenke, das ich vor 2 Jahren las, weil ich da selbst auch betroffen bin.
Ich wusste aber nicht dass es inzwischen so intensiv erforscht wird.
Ich wünsche Ihnen ganz wunderbare Wanderferien. Und ich bin gespannt wie immer, auf das was sie darüber schreiben werden.
30. September 2018 um 8:42
Auf dem Weg zur Verwandtschaft fahren wir immer an der Ausfahrt Herborn mit ihren Verbotsschildern für Gefahrgut-LKW vorbei und ich muss jedes Mal an das Unglück denken.
Schönen Urlaub! Anne
1. Oktober 2018 um 17:10
Ganz genau, Liv! Mein Lieblingsbeispiel ist “Brrrrudrrrr” (Bruder) – als ich das erste Mal mit besagtem Freund in seiner Heimatgegend war und er mit dem Nachbarn sprach, dachte ich: Die machen Spass! Aber die reden wirklich so.