Journal Samstag, 22. Dezember 2018 – Schwimmkampf, Packen und Backen
Sonntag, 23. Dezember 2018 um 8:45Ausgeschlafen, gebloggt. Es war Regen angekündigt, doch vorerst sah ich draußen nur viel Wind und grauen Himmel.
Ich freute mich auf eine Runde Schwimmen, die ich durch winzige Erkältungssymptome (spürbarer Hals, spürbare Luftröhre) nicht gefährdet sah, und radelte mit mildem Rückenwind zum Olympiabad.
Die große, berühmte Schwimmhalle ist noch bis März gesperrt, und im fensterlosen Trainingsbecken fand an den Sprungbrettern Vereinstrainig statt. Die Konsequenz: Nur zwei Schwimmbahnen für Zivilistinnen und Zivilisten. Zu meinem Unglück waren auf denen außer mir ausschließlich Spielzeugschwimmerinnen und -schwimmer unterwegs. Eine Gruppe von vieren machte sich auf meiner Bahn den Spaß, 50 Meter nebeneinander zu schwimmen – ich konnte nur unter der Bahnentrennung wegtauchen. Zu meinem Glück schaffte ich es, nicht gereizt zu sein und meine 3.000 Meter sogar um 300 Meter zu erweitern. Da ich wegen der Spielzeugschwimmer immer so weit außen schwamm wie möglich, machte ich mich auf blau gefleckte Hand und Unterarm am Folgetag gefasst (ständige Kollisionen mit der Bahnbegrenzung), doch diesmal hatte ich sogar gleich im Anschluss einen blauen Knöchel.
Zum wiederholten Mal fiel mir die zu geringe Höhe der Umkleidenwände im Olympiabad auf, denn wieder wurde eine der Nachbarkabinen von einem hoch gewachsenen Mann genutzt, der mit nur leichtem Heben des Blicks darüber hinweg sah. Ich hatte wie schon die vergangenen Male den Eindruck, dass das auch dem Herrn klar und unangenehm war, aus dem Augenwinkel bemerkte ich seine gebückte Haltung.
Auf dem Heimweg Einkaufsstopp im Basitsch an der Schleißheimer Straße: Erwartungsgemäß voll, aber die Atmosphäre war ruhig und friedlich, der Verkäufer an der Bäckereitheke lachte sogar über meine Scherze.
Frühstück kurz nach zwei, danach machte sich Herr Kaltmamsell zu seinen Nichten im Münchner Umland auf. Meine Nachmittagspläne lauteten: Plätzchenbacken, Bügeln, Geschenkeverpacken. Zu Letzterem wünschte sich Herr Kaltmamsell beim Verlassen der Wohnung: “Könntest du das machen, während ich weg bin? Du bist dabei immer so… unfriedlich.” Also begann ich damit, und siehe da: Zwei Stunden ohne großes Gemetzel.
Vielleicht lag der Trick darin, dass ich diesmal mit den einfachsten Päckchen begann und so bei den komplizierteren bereits Routine hatte. (Sonst neige ich dazu, erst mal das Unangenehmste hinter mich zu bringen.)
Nochmal eine Runde Plätzchenbacken: Die Baci d’amore von Lamiacucina hatte ich seit Jahren eingemerkt. Das Rezept las sich kompliziert, ich kalkulierte komplettes Scheitern ein – aber eine Sorte gaaaaanz feine Plätzchen wollte ich auch auf dem Teller für die Familie haben. Und sei eine Sorte gescheiterte feine Plätzchen.
War dann gar nicht so schlimm, meine Ansprüche an Plätzchenästhetik habe ich über die Jahre eh fahren lassen. Von der Füllung blieb etwa ein Drittel übrig, vielleicht hätte der Teig dünner ausgerollt gehört – dann hätte wäre er mir aber ultimativ beim Falten weggebröselt.
Dazwischen das Nötigste gebügelt, draußen immer wieder Regenschauer. (Dass ich Herrn Kaltmamsell beim Abendessen – er machte aus den vielfältigen Gemüseresten im Kühlschrank Frittata – anstöhnte: “Ich will bitte dann mal frei haben”, lag aber eher an der Erschöpfung durch die Arbeitswoche davor.)
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Schon am Samstag wurde bekannt: Das feministische Gemeinschaftsblog Kleinerdrei, gegründet von Anne Wizorek und unter anderem Juliane Leopold, sagt Kleinerbye und hört auf. Ich bin sehr froh, diese fünf Jahre miterlebt zu haben: Hier wurden mir die Augen über viele Aspekte von Queerness, des Lebens von Transmenschen, PoC, Hidjabis und vieler anderer marginalisierter Gruppen unserer Gesellschaft geöffnet. Danke, danke, danke. <3 <3 <3
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Apropos lernen: Viel gelernt habe ich auch aus der Twittererzählung der US-Amerikanerin Candice Benbow. Sie beginnt damit, dass sie ihrem sehr lauten Nachbarn einen Brief schreibt und einen Kuchen backt.
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Und schon wieder war Weihnachtliches! Miley Cyrus hat “Santa Baby” ein bissl umgetextet.
https://youtu.be/rPdXgCq_Rlg
(Boah, die Frau kann singen!)
die Kaltmamsell3 Kommentare zu „Journal Samstag, 22. Dezember 2018 – Schwimmkampf, Packen und Backen“
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23. Dezember 2018 um 10:13
Hä? Plätzchenästhetik? Die Baci auf ihrem Bild sehen doch genau so aus wie auf dem verlinkten Blog!
23. Dezember 2018 um 10:48
Danke für das Video, bei dem Boah gehe ich voll mit und der Text ist auch nicht von schlechten Eltern!
23. Dezember 2018 um 14:31
Ich hab so lachen müssen bei Ihrer Schilderung in der Schwimmhalle! Womit mal wieder bewiesen wäre: Sport ist Mord. Also fast.
Nein, ich verweigere keinen Sport, allerdings alles, was in einer Halle stattfindet. Genau aus so einem Grund. Mein letztes Aha-Erlebnis war im Karatetraining vor jetzt 4 Jahren, wo mehrere Gruppen sich eine Schulsporthalle teilten. Es hätte nicht viel gefehlt, um einigen blaue Augen zu verpassen oder mal eben einen Tritt in die Kniekehle. Kommentar unseres Senseis: Drückt dagegen.
Das Video geht grad wohl viral. Angehörschaut habe ich es mir aber gerne!
Frohe Weihnachten aus der Regenzone wünscht
Franziska