Archiv für September 2018

Journal Montag, 17. September 2018 – Sommer in der Nachspielzeit

Dienstag, 18. September 2018

Mitten im September ein weiterer Sommertag. An dem ich im Büro aus technischen Gründen mehr schwitzte als den gesamten Hochsommer über; mein Kreislauf zeigte mir den Vogel, die Folge war ordentlich Schwindel, der auch auf dem Heimweg mit Besorgungen anhielt. Doch auch gestern genoss ich die warme Luft und die Sonne draußen sehr.

Abends noch die Geburtstagstorte (Haselnusstorte ohne Mehl nach einem Brigitte-Rezept aus den 70ern) kuvertiert, vor dem Schlafengehen mit Geburtstagskerzen bestückt.

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Hierzulande steigt das Gefühl der Unsicherheit und körperlichen Bedrohung, geschürt von politischen Kräften, die damit Hetze und verschärfte Überwachung rechtfertigen. Gleichzeitig sinkt die tatsächliche Kriminalität messbar, da können die Rechten noch so oft etwas anderes behaupten. Auch die gefühlte Verteilung der Täterschaft stimmt nicht mit den Tatsachen überein. Woher kommt also das Gefühl? Nehmen wir als Quelle mal ein nicht der übermäßigen Progressivität verdächtiges Medium: Die FAZ.
“Kluft zwischen realer und gefühlter Kriminalität”.

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Durch jeden technischen Fortschritt verschwinden handwerkliche Fertigkeiten, die an die verdrängte Technik gebunden waren. Zum Beispiel in der Fotografie.

Hier eine Geschichte über die legendäre Fotoagentur Magnum und die Laborbearbeitung ihrer legendärsten Bilder.
“Marked Up Photographs Show How Iconic Prints Were Edited in the Darkroom”.

via @goncourt

Darin verlinkt eine Geschichte über Pablo Inirio, den verantwortlichen Laboranten bei Magnum:
“Magnum and the Dying Art of Darkroom Printing”.

1000 Fragen 261-280

Montag, 17. September 2018

261. Über welche Themen unterhältst du dich am liebsten?
Kommt ganz auf die jeweiligen Gesprächspartner an. Ich unterhalte mich zum Beispiel sehr gern über Essen – aber nicht mit Menschen, die nicht gern essen.

262. Kannst du leicht Fehler eingestehen?
Ich bilde mir ein: Ja. Aber das denken vermutlich alle von sich.

263. Was möchtest du nie mehr tun?
Als Managerin meinen Lebensunterhalt verdienen.

264. Wie ist dein Gemütszustand üblicherweise?
Am Rand des schwarzen Abgrunds, in welchselnden Abständen.

265. Sagst du immer die Wahrheit?
Nein, ich bin ja nicht bescheuert.

266. Was bedeutet Musik für dich?
Spielt eine recht kleine Rolle.

267. Hast du schon einmal einen Weinkrampf vorgetäuscht?
Nein.

268. Arbeitest du gern im Team oder lieber allein?
Kommt auf die Aufgabe und das Team an.

269. Welchen Fehler verzeihst du dir immer noch nicht?
Dass ich in der mündlichen Magister-Englischprüfung “informations” sagte.

270. Welche Verliebtheit, die du empfindest, verstehst du selber nicht?
Inzwischen kann ich all meine Verliebtheiten verstehen und akzeptieren.

271. Denkst du intensiv genug über das Leben nach?
Das weiß ich nicht.

272. Fühlst du dich manchen Leuten gegenüber sehr unsicher?
Oh ja. Aber ich scheine sehr gut darin zu sein, das zu überspielen.

273. Bist du autoritätsgläubig?
Nein. (Aber wäre das überhaupt die Bezeichnung, die Autoritätsgläubige für sich verwenden würden? Würden sie sich nicht eher als “anständig” oder “gesetzestreu” bezeichnen?)

274. Bist du gern allein?
Ja.

275. Welche eigenen Interessen hast du durchgesetzt?
Eigenes Schlafzimmer seit 1975.

276. Welchen guten Zweck förderst du?
Mit Geld: Amnesty, Ärzte ohne Grenzen. Mit Ehrenamt: Die Demokratie und die Rechtsstaatlichkeit der Bundesrepublik Deutschland.

277. Wie sieht dein Traumhaus aus?
Es steht am Brunswick Square in Brighton.

278. Machst du leicht Versprechungen?
Nein, gar nicht, dafür verlasse ich mich viel zu wenig auf mich selbst.

279. Wie weit gehst du für Geld?
Deutlich weniger weit als für Bequemlichkeit (siehe Altersvorsorge, Geldanlage, Dienstleisterbeauftragung).

