Journal Mittwoch, 12. September 2018 – Abschwimmen
Donnerstag, 13. September 2018 um 6:50Nützen, nützen, nützen: Für gestern war der letzte heiße Sommertag angekündigt, ich wollte ihn für einen Schyrenbad-Abschiedsschwumm nutzen. Da die Tage bereits spürbar kürzer sind, die Sonnenbahn schon herbstlich tief über dem Horizont verläuft und viel mehr Schatten wirft als im Hochsommer, riss ich mich so früh wie möglich vom Schreibtisch los, gleich zum Ende der Kernzeit um 15 Uhr.
Ich radelte durch einen heißen Sommertag ins Schyrenbad – und war dann doch überrascht, wie voll es war. Auch auf den Schimmbahnen ging es ganz schön zu, ich war 3.000 Meter lang mit Überholen, Ausweichen, Bahnwechsel beschäftigt. Aber all das in einem sonnenverglitzerten Becken.
Danach zog ich mich nur schnell um (und föhnte meine Haare wenigstens ein bisschen, weil ich außer bei 40 Grad draußen mit nassen Haaren sofocht Lungenentzündung bekomme), radelte heim und duschte mich dort.
Dann war es erst sechs, ich wusch noch eine Maschine Wäsche und entwickelte Pokémon vor dem Abendbrot.
Authentischer Abendbrottisch. Jetzt bin ich schon so lange erwachsen und weiß doch jederzeit, wie gar nicht eine solche Unordnung in meinem Elternhaus möglich gewesen wäre.
Sie sehen unter anderem:
– Südtiroler Käse und Kaminwurzen, die meine Eltern aus dem Urlaub mitgebracht haben
– ein Gläschen Mangochutney, selbst gemacht von Herrn Kaltmamsells Eltern
– Majonese, weil die Biotomaten aus dem Laden nach nichts schmeckten (das muss man zu dieser Jahreszeit erst mal schaffen)
– Trauben mit vielen Kernen und viel Geschmack
– die Fernsehzeitung
– ein Plakat für das Münchner Ukulele-Festival
– Fernseh-Fernbedienung
– Taschentuch wegen Chlorschnupfen
– zwei Gläser Verdejo Quietus
– trocknende Schwimmbrille (immer noch nicht perfekt, aber nach dem dritten Nachjustieren geht’s bislang immer)
– zwei Bücher, die typisch sind für Herrn Kaltmamsells Bibliothek
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Was auch Aufgabe des Journalismus ist: mitzählen.
“Wie rassistische Gewalt nach Chemnitz zunimmt”.
VICE hat bereits ermittelte und mutmaßliche rechtsmotivierte und rassistische Angriffe der letzten zwei Wochen in Deutschland gesammelt, über die meist – wenn überhaupt – nur die Lokalpresse berichtet hat. Betroffene und Zeugen hatten Videos und Bildmaterial an Opferberatungsstellen und örtlichen Organisationen geschickt oder über Twitter verbreitet.
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Wobei Sorgfalt bei der Quellenprüfung heute immer wichtiger wird – viele Medien sind sich dessen bewusst und machen den Prozess dieser Prüfung immer wieder transparent. Nur dass sich vor allem wenig Medien-erfahrene Menschen gerne bei ungeprüften Quellen bedienen und diese verbreiten, damit gefährlich Stimmung machen. Corinna Milborn, Infochefin bei ProSieben.Sat1, hat jemanden besucht, der an solche Nachrichten aus einer Gegenwirklichkeit glaubte, und ihm die Werkzeuge zum Quellencheck gezeigt:
“Das Geschäft mit Hass, Lügen, Propaganda.”
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CSI Miami Dreck dagegen:
“How the Smithsonian Helped Sleuth Out the True Identity of a Pair of Dorothy’s Ruby Slippers”.
via @Cynx
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Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm:
Das sieht schon mal sehr interessant aus (wenn ich auch bedaure, dass man sich gegen ein Augsburgern von Herrn Brecht entschieden hat).
https://youtu.be/zaqTlV4Mem4
8 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 12. September 2018 – Abschwimmen“
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13. September 2018 um 7:32
Danke für den Brecht… ich kann irgendwie noch alles mitsingen.
Hier am Niederrhein war es auch gestern bereits zu kalt für das Freibad. Hier ist schon Herbst.
13. September 2018 um 9:16
Ich lache gerade sehr über Ihren Abendbrottisch, das kommt mir sehr bekannt vor. Wechseln Sie die Schwimm- gegen eine oder auch zwei Lesebrillen und den Wein (zumindest im Moment gegen selbst kaltgepressten Apfelsaft) und Sie kennen unseren Abendbrottisch.
Ich denke, der Unterschied zum Abendbrottisch Ihrer und meiner Eltern ist schlicht, die hatten noch einen klassischen Esstisch. Der Tisch meiner Eltern hatte ausser als Esstisch zu dienen noch die Funktion als Tisch für gemeinsame Spiele und als Bügeltisch, oh und meine Mutter hat gelegentlich die Schreibmaschine dort aufgebaut.
13. September 2018 um 9:28
Corinna Milborn – sehr interessant und wichtig! Danke.
13. September 2018 um 10:38
Kürzlich gelesen: Annemieke Hendriks Buch Tomaten. Dort erfährt man, warum die Tomaten aus dem Supermarkt meist nicht schmecken (v.a. wenn es deutsche Tomaten sind, die man eh selten bekommt) und warum man eigentlich drauf achten sollte, niederländische Tomaten zu kaufen (den Sturm dann jetzt bitte zu mir, in drei…zwei…eins…).
13. September 2018 um 12:38
Große Vorfreude bei mir auf den Film! Auch wenn es nicht Brecht wäre (ich kann auch alles mitsingen), allein die Riege der fantastischen Darsteller würde mich ins Kino treiben.
13. September 2018 um 14:09
Kurz hatte ich auch ans Abschwimmen gedacht, bis das Schyrenbad wie ein Bienenstock bis an die Haustür brummte.
Und hier sind Ess- und (Hand)Schreibtisch iidentisch und getrennt – beim Essen frei von allem anderen (ja, KATZEN, ihr auch weg, bitte) und beim Schreiben nichts zu essen (auch beim Rezepteschreiben). Das Bild hat mich daher bissl nervös gemacht.
13. September 2018 um 14:40
Große Liebe für Hellblazer. Die guten Ennis-Stories. Der Mann mag mittlerweile völlig verrückt geworden sein, aber mit “Dangerous Habits” hat er einen Meilenstein der neunten Kunst getextet.
14. September 2018 um 1:46
Das abschirmen im starnbergersee war leidet nicht möglich, wiewohl am letzten August bzw. 1. September Wochenende Tradition vorm Urlaub in Portugal. Nun findet das abschirmen im Atlantik statt bei 23 Grad. Fast zu warm das Wasser. …