Journal Sonntag, 2. September 2018 – Berlin: Gemäldegalerie und Schlachtensee
Montag, 3. September 2018 um 8:23Wunderbar und lange geschlafen. Nach Bloggen und Frühstück, während unser Zimmer gereinigt wurde, lungerten wir noch etwas in den Sitzecken des Hotels Oderberger herum, ich guckte mir historische Fotos an den Wänden an. Als ich einen Genossenschaftsanteil Stadtbad Oderberger entdeckte, recherchierte ich nochmal die Geschichte des Hauses – die sich als noch interessanter als ohnehin gedacht herausstellte.
Da viele umliegende Wohnungen am Prenzlauer Berg kein Bad hatten, nutzten Anwohner das Stadtbad Oderberger bis in die 80er als Duschbad. Nach der Schließung 1986 aus Sicherheitsgründen gab es einige Versuche, das Gebäude und das Bad zu retten: Doch sowohl die Genossenschaft, deren Anteilsschein ich an der Wand des Hotels entdeckt hatte, als auch die Stiftung Denkmalschutz scheiterten, unter anderem an der Auflage, dass nach einer Renovierung die Schwimmhalle der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen müsse.
Es war Barbara Jaeschke, eine ungewöhnliche Frau, die das Bad 2011 kaufte, ein tragfähiges Konzept für die Zukunft des Gebäudes aufstellte, das Geld für die Renovierung auftrieb und den Umbau umsetzte. Es ist wirklich sensationell und einzigartig, was sie da geschafft hat. Ich wünsche dem Projekt viel Erfolg und dass es als unabhängiges Hotel Bestand hat.
Die erste Tageshälfte gehörte mehr Kultur. Eine liebe Berliner Freundin weist mich seit Jahren bei jedem Berlinbesuch darauf hin: Die Berliner Gemäldegalerie sei übrigens ganz großartig und sehenswert. Also spazierten wir ein Stündchen dort hin, unter grauem Himmel und mit gelegentlichen Regentropfen. (Auch in Berlins Mitte wird am Sonntag Fußball gespielt: Auf dem Platz des SV Blau Weiß Berolina Mitte war gerade ein Match im Gange.)
Der Plan für zweieinhalb Stunden Gemäldegalerie war der gewesen, den ich bei den meisten Kunstmuseen verfolge, da bei einem Besuch eh nie alles zu schaffen ist: Bummeln durch die Räume, an einzelnen auffallenden Werken hängen bleiben und sie genauer betrachten.
Das ging hier aber nicht: Bereits im ersten Raum zum deutschen Mittelalter war jedes Werk sensationell – ich habe nie zuvor so unterschiedliche Darstellungsweisen aus demselben Jahrhundert (Mitte 14. bis Mitte 15.) zusammen gesehen. Ich flitzte mehrfach von Bild zu Bild, um Details zu vergleichen (u.a. Hintergrundgold, das nachträglich aufgemalt aussah – und teilweise recht schlampig -, vs. Figuren auf goldenen Hintergrund gemalt). Das ging in den Folgeräumen weiter, so dass wir nach zweieinhalb Stunden gerade mal bis Raum fünf und zu den Anfängen der Renaissance gekommen waren. Ich setzte die Gemäldegalerie umgehend auf die Liste für den nächsten Berlinbesuch und verstehe nun, warum die Freundin so oft darauf hingewiesen hatte.
Museumsklos aus aller Welt.
Die zweite Tageshälfte gehörte wieder der Familie von Herrn Kaltmamsell, diesmal wurde sich bei einer Kusine in Schlachtensee getroffen. Zauberhafte Gegend mit Villen aus der 19./20. Jahrhundertwende, aber mit derart brutalem Kopfsteinpflaster, dass sogar ich Radeln auf dem (lediglich feiner kopfsteingepflasterten) Gehweg für ok halte.
Auch hier fröhlichster Austauch, erst bei Kaffeeundkuchen, dann bei Vorspeisenköstlichkeiten, die vom benachbarten griechischen Restaurant geholt wurden.
Am späten Abend nahmen wir eine S-Bahn zurück, im Hotel hakte ich ein weiteres Erwachsenending ab: Cocktails in der Hotelbar. Habe ich tatsächlich noch nie gemacht. Wir konzentrierten uns auf Spezialitäten des Hauses, die sehr gut waren.
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Sonntag, 2. September 2018 – Berlin: Gemäldegalerie und Schlachtensee“
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3. September 2018 um 9:22
An dieser Stelle mal ein Danke für den Hinweis auf das Oderberger. Ich wohnte als Kind in der Nähe (bin jetzt 50). Wir hatten unseren Schwimmunterricht (2. und 3. Klasse) in dem Bad, und samstags sind wir Kinder immer dort schwimmen gegangen. Ich wusste nicht, dass das Bad wieder geöffnet ist. Aus Nostalgiegründen werde ich jetzt sicher mal hingehen.
3. September 2018 um 9:46
Liebe Kaltmamsell,
bei der Lektüre Ihres Aufenthalts im Oderberger musste ich an Katharina Hackers “Der Bademeister” denken, vor allem wegen des Duschbads. Es ist lange her, dass ich den Roman gelesen habe, aber ich habe ihn in guter Erinnerung.
Herzliche Grüße
AK
3. September 2018 um 13:51
Superschöne Tunika auf dem Klofoto!!!