Archiv für November 2018

Journal Montag, 5. November 2018 – Sonniger November

Dienstag, 6. November 2018

Zweite Nacht in Folge, in der ich nach vergeblichen Einschlafversuchen ordentlich Ibu einwarf, gegen die wach haltenden Hüft- und Beinschmerzen.

Morgens ein wenig Hektik, weil ich länger fürs Bloggen brauchte als gedacht, außerdem aufgehängte Wäsche wegräumte, die Wohnung putzfertig machte.

Bei uns in der innersten Innenstadt von München strahlte blauer Himmel, doch jenseits der Theresienwiese war es neblig. Mikromikroklima, immer wieder interessant.

Ein Arbeitstag.

Es wurde sonnig, und als ich das Bürohaus in der Dunkelheit verließ, war es überraschend mild. Ich genoss meinen Fußweg nach Hause.

Daheim bereitete Herr Kaltmamsell unter anderem aus Ernteanteil-Kürbis den wunderbaren Herbstsalat von Tring zum Abendbrot:

Später ins Bett als geplant: Die abendliche Waschmaschine mit bunter 60-Grad-Wäsche brauchte eine tückische Dreiviertelstunde länger als anfangs angezeigt.

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3. Tag der #Buchchallenge (7 Tage, 7 Cover, 7 Namen, keine Begründungen): Wolf Schneider, Deutsch für Profis

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Journal Sonntag, 4. November 2018 – The Children Act

Montag, 5. November 2018

Endlich mal wieder im Kino, wohlbekanntes Gefühl des Heimkommens in eine ganz spezielle Geborgenheit – und das, obwohl ich in diesem Kino, dem neuen Metropol, vorher noch nie gewesen war.

Nach einer ausführlichen Runde Crosstrainer und neuem Rumpfprogramm nahm ich eine Tram nach Schwabing, um The Children Act anzusehen, die letzte Möglichkeit. Der Roman hatte mir nur so mittel gefallen, zumal ich auf Ian McEwans Trick hereingefallen war zu behaupten, das Ganze beruhe auf einer wahren Geschichte (tut es nicht). Doch die zentrale Figur der britischen Richterin war mir sehr lebendig im Gedächtnis geblieben, und da sie auch noch von der verlässlich sensationellen Emma Thompson gespielt wird, wollte ich die Verfilmung unbedingt sehen. Vor allem wegen Thompson gefiel sie mir dann auch sehr gut.

Das Drehbuch (auch von Ian McEwan) konzentriert sich noch mehr auf den zentralen Charakter der Richterin Fiona May und arbeitet ihre Konflikte heraus – auch wenn sie nur unausgesprochen in der Richterin stattfinden. Im Roman wird das seltsam altertümliche britische Richtersystem ausführlich erklärt; das hätte den Film natürlich viel zu sehr aufgehalten, deshalb wird es nur durch bildliche Betonung von Details wie Kleidung, Räumlichkeiten gezeigt. Und indem der clerk der Richterin sichtbarer ist als im Buch – der Umgang mit ihm dient auch ihrer Charakterzeichnung.

Die Filmrezensionen sind gemischt, unter anderem bezeichnen viele die Hauptgeschichte und die Ehe der Richterin als unglaubwürdig. Während ich ersteres noch nachvollziehen kann, fand ich die langjährige, entfremdete Partnerschaft sehr realistisch erzählt.

Obwohl die Geschichte durchwegs ernst ist (sogar die leichteren Momente durch die melancholische Filmmusik von Stephen Warbeck gefärbt), bekommen wir vom Drehbuch den einen oder anderen Lächler, an einer Stelle sogar einen lauten Lacher. Fiona fragt ihren clerk (aus dem Gedächtnis zitiert): “Have you ever been wild and free?” Und die treue Seele antwortet nach einem Moment des Verdutztseins: “No. Thank God. I’d be hopeless about it.” (So geht’s mir auch.)

