Journal Sonntag, 17. Februar 2019 – Sonne + Schneeglöckchen und Krokanten = Frühling

Montag, 18. Februar 2019 um 6:50

Verkatert aufgewacht – obwohl ich nichts getrunken hatte. Das kenne ich aber, nenne ich Partykater.

Draußen zeichnete sich mit Sonne und Milde ein Frühlingstag ab, ganz wundervoll. Ich bloggte gemütlich und ausführlich, machte mich dann fertig zu einem Isarlauf vom U-Bahnhof Thalkirchen weg.

Viele, viele Menschen an der Isar, von denen so viele mit dem Auto dorthin kommen mussten, dass Stau war und alles zugeparkt. Die Wege waren deutlich nasser und schlammiger als erwartet, es lag auch noch überraschend viel Schnee, der in der Sonne vor sich hin sulzte.

Wie immer: Nach der ersten Pfütze, wenn die Füße nass sind, werden alle anderen Pfützen egal.

Kampf der Autoscooter-Optik (vielen heißen Dank für den Begriff, ich denke ihn jedes Mal beim Betrachten der Schuhe; die erste Kampfhandlung war das Wechseln der Schnürsenkel gewesen).

Nach Duschen und Frühstück (Quark und Joghurt mit Maracuja) ging ich zu einer Spazierverabredung: Theresienwiese. Schon von Weitem hörten wir Beethovens “Ode an die Freude” live gespielt, mit der Zeit identifizierte ich mindestens Trompete und Kontrabass als Quelle.

Vor der Ruhmeshalle sahen wir dann, woher die Musik kam: Die Bavaria wurde gerade für Film- und Fotoaufnahmen von fünf Musikerinnen genutzt, neben Trompete und Kontrabass spielten Saxophon, Geige und Klarinette.

Kollegin von hinten.

In den Vorgärten der Stadthäuser um die Theresienwiese sahen wir Schneeglöckchen und Krokanten – hiermit ist Frühling (auch wenn es sehr wahrscheinlich nochmal schneit).

Zurück daheim las ich Internet, wusch Bettwäsche etc., tauschte die Lattenroste meines Betts (auf meiner Seite war eine Latte lose und dadurch nicht mehr so stabil).

Abends gab es mittelfränkische Bratwürste von Vortag: Wir hatten zehn Stück roh mitgenommen. Dazu Karotten-Kohlrabigemüse aus Ernteanteil. Zum Nachtisch griff ich das Kilo Pralinen aus Fabrikverkauf an:

Sie schmeckten nicht besonders gut (Stollwerck), aber als Diätkind werde ich wohl nie eine Menge Schokolade antreffen, die mir zu groß erscheint.

Im Fernsehen ließen wir den Tatort laufen – der sich als überraschend interessant entpuppte. “Murot und das Murmeltier”, so war schnell klar, war eine Groundhog Day-Folge; ich wollte schon Augen rollen, denn das kann man eigentlich nicht mehr machen, doch zum einen mag ich ja nicht-realistisches Erzählen, zum anderen kann man das ja auch gut machen – und das gelang meiner Meinung nach.

§

Wie Technik Menschen zusammenbringt:
“17. Februar 2019
Nach siebeneinhalb Jahren geht mein Plan auf”.

§

Mek macht sich Gedanken, warum er welchem Bettler Geld gibt.
“[am Halleschen Tor]”.

Aus dem Bauchgefühl heraus habe ich immer jene Leute belohnt, die nett geschnorrt haben oder diejenigen die tolle Musik gespielt haben, also Leute die etwas in mir auslösen oder Leute die trotz Armut etwas bewegen oder etwas können.
Aber das ist natürlich falsch. Obdachlos wird man in der Regel weil man gar nichts kann, weil man unsympathisch ist oder weil man nichts auf die Reihe kriegt, nicht mal ein nettes Lächeln, ich bin der Meinung, dass man denjenigen Geld geben muss, die nichts können, die schlecht drauf sind, und auch Trinkern, Holgi sprach in einer seiner WRINT-Sendungen mal darüber, dass man auch Trinkern einfach Geld geben soll, auch wenn man weiß, dass sie es eh versaufen werden. Um sie von diesem Stress zu erlösen den Obdachlosigkeit mit sich bringt, damit sie einfach trinken können, damit es ihnen kurzfristig besser geht, Obdachlosen Geld zu geben ist schließlich keine Investition, sondern man gibt einem Obdachlosen Geld um ihn für eine kurze Zeit vom Stress seines unheimlich anstrengenden Lebens zu lösen. Das klingt so sinnvoll: es ist keine Investition.

die Kaltmamsell

5 Kommentare zu „Journal Sonntag, 17. Februar 2019 – Sonne + Schneeglöckchen und Krokanten = Frühling“

  1. Madame Graphisme meint:

    Den Schokoladen-Fabrikverkauf von Ritter Sport kann ich nicht nur geschmacklich (man bekommt Sorten, die es noch nicht oder gar nicht auf den Markt geschafft haben), sondern auch sonst empfehlen. Museum zum Thema Quadrat und die Kunst dort gar nicht mal banal!
    Und gut schwäbische Verpflegung.

    Nur so, als mögliche Entschädigung für gummelige Pralinen. :)

  2. Ute Katharina meint:

    Liebe Frau Kaltmamsell,
    was ich mich immer mal wieder frage: „Liest Ihre Familie hier mit und wenn ja, wie geht Sie mit Ihrer Offenheit um?“ (sh. Diätkind)
    In meiner Herkunftsfamilie ist es schlicht undenkbar über belastende Dinge öffentlich zu berichten. Aber durch Ihr Blog werde ich immer mutiger, genau dies zu tun. <3

  3. die Kaltmamsell meint:

    Meine Familie, Ute Katharina, weiß von dem Blog, tatsächlich mitlesen tun meines Wissens aber nur mein Bruder und mein Schwiegervater.

  4. Robert meint:

    Warum lesen Ihre Eltern nicht mit?

  5. Croco meint:

    Gestern kam ein magerer, abgerissener Mann an die Haustür. Er sei vom Zirkus und sammle Geld für das Heu. Ich hab ihm was gegeben, also Geld halt. Und bin danach geschimpft worden. Ich hätte mir zumindest den Ausweis zeigen lassen sollen, oder er hätte zumindest das Lama mitbringen können.
    Ich weiß nicht. Geschenke sind Geschenke. Was einer damit macht, ist seine Sache. Und die Not sah man ihm an. Ob das Geld in Heu, Bockwürste oder Alkohol umgesetzt wird, ist schlussendlich egal. Mir jedenfalls.

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