Tief und durchgeschlafen, das war sehr schön.
Der Wecker riss mich aus einem Traum, in dem mal wieder die schönste Wohnung der Welt eine Rolle spielte, nämlich meine Augsburger Studentinnenwohnung, in der ich die möglicherweise schönsten Jahre meines Lebens verbracht habe. Allerdings musste ich im Traum in eine andere Wohnung im Haus umziehen, weil meine eigentliche bis zur Unbewohnbarkeit verfallen war (morsche Holzbalken und Fensterrahmen). Nicht schlimm, auch wenn die Ersatzwohnung kleiner war: Sie kostete deutlich weniger Miete, was mir im Traum sehr recht kam. Allerdings waren besuchende Nachbarn die heutigen von gegenüber.
Ungeträumt war es weiterhin trocken und warm, allerdings zog am Nachmittag der Himmel zu, und ich war froh, dass ich meine feierabendliche Besorgungsrunde unberegnet abschloss.
Daheim buk ich aus geschenkten, wunderbaren Zwetschgen Kuchen mit Nussboden, zum Abendessen gab es Salat aus Ernteanteil.
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Mein Mitgefühl gilt ganz den Bewohnerinnen und Bewohnern von Chemnitz, die demokratisch, anständig und offen denken. Aber es darf nicht verhindern, die rechtsradikalen Missstände in dieser Stadt zu benennen, auch den Missstand, dass sie systematisch geleugnet und verdrängt wurden. Hier ein Artikel aus dem Jahr 2012:
“Hunderte von rechtsextremen Anschlägen auf das Schalom in Chemnitz – kein einziger Täter gefasst”.
Wie schätzen Sie den Rechtsextremismus in Chemnitz und Umgebung ein?
Es gibt eine recht aktive Achse zwischen Zwickau, Chemnitz und Freiberg. In Chemnitz ist die rechte Szene auf jeden Fall präsent. Es gibt auch einen „Thor Steinar“-Laden, der bei Rechtsextremen beliebt ist. Allerdings ist auch eine latente Fremdenfeindlichkeit innerhalb der Gesellschaft zu spüren. Wenn ich mit meiner Kippa durch die Stadt laufe, wird mir öfters von Jugendlichen „Du Judenschwein“ oder ähnliches zugerufen. Diese Tendenz hat sich in den letzten drei Jahren verstärkt. Dabei gibt es einen Ausländeranteil von nur etwa 3-4% in Chemnitz. Aber die Leute fühlen sich irgendwie durch das Fremde bedroht. Ich war als Gastredner in einer 8. Klasse, um mit den Schülern und Schülerinnen über den Holocaust zu sprechen. Viele der Jugendlichen haben schon mit ihrem Äußeren und der Wortwahl ihren Judenhass signalisiert. Sie waren so gefestigt in ihrer Meinung, dass es schwer war, da durch zu kommen.
2012. Also Jahre vor der Zuwanderung durch Geflüchtete.
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Fabian Hinrichs in brandeins zum Platz von Schauspielern in unserem Wirtschaftssystem:
“‘Ich will mir die Freiheit erhalten, meiner Karriere auch schaden zu können’
Der Schauspieler Fabian Hinrichs über Künstler, Regisseure und andere Servicekräfte.”
Sind auch Schauspieler solche Effizienzmaschinen?
Zumindest arbeiten inzwischen viele Schauspieler sehr diszipliniert an der Selbstoptimierung, um sich dem Arbeitsmarkt anzudienen. Insofern sind Schauspieler die idealen Servicekräfte. Jede Verkäuferin, die ihre Arbeit wenigstens hassen kann, ist wahrscheinlich innerlich freier als viele Schauspieler. Ich habe in den vergangenen Jahren beobachtet, dass Produzenten oder Casting-Agenten oft ein glamouröseres, exzessiveres Leben führen als die Schauspieler, die sich mit gedämpftem Broccoli fit halten und penibel auf ihr Gewicht achten.
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Wir sprechen jetzt die ganze Zeit über Marktmechanismen. Aber jenseits derer gibt es auch so etwas wie ein Recht auf Neugier. Ich will mir die Freiheit erhalten, meiner Karriere auch schaden zu können. Ich würde behaupten, dass gelungene Schauspielerei untrennbar mit Spiel und Zweckfreiheit verbunden ist. Dazu gehört auch Chaos und Suchen, Ungeordnetes, Ungeplantes, Ineffizientes.
Mir hat sich bleibend eingebrannt, wie ich Fabian Hinrichs zum erste Mal sah: 2005 auf der Bühne der Münchner Kammerspiele, als verstörende Iphigenie. Seither horche ich immer auf, wenn es um ihn geht. Und nun stellt sich heraus, dass er auch ein reflektierter, kluger Mensch ist.
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“Workshop in Berlin:
Wie kolonialistisch sind Naturkundemuseen?”
Wie kolonialistisch sind Naturkundemuseen? Bis ins Mark, lautete die Antwort des Workshops, veranstaltet von der TU, der Humboldt-Universität, der Leibniz-Gesellschaft und dem Berliner Museum für Naturkunde.
(…)
Wie aber soll nun die Selbstaufklärung der Naturkundemuseen vonstattengehen? Die deutsch-französische Historikerin Bénédicte Savoy machte bei der Podiumsdiskussion einen interessanten Vorschlag: Statt das koloniale Erbe zu verschweigen, müsse man es in den Mittelpunkt stellen. Beispielsweise in Gestalt der abgeschnittenen Elefantenfüße, die den Wissenschaftlern einst als Papierkörbe dienten und heute noch zu Hunderten in den Magazinen liegen. „Dann dekolonisiert das Publikum das Ganze sofort.“ Das möchte man sehen.
via @Hystri_cidae
Dazu passt diese Zeit-Geschichte von Florian Zinnecker aus Hamburg:
“Museum für Völkerkunde:
Auf Expedition ins Archiv”.