Den liebenden und verletzten Ehemann spielte berührend Stanley Tucci – wieder, ich dachte sofort an die ähnliche Rolle in Julia & Julia. Und ich genoss es, Emma Thompson zwei Stunden lang anzusehen, mit jeder Falte, jeder Runzel – ich freue mich so, dass sie sichtbar altern darf. Ich weiß ja, dass viele Schauspielerinnen schlicht nicht umhin kommen, dem äußeren Altern chirurgisch Einhalt zu gebieten – aber irgendwer muss doch auch die schönen alternden und alten Frauen spielen (die hoffentlich häufiger werden im Kino). Sollen Laura Dern, Darryl Hannah, Gillian Anderson, Michelle Pfeiffer von mir aus 30 Jahre lang wie Mitte 30 aussehen – aber ich freue mich über jemanden wie Judi Dench, Maggie Smith, Helen Mirren, die alle großartig aussehen, lediglich nicht jung.

Daheim war während meiner Abwesenheit Herr Kaltmamsell von seiner Rollenspiel-Mission zurückgekehrt, lebendig. Ich wusch gleich mal eine Maschine blutgetränkte Schlachtkleidung, las Internet und Zeitung.

Das Abendessen durfte ich verantworten, ich machte nach Langem mal wieder die Meatball Sandwiches von David Lebovitz. Das Brot dafür hatte ich auf dem Heimweg vom Kino bei einem Bäcker im Hauptbahnhof besorgt – es ist wirklich praktisch, im Inneren einer Großstadt zu wohnen.

Während nach dem Essen der interessant erzählte Tatort “Der Mann, der lügt” lief (weil ganz am Hauptverdächtigen dran, wir erfuhren die Hintergründe nur in dem Maß, in dem dieser Verdächtige mitbekommt, was die Ermittler gerade wissen), räumte und sortierte ich Wohnung, bereitete den ersten Arbeitstag nach Pause vor, fühlte mich gehetzt.

Bücher-Challenge, Tag 2,5 (7 Tage, 7 Cover, 7 Namen, keine Begründungen): Fanny Burney, Evelina.

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Im Freitag schreibt Elsa Koester über:
“Rudel der Schuhgucker
Das Patriarchat unterdrückt auch Männer. Aber warum wehren sie sich nicht?”

via @journelle

Viele Männer leiden unter dem Patriarchat, können sich Feministinnen nicht mit ihnen verbünden? Sich solidarisieren? Erstaunlicherweise sind die meisten von ihnen außer Stande, etwas gegen dieses System zu unternehmen, das in der Lage ist, einen Wagen von 20 Personen unter die Kontrolle eines Angetrunkenen zu bringen. Es gibt nur eine Situation, in der diese Männer Kritik am Patriarchat äußern: nämlich dann, wenn Frauen sie dafür kritisieren, mitzumachen. „Halt, wir sind gar nicht alle Täter!“, protestieren sie dann, „wir leiden ja auch unter den bösen Patriarchen! Vielleicht sogar mehr als Frauen“.

Journal Samstag, 3. November 2018 – Freier Tag mit Häuslichkeiten und buntem Herbstspaziergang

Sonntag, 4. November 2018

Noch vor dem Wecker aufgewacht – den ich mir für das Vormittagprogramm mit Einkäufen vor einer Turnstunde im Verein (Aerobis, Gymnastik) gestellt hatte.

Doch gestern erwischte mich wieder die Sportunlust, die Aussicht auf einen wirklich gemütlichen Tag lockte viel mehr. Also duschte ich mich gleich und brach unter grauem Hochnebelhimmel früh zu einer Einkaufsrunde auf (Bäcker, Metzger, Biosupermarkt für Milch).

Daheim buk ich das novemberliche Öko-Gegenstück zum Raumduft in Flaschen und gegen Geld: Gewürzkuchen. Während der im Ofen war, kochte ich das am Freitag angesetzte Blaukraut. Und während dieses köchelte, frühstückte ich frische Semmeln. Wodurch es nach Duschen, Einkauf, Kuchenbacken, Blaukrautkochen, Frühstück noch nicht mal zwölf war! So mag ich meine freien Tage am liebsten.

Eigentlich hatte ich den Kuchen noch kuvertüren wollen, doch die Kuvertüre stellte sich als zu alt dafür heraus (ein Jahr über Mindesthaltbarkeitsdatum, sah gut aus, roch gut): Sie schmolz nicht, sondern klumpte durchs Erhitzen.