280. Bist du häufig eigensinnig, auch wenn es zu deinem Nachteil ist?
Ja.

Quelle: Flow-Magazin.

Zu den Fragen 241-260.
Zu den Fragen 281-300.

Journal Sonntag, 16. September 2018 – Rest vom Partywochenende

Montag, 17. September 2018

Ein reines Partywochenende, auch gestern war ich eingeladen.

Erst mal musste ich allerdings das Fest vom Vorabend ausschlafen und wachte erst um 9 Uhr auf. In der Folge schaffte ich vor dieser nächsten Einladung so wenig, dass ich mich frage, wie regelmäßige Langschläferinnen bloß mit ihren kurzen Tagen zurecht kommen.

Beim Morgenkaffee hörte ich wieder den Eichelhäher, den ich bereits vergangene Woche beim Heimkommen von der Arbeit in der Grünanlage vorm Balkon gehört und gesehen hatte: Anscheinend versucht sich einer hier niederzulassen, und die heimischen Amseln und Krähen schlagen gehörig Radau.

Sport strich ich, denn das hätte zu großer Hetzerei geführt, außerdem fühlte ich mich dann doch recht verkatert – eher vom Feiern, Reden und vielen Menschen denn von Alkohol. Ich kümmerte mich lieber um die Bügelwäsche (damit der Berg nicht wieder so anstrengend hoch würde wie beim letzten Mal) und backte Geburtstagskuchen für Dienstag (damit ich ihn nach dem Auskühlen am Montag kuvertieren konnte), frühstückte um die Mittagszeit und ging dann doch eine Runde in Sonne und unter knallblauem Himmel Spazieren auf dem Südfriedhof.

Eingeladen war ich mit Herrn Kaltmamsell zu einem sehr späten Mittag-, sehr frühen Abendessen in Schwabing. Wir nahmen das Fahrrad und radelten durch Sommerwärme. Köstliches Essen, inspirierende Gesellschaft, es waren sehr schöne Stunden. Nach acht fuhren wir durch eine Sommernacht heim, dort räumen und wurschteln für die Arbeitswoche.

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Wenn ich Briten, die auf ihre nationale Exzentrik besonders stolz sind, verblüffen will, schildere ich zum Vergleich Mainzer Karneval, deutsche Mülltrennung und den verbreiteten Glauben an Schüßler-Salze (Homöopathie-Religiöse haben sie ja selbst). Letzteres lasse ich künftig.
“Die biochemischen Menschenversuche in den Konzentrationslagern Auschwitz und Dachau”.

via @FrauBruellen

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Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Deutschland ist selbst gemacht. Ein Merkur-Artikel in der Zeit hat Zahlen und Hintergründe:
“Geschichte, wie sie niemals war”.

via @MaikNovotny

Sozialer Wohnungsbau wurde in Deutschland nahezu eingestellt. Dafür plant und fördert der Staat historische Rekonstruktionen – und subventioniert damit das Luxussegment.

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Über Behinderte lachen? Ja bitte!

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
https://youtu.be/0QrS_qiwJxY

via @raulde

Journal Samstag, 15. September 2018 – Reingefeiert

Sonntag, 16. September 2018

Angenehmst und lange ausgeschlafen, gebloggt (das tue ich zwar täglich und müsste es gar nicht erwähnen, ist ja wie Zähneputzen, doch ich verwende ein bis zwei Stunden am Tag auf dieses Hobby, das sollte nicht untergehen), dafür das dann verlinkte GQ-Interview mit Paul MacCartney gelesen und angeschaut.

Der Tag war bedeckt, trocken und frisch, aber nicht kalt. Plan war ein Isarlauf – zu dem ich selbst nach den ersten Kilometern so wenig Lust hatte, dass ich fast auf der Wittelsbacherbrücke umgekehrt wäre. Nur die Aussicht auf Besserung sowie sicheres Wohlgefühl nach Beenden der Runde hielten mich bei der Stange.

Es ging dann auch ganz ok: Perfektes Laufwetter für Kurzärmliges, es kam sogar ein bisschen die Sonne heraus. Auf dem Rückweg blieb ich auf dem Südfriedhof wieder an besonders schönen Schriften hängen.

Duschen, großes Frühstück: Tee, Tomatenbrot, Bananenmilch mit beschwipsend reifer Banane, letztes Stück Zwetschgenkuchen, Stücke vom sensationellen Teegebäck, das ich Freitagabend beim Brotkaufen in der Bäckerei Sultan mitgenommen hatte.

