Journal Montag, 15. Oktober 2018 – Wahlnacharbeit
Dienstag, 16. Oktober 2018 um 8:54Ich hätte mir durchaus ein Viertelstündchen mehr Schlaf als sonst gegönnt, wachte aber kurz vor sechs auf. Hinter den Augen die Ahnung einer angriffsbereiten Migräne, die auch meinen müden Arbeitstag über blieb (es war SO klug gewesen, Sonntagnacht auf einen alkoholischen Absacker zu verzichten).
Anke Gröner hat ausführlich über den Wahltag und die Wahlnacht gebloggt; da sie ebenfalls Schriftführerin war, decken sich viele Erlebnisse mit meinen (nur dass ich zum Glück in einem Gymnasium mit Erwachsenen-kompatiblen Stühlen eingesetzt war). Aus Ankes Wahllokal hat auch der mdr berichtet, ein sehr nettes Stück.
Den Wahlabend vom Sonntag holte ich Montag auf Twitter nach.
Wo ich wohne, Stimmkreis München-Mitte:
In meinem Stimmbezirk 204 haben die CSU (16,2) und die AfD (3,2) laut Süddeutsche vom Dienstag den niedrigsten Anteil von ganz München geholt.
“München, die grüne Weltstadt”.
Hier kommen Bewohnerinnen und Bewohner des Glockenbachviertels zu Wort, das schon ein bissl Prenzlauer Berg von München ist. Doch mein Stimmbezirk 204 ist Ludwigvorstadt-Isarvorstadt/Schwanthalerhöhe – nicht nur die wahrscheinlich diverseste Gegend Münchens (Landwehrstraße!), sondern auch die, in der Tagelöhner aus Osteuropa an den Straßenecken stehen und in den Parks übernachten, in der nachts jede Nische der Geschäftseingänge von Obdachlosen bewohnt wird, in der es drei Flüchtlingswohnheime gibt, in der man den Sommeranfang nicht an Temperaturen erkennt, sondern an der Ankunft der Gesundheits- und sonstigen Touristen aus dem arabischen Raum. Ich habe diese Gegend, in der ich so gerne wohne, schon oft als das Glascherbenviertel der Innenstadt bezeichnet gehört und gelesen. So. Und welche Anliegen ergeben sich für uns Anwohnerinnen und Anwohner daraus? Ausländer raus, Grenzen dichtmachen, abschieben, Deutsche kauft deutsche Bananen? Nein: Wir wünschen uns eine konstruktive und menschenfreundliche Lösung der Probleme, die wir täglich sehen, und wir halten strukturelle Probleme in Bildung, Umwelt, Infrastruktur (Autos!), Umgang mit der Altersentwicklung für deutlich wichtiger.
Persönliche Diskussionen des Wahlergebnisses machten mich allerdings auch nachdenklich: Die Grünen werden aller Wahrscheinlichkeit nach ihren enormen Stimmenzuwachs von fast 9% nicht in Taten umsetzen können, weil sie nicht an der Regierung beteiligt sind. Also könnten die Grün-Wählerinnen und -Wähler in den nächsten Jahren den Eindruck bekommen, dass ihre Wahl nichts bewirkt hat, frustriert sein und sich wieder zurückziehen.
“Diese Wahl war eine der wichtigsten in der Geschichte der Bundesrepublik”, schreibt Politikchef Bernd Ulrich in der Zeit. Ich würde noch ein bisschen abwarten mit dieser Einordnung.
Von wegen nachholen: Nachholen werde ich den freien Tag/Sonntag: Gestern regelte ich alles so, dass ich Dienstag frei nehmen konnte (Ausschlafen! Isarlauf! Eisessen!).
Immer noch dumpf im Kopf spazierte ich nach Feierabend durch den nimmerendenden Oktobersommer nach Hause. Große Freude meiner inneren Achtjährigen, als aus der Feuerwache an der Heimeranstraße gerade ausgerückt wurde (FEUERWEHR!).
Versehensbild mal aus anderer Perspektive.
Zum Nachtmahl servierte Herr Kaltmamsell Pasta mit Salsicce-Soße, sehr gut, zum Nachtisch gab’s neues Erdnusseis, nämlich vom Berliner Hersteller Florida – gut!
§
Man muss auch mal loben: Seit Monaten wird mein Blog von PR-Agenturen und Firmen mit Kooperations-, Muster- und Werbeanfragen nahezu völlig in Ruhe gelassen. Gerade mal Angebote bezahlter Artikel kommen hin und wieder durch, aber das meist aus England – ich vermute Bots, die nicht wieder eingefangen wurden. Geht doch!
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Montag, 15. Oktober 2018 – Wahlnacharbeit“
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16. Oktober 2018 um 9:10
Zitat Anfang:
… ich vermute Bots, die nicht wieder eingefangen wurden.
Zitat Ende
Das sehe ich gerade bildlich vor mir und nun kichert meine innere Achtjährige doch sehr.
16. Oktober 2018 um 10:18
Oooooh, so ein wunderschönes Zufallsbild, da fallen mir ja gleich ein paar Geschichten dazu ein …. und grün passt auch, gell, wir grünen Innenstädtler. Ich frage mich nur, wo die 10% AfD Wähler sitzen ….
16. Oktober 2018 um 15:33
Ah, dann also grün.
München mag die famose Buntheit haben, die Kluft zum Land ist dafür umso größer.