Die Sonne kam den ganzen Tag nicht heraus, dennoch zog es mich ins Draußen: Ich spazierte über Theatinerstraße, sehr belebten Hofgarten und Englischen Garten mit Chinesischem Turm zur Isar, auf der deutlich einsameren Ostseite bis zur Museumsinsel, über Isartor und Viktualienmarkt zurück. Es war mild (ich brauchte weder Mütze noch Handschuhe) und die herbstbunten Bäume ließen den grauen Himmel vergessen.

War gestern Tag des Fotokurses? Mir begegneten im Englischen Garten und an der Isar mindestens vier Gruppen mit enormen Objektiven, die offensichtlich unterrichtet wurden.

Daheim laß ich Galbraiths Silkworm aus, er gefiel mir bis zuletzt. Im besten Fall sind Krimis ja treffende Gesellschaftsgemälde, und Galbraith/Rowling zeichnet das eines Englands, in dem die Klassen sich bis heute scharf voneinander abgrenzen – selbst in Kreisen, in denen sie sich scheinbar vermischen (hier in der Literaturwelt). Die middle class-Haushalte, in die Cormoran Strike bei seinen Ermittlungen kommt, sind so erkennbar gezeichnet, wie es auch eine Zadie Smith nicht besser macht.

Beim Bügeln den Roman sacken lassen, dabei Pink Floyds Dark Side of the Moon gehört (hatte ich mir am Vortag in einem Nostalgie-Anfall als mp3 heruntergeladen, die LP hatte ich vor Jahren zusammen mit meinem Gesamtbestand LPs verschenkt) – festgstellt, dass ich die Stücke so gut kenne, jeden Einsatz, jeden Ton des Backgroundgesangs, dass ich fast keine Musik mehr höre.

Bücher-Challenge, Tag 2 (7 Tage, 7 Cover, 7 Namen, keine Begründungen): Delia Smith, Delia Smith’s Complete Illustrated Cookery Course:

Zum Abendessen kochte ich mir aus Ernteanteil eine Sellerie-Kartoffel-Suppe, für die ich zur Verherzhaftung beim Metzger ein Stück Stadtwurst gekauft hatte. Gut!

Dazu guckte ich sogar fern. Auf Phoenix stolperte ich über eine Doku über das Weiße Haus:
“Das Weiße Haus – Hinter den Kulissen”.
Fertiggestellt, als Obama noch Präsident war. Den roten Faden der Offenheit für Bürger, der vielen öffentlichen Veranstaltungen und bürgernahen Projekte könnten man vermutlich jetzt nicht mehr spinnen.

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Schon am Freitag traf mich die Nachricht, dass Robert Basic gestorben ist – der Mann, der unter anderem daran schuld ist, dass ich die Biosupermarktkette Basitsch ausspreche, denn so spricht man den Namen halt aus. Das Blog Basic Thinking war schon immer da: Als ich Blogs kurz nach der Jahrtausendwende entdeckte, gab es Technikblogs und Geschichtenblogs – und unter den Technikblogs las ich am regelmäßigsten Industrial Technology & Witchcraft und eben Basic Thinking. Irgendwann wurde es mir zu PR-lastig und mein Interesse erlahmte, doch Robert Basic blieb integraler Bestandteil meines Internets. Irgendwie scheine ich immer noch davon auszugehen, dass diese Bestandteile unsterblich sind, sonst hätte mich sein Tod nicht so getroffen.

Am besten verdeutlicht den Verlust von Robert Basic der Nachruf auf mobilegeeks:
“In Gedenken an Robert Basic: Gute Reise, lieber Rob”.

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Ein weiterer anerkennender Rückblick auf die Kanzlerschaft von Angela Merkel, dieser von Anja Maier, Korrespondentin Parlamentsbüro der taz:
“Verdammt lange da”.

In Deutschland scheint nur die Frage der Nachfolge von Angela Merkel zu interessieren. Im Ausland sieht man, welche Lücke sie hinterlassen wird.

Journal Freitag, 2. November 2018 – Schwimmen und Kochen an St. Brück

Samstag, 3. November 2018

Am zweiten Tag des langen Allerheiligenwochenendes früh aufgewacht, aber frisch und erholt.