Eine Runde Einkäufe in der innersten Innenstadt, in die ich trotz der Entfernung von wenigen hundert Metern selten komme.

Abends war ich auf einem großen Geburtstag einer lieben und bewunderten Twitterin eingeladen. Eigentlich hatte ich eine Radfahrt dorthin geplant, doch dann entdeckte ich, dass ich auch in nur 30 Fußminuten hingelangte. Ich ging lieber und konnte unterwegs PokémonGo weiterführen.

Es war ein großartiges Fest mit lauter superinteressante Menschen. Leider widmete ich mich nur kurz denen davon, die ich vorher noch nicht persönlich kannte, sondern war hauptsächlich in lebhaftem Austausch mit den bereits bekannten gefesselt (blödes Raum-Zeit-Kontinuum). Aber das Internet läuft ja nicht weg, mittlerweile weiß ich, dass man sich wiederbegegnet – und ich freue mich auf einige Wiederbegegnungen.

Großes Hallo um Mitternacht, es wurde in den Geburtstag hineingefeiert – und ich hatte den Eindruck, das Geburtstagskind sah seine Erwartungen für den Anlass erfüllt, was mich ganz besonders freute.

Auf dem Heimweg (wunderbare Nacht, ein wenig Feiervolk unterwegs) kam ich ins Sinnieren, was man lieben Menschen zuliebe tut: Wann man eigenes Befinden hintan stellt, weil es in einem bestimmten Moment einfach nicht relevant ist, weil Anderes mehr wiegt. Wie viel davon an Erziehung, wie viel in eigener Hand liegt. Und wann sich herausstellt, dass der eine oder andere Mensch für diese Anstrengung halt nicht lieb genug ist.

Journal Freitag, 14. September 2018 – Abendgast

Samstag, 15. September 2018

Es regnete heftig auf meinem Weg in die Arbeit (Schirm diesmal dabei), wurde aber schon am Vormittag wieder trocken.

Auf dem Heimweg holte ich noch Fladenbrot bei uns im Viertel, alles andere hatte ich daheim: Abends bekam ich Besuch zum Essen von einer ehemaligen Kollegin, der Termin war viele Monate hin- und hergeschoben. Ich bereitete erst mal den Nachtisch vor: Apple Damson Crumble, in den Streuseln verarbeitete ich gemahlene Manden, die weg mussten. Dann machte ich mich ans eigentliche Essen: Shakshuka. Damit beim Eintreffen des Gastes schon etwas bereit stand, stellte ich Oliven und ein wenig südtiroler Schinken auf den Tisch.

Es wurde ein sehr schöner Abend – Herrn Kaltmamsell hatte ich in sein Zimmer verbannt, er bekam aber vom Abendessen ab.

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Falls Sie bereits vergessen haben sollten, dass es Celeste Barber gibt: Dieses Filmchen hat mich fast dazu gebracht, Miederhöschen zu ordern. Um darin endlich mal vor dem Spiegel zu tanzen.

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Schöne lange Lektüre für den Samstagmorgen aus GQ:
“The Untold Stories of Paul McCartney”.

Inklusive einem halbstündigen Interview-Film, in dem MacCartney die Entstehung einiger seiner berühmtesten Songs erzählt.

(Ich mag die Absurdität der Bildtexte zu den begleitenden Fotos vom Mann, der möglicherweise den größten Einfluss auf westliche Musik seit 1960 hatte: “Coat, $2,675, by Givenchy. Sweater, $1,175, by Brunello Cucinelli. T-shirt, $350, by The Row.” Weitere Ebene: Das Foto so aufgenommen und beschnitten, dass man nichts davon erkennen kann. Ein größerer Geist als meiner könnte den gesamten Status unserer Gesellschaft daraus ableiten.)

Journal Donnerstag, 13. September 2018 – Sommerende und Beifang aus dem Internetz

Freitag, 14. September 2018

Tief und durchgeschlafen, das war sehr schön.
Der Wecker riss mich aus einem Traum, in dem mal wieder die schönste Wohnung der Welt eine Rolle spielte, nämlich meine Augsburger Studentinnenwohnung, in der ich die möglicherweise schönsten Jahre meines Lebens verbracht habe. Allerdings musste ich im Traum in eine andere Wohnung im Haus umziehen, weil meine eigentliche bis zur Unbewohnbarkeit verfallen war (morsche Holzbalken und Fensterrahmen). Nicht schlimm, auch wenn die Ersatzwohnung kleiner war: Sie kostete deutlich weniger Miete, was mir im Traum sehr recht kam. Allerdings waren besuchende Nachbarn die heutigen von gegenüber.

