Journal Montag, 26. November 2018 – Darmsamba und Schneeregen

Dienstag, 27. November 2018 um 6:49

Eine weitere lustige Nacht, in der meine Därme Samba tanzten (ich musst an den schönen englischen Ausdruck “loose bowels” denken: Das heißt zwar eigentlich Durchfall, doch so fühlten sich meine Innereien an, als schwämmen sie durcheinander).

Auch am Vormittag in der Arbeit war mein Bauch komisch, ich blieb mal lieber bei ungesüßtem Schwarztee und ließ den Magen sonst leer. Mittags ging dann Birne mit Käse, nachmittags ein Granatapfel, ein paar Nüsse.

Für den Arbeitsweg im leichten Regen hatte ich nach Langem mal wieder meine Capa umgelegt (Nachtrag: Hier ein schönes Video, wie man eine Capa trägt und umlegt. Ich bin sicher, dass man nicht unbedingt dabei die Lippen lasziv geöffnet lassen muss.). Sie hielt auch den Schneeregen auf dem Heimweg gut ab, wurde nur langsam immer schwerer. Nach Feierabend erledigte ich noch Besorgungen in der Innenstadt, kam ziemlich nass heim.

Zum Nachtmahl verarbeitete Herr Kaltmamsell die nun wirklich allerletzten Reste vom Samstag: Pak Choi, Frühlingszwiebeln, Sojagehacktes. Mein Bauch hatte sich beruhigt.

Ich ging früh ins Bett, um weiter in Elizabeth Strout, My name is Lucy Barton lesen zu können: Vignetten, aus denen sich eine Geschichte zusammensetzt. Als Erzählung wunderbar gebaut, in Kleinen voller Klarsicht in Nebensätzen – sehr gut.

§

Ich habe eine Gefahr erkannt: Dass ich zu wichtigen Themen schweige, weil ich schon so oft etwas dazu geschrieben habe. Fast wäre es mir so mit der vergangene Woche veröffentlichen Statistik zu häuslicher Gewalt in Deutschland gegangen. Weil: alles nicht neu. Doch leider kann man es, wie Alicia Lindhoff in der Frankfurter Rundschau, nicht oft genug schreiben:

Das kollektive Bild von Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor verzerrt. Die aktuellen Zahlen aus dem Familienministerium sind keine Überraschung. Kriminalstatistiken zeigen seit Jahrzehnten, dass der gefährlichste Ort für Frauen ihr vertrautes Umfeld ist und dass die mit Abstand größte Gefahr von (Ex-)Partnern, Vätern, Verwandten, Nachbarn, Kollegen oder „Freunden“ ausgeht.

2017 wurden in Deutschland 351 Frauen getötet. In mindestens 275 Fällen war der Täter ein Bekannter. Trotzdem ist der plötzliche Überfall auf der Straße durch fremde – insbesondere „fremdländische“ – Täter nach wie vor das alles bestimmende Schreckensbild.

Diese Verkürzung der Debatte ist nicht nur oft rassistisch. Für Frauen ist sie auch gefährlich. Denn sie verleitet dazu, der Gewalt mit den falschen Strategien zu begegnen. Durch die Sozialisation als potenzielles Opfer lernen Frauen, ihren Aktionsradius immer weiter zu verkleinern: nicht nachts auf die Straße, öffentliche Verkehrsmittel meiden, keine Reisen alleine. Und sie lernen, Schutz zu suchen bei Männern aus dem eigenen Umfeld. Wenn die gewalttätig werden, haben Frauen ihnen oft nichts entgegenzusetzen – weil sie die Gewalt woanders erwartet haben.

Der ganze Artikel:
“Zweierlei Maßstäbe bei Gewalt gegen Frauen”.

via @miriam_vollmer

die Kaltmamsell

10 Kommentare zu „Journal Montag, 26. November 2018 – Darmsamba und Schneeregen“

  1. berit meint:

    Diese Capa ist ja wirklich ein Traum und die moderneren Versionen auf der Website des Designers sehen wirklich verdammt gut aus.

  2. die Kaltmamsell meint:

    Danke für de Hinweis, berit, ich war schon lange nicht mehr auf der Website. Habe gleich mal das Video zum korrekten Umlegen und Tragen einer Capa ergänzt.

  3. lihabiboun meint:

    @Alltagssexismus: Wenn frau eine Banane isst und der Kollege meint “Ein braves Mädchen isst die nur quer”. Un.säg.lich.

  4. die Kaltmamsell meint:

    Klassischer Einsatz, lihabiboun, für die Waffe Nachfragen: “Verstehe ich nicht. Warum?” Und den Blödian im besten Fall zwingen, das bis ins Detail zu erklären.

  5. Trulla meint:

    Das wär’s Frau Kaltmamsell: Dumm stellen, nachfragen, damit e r sich entblößt.

    Und es geht mir auch so, das Thema ist so alt, so oft erörtert, es ist ermüdend und trotzdem…immer noch und immer wieder notwendig anzusprechen.
    Die aktuelle Familienministerin macht übrigens einen guten Eindruck

  6. Sebastian meint:

    Knöchel nackig, aber ne Capa tragen! Diese jungen Leute.

    UND DAS IST JA WERBUNG! (sagt junger Instafluencer, der schlecht eingeschenktes Bier in schönem Licht nach Verorten in seinen Stories vorauseilendgehorsam als Werbeanzeige deklariert hat; und der Wirt hat jetzt eine Strafanzeige vom Amt am Hals hat und der Influencer vom Wirt)

  7. Frau Irgendwas ist immer meint:

    Bin ich die Einzige die Professor Snape sieht, wie er in Madrid Capa kauft?

  8. Sandra meint:

    Am Ende ist man die beliebteste Mitarbeiterin. Ganz sicher! Nämlich die, die keinen Spaß versteht. Als würde der Angesprochene sich danach Gedanken machen. Bestimmt nicht.

  9. Trulla meint:

    Ja, das ist das Dilemma, als Spaßbremse will man nicht gelten, und e r lernt sowieso nix.
    Was ist mit den anderen, sind auch Frauen im Raum, Auszubildende?

    Es wird nichts helfen, unseren Frust nur unter metoo abzuladen.

  10. Sandra meint:

    Die meisten Frauen, bei mir ein Querschnitt aller Altersgruppen und Bildungsstände würde schmunzeln.
    Wenn der Kollege Stammtischparolen zur Flüchtlingskrise vom Stapel gelassen hat, hat auch kaum einer widersprochen. Dem Frieden Willen. Keiner will das eigentlich gute Arbeitsklima beschädigen. Ist doch eigentlich alles in Ordnung, ne?!?
    Man muss ja auch wissen wie der Chef tickt. Bedankt der sich am Ende mit einem Vermerk im Arbeitszeugnis für solch ein Aufbegehren, das für schlechte Stimmung sorgt oder twittert er selber unter Hashtag metoo is findet klasse, dass man seinen Kollegen bloßstellt?

Sie möchten gerne einen Kommentar hinterlassen, scheuen aber die Mühe einer Formulierung? Dann nutzen Sie doch den KOMMENTAROMAT! Ein Klick auf einen der Buttons unten trägt automatisch die gewählte Reaktion in das Kommentarfeld ein, Sternchen darüber und darunter kennzeichnen den Text als KOMMENTAROMAT-generiert. Sie müssen nur noch die Pflichtfelder "Name" und "E-Mail" ausfüllen und den Kommentar abschicken.