Bettwäsche gewaschen und gebloggt, bis es Zeit war, zum Schwimmen zu radeln (Olympiabad wird immer noch renoviert, das Trainingsbecken steht erst ab 10 Uhr der Öffentlichkeit zur Verfügung) – ich war sehr froh, dass mich diesmal nicht im letzten Moment die Unlust daheim blieben ließ.

Das Wetter grau und trocken, meinen empfindlichen Öhrchen gönnte ich eine leichte Mütze.

Vorher-Foto.

Das Schwimmen konnte ich genießen, zum Glück bedeuteten die vielen Fahrräder vor der Schwimmhalle nicht ein vollbesetztes Becken. Die ersten 1000 Meter sagte ich mir immer wieder vor, dass ich auch einfach mal nur 2000 Meter schwimmen konnte. Es wurden dann doch die üblichen 3000, mühelos und schmerzfrei.

Nachher-Foto.

Zu Frühstücken radelte ich ins Café Puck, las Zeitung.

Daheim Sporttasche ausgepackt, Wäsche versorgt. Einkaufsrunde fürs Wochenendessen.

Diese Einkäufe benötigte ich unter anderem, um die beiden kleinen Blaukraut-Köpfe aus Ernteanteil anzusetzen (bewährtes Rezept von Petra). Die Trockenheit dieses Jahr hat das Blaukraut nicht größer werden lassen, der Begleitbrief zur dieswöchigen Kiste bereitete uns Kartoffelkombinatmitglieder darauf vor, dass auch insgesamt die Ernte deshalb geringer ausfallen wird. (Aber die Kartoffelernte habe den geplanten Umfang erreicht.)

Auf Facebook war ich zur Teilnahme an einer Buch-Challenge eingeladen worden: 7 Tage, 7 Cover, 7 Namen, keine Begründungen. Ich sprang sofort darauf an (BÜCHER!), das erste stand auch sofort fest.

Doch als ich anfing, über die weiteren sechs nachzudenken, unsere Buchregale abzugehen, begann ich langsam zu verzweifeln: Nur sieben?! In meinem Leben habe ich bislang – grob überschlagen – 3.000 Bücher gelesen, von denen viele Spuren hinterlassen haben, von denen viele auch aus extrinsischen Gründen Meilensteine waren. Wie soll ich mich auf sieben davon beschränken? Viel kompatibler mit echten Viellesern und inspirierender war da 2010 diese Liste mit 31 Fragen zu Büchern, die ich hier im Blog abarbeitete.

Zum Abendessen verwertete ich die zweite Hälfte Zuckerhut, diesmal gebraten und in Curry-Sahne mit gekochten Kartoffeln. Letztere erwiesen sich als sensationell aromatisch: Die Sorte Allians scheckt intensiv nach Acker.

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Andrea Diener war für die FAZ auf Kreuzfahrt. Ergebnis ist ein Reisebericht, wie ich ihn gerne lese (anders als sonst die Artikel in Reisespecials):
“Hinter dem Horizont”.

Journal Donnerstag, 1. November 2018 – Allein gegen den Ernteanteil

Freitag, 2. November 2018

Ausgeschlafen, auch nach neun Stunden aber nicht wirklich wach und munter gewesen.

Vormittags verabschiedete ich Herrn Kaltmamsell, der auch dieses Jahr die Allerheiligentage beim Rollenspielen verbringt und mich verwitwet. Doch auch für mich wargaming widow stellte seine Nerd-Literatur Hilfe bereit (wenn Sie in Ihrem Browser die Ansicht größer stellen, ist der Ausschnitt leichter lesbar):

(Natürlich würde mich jetzt die Fassung eines LARP-Witwers interessieren.)

Über den Südfriedhof ging ich an die Isar zu einem Lauf unter buntem Himmel.

Vor dem Eingang zum Tierpark Hellabrunn standen die Menschen (viele, viele Kinderwagen) bis kurz vor die Thalkirchner Brücke.

Auf dem Rückweg kaufte ich Semmeln. Wegen der Abwesenheit von Herrn Kaltmamsell holte ich den Ernteanteil ab, wegen Feiertag aber nicht am gewohnten Ort, sondern an einem anderen Verteilerpunkt im Westend. Noch beim Laufen hatte ich beschlossen, bereits vor Duschen und Frühstück dorthin zu radeln – die Abholzeit begann um 11 Uhr, weshalb ich unsicher war, wie früh man erwartet wurde. War ich beim letzten Ernteanteilabholdienst noch stolz gewesen, dass ich an die leere Kiste zum Zurückgeben gedacht hatte, fiel sie mir diesmal wieder erst angesichts der Kistenstapel am Verteilerpunkt ein.