Ungeträumt war es weiterhin trocken und warm, allerdings zog am Nachmittag der Himmel zu, und ich war froh, dass ich meine feierabendliche Besorgungsrunde unberegnet abschloss.

Daheim buk ich aus geschenkten, wunderbaren Zwetschgen Kuchen mit Nussboden, zum Abendessen gab es Salat aus Ernteanteil.

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Mein Mitgefühl gilt ganz den Bewohnerinnen und Bewohnern von Chemnitz, die demokratisch, anständig und offen denken. Aber es darf nicht verhindern, die rechtsradikalen Missstände in dieser Stadt zu benennen, auch den Missstand, dass sie systematisch geleugnet und verdrängt wurden. Hier ein Artikel aus dem Jahr 2012:
“Hunderte von rechtsextremen Anschlägen auf das Schalom in Chemnitz – kein einziger Täter gefasst”.

Wie schätzen Sie den Rechtsextremismus in Chemnitz und Umgebung ein?
Es gibt eine recht aktive Achse zwischen Zwickau, Chemnitz und Freiberg. In Chemnitz ist die rechte Szene auf jeden Fall präsent. Es gibt auch einen „Thor Steinar“-Laden, der bei Rechtsextremen beliebt ist. Allerdings ist auch eine latente Fremdenfeindlichkeit innerhalb der Gesellschaft zu spüren. Wenn ich mit meiner Kippa durch die Stadt laufe, wird mir öfters von Jugendlichen „Du Judenschwein“ oder ähnliches zugerufen. Diese Tendenz hat sich in den letzten drei Jahren verstärkt. Dabei gibt es einen Ausländeranteil von nur etwa 3-4% in Chemnitz. Aber die Leute fühlen sich irgendwie durch das Fremde bedroht. Ich war als Gastredner in einer 8. Klasse, um mit den Schülern und Schülerinnen über den Holocaust zu sprechen. Viele der Jugendlichen haben schon mit ihrem Äußeren und der Wortwahl ihren Judenhass signalisiert. Sie waren so gefestigt in ihrer Meinung, dass es schwer war, da durch zu kommen.

2012. Also Jahre vor der Zuwanderung durch Geflüchtete.

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Fabian Hinrichs in brandeins zum Platz von Schauspielern in unserem Wirtschaftssystem:
“‘Ich will mir die Freiheit erhalten, meiner Karriere auch schaden zu können’
Der Schauspieler Fabian Hinrichs über Künstler, Regisseure und andere Servicekräfte.”

Sind auch Schauspieler solche Effizienzmaschinen?

Zumindest arbeiten inzwischen viele Schauspieler sehr diszipliniert an der Selbstoptimierung, um sich dem Arbeitsmarkt anzudienen. Insofern sind Schauspieler die idealen Servicekräfte. Jede Verkäuferin, die ihre Arbeit wenigstens hassen kann, ist wahrscheinlich innerlich freier als viele Schauspieler. Ich habe in den vergangenen Jahren beobachtet, dass Produzenten oder Casting-Agenten oft ein glamouröseres, exzessiveres Leben führen als die Schauspieler, die sich mit gedämpftem Broccoli fit halten und penibel auf ihr Gewicht achten.

(…)

Wir sprechen jetzt die ganze Zeit über Marktmechanismen. Aber jenseits derer gibt es auch so etwas wie ein Recht auf Neugier. Ich will mir die Freiheit erhalten, meiner Karriere auch schaden zu können. Ich würde behaupten, dass gelungene Schauspielerei untrennbar mit Spiel und Zweckfreiheit verbunden ist. Dazu gehört auch Chaos und Suchen, Ungeordnetes, Ungeplantes, Ineffizientes.

Mir hat sich bleibend eingebrannt, wie ich Fabian Hinrichs zum erste Mal sah: 2005 auf der Bühne der Münchner Kammerspiele, als verstörende Iphigenie. Seither horche ich immer auf, wenn es um ihn geht. Und nun stellt sich heraus, dass er auch ein reflektierter, kluger Mensch ist.

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“Workshop in Berlin:
Wie kolonialistisch sind Naturkundemuseen?”

Wie kolonialistisch sind Naturkundemuseen? Bis ins Mark, lautete die Antwort des Workshops, veranstaltet von der TU, der Humboldt-Universität, der Leibniz-Gesellschaft und dem Berliner Museum für Naturkunde.

