Journal Mittwoch, 5. September 2018 – Verliebt in Keramik
Donnerstag, 6. September 2018 um 5:41“Zu kurz” ist bekanntlich die kollokativ korrekte Antwort auf die Frage von Kolleginnen und Kollegen, wie’s denn im Urlaub gewesen sei (DaF-Lehrende aufgemerkt). In diesem konkreten Fall stimmte es. Berlin im Sommer wirkt auf mich berauschend charmant; dieses Jahr habe ich allerdings begriffen, dass ich das als Berlin-Bewohnerin sehr wahrscheinlich nicht so intensiv empfände und beschloss, dass Berlin dann halt meine liebste Urlaubsstadt ist.
Neu verliebt habe ich mich in Berlin in eine bestimmte Keramik. An der Torstraße lief ich an einem Laden mit Dingen im Ritz-Design von Helene Hedwig Bollhagen vorbei und musste abrupt bremsen. Meine Güte, ist das schön. Seither gucke ich auf der Website ständig nach den Vasen, den Platten und all den anderen Sachen in Schwarz-Creme. Meine Güte, ist das teuer.
Ein sonniger Tag mit reichlich Arbeit. Einkäufe auf dem Heimweg (unter anderem brauchte mein Brummsummsel zum Milchschäumen neue Batterien), hungrig nach Hause gekommen – wo Herr Kaltmamsell im Handumdrehen eine vorbereitete sensationelle Udon-Suppe servierte.
Das Gebratene ist Seidentofu – außen knusprig, innen cremig: Hammer.
Gestern ging es meinen Bandscheiben plötzlich so gut wie lange nicht. Bewusst wurde mir das, als mir in der Arbeit ein Bleistift herunterfiel und ich mich ohne zu überlegen nach ihm bückte. Die Tage zuvor hätte ich ihm erst mal ziemlich lange hinterher geschaut, wäre dann ganz langsam in die Knie gegangen, um mich mit einem Stöhnen vorsichtig zu bücken. Das ist so schön! (Wenn auch vergänglich, ich weiß.)
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Bevor er von Musik leben konnte, arbeitete Freddie Mercury am Flughafen Heathrow in der Gepäckabfertigung. Zu seinem gestrigen Geburtstag tanzten ihm die Kollegen ein Ständchen.
https://youtu.be/mLE6-KZt42o
(Ein halberter Münchner war er ja auch, der Freddie Mercury, allerdings bereits als Musiker. Nächstes Jahr selbe Nummer vor der früheren Teddy Bar in der Pestalozzistraße?)
die Kaltmamsell19 Kommentare zu „Journal Mittwoch, 5. September 2018 – Verliebt in Keramik“
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6. September 2018 um 7:40
Das Wort: Brummsummsel für den Milchaufschäumer finde ich genial!
6. September 2018 um 8:34
Zu Bollhagen Betriebsanfängen interessant: https://www.juedische-allgemeine.de/mobile/article-view?id=2411
Ich fände es angemessen, wenn auf der Firmenhomepage auf den übernommenen Betrieb hingewiesen würde. Leider steht da nur nebulös “Sie bekam die Chance…”
6. September 2018 um 9:50
Oha, in der Tat – das “Ritz” Muster ist beeindruckend teuer. Aber sehr edel. Ich habe von Hedwig Bollhagen die Dose 870 in kanariengelb … alter Farbfreak vor dem Herrn. Danke für das tolle Freddy-Mercury-Geburtstags Special.
P.S.: Mich würden die Details Ihrer Bahnfahrt nach Berlin interessieren – also Preis, Dauer und wieviele Jahre im Voraus Sie evtl. gebucht haben … wennn Sie das erzählen mögen.
6. September 2018 um 9:58
Ja, Lempel, heute kann man es sich eigentlich nicht mehr leisten, solch ein Detail mal kurz unter den Tisch fallen zu lassen.
Zwischen Berlin und München waren wir jeweils viereinhalb Stunden unterwegs, lihabiboun, etwa sechs Wochen vorher gebucht – den Preis schaue ich daheim noch nach.
6. September 2018 um 10:18
Teuer? Wenn man es mit Industrie-Keramik vergleicht oder Keramik aus Billiglohn-Ländern. Beispiel: 42 Euro für einen Becher. Da geht Mehrwertsteuer ab, also 35 netto. Mindestlohn: 11 Euro Stundenlohn inkl. Arbeitgeberbeiträge. Mal angenommen es keramikt kein Mindestlohner, dann kann man locker 15 Euro/h rechnen (+ Ausfall durch bezahlten Urlaub und Krankheit), dazu Material, Kosten für die Werkstatt und Geräte, Energiekosten bei Keramik nicht zu vernachlässigen in einem Land mit den höchsten Strompreisen. Ich finde da 42 Euro für den Becher als angemessen.