Ich klemmte die Kiste schräg in meinen Fahrradkorb, so konnte ich heimradeln – auch wenn ich dabei mangels Platz auf Sattel fast stand. Daheim verräumte ich den Kisteninhalt: So sah er diesmal aus – nur dass statt des Salatkopfs ein monströser Zuckerhut dabei war, an dem selbst ich Supersalatesserin zweimal etwas haben werde.

Das Blaukraut wird zur Gänsebeilage gekocht und eingefroren, aus Sellerie und Kartoffeln plane ich eine Suppe, Radieserln und Äpfel müssen irgendwie nebenher weggehen, der Kürbis hält sich gut bis nächste Woche.

Wegen großen Hungers frühstückte ich ungeduscht. Dann ausführliches Vollbad, Zehennägel lackiert.

Nachdem mir Frau Brüllen letzthin immer wieder davon vorschwärmte, machte ich sie endlich mal wieder selbst: Earl-Grey-Quitten, allerdings nur die halbe Portion.

Nachmittags aß ich den ersten richtig reifen Granatapfel der Saison und genoss ihn so sehr, dass Granatapfel erst mal auf Platz 2 meines Lieblingsobsts nach Erdbeeren kommt. Zum Abendessen eine riesige Schüssel Zuckerhut mit Mandarinen-Tahini-Dressing (nicht süß genug, ich half mit Balsamico-Creme nach).

Den ganzen Tag war ich sehr, sehr müde, hatte immer wieder Kopfwehüberfälle, wollte aber lieber keine Tablette nehmen, weil dazu Darmkrämpfe kamen – ich hatte mal wieder der Verdacht, dass der Körper gerade von einem Infekt angegriffen wird und mit Abwehr beschäftigt ist.

Viel im Galbraith-Krimi gelesen, der mir wie der erste Teil sehr gut gefällt – weniger wegen des aufzuklärenden Mordfalls, sondern wegen der ermittelnden Hauptfiguren: Von Anfang an mochte ich die Assistentin Robin, mit der eine sehr realistische junge Frau im Berufsleben gezeichnet wird (eben hat sie sich als ausgezeichnete Autofahrerin erwiesen und ihrem Chef das Leben gerettet), im Konflikt zwischen ehrgeiziger beruflicher Leidenschaft und einem Partner, der dafür kein Verständnis hat. Und während bei Privatdetektiv Cormoran Strike von Anfang klar ist, dass er eine aufregende und bunte Vergangenheit hat (die ihn durchaus belastet), scheint immer wieder durch, dass die von Robin wahrscheinlich nicht ganz so konventionell ist, wie man erst mal annimmt.

Ich genoss es, nach Langem mal wieder so richtig in einem Buch Urlaub zu machen.

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Immer mit denen reden, um die’s geht, gell? Margarete Stokowski wird deshalb in tip Berlin vom Patriarchat interviewt, erste Frage: “Warum hassen Sie mich so?”
“Ein Jahr #Metoo-Debatte
Margarete Stokowski: ‘Das Patriarchat ist eine alte, eklige Tradition'”.

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Dann genehmige ich mir halt doch ein wenig Merkel-Wehmut. Nie vergessen ihr Anfang als Kanzlerin, ihr Wahlsieg gegen Schröder. Wie da am Wahlabend im Fernsehstudio ein selbstherrlicher Testosteronbatzen den Anschluss zur Realität verloren hatte, daneben Frau Merkel mit diesem ruhigen und leicht amüsierten Gesichtsausdruck, den ich in den Folgejahren als für sie typisch lernte. Dass sie sich nie ein Pokerface antrainierte, mochte ich ganz besonders an ihr.

Denn dass sie durchaus zu professioneller Anpassung bereit war, sah ich an ihrem Äußeren. An der jungen Angela Merkel war zu beobachten, wie egal ihr ihr Aussehen war, doch sie ließ sich zu der Uniform beraten, die wir seit fast genau 15 Jahren an ihr kennen.