(…)

Wie aber soll nun die Selbstaufklärung der Naturkundemuseen vonstattengehen? Die deutsch-französische Historikerin Bénédicte Savoy machte bei der Podiumsdiskussion einen interessanten Vorschlag: Statt das koloniale Erbe zu verschweigen, müsse man es in den Mittelpunkt stellen. Beispielsweise in Gestalt der abgeschnittenen Elefantenfüße, die den Wissenschaftlern einst als Papierkörbe dienten und heute noch zu Hunderten in den Magazinen liegen. „Dann dekolonisiert das Publikum das Ganze sofort.“ Das möchte man sehen.

via @Hystri_cidae

Dazu passt diese Zeit-Geschichte von Florian Zinnecker aus Hamburg:
“Museum für Völkerkunde:
Auf Expedition ins Archiv”.

Journal Mittwoch, 12. September 2018 – Abschwimmen

Donnerstag, 13. September 2018

Nützen, nützen, nützen: Für gestern war der letzte heiße Sommertag angekündigt, ich wollte ihn für einen Schyrenbad-Abschiedsschwumm nutzen. Da die Tage bereits spürbar kürzer sind, die Sonnenbahn schon herbstlich tief über dem Horizont verläuft und viel mehr Schatten wirft als im Hochsommer, riss ich mich so früh wie möglich vom Schreibtisch los, gleich zum Ende der Kernzeit um 15 Uhr.

Ich radelte durch einen heißen Sommertag ins Schyrenbad – und war dann doch überrascht, wie voll es war. Auch auf den Schimmbahnen ging es ganz schön zu, ich war 3.000 Meter lang mit Überholen, Ausweichen, Bahnwechsel beschäftigt. Aber all das in einem sonnenverglitzerten Becken.

Danach zog ich mich nur schnell um (und föhnte meine Haare wenigstens ein bisschen, weil ich außer bei 40 Grad draußen mit nassen Haaren sofocht Lungenentzündung bekomme), radelte heim und duschte mich dort.

Dann war es erst sechs, ich wusch noch eine Maschine Wäsche und entwickelte Pokémon vor dem Abendbrot.

Authentischer Abendbrottisch. Jetzt bin ich schon so lange erwachsen und weiß doch jederzeit, wie gar nicht eine solche Unordnung in meinem Elternhaus möglich gewesen wäre.
Sie sehen unter anderem:
– Südtiroler Käse und Kaminwurzen, die meine Eltern aus dem Urlaub mitgebracht haben
– ein Gläschen Mangochutney, selbst gemacht von Herrn Kaltmamsells Eltern
– Majonese, weil die Biotomaten aus dem Laden nach nichts schmeckten (das muss man zu dieser Jahreszeit erst mal schaffen)
– Trauben mit vielen Kernen und viel Geschmack
– die Fernsehzeitung
– ein Plakat für das Münchner Ukulele-Festival
– Fernseh-Fernbedienung
– Taschentuch wegen Chlorschnupfen
– zwei Gläser Verdejo Quietus
– trocknende Schwimmbrille (immer noch nicht perfekt, aber nach dem dritten Nachjustieren geht’s bislang immer)
– zwei Bücher, die typisch sind für Herrn Kaltmamsells Bibliothek

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Was auch Aufgabe des Journalismus ist: mitzählen.
“Wie rassistische Gewalt nach Chemnitz zunimmt”.

VICE hat bereits ermittelte und mutmaßliche rechtsmotivierte und rassistische Angriffe der letzten zwei Wochen in Deutschland gesammelt, über die meist – wenn überhaupt – nur die Lokalpresse berichtet hat. Betroffene und Zeugen hatten Videos und Bildmaterial an Opferberatungsstellen und örtlichen Organisationen geschickt oder über Twitter verbreitet.

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Wobei Sorgfalt bei der Quellenprüfung heute immer wichtiger wird – viele Medien sind sich dessen bewusst und machen den Prozess dieser Prüfung immer wieder transparent. Nur dass sich vor allem wenig Medien-erfahrene Menschen gerne bei ungeprüften Quellen bedienen und diese verbreiten, damit gefährlich Stimmung machen. Corinna Milborn, Infochefin bei ProSieben.Sat1, hat jemanden besucht, der an solche Nachrichten aus einer Gegenwirklichkeit glaubte, und ihm die Werkzeuge zum Quellencheck gezeigt:
“Das Geschäft mit Hass, Lügen, Propaganda.”

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CSI Miami Dreck dagegen:
“How the Smithsonian Helped Sleuth Out the True Identity of a Pair of Dorothy’s Ruby Slippers”.

via @Cynx

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Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm:
Das sieht schon mal sehr interessant aus (wenn ich auch bedaure, dass man sich gegen ein Augsburgern von Herrn Brecht entschieden hat).

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https://youtu.be/zaqTlV4Mem4