6. September 2018 um 10:57
Die Keramikerin heißt HEDWIG (nicht Helene) Bollhagen. Ausführlicheres zur Betriebsaneignung / Arisierung:
https://juedisches-berlin.myblog.de/juedisches-berlin/art/183725900
6. September 2018 um 11:05
Geiles Porzellan!
6. September 2018 um 11:19
Danke für die Korrektur, N. Aunyn!
Wenn’s wenigstens Porzellan wäre, Joël, aber es ist eine bloße Keramik-Vase, die fast 500 Euro kostet!
Liebling 1:
https://www.hedwig-bollhagen.de/details/vase-151_70151299200
Liebling 2:
https://www.hedwig-bollhagen.de/details/vase-401_70401299300
(Liebling 3 liegt bereits bei 2.336 Euro:
https://www.hedwig-bollhagen.de/details/vase-730_70730299200)
6. September 2018 um 13:33
Ja, es ist Keramik, ich weiß und die Preise sind schlicht irreal.
Ich dachte noch, wenn die Vase 151 an die 50cm hoch sei oder noch höher wäre der Preis von um die 486€ durchaus gerechtfertigt, doch sie ist nicht mal 30cm hoch.
Aber schön sind sie!
6. September 2018 um 14:59
Ich vertehe die Diskussion immer noch nicht ganz. Eine Vase 30 cm für 500 Euro ist nicht gerechtfertigt, aber Silberschmuck (keine Einzelanfertigung) für 500 mit einem Materialwert von 130 (wofür man immerhin 200 g des edelen Metalls bekommt) durchaus?
Beides Kunsthandwerk.
6. September 2018 um 15:54
vieles sieht nach wiener werkstätte und josef hoffmann aus.
6. September 2018 um 16:07
Erinnern Sie mich, Joe: Wo schrieb ich über industriell gefertigten Silberschmuck?
6. September 2018 um 21:07
Der Tag ist hell
die Nacht ist dunkel
der Bagger räumt
der Brummsummsel schäumt
und
die Keramik gefaell(t)
Liebe Kaltmamsell, Ihnen eine gute Nacht und wieder mal vielen Dank!
7. September 2018 um 2:40
Hedwig Bollhagen hat die Serie mit dem Ritz Dekor seinerzeit auf meine Bitte hin entworfen, sich an der Farbwelt meines Blogs zu orientieren. Ansonsten habe ich ihr völlig freie Hand gelassen! Ich denke, wir sind uns einig, dass diese herrlichen Keramiken in Schwarz und Elfenbein den Höhepunkt des Bollhagenschen Schaffens darstellen!
Aufmerksame Leser, Freunde und Familienangehörige sollten sich in Notizbuch schreiben, dass es künftig nur noch Präsente mit Ritz Dekor für die Kaltmamsell geben sollte. Alles andere wäre Tinneff!
7. September 2018 um 6:04
Darauf hätte ich eigentlich selbst kommen können, Gaga Nielsen – die Inspiration durch Ihr Blogdesign ist so offensichtlich!
7. September 2018 um 6:33
Frau Kaltmamsell. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass anscheinend Kunsthandwerk allgemein – nicht von Ihnen persönlich – nach dem Blingfaktor gemessen wird – nur als Beispiel. 500 Euro für Schmuck ist akzeptiert, 500 Euro für einen geformten Klumpen Erde nicht.
7. September 2018 um 6:55
Jetzt habe ich nachgeschlagen, lihabiboun: Wir haben zwei Monate vorher gebucht und für uns beide (= 2x Bahncard 25) 145 Euro hin und zurück gezahlt, inklusive Platzreservierung.
7. September 2018 um 8:11
herrje. Es ist so bedrückend wie aufschlussreich. Da findet man nur schnell mal eine Vase schön, wird auf zwei Texte hingewiesen und zack ist man mittendrin, wird mit Geschichte konfrontiert, Schicksalen. Dieses Leid, diese Mechanismen sind noch lange nicht wirklich bearbeitet. Danke für die Links und die Informationen über die Menschen hinter der Geschichte.
Danke auch für den Link zu Freddies Kollegen. Wundervoll
7. September 2018 um 19:58
Danke für das Video.