Dazu kommt: Alles, was ich von persönlichem Umgang mit ihr gehört habe, bestätigte meine Sympathie. Wie schlau und schnell im Kopf, wie aufmerksam und schlagfertig sie tatsächlich ist, ließ sie wohl nur in kleinem Kreis raus – auch das wahrscheinlich kluges Verhalten. Und ich denke an ihr übermenschliches Arbeitspensum: In derselben Tagesschau tauchte sie regelmäßig zu drei verschiedenen Themen an drei sehr weit voneinander entfernten Orten auf – an allen gleich alert. (Dass die Frau praktisch keinen Schlaf brauchte, wussten Verhandlungsgegner zu fürchten.)

Die Ostdeutsche Jana Hensel zieht in der Zeit eine persönliche Bilanz:
“Mein Angela-Merkel-Gefühl”.

Plötzlich wird der Abschied von der Kanzlerin real. Für unsere Autorin ist das eine Zäsur, auch im eigenen Leben.

(Selbst habe ich sie natürlich nie gewählt – als Bayerin konnte ich das ja nicht.)

Journal Mittwoch, 31. Oktober 2018 – Vorm langen Wochenende zum Uiguren

Donnerstag, 1. November 2018

Ein ganz normaler ruhiger Herbsttag, meine Laune war gehoben ob der Aussicht auf die anschließenden vier freien Tage.

Emsiges Arbeiten, darunter ambulante Querschüsse und Hindernisse, die ich flugs und routiniert wegbekam – zwar nicht mit Vergnügen, aber mit der beruhigenden Bestätigung: Ich kann es noch.

Bei Sonnuntergang brannte der Himmel über München.

Zum Abendessen war ich mit Herrn Kaltmamsell beim Uiguren verabredet: Der Ernteanteil war weggegessen, wir hatten frei und waren schon lange nicht mehr im Taklamakan am Bahnhof gewesen.

Das Lokal war überraschend voll, doch wie in Schnellrestaurants üblich wurde immer wieder ein Tisch frei. Ich wünschte mir Din Din Caumian und überließ Herrn Kaltmamsell den Rest: Er bestellte als Vorspeise für uns

Lanpun (kalter Salat aus Mungobohnenmehl mit Soße – eher etwas langweilig), als zweites Hauptgericht

Hackfleischbällchen (Lamm) mit Paprika – chinesisch-orientalisch gewürzt und sehr gut.

Zudem eben noch Din Din Caumian (geschnittene Nudeln und Gemüse mit Lammfleisch gebraten), köstlich wie erhofft.

Wieder früh zum Lesen ins Bett.

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Gestern entdeckte ich das Fräulein Readon auf den Autorenseiten des Dumont-Verlags. Denn: Nächstes Frühjahr wird es Kunstgeschichte als Brotbelag als Buch geben!

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Zur Ankündigung von Angela Merkel, sich aus der Politik zu verabschieden, schreibe ich nichts, weil ich sie immer so mochte. Das macht es mir schier unmöglich, eine Meinung zur Folgen für die Politik zu entwickeln. (Mein Beispiel, warum es eher schädlich ist, persönliche Gefühle gegenüber Politikern und Politikerinnen zu entwickeln. Mit Kanzlerin Merkels Politik stimmte ich keineswegs immer überein.) Lasse ich also andere sprechen.

Evelyn Roll, die Angela Merkels Weg seit Langem journalistisch begleitet, wird in der New York Times zitiert:

“It was a classic Merkel move,” said Evelyn Roll, a journalist and the author of a Merkel biography. “She has not lost her ability to surprise.”

Der ganze Artikel:
“Germany Without Angela Merkel: Unthinkable? Think Again, She Says”.

Eine nachdenkliche Mely Kiyak schreibt in der Zeit:
“Die rote Linie nimmt sie mit”.

Dass Angela Merkel als Politikerin gehen wird, war abzusehen. Aber mit ihr wird auch ein rhetorischer Stil verschwinden, der sich weigert, andere Menschen zu erniedrigen.

Twitterlieblinge Oktober 2018

Donnerstag, 1. November 2018

Nachtrag: Anne Schüßler hat wieder die Lieblingstweets von Bloggern gesammelt.